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1.09 Ohne Tod kein Leben

Death In Chains

folge109

~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Ray Henwood (Sisyphus)
Kate Hodge (Celesta)
Kieren Hutchison (Talus)
Erik Thomson (Hades)
Leslie Wing (Karas)
Wayne England (Verwundeter Mann)
Chris Graham (Toxeus)
Kelly Greene (Wache)
Gordon Hatfield (Seerus)
Paul McLaren (Streptus)
Beryl Te Wiata (Alte Frau)
Allan Wilkins (Schläger)

Stab:
Story: Babs Greyhosky, Adam Armus und Nora Kay Foster
Drehbuch: Adam Armus and Nora Kay Foster
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Charles Siebert.

Erstausstrahlung:
USA 13.11.1995
BRD 29.12.1996

~ Zusammenfassung ~

Weil er seine Zeit noch nicht für gekommen hält, nimmt Sisyphus kurzerhand den Tod gefangen. Doch ohne den Tod - der hier in Gestalt einer schönen jungen Frau namens Celesta auftritt - gibt es für die Menschen, die alt oder krank sind, keine Erlösung. Hades, Herrscher der Unterwelt, bittet Xena, Celesta zu befreien. Auf dem Weg zum Schloß von König Sisyphus lernt Gabrielle den jungen Talus kennen, in den sie sich verliebt. Als sie erfährt, dass Xena, die sich alleine auf den Weg zum Schloss gemacht hat, den Tod auf keinen Fall berühren darf, da sie sonst selber sterben muss, folgt sie ihr gemeinsam mit Talus. Ihnen wiederum heften sich Toxeus und seine Spießgesellen an die Fersen, die verhindern wollen, dass Xena den Tod befreit, weil für sie die Unsterblichkeit eine verlockende Vorstellung ist, nicht zuletzt auch deshalb, weil einige von ihnen sonst längst das Zeitliche gesegnet hätten. Xena gelangt ins Schloss, wird von Sisyphus aber in ein unterirdisches Verließ geworfen. Dort landet auch Talus, dem es schließlich gemeinsam mit Xena gelingt, Sisyphus vom Egoismus seiner Handlungen zu überzeugen. Alles wäre gut, gäbe es da nicht noch Toxeus, der Gabrielle kurzerhand als Geisel nimmt, um Xena von ihrer Befreiungsaktion abzuhalten. Die lässt sich aber nicht abhalten, sondern befreit auf ihre unvergleichliche Art erst Gabrielle und durchtrennt dann die Ketten des Todes mit ihrem Chakram. Toxeus und seine Mannen sterben, Sisyphus darf leben. Zu Gabrielles Entsetzen nimmt der Tod jedoch den jungen Talus mit, der seit langem schon krank ist und bereit, auf "die andere Seite" hinüberzuwechseln.

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

Death in Chains - Der gefesselte Tod

Disclaimer

No Jumbo Sized Cocktail Rats were harmed during the production of this motion pictures.

Während der Produktion dieses Films wurden keine riesengroßen Cocktail Ratten verletzt.

Das Wortspiel ließ sich nicht eindeutig recherchieren. Falls einer der Leser genaueres weiß, bitte im Forum posten.

Die Entertainer Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin wurden als "The Rat Pack" (Die Rattenmeute) bezeichnet. Angeblich hatte sie Lauren Bacall so bezeichnet, nachdem sie mit ihrem Mann Humphrey Bogart nach einer durchzechten Nacht in Las Vegas ziemlich heruntergekommen aussahen.

Es gibt auch ein "Rat Cocktail", eine Ketamin/Xylazin Mischung, die in der Tiermedizin als Narkosemittel verwendet mit. Da Ketamine beim Menschen halluzinogene Wirkungen haben ist es auch als Partydroge, besonders in den USA, im Umlauf.

