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1.04 Die Prophezeiung

Cradle Of Hope

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~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Mary Elizabeth McGlynn (Pandora)
Edward Newborn (Gregor)
Simon Prast (Nemos)
Christine Bartlett (Philana)
Tony Bishop (Weasel)
Alan De Malmanche (Alter Mann)
Lathan Gains (Kastor)
Paul Minifie (Wirt)
Paul Norell (Straßenverkäufer)
Kirstie O'Sullivan (Ophelia)
Carl Straker (Junger Mann)
Beryl Te Wiata (Cynara)
Susan Winter (Frau)

Stab:
Drehbuch: Terence Winter
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Michael Levine

Erstausstrahlung:
USA 25.09.1995
BRD 17.11.1996

~ Zusammenfassung ~

Als König Gregor von einer Wahrsagerin prophezeit wird, dass ein neugeborenes Kind dereinst Anspruch auf seinen Thron stellen wird, überredet ihn sein böser Berater Nemos, alle neugeborenen Kinder töten zu lassen. Bedienstete des Königs, die um das Leben eines neugeborenen Jungen fürchten, setzen den Kleinen in einem Weidenkörbchen auf dem Fluss aus. Xena und Gabrielle finden das Kind und nehmen sich seiner an. Auf ihrem Weg zum nächsten Dorf rettet Xena einer jungen Frau das Leben vor einer aufgebrachten Lumpenbande, die sie am nächsten Baum aufhängen will. Diese Frau entpuppt sich als Pandora, die in der nach ihrer Großmutter benannten Büchse die Hoffnung der Menschheit mit sich herumträgt. Im folgenden gelingt es Xena und Gabrielle mit viel Geschick und noch mehr Körpereinsatz, König Gregor von der Falschheit seiner Absicht zu überzeugen, den üblen Berater Nemos zu besiegen, dem unschuldigen Baby und auch Pandora am Königshof ein neues Zuhause zu verschaffen: König Gregor, der unter dem Tod seiner Frau und seines Kindes leidet, läßt sich von Xena überreden, das unschuldige Baby, das er eigentlich hatte töten wollen an Kindes Statt anzunehmen. So wird die Prophezeiung war, ohne Gregors Anspruch auf den Thron zu gefährden. Pandora gibt ihre unfreiwillige Wanderschaft auf und bleibt an Gregors Seite. Auf Xenas Bitte hin nennen die beiden den Kleinen "Gabriel".

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

Cradle of Hope - Die Wiege der Hoffnung

Der Name könnte sich auf das Cradle of Hope Adoption Center (www.cradlhope.org) beziehen, eine gemeinnützige Organisation, die Adoptionen vermittelt.

Special thanks to Albert Vartanian. A.Vartarian/Vardanyan ist ein armenische Flötist, der an der Filmmusik mitgewirkt hat (Tanzszene).

Disclaimer
No Babies were harmed during the production of this motion picture - Während der Produktion dieses Films wurden keine Babies verletzt.

~ Kommentar ~

Von der Wurzel allen Übels zur Mutter der Nation: Pandora revisited

Die Episode verarbeitet zwei bekannte Mythen, die Errettung Mose beschrieben im Alten Testament und die Geschichte der Pandora des Dichters Hesiod. Wie die Bibel berichtet, träumt der Pharao von der Vernichtung Ägyptens durch einen Knaben der Gemeinde Israels und erlässt darauf den Befehl alle Nachkommen der Hebräer zu töten. Um ihr Kind zu retten setzt die Sklavin Jochebed es in einem Korb am Ufer des Nils aus. Es wird von eine ägyptischen Prinzessin gefunden, die ihn am Hofe des Pharaos aufzieht und ihm den Namen Mose gibt. Bei uns wird er von der Kriegerprinzessin gefunden, die aber von der Aussicht Windeln zu wechseln nicht gerade begeistert ist. Das wäre schon eher was für die familienbegeisterte Gabrielle, jedoch haben wir schon in den vorherigen Episoden gelernt, dass sie im Grunde lieber mit Xena weiterziehen will. So kommt die frisch gerettete Pandora als potentielle Adoptivmutter gerade richtig. Sie wird zwar als Enkelin der eigentlichen Pandora vorgestellt, jedoch hat der Lynchmob für solchen Feinheiten kein Verständnis. Sie hat offenbar ein ähnliches Problem wie Xena mit den Schatten der Vergangenheit. Als Strafe für den Feuerraub des Prometheus lässt Zeus von Hephaistos das erste Weib erschaffen. Er stattet sie mit Schönheit und einem Gefäß aus, indem Übel und Krankheiten enthalten sind und schickt sie zu den friedlich und gesund lebenden Menschen, was der Logik folgend alles Männer gewesen sein müssen. Die Büchse wird geöffnet und die Folgen sehen wir tagtäglich in den Nachrichten. Warum es auf der Welt überhaupt Krieg, Leid und Elend gibt und wir nicht alle heiter und froh unsere Lieblingsserien anschauen können, ist eine schwierige Frage. Freunde monotheistischer Religionen beißen sich am Problem der Theodizee schon seit Jahrhunderten die Zähne aus. Für die alten patriarchalische Gesellschaften war die Sache klar. Schuld ist die Frau an sich. Sie verführt die Männer und ist damit auch für sämtliche anderen Probleme verantwortlich. So wurde Pandora oft mit Eva gleichgesetzt, die bekanntlich durch ihr Vorliebe für gesunde Ernährung die Männer zum Obst essen gebracht hat, was ihr viele auch heute noch übel nehmen. Die Geschichte der Eva ist im 1.Buch Mose beschrieben. Und was finden wir im 2.Buch Mose? Eben jene Geschichte der Errettung des ausgesetzten Kindes. Das in Xena am Ende ausgerechnet die als Übel der Welt angesehen Pandora/Eva dem armen Prophetenkind eine Familie bietet zeigt den äußerst subversiven Humor der Serie. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die besagte Büchse. In der Kulturgeschichte war diese oftmals ein Symbol für die Gebärfähigkeit der Frau oder um Spike aus dem Film Notting Hill (1999) zu zitieren: "In der Schule hatten wir auch eine, die Pandora hieß. Aber ich konnte noch nicht mal bis zu ihrer Büchse vorstoßen". So wundert es nicht, dass sich die Büchse gerade in dem Augenblick öffnen lässt als Pandora schon bei dem König weilt. In Xena gibt es eben nicht nur den einen Subtext. Auf eine weitere Merkwürdigkeit im Mythos der Büchse wollen wir auch noch hinweisen. Wenn Zeus in die Büchse alles Übel der Welt gepackt hat, warum ist dann die Hoffnung im Paket mit drin? Und warum hoffen wir in all dem Jammer, wenn gerade die Hoffnung in der Büchse geblieben ist? So genau weiß das auch keiner, wahrscheinlich weil alle immer nur auf die attraktive Pandora starren. Vielleicht war Hesiod der gleichen Meinung wie Friedrich Nietzsche, dass die Hoffnung dem Menschen ein Glück vorgaukelt, dass er nie erreichen wird: "Sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie sie Qual der Menschen verlängert". Dem wollen wir hier aber nicht folgen, und räumen der Hoffnung den positiven Stellenwert ein, der ihr gebührt. Und damit gehört sie eindeutig in unsere Herzen und nicht in eine alte Kiste, wie Xena es mal wieder auf den Punkt gebracht hat.

