FANWORK > Fanfiction > Anne Azel - P.N.G. Encounter Teil 1

Disclaimer: Die Charaktere von Xena und Gabrielle sind Eigentum von Universal und Renaissance Pictures. Es sind keine Copyrightverletzungen beabsichtigt.
Dank: Ich bin erfreut, dass so vielen von euch die Serie zu gefallen scheint. Eure Kommentare sind sehr freundlich und sehr willkommen. Besonderen Dank an Lisa, meine Betareaderin. So, wie die Geschichten angelegt sind, ist es am besten, man liest sie in der richtigen Reihenfolge.
Warnung: Diese Geschichten gehört zu den 'alternativen' FF. Bitte lest sie nicht, wenn ihr nicht das entsprechende Alter habt oder wenn solches Material an eurem Ende der Welt nicht legal ist.
Wichtige Warnung: Diese Geschichte basiert auf Ereignissen, die wahr sind und die Umgebung und die traditionelle Kultur der Stämme des Hochlandes von P.N.G. beschreiben. Einige Beschreibungen in dieser Geschichte sind graphisch und brutal. Einige Leser könnten der Meinung sein, dass die traditionellen Szenen beunruhigend sind, da sie nicht fiktiv sind, sondern reale Ereignisse wie rituelles Töten und Mord enthalten.

Anmerkung von jany_: Folgende Geschichte ist geistiges Eigentum von Anne Azel. Copyright zur Übersetzung liegt bei jany_. Kopien zur privaten Lektüre stehen frei, solange sämtliche Disclaimer erhalten bleiben. Veröffentlichung jeglicher Art, wie z.B. im Netz, erfordern jedoch die Zustimmung der Übersetzerin.
Feedback: ist jederzeit unter jany_@online.de willkommen.
Copyright © 2003 jany_

P.N.G Encounter

By
Anne Azel

a_azel@hotmail.com

Übersetzung von jany_

Teil 1
Mary Giovani schaute aus dem kleinen hinteren Seitenfenster des viersitzigen Flugzeugs, als es sich über die hochragenden Kalksteingipfel des südlichen Hochlandes von Papua Neu Guinea bemühte. Unten ihr lag ein in der Steinzeit zurückgebliebenes Land, welches nun versuchte in einer einzigen Generation, in das Weltraumzeitalter einzutreten. Der Baldachin des dichten grünen Dschungels wurde nur durch den Nebel der Ströme in den tiefen Tälern durchbrochen. Hier und dort stiegen Rauchsäulen in den Himmel auf, die verräterischen Beweise der dort unten lebenden Steinzeitmenschen, von denen einige wohl einstmals Kannibalen gewesen waren.
Marys erdbeerblondes Haar fing das Sonnenlicht, als sie sich mit einem Seufzer zurücklehnte. Sie erlaubte ihrem zierlichen Körper, sich in den abgenutzten Ledersitz zu entspannen und schloss ihre Augen. Sie war müde. Drei Wochen lang hatte sie als freiberufliche Journalistin bei einer neuen Kupfermine tief im wilden Herzen Papua Neu Guineas gearbeitet. Es war hart gewesen, in einem Zelt zu leben und sich mit dem andauernden Regen, dem Schlamm und den gelegentlich anstößigen Bemerkungen der männlichen Arbeiter abzufinden, die zu lange von ihren Geliebten getrennt gewesen waren. Aber das war es wert gewesen! Sie hatte aus erster Hand den Reichtum und die Zerstörung miterlebt, die in ein isoliertes Gebiet eindrangen, wenn sich eine multinationale Gesellschaft ausbreitete. Sie würde eine Serie von Artikeln schreiben, die von der Zerstörung des Regenwaldes bis zur Wirkung moderner Technologie auf die eingeborenen Leute reichen würde...

"Fräulein! Fräulein! Em i gut bik-pella truble!", rief der Pilot, während er anfing in Pidgin, der Handelssprache des Südpazifischen Gebietes zu reden. Mary öffnete ihre Augen gerade als das Flugzeug heftig ruckte. Sie sah eine dünne Linie roter Luft entlang des Seitenfensters. Einige flaumige Federn hielten sich gegen die Kraft des Windes. Die Maschine prustete wieder und das Flugzeug fiel, wackelte und pendelte sich wieder ein. Der Pilot kämpfte, um seine Höhe zu senken, ohne eine Bruchlandung zu verursachen. Mary musste nicht gesagt werden, wie ernst die Situation war. Das einmotorige Maschinenflugzeug hatte einen Vogel im Flug gerammt und die Maschine versagte. Sie würden eine Stelle zum landen finden müssen oder sie würden abstürzen! Die Journalistin drückte ihr Gesicht ans Fenster, um das Gebiet unten ihnen nach einer Lichtung zu durchsuchen, die groß genug zum landen war.