~ Kommentar ~

Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln. (Marcus Aurelius)
König Sisyphos galt in der griechischen Mythologie als listenreich und verschlagen; dass er hier als Fallensteller und Illusionist portraitiert wird, ist ganz im Sinn der antiken Vorlage. Als Zeus mal wieder eine Frau entführte, in diesem Fall Aigina, verriet er ihrem Vater, dem Flussgott Asopos, den Raub und bekam als Gegenleistung eine Wasserquelle. Dies wird im ersten Dialog zwischen Sisyphos und Celesta kurz erwähnt. Zeus schickte daraufhin Thanatos, den Tod, um Sisyphos im Hades anzuketten. Doch der schlaue Sisyphos überlistet Thanatos und erst Ares kann es wieder richten. Aus Thanatos haben die Autoren hier eine Celesta gemacht. Damit sind wir schon beim ersten Widerspruch im Drehbuch, denn wenn Celesta am Ende zu Talus will, der zu diesem Zeitpunkt ganz woanders ist, was macht sie dann bei Sisyphos? Doch lassen wir das hier als dramaturgisch gerechtfertigt und mythosgerecht durchgehen, sonst wären wir gar nicht in den Genuss von Sisyphos und seinen Ratten gekommen.
Eine Frau als Personifikation des Todes zu verwenden ist sehr ungewöhnlich. Einzig bekannteres Beispiel ist die Comic Serie "The Sandman", in der der Tod als junge Frau im Gothic Outfit erscheint. Üblicherweise kommt der Tod als schwarzer Sensenmann wie eindrucksvoll in Ingmar Bergmans "Das siebte Siegel"(1957). Wer es nicht so mit alten Kunstfilmen hat, kennt vielleicht den Gastauftritt in Schwarzeneggers "Last Action Hero"(1993). Durch die Darstellung als anmutige, leicht melancholische Celesta schaffen es die Autoren dem Tod etwas von seinem Schrecken zu nehmen und machen ihn zu einer Art humaner Sterbebegleitung. Da kann man die Episode fast als einen Betrag zur aktuellen, und immer noch sehr schwierigen, Diskussion zum Thema Sterbehilfe sehen. Die alte Frau, die Gabrielle um die Erlösung von ihrem Leid bittet, ist dafür ein Beispiel. Der Tod als Erlöser vom Leid ist eine Vorstellung der christlich geprägten Gedankenwelt des Mittelalters. Viele der Dialogstellen in dieser Folge erinnern sehr an das Streitgespräch in Johannes von Tepls "Der Ackermann und der Tod" (ca. 1401). Der Ackermann beklagt den Verlust seiner jungen Frau und der Tod erklärt: "Weiß Du es nicht, so wisse es nun: Sobald ein Mensch geboren wird, sobald hat er den Kauftrunk getan, dass er sterben muss. Des Anfangs Geschwister ist das Ende." Da schützt auch die Jugend nicht davor, wie der arme Talus erfahren muss.
Im Mittelalter war der Tod noch eine alltägliche Erfahrung im Leben jeden Mitteleuropäers. Diese Erfahrung ist uns Kindern des Medienzeitalters verlorengegangen. Zwar wird auf den Bildschirmen fleißig gestorben, doch jeder weiß, dass die Schauspieler nach ihrem filmischen Ableben munter weiter machen. Wird in den Nachrichten über reale Sterbefälle berichtet, so sorgen unsere Medien dafür, dass nur Bilder aus glücklichen Tagen zu sehen sind oder rechtzeitig abgeblendet wird; oder man berichtet erst gar nicht darüber. Das mag aus Pietät verständlich sein, kann aber auch zu unrealistischen Vorstellungen führen. So lassen die Bürger aus Angst vor Terroranschlägen allerlei Gesetzeseinschränkungen über sich ergehen, obwohl alleine im deutschen Straßenverkehr jährlich mehr Menschen sterben als in sämtlichen Terroranschlägen der letzen Jahre, inklusive WTC, zusammengenommen. Nur nimmt das keiner wahr. Auch kokettieren manche Subkulturen mit der Nähe zum Tod, wie die Neue Deutsche Todeskunst, jedoch haben diese melancholisch morbiden Phantasien oft wenig mit dem realen Sterben zu tun. So ist der natürliche Tod weitgehend aus der täglichen Wahrnehmung verschwunden und findet meist in der anonymen Abgeschiedenheit der Krankenhäuser und Altenheime statt. Allenfalls medizinische Berufsgruppen bekommen so die Endlichkeit des Daseins und das Leid der Sterbenden noch tagtäglich vor Augen geführt.
Johannes von Tepls Ackermann lässt sich nach langem Streitgespräch vom Sinn des Todes überzeugen. Unserem Sisyphos geht es am Ende ähnlich, wenn auch etwas weniger philosophisch. Talus ist von Anfang an erwachsener als Gabrielle und seine stoisch gelassene Einstellung hätte auch unserem Zitatgeber Marcus Aurelius zugesagt. Talus war bislang einer der überzeugendsten Männerbekanntschaften von Gabrielle und ein langer Kuss ähnlich Sisyphus und Gattin hätten die Autoren den beiden schon zugestehen können. Schade, dass er nur die "Redshirt" Rolle abbekommen hat. Geschickt versucht die Episode, die an sich tragische Grundhaltung etwas abzumildern. Dazu trägt die Figur der Celesta bei, wie auch die ausgiebige Verwendung der "Wir gehen ins Licht" Klischees. Ob man das als Trost oder als Illusion sieht, hängt vom persönlichen Glaubensbekenntnis des Zuschauers ab. Zuweilen enden solche Versuche im religiösen Kitsch, hier jedoch wahren die Darsteller die Balance. Talus Blick zurück wirkt doch wie ein endgültiger Abschied und wenn er und Gabrielle sich je wiedersehen sollten, dann wir es nie so sein wie vorher. Gabrielles Schmerz wirkt real und dringt bis in Herz unserer abgehärteten Kriegerin, deren Haltung nach anfänglicher Irritation zum Mitgefühl wechselt. Allein Xenas Minenspiel in der Schluss-Szene macht die Episode sehenswert.

