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1.16 Hilferuf eines Toten

Mortal Beloved

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~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Bobby Hosea (Marcus)
Paul Willis (Atyminius)
Erik Thomson (Hades)
Michael Hurst (Charon)
Chris Graham (Toxeus)
John Palmer (Reisender)
Michelle Armstrong (Junge Frau)
Geoff Clendon (Vater der Braut)
Chantelle Brownlee (Braut)

Stab:
Story: Josh Becker and Jack Perez
Drehbuch: R.J. Stewart
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Garthy Maxwell

Erstausstrahlung:
USA 12.02.96
BRD 16.02.97

~ Zusammenfassung ~

Xenas Freund Marcus, der in "Doppeltes Spiel" nach einer selbstlosen Tat sein Leben aushauchte, kehrt aus der Unterwelt zurück, um Xena zu Hilfe zu rufen: Dem gemeinen Mörder Atyminius ist es gelungen, Hades den Helm der Unsichtbarkeit zu entwenden und die Unterwelt auf den Kopf zu stellen. Die Bösen können machen, was sie wollen, die guten Seelen sitzen im Tartarus fest und müssen im Höllenfeuer schmoren. Obwohl Gabrielle aus Sorge um die Freundin fast auf die Barrikaden geht, beschließt die Kriegerprinzessin, dem Mann, den sie einst liebte, zu helfen. Sie taucht auf den Grund des Alkonischen Sees und gelangt mit Hilfe von Charon in die Unterwelt. Gemeinsam mit Marcus kämpft sie sich bis in Hades' Schloß vor. Atyminius ist mit Hilfe des Helms bereits auf dem Weg in die Welt der Sterblichen. Als Hades dies erfährt, gibt er Marcus für 48 Stunden sein Leben zurück, damit dieser gemeinsam mit Xena den Helm zurückholen kann. Leider hat Atyminius einen Vorsprung und nur in letzter Sekunde kann Xena verhindern, dass er Gabrielle, die treu am Ufer des Sees auf die Freundin wartet, umbringt. Da Atyminius mit Vorliebe junge Bräute am Vorabend ihre Hochzeit tötet, machen die drei sich auf den Weg zur nächsten Hochzeit. Und tatsächlich: Atyminius ist bereits dort. Xena legt sich statt der Braut ins Bett und tötet den Killer aus der Unterwelt. Marcus überlegt derweil, mit Hilfe des Helms in der Oberwelt zu bleiben, entscheidet sich aber dagegen, weil er von Xena gelernt hat, das eigennütziges Handeln immer auf Kosten anderer geht. Xena gelingt es, Hades soweit von Marcus' Gutheit zu überzeugen, dass der Freund nicht mehr zurück in den Tartarus muss, sondern von nun an auf den grünen Auen der Elysischen Gefilde die Ewigkeit fristen darf.

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

Mortal Beloved - Sterbliche Geliebte

Eventuell Wortspiel mit dem Brief "An die unsterbliche Geliebte" von Ludwig van Beethoven. Dieser kurze Liebesbrief wurde nach Beethovens Tod in seiner Wohnung gefunden. Bis heute ist nicht genau bekannt an wen er gerichtet war, noch ob er überhaupt abgeschickt wurde. Der Brief diente auch als Titel für den biographischen Film über Beethoven "Immortal Beloved (1994)" von Bernhard Rose.

Disclaimer

No Winged Harpies were harmed or sent to a fiery grave during the production of this motion picture.

Keine geflügelten Harpyien wurden während der Produktion verletzt oder in ein feuriges Grab befördert.

Harpyien sind in der griechischen Mythologie weibliche Dämonen, halb Mensch - halb Vogel. Homer erwähnt die Harpyie Podarge, Hesiod die beiden Aello und Okypete. Ursprünglich waren sie Windgeister bzw. Sturmdämonen. Der Gott des Westwindes Zephyros (auch Zephir) zeugt mit Podarge die Pferde des Achilleus. Ihre schreckliche Gestalt wurde in der Legende von Jason und den Argonauten beschrieben.

