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1.06 Xena und der Kriegsgott

The Reckoning

folge106

~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Kevin Smith (Ares)
Bill Johnson (Benitar)
Christopher Mayer (Peranis)
Danny Lineham (Grathios)
Christian Hodge (Teracles)
Phaedra Hurst (Teresia)
Meryl Main (Areolis' Witwe)
Sam Holland (Sohn)
Ross Harper (Polinios)

Stab:
Drehbuch: Peter Allan Fields
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Doug Ibold
Regie: Charles Siebert

Erstausstrahlung:
USA 16.10.1995
BRD 01.12.1996

~ Zusammenfassung ~

Kriegsgott Ares versucht auf tückische Art und Weise, seine ehemals beste Kriegerin wieder für sich zu gewinnen. Er schlachtet vier Bauern ab und schafft es, Xena diese Morde anzuhängen. Im Gefängnis erscheint er ihr und verspricht Schutz gegen das Todesurteil, das die aufgebrachten Bauern gegen sie verhängen wollen. Doch nur unter der Bedingung, dass Xena zu ihm zurückkehrt. Etwas, das für sie vollkommen indiskutabel ist. Trotzdem gelingt es Ares, die Kriegerprinzessin soweit aufzustacheln, dass sie für Momente die Kontrolle über sich verliert und die Bauern, die in ihre Zelle gekommen sind und sie foltern, zusammenschlägt. Sie "erwacht" erst in dem Augenblick, als sie Gabrielle durch einen Schlag ins Gesicht brutal gegen eine Wand schleudert. Xena kommt zur Besinnung, fürchtet, Gabrielle verloren zu haben. Doch diese wendet sich nicht von ihr ab - ganz im Gegenteil: Als sie begreift, dass Gesetz und Gerechtigkeit nicht zwangsläufig identisch sind, will sie die Freundin bei Nacht und Nebel sogar aus dem Gefängnis befreien. Doch Xena hat bereits einen besseren Plan: Sie gibt vor, im Falle ihrer Verurteilung zu Ares zurückkehren zu wollen, und zwar unter der Bedingung, dass er ihr jeden beliebigen Krieger, ob tot oder lebendig, zu ihrem Schutz bereitstellt. Ares willigt ein. Als der Schuldspruch fällt, fordert sie von Ares zu ihrem Schutz genau die Bauern, die dieser zu Beginn abgeschlachtet hat. Die wiederauferstandenen Männer preisen Xena als die Frau, die ihnen gegen den unbekannten Mörder zur Seite gestanden hat. Der Schuldspruch wird aufgehoben. Xena ist frei.