"Dort!", rief sie, dem Piloten auf die Schulter klopfend und zeigte auf eine winzige Lichtung zu ihrer Rechten. Der Pilot nickte und legte das Flugzeug in eine scharfe Kurve, um auf den kleinen Streifen flachen Grases am Rande eines Berghangs zuzusteuern. Der Motor hustete noch einmal bevor er versagte und die Stille plötzlich ohrenbetäubend wurde. Das kleine Flugzeug behielt seinen Kurs bei, fiel jetzt aber immer schneller, während es vorwärts glitt. Mary zog ihren Sicherheitsgurt fest, legte ihre große, weiche Handtasche in ihren Schoss und lehnte sich darüber, ihren Kopf mit ihren Händen bedeckend. Sie hatte die Sicherheitsanweisungen in großen Flugzeugen hunderte von Malen gelesen, ohne daran das Interesse zu verlieren. Jetzt war es Wirklichkeit geworden und das wenige, das sie tun konnte, ließ sie verzweifelt fühlen.
Das kleine rote Flugzeug schlug mit einem unheimlichen Schlag auf der Graspiste auf und hüpfte dann wieder in der Luft, um noch einmal aufzuschlagen. Aus den Augenwinkeln konnte Mary die Räder des Flugzeugs an ihnen vorbeifliegen sehen gerade, als das kleine Flugzeug verkehrt herum wieder in der Luft schnellte und ein drittes Mal auf den Boden schlug. Das dünne Aluminiumdach brach und fiel auf sie hinunter. Sie fühlte, wie sich ihr Fuß unter dem Sitz verfing, als sich ihr Körper in eine andere Richtung bewegte. Schmerzen schossen in Marys Bein hoch und durch ihre Schläfe. 'Also ist dies der Tod', dachte sie, als die Dunkelheit über sie kam.
**************
Doktor Jessica Vizirakis datierte ihr Tagebuch, 14. Februar, Valentins Tag. Sie lächelte reuevoll. Irgendein Valentins Tag! Den ganzen Tag war sie von Erinnerungen geplagt worden, Tagträume vielleicht, vom Gastgeberpaar und den Anderen. Sie vermutete, dass ihr Bewusstsein größer war, als das einiger der anderen, aber das machte es nicht leichter. Im Gegenteil, sie wusste, dass all ihre Liebe sinnlos war, wenn es den Gastgebern nicht gelang ihre Verbindung aufrecht zu erhalten und soweit sie sich erinnern konnte, war ihre Beziehung zum scheitern verurteilt. Vor einigen Jahren hatte sie zwei von den anderen gesehen. Es war, als wäre sie in der Lage gewesen durch ein Wurmloch im Raum- Zeit- Kontinuum zu blicken. Die Türkin hatte ihre Gegenwart gefühlt und ihre Geliebte eilig weggeführt. Nachdem sie gegangen waren, war sie aus dem wirren Unterholz hervorgekommen und hatte auf das Grab der Gastgeber hinuntergesehen. Die Namen waren natürlich falsch.
Sie fuhr mit ihren langen, starken Finger über den alten Stein. Jamie und Gunnul Dedeman war darauf zu lesen.
Sie hatte gelächelt und den Frieden gefühlt, den ihr die Nähe der Gastgeber brachte. "Ich bin nur gekommen, um euch zu sagen, dass es bei uns nicht funktioniert hat. Ich wollte es euch persönlich sagen", hatte sie dem Grab zugeflüstert. Es fühlte sich kalt an unter ihrer Berührung. Doch sie bekam keine Antwort.
Jess schüttelte ihren Kopf, um ihn von den allzu lebhaften Erinnerungen zu befreien. Das war Vergangenheit! Hier und jetzt, das ist real, erinnerte sie sich selbst. Sie zwang sich, ihren Tagebucheintrag zu beenden und dann alles ordentlich wegzuräumen, um die aus den dicken runden Stämmen der Pitpit- Gräser gebaute Hütte zu verlassen, die sie ihr Zuhause nannte. Sie streckte ihre Arme soweit sie konnte, um die Muskeln ihres langen mageren Körper zu lockern. Das schöne, ebenmäßig klassische Gesicht wurde von dunklen Haaren umrahmt und ihre Augen strahlten in intensivem Blau, als sie die wundervolle Ansicht des langen, engen Tals unter sich durchforschte.
Jess liebte ihre Erfahrung in dieser isolierten Gemeinschaft, aber es gab Tage, an denen sie ihre eigene Welt vermisste. Sie sah in das tropische Tal hinunter. Seine Schönheit, unberührt von Verschmutzung und Lärm überstieg die Vorstellungskraft. Ein Ort, an dem die legendären Paradiesvögel immer noch hoch in den Baumkronen nisteten. Und doch gab es noch eine andere Seite. Stammeskriege, Zauberei, Krankheiten und "Pay- Back", die tödlichste aller einheimischen Sitten. "Pay- Back" rief nach Rache für den leichtesten Verstoß, damit das Gesicht einer Person gewahrt wurde. Oft führte eine Kette von Rückzahlungen zu Gewalttätigkeit. Jess hatte in den zwei Jahren, in denen sie ihre Feldforschung betrieben hatte, gegen all diese tödlichen Elemente gekämpft.