~ Kommentar ~

Nachricht von Marcus
Marcus meldet sich aus der Unterwelt zurück und bittet Xena um Hilfe. Die romantische Idee der ewigen Bindung über den Tod hinaus hat schon zahlreiche Liebesfilme inspiriert. Und eigentlich wären Xena and Marcus gar kein so schlechtes Paar, würde die Geschichte nicht von zahlreichen Ungereimtheiten ins Abseits gedrängt werden. Das fängt schon mit Hades an, der angeblich ein Gott ist und Toten zumindest zeitweise das Leben geben kann, aber ohne sein Helmchen nicht aus der Stube findet. Dieser soll angeblich nach Atyminius' Tod automatisch auf die andere Seite wechseln, wird dann aber doch von Xena persönlich überbracht. Und obwohl Marcus Tod schon beschlossene Sache ist, da seine nur 48h ablaufen, wird er noch von Xena melodramatisch erstochen. Immerhin kommt er so ins Elysium, das von den botanischen Sehenswürdigkeiten abgesehen allerdings eher nach gepflegter Langeweile aussieht. Besonders wenn die ganzen Hades-Toten wieder weg sind, die wenigsten etwas Leben in die Bude gebracht haben.
Mit Atyminius tritt der erste Bösewicht auf, vor dem man wirklich etwas Angst bekommt. Erst köpft er effektvoll Toxeus und widmet sich dann wieder ganz seinen Hobbys, dem meucheln von jungen Bräuten. Dazu hätte es aber keinen Helm der Unsichtbarkeit gebraucht. Dieser Helm, in der germanischen Mythologie auch als Tarnkappe bekannt, war der Sage nach von den Zyklopen als Waffe geschmiedet wurden, damit Zeus und sein Bruder Hades die Titanen bekämpfen konnten. Er macht vor allem unsichtbar vor den Augen anderer Götter, denn vor den Menschen können sich die Götter auch ohne Helm unsichtbar machen. Hades hat den Helm auch verliehen, so an Perseus der dadurch die Medusa bekämpfen konnte. Was sich in der Sage schön liest, muss aber im visuellen Medium Film nicht immer überzeugen. Denn das Problem des wunderbaren Bösewichtes Atyminius ist, dass der Zuschauer von ihm nicht allzu viel zu sehen bekommt; ein Problem mit dem alle Filme über Unsichtbare zu kämpfen haben. So setzt James Whales Klassiker "Der Unsichtbare (1933)" ganz auf die Psychologie des Wahnsinnigen und modernere Versionen verwenden eine ausgefeilte Tricktechnik um den Unsichtbaren indirekt wieder sichtbar zu machen (z.B. im Regen). Mehr als Spuren im Sand und umfallende Tische haben die Macher aber nicht zu bieten. Und Atyminius bleibt bei seinen kurzen Auftritten zuwenig Zeit um seine diabolische Natur richtig auszuspielen. Nach seinem vielversprechenden Erstauftritt mit Toxeus und ein bisschen Geplänkel mit Gabrielle kann die Brautgeschichte am Ende nicht wirklich schrecken. So bleibt Atyminius nur die Ehre einen der witzigsten Sprüche zu machen: "I hate jugglers! Be glad you're not a mime!", womit endlich mal jemand ausgesprochen hat, was viele über Pantomimen denken, aber nicht zu sagen wagen.
Gut für Sprüche und ein Höhepunkte der Episode überhaupt ist Charon der Fährmann. Michael Hurst, sonst als Iolaus unterwegs, zeigt sein komisches Talent. Da nimmt man gerne in Kauf, dass man die Harpyien zweimal ertragen muss, da mangels Ideen der Autoren Xena und Marcus noch mal den Weg in den Hades wiederholen. Zwar war die digitale Tricktechnik 1995 noch nicht ganz so ausgereift, aber die beiden Flügelwesen hätten allenfalls bei Nintendo durchgehen können. Glücklicherweise gehen die Autoren später nur noch selten auf den Monstertrip so wie die Hercules Serie, sondern setzen mehr auf die gute alte Action und die Beziehungsdramen.
Gabrielle ist in dieser Episode selten zusehen, da sie die meiste Zeit am See auf die Rückkehr von Xena wartet. Trotzdem ist diese Szene interessant, wenn man etwas in der Mythologie gräbt und sich an die Schluss-Szene aus Dreamworker erinnert. In der griechischen Region Argolis lag die antike Stadt Lerna mit ihrem Hain und ihren Quellen. In der Nähe von Lerna liegt der Halkyonische See. Hier tötete Herakles die Hydra. Laut dem Geographen Pausanias war der See so tief, dass nie jemand seinen Grund erreicht hat. Obwohl an der Oberfläche ruhig, sollte es im See gefährliche Strömungen geben, die den unbedachten Schwimmer in die Tiefe ziehen. In der Mythologie ist der See Zugang zur Unterwelt und Dionysos tauchte hinab um seine Mutter Semele aus dem Hades in den Olymp zu bringen. Der Name Halkyonischer See kommt aus der Legende der Prinzessin Alkyone und ihrem Mann Keyx, wobei Ovid in seinen "Metamorphosen" die romantischere Version bietet. Trotz der Warnung von Alkyone macht sich Keyx auf eine Seereise zum Apollon-Orakel. Alkyone bittet jeden Tag die Beschützerin der Ehe Juno (bzw. griechisch Hera), ihren Mann sicher heimkehren zu lassen. Doch Keyx' Schiff gerät in einen Sturm und er ertrinkt, wobei seine letzten Worte seiner geliebten Frau galten. Juno schickte deshalb Morpheus zu Alkyone, der ihr im Traum in Gestalt ihres ertrunkenen Mannes erscheint. Alkyone geht am nächsten Morgen zum Strand und findet die Leiche ihres Mannes. Voller Verzweiflung stürzt sie sich in die Fluten. Die Götter haben mit den Liebenden Mitleid und verwandeln sie in Vögel, die Halcyonen (Unterart der Eisvögel). Da Alkyone eine Tochter des Windgottes Aeolus war gewährte er ihnen zur Brutzeit ruhige, windstille Tage. Diese heißen auch "halkyonische Tage". Gabrielle sitzt also bei schönem ruhigem halkyonischem Wetter am halkyonischen See. Unter dem ruhigen See hausen die Sturmdämonen und die Sünder. Eine ähnliche Metapher vom See benutzte Xena am Ende der Episode X1.03 Gefährliche Träume. Gabrielle und die Braut sind auf der Seite der Unschuldigen, Marcus und Atyminius auf der Seite der Schuldigen und Xena schwimmt zwischen den Welten hin und her. Marcus werden nach seinem zweiten Tod die "Sünden der Vergangenheit" vergeben, was aus Atyminius nach seinem zweiten Tod wird erfahren wir nicht. Wahrscheinlich kommt er in die "Hängenden Gärten der ekelhaften Krankheiten".
Insgesamt also eine Episode mit vielversprechenden Ansätzen. Leider kommt weder die Liebesgeschichte, noch die Schuld/Sühne Thematik so richtig rüber. Die vielen mythologischen Anspielungen und Symbole wirken eher als Spielerei als nach einer Geschichte die man sich zweimal ansehen sollte. Ein wenig Schade, dass man aus Marcus und Atyminius später nicht mehr gemacht hat.