~ Bildkommentar ~

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Klassische Darstellung des personifizierten Todes in Ingmar Bergmans "Das siebte Siegel" (1957). Im weißen statt im schwarzen Gewand und eher melancholisch als mit grimmigem Blick kommt Celesta. Ein deutlich angenehmerer Anblick als der alte Gevatter.
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Sisyphos überlistet Celesta mit einer Dinnereinladung. Also ehrlich, dass sich jemand mit ihrer Linie so leicht an einen Tisch mit Schweinskopf setzt, wirkt doch unglaubwürdig. Da hätte die Präsentation der Schuh- und Kleidersammlung von Frau Sysiphos als Ablenkungsmanöver überzeugender gewirkt.
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Xena freut sich, dass Gabrielle endlich ihre Farmerklamotten gegen was Flotteres ausgetauscht hat. Auch Toxeus und sein Gefolge freuen sich über die im Second-Hand Laden der Klingonen neu erworbenen Westen. Der Verkäufer sagte noch Heghlu'meH QaQ jajvam.
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Weder Warlordsohn noch Priesterjunge - Talus erzählt gerne Geschichten und weiß die heimische Flora zu schätzen. Das ist doch mal was für Gabrielle.
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Gibt es leider noch nicht im Baumarkt. Das multifunktionale Chakram kann auch als Kreissäge eingesetzt werden. Und Xena versucht die trickreiche Frage zu lösen, wie man jemand bekämpft der gar nicht sterben kann. Hätte sie mal gleich den Baum gefällt, als nur den Ast.
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Toxeus hat ein Motivationsseminar besucht und weiß jetzt, wie er seine Männer überzeugen kann. Er bringt sie vorsorglich alle um. Danach herrscht wieder Friede im Lager und alle stellen sich zu einem Gruppenphoto auf.
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Die alte Frau möchte gerne sterben, kann aber ohne Celesta nicht. Talus ist unheilbar krank und weiß, dass der Tod nicht zwischen jung und alt unterscheidet. Harte Kost für den Zuschauer. Xena macht mit diesen existentiellen Themen einen weiteren Schritt aus dem Serieneinerlei heraus.
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Sisyphos tritt als Zauberkünstler auf und erfindet Fallen für neugierige Besucher. Zugern hätten wir gewusst, wer alles vor Xena diesen Weg versucht hat. Und Karas geben wir den Rat, dass sich Ehefrauen manchmal doch für die Hobbys ihrer Männer interessieren sollten.
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Gabrielles tierischer Freund wirkt noch ansatzweise possierlich. Xenas und Talus' Rattenbad erhöht dann doch den Ekelfaktor und den Respekt vor dem Schauspielerberuf. Wäre Sisyphos im xena24 Forum, hätte er einiges im Thread Haustiere zu berichten.
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Die arme Celesta sitzt die ganze Episode nur gefesselt im Stuhl. Und das Essen wurde auch schon abgeräumt, obwohl sie jetzt wahrscheinlich selbst den Schweinskopf nicht verschmäht hätte. Dödel Sisyphos erfindet komplizierte Fallen, bekommt aber das Schloss nicht auf. Glücklicherweise kann's Xena richten und erledigt gleich noch den ganzen Rest.
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Hier lassen wir die Blicke für sich sprechen.

~ Trivia ~