Die große Frau seufzte tief und sah zum hellblauen Himmel des Südpazifiks hinauf. "Schick mir einen Valentin", flüsterte sie mit einem wehmütigen Lächeln und runzelte dann die Stirn über ihre wunderliche Stimmung. Würde sie es denn nie lernen, dachte sie bitter. Angewidert schüttelte sie ihren Kopf, vielleicht sollte sie einen Tag frei nehmen? Sie lächelte, seit einiger Zeit hatte sie eine Höhle in der Nähe erkunden wollen, von der sie glaubte, dass sie riesig sein könnte. Mehrmals hatte sie sich an kleine Erkundungen gewagt und die Kalksteinhöhle versprach, endlos zu sein. Jess hatte, während sie an der Universität gewesen war, angefangen Höhlen zu erforschen. Sie genoss das Abenteuer und die Einsamkeit beim Erkunden. Sie mochte auch die soliden, verlässlichen Abenteurer, die ebenso wie sie vom Höhlenforschen angezogen zu werden schienen. Vielleicht würde sie einige Wochen frei nehmen und etwas von ihrer aufgestauten Energie beim Erkunden der Höhle verbrauchen. 'Immerhin', grübelte Jess, 'war eine Höhle viel sicherer, als eine Geliebte'. Niemand wusste das besser als sie!
Einige Minuten später, als sie draußen saß und einen Rucksackriemen reparierte, hörte sie das Husten und Prusten des Motors eines vorbei gleitenden Flugzeuges. Sie stand auf und durchsuchte die blaue Weite, bis sie einen roten Punkt in Richtung Erde stürzen sah. Eine Sekunde später war sie in ihre Hütte geflitzt und hatte ihre medizinische Ausrüstung ergriffen. Als sie wieder nach draußen rannte, traf sie auf ihren papuanischen Assistenten und sie rannten zusammen in Richtung der Lichtung oben am Berghang. Sie hörten das Kreischen von Reifen und ein lautes Krachen. Für kurze Zeit sahen sie ein kleines, rotes Flugzeug auftauchen, welches in die Luft schnellte und dann wieder schwer auf der Erde aufschlug. Das Flugzeug schleuderte in einer Wolke aus Staub und Trümmern vorwärts und kam schließlich im Unterholz am Ende der Landebahn zum stehen. Während Mone und Jess die Lichtung entlang gerannt waren, hatte sich eine kleine Gruppe neugieriger Stammesleute versammelt. Klein und dunkelhäutig, sie trugen nichts, außer breiten Gürteln aus Rinde, von denen handgewebte Netze zwischen ihre Beinen hingen. Ihre Gesäß wurden nur durch einige lange Blätter bedeckt, welche ebenfalls an ihren Rindengürteln befestigt worden waren. Ihre Augen waren rund, weiß und mit Sorge gefüllt, während sie schnell mit ihren lauten, kehligen Stimmen sprachen. Jess wusste, dass sie helfen wollten, sich aber fürchteten, sich in ein europäisches Problem einzumischen. Zu oft waren sie von Europäern, die sich fürchteten oder ihre Art nicht verstanden angeschrieen oder verjagt worden.
Jess sprach leise mit ihnen, während sie in das Flugzeug reichte, um die Lebensfunktionen des Piloten zu überprüfen. Sie erklärte, dass das Flugzeug mit Treibstoff durchtränkt war und dass ein Funke eine Explosion auslösen konnte. Die Männer nickten ihr verständnisvoll zu. Jess seufzte, der Pilot war tot. Die Dorfbewohner zeigten jedoch auf den hinteren Teil des Flugzeugs und sagten Jess, sie solle nachsehen. Sie stand auf und sah, als sie auf die andere Seite ging, durch einen Spalt zwischen dem Flugzeugrumpf und dem kaputten Dach hindurch und entdeckte nur den Arm einer Frau. Jess ging zurück zur Nase des Flugzeugs und zog mit Mones Hilfe den toten Piloten durchs Fenster nach draußen. In seinem Brustkorb steckte ein Stück Metall. Jess wischte sich das Blut von ihren Händen und griff hinein, um den Passagiersitz nach vorne zu klappen. Am hintersten Ende des Flugzeugs konnte Jess nur lange blonde Haare sehen. Langsam kroch sie durch das Fenster und schlängelte sich durch die Trümmer in Richtung der Frau. Es war sehr eng. Jess' Blick lief ein langes Paar anmutiger Beine hinauf. Sie rutschte noch einmal vorwärts. Jetzt ruhte ihr Kopf in der warmen Höhlung zwischen den Beinen der Frau. Zu einer anderen Zeit, hätte dies eine sehr vergnügliche Rettung sein können, dachte Jess, aber nicht heute mit dem überwältigenden Geruch des Treibstoffs und einem toten, im Gras liegenden Piloten. Auch jetzt konnte sie den scharfen, metallischen Geruch des Blutes wahrnehmen.