~ Bildkommentar ~

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Was die unbekannte Schöne nachts im Wald macht ist rätselhaft. Dafür zeigen Xena und Gabrielle was Helden abends machen. Sie gehen in die Kneipe und bechern einen.
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Marcus präsentiert den Damen den ersten vielversprechenden Blick auf seinen Oberkörper. Noch hat er sein Jäckchen an. Xena folgt dem Hilferuf des Toten. Sie zieht ihre neuesten Badeklamotten an und macht sich bereit zum Sprung. Wenn wir auf den Busch im Wasser schauen, müssen wir allerdings befürchten, dass sie bei der geringen Wassertiefe gleich richtig tot in der Unterwelt ankommt.
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Das ist nicht "Talua, the dancing girl", sondern der gute alte Iolaus in seinem 0€ Nebenjob, denn in dieser Episode bezahlt keiner für die Überfahrt. Viel kann man sich im Hades wahrscheinlich eh nicht kaufen.
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Atyminius ist endlich mal ein richtig irrer Bösewicht. Wozu mitten im Grünen eine goldene Amphora steht weiß keiner, ebenso wenig warum die beiden Damen sich prügeln. Im Sinne der Gleichberechtigung geht das aber in Ordnung. Wenigstens bringen die Toten etwas Stimmung ins Paradies.
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An einem halkyonischen Tag rührt Gabrielle kontemplativ im See herum. Unter dem ruhigen Wasser toben die Nintendo Harpyien. Allein die Qualität der antiken Computergrafik macht dem modernen Zuschauer schon Angst.
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Einiger Zweck der Harpyien: sie bringen den Oberkörper von Markus voll zur Geltung. Schade eigentlich, dass Xena nicht von den Harpyien gekrallt wurde. Wenn wir allerdings den dandyhaften Bademantel von Hades betrachten, ist das mehr die Oberkörper-Episode für die weiblichen Zuschauer.
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Keine Burka, sondern der Tarnanzug der Braut. Dass die Brautjungfer die Kerze von Celesta aus "Death in Chains" trägt ist allerdings kein gutes Zeichen. Immer noch keine Burka, sondern Atyminius, nun nicht mehr unsichtbar. Er haucht sein Leben auch ohne Kerze aus.
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Der finale Rettungskuss: Xena ersticht Markus, damit er ins Elysium kommt. Wenn wir allerdings sehen, was für Bräute im Elysium rumlaufen, dann verliert der romantisch-morbide Abschied von Xena doch seine Wirkung. Sollen wir Marcus jetzt bedauern oder beglückwünschen?
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Xena hat ihren Ex ins Paradies verfrachtet und bekommt als Dank ein paar Algen ans Schwert. Dafür kann sie jetzt mit Gabrielle in aller Ruhe die wunderschöne Aussicht genießen. Wer braucht da noch ein Elysium.

~ Trivia ~