~ Bildkommentar ~

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Die arme Pandora leidet unter den Schatten der Vergangenheit. Seit Jahrhunderten hat sie eine schlechte Presse. Zum Glück rettet Xena sie. Wer mal am Louvre vorbeikommt, kann die "Großmutter" begutachten: Jean Cousin d. Ä, "Eva prima Pandora" ca.1550. In der einen Hand die Büchse, die andere gestützt auf einen Totenkopf. Zumindest die Haarlänge ist ähnlich, über den Rest können wir nur Vermutungen anstellen.
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Das Kind im Körbchen. Gabrielle findet den Kleinen süß. Xena hingegen graut schon vor dem Windelwechseln. Ihre Vorlieben liegen eher im putzen ihrer Waffen. Was sie übrigens ziemlich häufig macht wenn ihr langweilig ist.
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Unsere Pandora hat das Problem vieler Büroangestellter. Morgens die Stechuhr drücken, den ganzen Tag lang albernes Zeug durch die Gegend tragen und sich dafür noch blöd anmachen lassen. Ist man familienorientiert sind da Kinder doch eine echte Alternative.
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Beim Betreten des Saloons muss man seine Waffen abgeben. Doch geht die Schlägerei los, kann Xena ihren Widersachern auch so ganz schön einheizen. Die Idee für das Feuerspucken mit Wein stammt aus dem Jackie Chan Film Jui Kuen II (1994).
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Hier lässt sich's leben: lecker Essen und Mädels. Nemos Spruch "My desire is pleasure not pain" deutet auf gewisse Neigungen bei Hofe hin. Hätte er sich mal besser nur am Buffet erfreut.
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Drei Fragen: Warum haben Könige in Filmen immer hinterlistige Berater? Woher bekommt man in der Antike einen Teddy, der doch erst um 1900 erfunden wurde? Und sind Spinnweben hilfreich für erfolgreiche Trauerarbeit oder eher Zeichen mangelnder Hygiene?
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Diese Fähigkeiten hätte ich auch gern. Eine kurze Handbewegung und die Töle sucht das Weite. Für eine Neuseeländerin ist Bungee Jumping eine Selbstverständlichkeit. Die Ursprünge liegen auf der Insel Pentecost in Vanuatu. Laut der Legende der Ureinwohner erfunden von einer Frau, die auf der Flucht vor ihrem aggressiven Mann war.
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American Football einmal anders: Das Babywerfen. Einige Zuschauer sind entsetzt, die anderen freuen sich am selbstironisch inszenierten Tabubruch. Die Idee für den Kampf ums Baby stammt aus dem Hongkong Film The Heroic Trio (1993), dort allerdings mit tragischem Ausgang, was die westlichen Zuschauer wahrscheinlich noch mehr entsetzt hätte. Jedenfalls entwickelt die Serie ihren unverkennbaren Humor. Eine Wiederholung gibt es in Warrior.. Princess.. Tramp und Eternal Bonds.
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Die antike Patchworkfamilie. Sie kommen aus verschiedenen Schichten, sind noch nicht mal verheiratet und das Kind ist auch nicht von ihnen. Trotzdem bilden sie eine glückliche Familie. Hoffentlich lässt sie die Regenbogenpresse in Ruhe. Wir jedenfalls schließen uns Xena an und wünschen alles Gute für die Zukunft.

~ Trivia ~