Noch einmal rutschte Jess vorwärts. Jetzt war ihr Gesicht neben dem der Frau, als Jess in voller Länge neben ihr lag. Ihr Haar roch wie Sonnenlicht und frische, getrocknete Kräuter. Es erinnerte Jess an eine lang vergangene Zeit. Vorsichtig zwängte Jess sich zwischen die Frau und das Ende des Flugzeugs und schob das goldene Haar aus ihrem Gesicht. Mary Giovani! Jess' Herz machte einen Satz. In der Highschool hatte Jess diese Frau fast bis zum Wahnsinn geliebt. Eine alte Verletzung baute sich in Jess' Eingeweiden auf, bevor sie sie wieder herunter schluckte. Diese Frau spielt nicht in deiner Liga, Kriegerin, dachte sie. Welche seltsame Wendung hatte das Schicksal genommen und sie beide hier am Ende der Erde zusammengebracht?
Jess schüttelte ihren Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Sie konnte nicht in Erinnerungen über ein Mädchen schwelgen, das sie vor sehr langer Zeit geliebt hatte. Es musste eine sehr reale Frau gerettet werden. Ein wirklich sehr schöne Frau, dachte Jess, als sie ihre Untersuchung begann. Eine von Marys Brüsten war freigelegt worden, als ihre Kleidung zerriss. Jess reichte hinüber, um sie zu bedecken und eine kleine, zarte Hand versuchte, sie weg zu drücken. Riesige, dunkelgrüne Augen blinzelten sie verwirrt und ängstlich an. "Es ist in Ordnung", beruhigte Jess sie leise.
"Du bist in Sicherheit und wir holen dich hier raus, sobald wir können."
"Meine Augen und meine Haut brennen", flüsterte sie durch trockene Lippen.
"Es ist der Treibstoff. Warte. Alles wird gut", antwortete Jess sanft, obwohl ihr eigener Magen wie zugeschnürt war.
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Mary spürte eine Mischung widersprüchlicher Empfindungen. Da waren Schmerzen, flau und weit weg, nah und wirklich war das Gefühl von sanften Fingern auf ihrer Brust. Sie war warm und entspannt und dennoch spürte sie, wie ihre Brustwarzen vor Erregung hart wurden. Im nächsten Moment überkam sie die Realität mit der Kraft einer Flutwelle, die packende Kälte durch ihre Sinne sandte. Sie entzog sich den störenden Händen und setzte sich mit einem Atemzug voller Furcht auf. Schmerz und Übelkeit überkamen sie und starke, vertraute Arme waren sofort wieder dort um ihren Rücken sanft wieder auf das Bett zu senken. Als der Schmerz und die Schwärze abklangen, öffnete sie die Augen und versuchte Kontakt mit einem ruhigen Paar eisblauer Augen herzustellen, welche in keiner Weise Emotionen offenbarten.
Mary versuchte die grobe, graue Decke bis zum Hals zu ziehen, als sie merkte, dass sie nackt war. "Geh weg von mir", lallte sie entsetzt über die Trägheit ihrer Gedanken und der langsamen Antwort ihres Körpers.
Bitteres Vergnügen sprang in die Augen und eine tiefe, sanfte Stimme prustete spöttisch "Hallo Giovani. Immer noch die Eiskönigin, wie ich sehe. Ein Valentin bekomme ich gesandt!"
Mary sah überrascht zu der schmalen Person, die halb im Schatten auf der Kante ihres Feldbetts saß. Sie zwinkerte mit ihren Augen und versuchte, eine klare Sicht zu bekommen, aber die Welt tendierte immer noch dazu, in verschwommenen Mustern dahin zu treiben. Die dunkle Person wartete, als unkoordinierte Augen über sie hinweg glitten und das dunkelbraune T-Shirt und die dazu passenden Shorts in sich aufnahmen, die ihre Bräune unterstrichen und dann zu ihrem Gesicht zurückkehrten. Marys Herzschlag beruhigte sich wieder. Kannte sie diese Frau? Sie sah sehr vertraut aus. Wie konnte sie ihren Namen kennen?
"Du hast mich erschreckt. Fass mich nicht an! Mein Name ist MARY Giovani und ich bin Journalistin und ich bin bestimmt nicht dein Schatz! Wer bist du?!", forderte Mary verärgert, während sie versuchte, die verzerrte Welt zu verstehen, in die sie zurückgekehrt war. Ihr Kopf hatte begonnen, furchtbar wehzutun und sie dachte, dass sie krank sein könnte.
"Langsam, Giovani", antwortete die dunkle Person ärgerlich, "Du schießt mit Worten wie ein Maschinengewähr. Ich habe nicht versucht, dir einen Schrecken einzujagen. Ich bin Ärztin." Mary wurde blass und hob unwillkürlich ihre Hand an ihre Brust. Ein Glitzern schlich sich in die blauen Augen. "Keine Sorge jene Teile sind alle noch dran und es werden keine anhalten Narben zurückbleiben. Du hast Glück, dass du überlebt hast. Wir hatten höllisch zu tun, dich sicher herauszubekommen. Versuch dich etwas auszuruhen. Du stehst unter schwerer medikamentöser Behandlung und jetzt ist keine gute Zeit, zu versuchen zu denken. Wie fühlst du dich?"