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

The Reckoning - Die Abrechnung

Kein Disclaimer

~ Kommentar ~

Law & Order
The Reckoning gehört zu den vielschichtigsten Folgen der ersten Staffel und gibt dem Zuschauer, so er den möchte, viel zum Nachdenken.
Ares hat seinen ersten Auftritt. Besonders einige weibliche Zuschauer sind von seinem guten Aussehen und seinem Charme begeistert. Aus Sympathie für den attraktiven Bösewicht vergisst der Zuschauer dabei gern, dass Ares am Beginn der Folge erstmal drei Menschen umgebracht hat. Die Macher sind sich dessen bewusst und lassen die vermeintlichen Toten am Ende wieder Auferstehen. Das ermöglicht Ares im Verlauf der Serie die Balance zu halten; einerseits ist und bleibt er der gefährliche Kriegsgott, andererseits wird er nie so abscheulich dargestellt, dass die Sympathie des Zuschauers leidet. Grundvoraussetzung für die knisternde Spannung zwischen Ares und Xena. Dazu trägt auch bei, dass die meisten Kämpfe zwischen den beiden auf mentaler Ebene stattfinden. Im Gegensatz zu den blutigen Schlachten andere Folgen, wird in dieser Episode so gut wie gar nicht gekämpft. Die Auseinandersetzung erfolgt durch geschicktes Reden, Täuschungen und Illusionen. Xena schlägt Ares am Ende mit seinen eigenen Waffen.
Gabrielle kann in dieser Folge endlich zeigen, welches Potential in ihrem Charakter steckt. Als Verteidigerin von Xena knüpft sie an ihre Rolle in der ersten Episode "Sins of the past" an. Ihr rhetorisches Talent kommt nicht nur als Barde, sondern auch als Strafverteidiger zum tragen. Die Gerichtsszene und der Aufbau ihrer Rede sind an die gängigen Serien wie "L.A. Law" oder "Matlock" (für die Älteren) angelehnt. Bei der Beweissicherung hat sie allerdings keine Chance gegen den trickreichen Ares. Doch sie lässt ihre Freundin nicht im Stich. Selbst als sie in Rage von Xena niedergeschlagen wird, kommt sie noch zu einem Rettungsversuch. Da Xena von Peranis geschlagen und durch Ares aufgestachelt wurde, gelten hier mildernde Umstände. Diese Szene kann als symbolisch angesehen werden, ist das Hauptthema der Episode doch Schuld, Sühne und die ordentliche Gerichtsbarkeit. Der Wunsch nach Vergeltung (Grathios: "We need swift revenge, not slow justice"), der auch als Rechtfertigung für die Folterung von Häftlingen gilt, steht dem ordentlichen Strafrecht gegenüber (Benitar: "We can't allow ourselves to become as savage as the savage we hunt"). In ihren Argumentationen folgt die Episode stark der inneramerikanischen Debatte pro und contra Todesstrafe. Die Debatte ist sehr komplex und für den Europäer aufgrund seiner anderen geschichtlichen Erfahrung nicht immer ganz nachvollziehbar. Vergeltung ist eines der Hauptargumente für die Todesstrafe und als Beleg für die Grausamkeit der Tat steht hier der Auftritt von Arelis' Witwe, der die Folgen für die Opfer und ihre Angehörigen zeigt. Eines der Gegenargumente ist die immer vorhandene Möglichkeit des Justizirrtums, besonders wenn eine Verurteilung wie hier nur auf Indizienbeweisen beruht. Reine Fantasy ist die Xena Story jedenfalls nicht, den Parallelen zum Fall von Stanley "Tookie" Williams sind schon ersichtlich, wenn auch zur damaligen Zeit wahrscheinlich nicht bewusst von den Autoren verarbeitet. Zur Erinnerung: Wegen dieses Falls heißt das Grazer Stadion jetzt nicht mehr Arnold Schwarzenegger-Stadion. Die Frage, ob auch im Falle der echten Schuld die Todesstrafe berechtigt wäre, lässt die Serie wohlweislich offen (Xena: "I've done a lot worse in my time; Benitar: "We can hold you answerable only for what you've done here").
Und so kann sich jeder am Ende fragen, wie er selbst reagieren würde wenn er die Anfangsszene nicht mitbekommen hätte und in der jeweiligen Situation von Peranis, Benitar oder Gabrielle wäre. Wie gesagt, viel Stoff zum Nachdenken.

~ Bildkommentar ~

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Xena versucht den Opfern von Ares zu helfen und wird von den Dorfbewohnern gleich in den örtlichen Kerker gesteckt. Der sieht allerdings aus wie ein S/M Studio. Gabrielles weiß nicht was das ist und denkt dass in ländlichen Gegenden Gefangene immer so behandelt werden.
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Ares zeigt Xena wie toll es wäre seine Königin zu sein. Die meisten Damen müsste er nicht zweimal fragen, verspricht doch die dampfende Badewanne entspannte Stunden. Xenas Bedarf ist allerdings gedeckt und sie will zurück in den Kerker. Ihren Friseur sollte man für dieses toupierte Dings auch einkerkern.
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Die Dorfbewohner vergnügen sich schon mal mit der Exekution von Strohpuppen. In südöstlich gelegenen Siedlungen werden bei solchen Gelegenheiten auch gerne Flaggen verbrannt. Ohne Fernsehen scheinen die Leute nicht viel zu tun zu haben. Gabrielle kettet sich aus Protest an. Bringt bei Castor Transporten nicht viel, hier ist es auch mehr als gut gemeinte Geste zu begreifen.
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Strafverteidigerin Gabrielle ermittelt, doch Ares hat alle Spuren beseitigt. Auch der einzige Zeuge zeigt auf die vermeintlich schuldige Xena. Für die Bildzeitung wäre der Fall klar, für die Geschworenen auch.
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Peranis scheint jedenfalls zu wissen was ein S/M Studio ist. Xena findet, dass er erstmal ordentliches Benehmen lernen sollte und knallt ihm als Erziehungsmaßnahme eine vor den Latz.
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In ihrem Wahn schlägt Xena auch die gute Gabrielle. Doch die ist eine der Wenigen dieser Episode mit innerer Größe und verzeiht ihr. Sie bietet sogar Xena an, sie mit Argos Hilfe zu befreien. Da der Spalt aber sehr eng und die Mauer mindestens 30cm dick ist, ist es auch hier mehr als gut gemeinte Geste zu begreifen.
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Xena hat einen anderen Friseur probiert und lockt Ares in eine rhetorische Falle. Der ist so sehr mit der Obstschale und dem edlen Wein beschäftigt, dass er nichts merkt.
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Nachdem die Dorfbewohner sich schon so sehr auf die Hinrichtung gefreut haben, müssen sie sich jetzt mit den auferstandenen Toten begnügen. Aber wer in Stimmung ist, findet immer was zu feiern. Ares verspricht wiederzukommen, egal welches Haarstyling Xena hat.

~ Trivia ~