"Die Sicht ist verschwommen und es ist schwer zu denken," murmelte Mary.
Die Frau nickte "Sonst noch was?"
"Schmerzen ... weit weg. Meine Lippen ... es ist schwer, die Wörter zu formen", versuchte Mary zu erklären.
Wieder ein Nicken gefolgt von einem Zögern "Ich habe die Zehen deines rechten Fußes amputieren müssen. Ich konnte sie mit den beschränkten Mitteln, die wir hier haben, nicht retten. Immerhin hast du überlebt. Der Pilot leider nicht", kam der Rest der Geschichte in einem emotionslosen Ton.
Stille. Dann "Oh", flüsterte Mary geschockt. Sie hatte den Piloten gemocht und fühlte sich für seinen Tod verantwortlich, da sie das Flugzeug gechartert hatte.
"Bist du ok?! Du wirst nicht ohnmächtig, oder?", fragte die Ärztin.
"Nein, nein", antwortete Mary, als Erinnerungen an den Absturz begannen zurück in ihr Bewusstsein zu sickern. 'Ich fühle mich wirklich krank', dachte sie. Marys Kopf schwankte und ihr drehte sich der Magen um. Sie war verwirrt und ohne Orientierung. Wo war sie? Wer war diese Frau, die sagte, dass sie Ärztin sei und die ihren Körper so intim berührt hatte? Dies war kein Krankenhaus, sie schien in irgendeiner Art lokalen Hütte zu sein. Mary schloss ihre Augen und versuchte das ganze zu verstehen. Sie hatte im Flugzeug geschlafen, als der Pilot ihr eine Warnung zugerufen hatte. Das nächste, woran sie sich erinnern konnte, war, dass die Erde sich erhoben hatte, um mit ihr zusammenzutreffen. Ein Schauer lief durch Marys Körper, große Tränen rollten über ihr Gesucht und sie begann vor Schock zu zittern.
Die große Frau wickelte sie in der Decke ein und hielt sie in ihren Armen. Sie sprach weiche, lindernde Worte, als die großen, schüttelnden Schluchzer zu einem Schnüffeln abklangen. Der Körper der größeren Frau war stark, warm und sicher und Mary kuschelte sich unwillkürlich tiefer in die Umarmung und versuchte das Entsetzen des Absturzes auszusperren.
Stückchenweise kamen die Erinnerungen zurück. Sie konnte sich daran erinnern, in schrecklichen Schmerzen aufgewacht zu sein. Unter den Trümmern gefangen mit dem Geschmack von Blut und Schmutz im Mund. Die Luft war schwer und roch nach Treibstoff und ihre erste Furcht war, dass sie lebendig verbrennen würde!
Sie erinnerte sich daran, dass sie nach Hilfe gerufen und dann die Stimmen von Einheimischen gehört hatte, welche um sie herum geschrieen und gemurmelt hatten. Sie hatte einen warmen Körper gefühlt, der neben sie gekrochen war und mit ihr geredet hatte, der ihr sagte, dass alles in Ordnung kommen würde und der das Blut von ihrem Gesicht abwischte. War es diese Frau gewesen, die sie jetzt festhielt? Ja, sie dachte so. Die große Frau musste ihr Leben riskiert haben, um ihr zu helfen, während die Einheimischen versuchten, sie aus dem gefährlichen Wrack zu befreien. Ja sie konnte sich jetzt an sie erinnern, wie sie auf sie hinuntergesehen hatte und ihr eine lustige Geschichte darüber erzählt hatte, dass sie sich einen Valentin wünschte und wie ein rotes Flugzeug vom Himmel zu ihr herunter gefallen war. Sie erinnerte sich daran, dass es sie trotz des Schmerzes zum lächeln gebracht hatte. Ihre Panik hatte sie verlassen, als die starke Frau neben ihr in dem Treibstoff getränkten Wrackteil gelegen und geredet hatte.
Mary konnte sich jetzt daran erinnern, dass sie aus den Trümmern gehoben worden war und vor Schmerz geschrieen hatte. Irgendwann später hatte sie gefühlt, wie jemand ihre Kleidung ausgezogen hatte und den Treibstoff von ihrer Haut wusch. Kühle Lotion wurde auf ihrem Körper verteilt und das Brennen, das der Treibstoff verursacht hatte, ließ nach. Der Schmerz, der auf ihr Bein wie gezackte Messer gewirkt hatte, war dann nur noch ein flaues Klopfen gewesen.
Ein tiefes Erröten fuhr durch ihren Körper, als sie merkte, dass die Frau, die sie hielt, diejenige gewesen sein musste, die sich um sie gekümmert hatte. Hier schmiegte sie sich verzweifelt an eine völlige Fremde, die ihren Körper gut kennen musste! Verlegen vergrub Mary ihren Kopf in der breiten Schulter. Wie sollte sie ihr danken, ohne in akute Verlegenheit zu geraten? Warum schmiegte sie sich jetzt an sie? Wer war diese Frau? Mary hatte Mühe sich zusammenzureißen. Sie züchtigte sich geistig und mit großer emotionaler Bemühung zog sie sich von der mysteriösen Frau weg. Sie zog die raue Wolldecke um sich und versuchte noch einmal sich auf das Gesicht zu konzentrieren, das auf sie heruntersah.
Wieder durchfuhr Mary eine Welle von Übelkeit. Sie unterdrückte sie. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, krank zu sein. Sie musste die Kontrolle über die Situation wieder zurückbekommen. "Ich... ich... ich fühle mich schon besser... Danke. Ich... ich erinnere mich irgendwie. Ich... ich meine ich... du hast mir das Leben gerettet." Mary wurde tiefrot. "Ich bin in Ordnung", wiederholte sie noch einmal, obwohl ihr bewusst war, dass ihre Lippen die Worte nicht wirklich klar formten.
Jess sah genau, wie die Farbe wieder in das Gesicht der jüngeren Frau zurückkehrte. Sie setzte sich zurück und sagte: "Gut. Dein Flugzeug ist in einem abgelegenen Gebiet im südlichen Hochland abgestürzt. Ich werde alles für dich tun, was ich kann, Giovani, bis Hilfe kommt. Ich wünschte nur, dass ich deine Zehen hätte retten können..."

Der Schock traf Mary wie ein Blitzschlag, als die Worte sie endlich erreichten. Sie keuchte, ein Schrei erstickt durch ihre eigene Furcht. "Oh Gott! Nein!", hörte sie sich selbst stöhnen, als sie sich hinüber lehnte und in den Schoss der größeren Frau warf, bevor sie in Ohnmacht fiel.
Die große Frau stand fluchend auf und ging, um sich in einer Schüssel warmen Wassers, die auf dem grob gezimmerten Tisch stand, zu reinigen. Nachdem sie relativ sauber war, wrang Jess einen Lappen aus, bevor sie zu ihrer Patientin zurückkehrte und ihr Gesicht und Hände abwischte, wie man es bei kleinen Kindern tat. Sie überprüfte Marys Atemwege, um sich zu vergewissern, dass sie frei waren, bevor sie die beschmutzte Decke wegzog, durch eine frische ersetzte und die Hütte verließ.
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Mary erwachte aus verzehrten Träumen. Die Schmerzen waren stärker geworden, aber die Verwirrung hatte nachgelassen. Jess! Mein Gott, es ist Jess, dachte sie. Blinzelnd sah sie sich um und suchte nach visuellen Anhaltspunkten, die ihr helfen würden, sich zu orientieren. Vage Eindrücke nörgelten an ihrem Bewusstsein rum. Mit Furcht akzeptierte sie die schreckliche Erkenntnis, dass die Frau, mit den unglaublichen blauen Augen, mit der sie früher gesprochen hatte nur die erwachsene Jessica Vizirakis sein konnte.
Sie hatte sich verändert. Als Teenager war sie langgliedrig und schlaksig gewesen. Dünn und drahtig, eine Einzelgängerin, die wie ein wilder Wolf am Rande der Schulgemeinschaft umherstreifte. Die Hochschule war klein und setzte sich aus den Kindern des oberen Mittelstandes und denen der Reichen zusammen. Nur eine Hand voll Kinder von außerhalb dieser privilegierten, ökonomischen Klasse besuchte Winston. Jess war eine von ihnen gewesen: hager, aufbrausend und still. Die Lehrer schüttelten verwundert über ihre Intelligenz ihre Köpfe. Die Kinder lachten über sie. Jeder rief sie Kriegerin, weil sie ein Kadett war. Sie ließ ihre Uniform im Spind hängen, wie andere Mädchen die Bilder ihrer Freunde.
Sie lebte mit ihrem Großvater Old Bart in zwei Zimmern des Stalls. Der Stall hatte Marys Vater, einem reichen Geschäftsmann gehört, dessen Hobby Rennpferde waren. Marys Vater pflegte zu sagen, dass er den alten Betrunkenen nur dabehielte, weil Bart so gut mit Pferden umgehen konnte und weil Kriegerin sonst nirgendwo würde schlafen können. Als Kind war Mary dem älteren Mädchen gefolgt, wann immer sie konnte. Sie war neidisch auf ihre schmutzige Kleidung und ihre Freiheit gewesen und hatte sich vor ihren Fäusten gefürchtet. Jess war ihr Held gewesen.
Als sie älter geworden waren, hatten sie nicht mehr so viel Zeit zusammen verbracht, obwohl es immer noch eine tiefe, unausgesprochene Loyalität zwischen ihnen gab. Die Kinder in der Schule wussten, dass sie vor ihr keine Scherze über Kriegerin machen durften. Und Mary war zweimal in Schreikämpfe mit Kindern geraten, als sie zur Verteidigung des stoischen Mädchens gekommen war. Nie hatte Jess ihr für ihre Verteidigung gedankt. Jess war stolz und Mary wusste, dass es sie störte, dass Mary die bösen Dinge gehört hatte, welche die anderen Kinder gesagt hatten. Als Mary bei ihrem ersten Date gewesen war, hatte sie Jess flüchtig im Schatten gesehen. Sie vermutete, dass Jess mehr als einmal ihr unsichtbarer Beschützer gewesen war. Sie wusste, dass Jess ihre Privatsphäre nicht verletzen würde und es gab ihr ein Gefühl von Komfort, dass Jess immer da sein würde, um sie zu beschützen.
Sie hatten nur einmal gekämpft. Es war passiert, als eine Klassenkameradin von Mary sie eingeladen hatte mit ihr ins Kino zu gehen. Plötzlich war Jess neben ihr in der Vorstellung gewesen. Jess hatte darauf bestanden Mary nach dem Film nach Hause zu fahren und sie hatten einen schrecklichen Streit, der sie beide verletzt hatte. Danach hatten sie kaum noch miteinander gesprochen.
Spät in Jess' letztem Jahr waren sie Liebhaber geworden. Es war ein Freitag und Kriegerin war nicht in der Schule gewesen. Es verbreitete sich das Gerücht, dass Joel McGallin und einige andere aus dem Footballteam versucht hatten, sie zu vergewaltigen und einen Arschtritt verpasst gekriegt hatten. Mary hatte sich ausgetragen und war mit dem Range Rover, den ihr Vater ihr gekauft hatte, hinaus zu den Ställen gefahren.
Sie hatte Jess in der hintersten Box zu einer Kugel zusammengerollt, wie ein in die Ecke getriebenes, verletztes Tier vorgefunden. "Jess, es ist alles in Ordnung, ich bin's nur, Mary. Mary Giovani. Bist du in Ordnung?", hatte sie leise geflüstert.
Die dunkle Person hatte sich in den Schatten zurück gerollt: "Geh weg."
Aber Mary war nicht gegangen, sondern hatte sich langsam näher bewegt, bis sie die Hand hätte ausstrecken und die steife Person berühren können.
"Jess?", hatte Mary leise gefragt, während sie sich niederkniete.
Jess hatte sich umgedreht und sie angesehen und Mary hatte geschockt nach Luft geschnappt. Jess' Gesicht war angeschwollen, blau und sie hatte einen tiefen Schnitt über ihrer linken Augenbraue. "Oh nein!", hatte Mary gestöhnt und ohne zu überlegen ihre Arme um die größere Frau gelegt und sie fest umarmt.
"Lass los!", hatte die Einzelgängerin befohlen.
"Nein", hatte Mary zurückgeschnappt. "Wo ist Bart?"
Jess hatte mit den Schultern gezuckt und sich losgerissen, um weiter zurück zu gleiten. "Mit deinen Eltern gegangen. Er fährt im Hänger mit, um die Pferde ruhig zu halten."
"Komm", hatte Mary gesagt und versucht, der größeren Frau auf ihre Füße zu helfen.
"Wohin?", fragte die verletzte Frau und riss sich wieder los, um zurück in die Ecke zu kriechen.
"Zum Haus", erklärte Mary.
Die größere Frau rollte mit ihren Augen. "Oh richtig", knurrte sie sarkastisch.
Mary achtete darauf, Jess nicht in die Ecke zu drängen, obwohl jede Unze von ihr danach verlangte, zu ihr zu gehen. "Du hast die Wahl Kriegerin, du kannst mich die Nacht hier in der Scheune verbringen lassen oder du kannst mit ins Haus kommen. Du weißt aber, dass, wenn meine Eltern heute Abend anrufen und ich nicht antworte sie wahrscheinlich die Armee rufen werden?"
Jess zögerte lange, dann seufzte sie, hinkte vorwärts und erlaubte Mary ihren langen Arm um ihre zierliche Schulter zu legen um das Gewicht ihres verletzten Knies auf sich zu nehmen. Zusammen waren sie bis zum Haus gestolpert.
Mary hatte Jess in ihr Schlafzimmer gebracht und den Whirlpool für sie angestellt, während sie gegangen war, um für Jess eine Hose und ein Sweatshirt ihres Vaters zu holen. Schüchtern hatte sie die Sachen durch die Tür in das dampfende Badezimmer gelegt und dann war sie gegangen, um die Erste Hilfeausrüstung zu holen und einen Imbiss für Jess zu bereiten. Jess faulenzte auf ihrem Bett und schalten die TV- Kanäle durch, als sie zurückkam. Sie stellte das Tablett auf den Nachttisch, bevor sie sich auf die Kante des Bettes setzte und den Erste Hilfekoffer öffnete. "Wir müssen die Kratzer reinigen. Scheunen können wirklich gefährlich sein wie du weißt!"
Jess schnaubte und hob eine Augenbraue, "Dein Papa bezahlt für unsere Impfungen. Er würde es hassen, verklagt zu werden, wenn einer von uns an Wundstarrkrampf sterben würde."
Mary ignorierte den Sarkasmus, der auf ihren Vater gerichtet war, welcher eigentlich ein sehr netter Mann war. Stattdessen trug sie eine antibiotische Creme auf Jess' zerkratzen Knöcheln auf. Sie hatte grausam gelächelt, als Jess weggezuckt war und wurde mit einem überraschten Blick und einer erhobenen Augenbraue von Jess belohnt. "Papas Kätzchen hat also Krallen", sprach Jess schleppend gesagt.
"Und ob", hatte Mary glücklich zugestimmt und nach weiteren Schnitten und Kratzern gesucht, um diese zu behandeln.
"Ich sehe dich hier sehr oft", gab Jess vorsichtig zu.
Mary sah in die schönen blauen Augen hinauf, die ihr den Atem nahmen, "Ich dich auch", antwortete sie leise und streckte vorsichtig den Arm aus, um den tiefen Riss an der Ecke von Jess' Auge zu betupfen. Warmer Atem kitzelte über ihren Arm, als sie arbeitete. "Ich bin immer auf die Freiheit, die du gehabt hast, eifersüchtig gewesen", gestand Mary ehrlich.
Jess lachte, dann griff sie an ihre Nase, als frisches Blut hinaus spritzte. "Hier", sagte Mary und ersetzte Jess' Hand durch ein sauberes Tuch, welches sie drauf drückte. "Lach nicht."
"Dann sag keine wirklich dummen Dinge!", murmelte Jess unter Marys Hand. "Hab ich nicht! Ich darf nie das tun, was ich will oder tragen, was ich will oder mich schmutzig machen... Ich nehme nicht an, dass du das verstehen kannst", seufzte Mary.
"Nein, kann ich nicht. Hast du jemals versucht, in einem Pferdeanhänger zu lernen oder musst Ställe ausmisten, bevor du in die Schule gehen kannst. Musstest du jemals Papier und Stifte und Zeug aus der Drogerie stehlen, so dass du gute Notizen schreiben kannst oder jemandes Lehrbuch aus dessen Schließfach stehlen, weil du es dir nicht leisten kannst, dir ein eigenes zu kaufen. Scheiße! Wenn dein größtes Problem ist, dass du keine zerrissenen, stinkenden Jeans tragen darfst, Eiskönigin, dann ist alles in Ordnung!", knurrte Jess und zog Mary das Tuch weg, bevor sie in einer spiralförmigen Bewegung aufstand. Ihr Knie verbog sich sofort und sie stolperte. Mary fing sie auf halbem Weg zum Boden in ihren Armen und sie fielen zusammen.

Der Schmerz in Marys Fuß brauchte sie aus der Vergangenheit zurück. Sie biss die Zähne zusammen. Das letzte was sie vor Jess tun würde, war Schwäche zu zeigen.
****************
Jess hörte Mone zu, der dem neuen Patienten in Pigin erklärte, wie er jeden Tag nach den Schnitten und Druckstellen zu sehen hatte. Es war ein Ritual, dass alle Lepraopfer jeden Tag durchführen mussten. Sie mussten sich ausziehen und ihre Körper nach Anzeichen von Schäden überprüfen. Es war der einzige Weg, dass sie sich in Berührung mit sich halten konnten. Ihre Augen wurden ihre Nervenenden, die Schmerz und Gefahr wahrnahmen. Der Verlust von Gefühlen führte meist zum Verlust von Fingern oder Zehen. Schlimmer war es, wenn kleine unbemerkte Schürfwunden zu tödlichen Infektionen wurden. Jess überreichte dem stillen Hochländer die Medizin. Er war dunkelhäutig und stämmiger, als die Hochländer normalerweise waren. Er war wahrscheinlich 1,68m oder 1,70m groß, bemerkte Jess. Für einen Hochländer wirklich groß. Neben Jess' 1,83m großen Gestalt sah er jedoch klein aus. Er hatte einen Bart, wie es Sitte war, die festsitzenden, lockigen Haare waren jedoch spärlich und sein Gesicht mager und hungrig. Für eine Sekunde trafen sich ihre Augen. Er sah das intensive Blau des Himmels. Sie sah in mahagonifarbene Augen gebrannten Hass. Er drehte sich um und ging ohne ein Wort.
Mone beobachtete, wie Jess Augen dem Hochländer den Weg entlang folgten, bis er außer Sicht war. "Das ist Touy. Er ist Schamane. Er gehört zu den Mendara", erklärte Mone.
"Ist er am Länderstreit beteiligt?", fragte Jess und füllte Touys Akte aus, während Mone aufräumte.
"Ja, er ist Mendara, kein Eravay. Also wird er Quen helfen, das Timp zu töten, wenn die Zeit gekommen ist", äußerte Mone. Wie die meisten Papua Neu Guineaner war er normalerweise nicht offen, wenn es darum ging, Informationen über seine traditionelle Kultur preiszugeben. Er hatte jedoch gelernt, dass er Jess vertrauen konnte. Sie verstand ihre Art und urteilte nicht darüber.
Jess sah überrascht auf. "Er ist ein mächtiger Mann."
Mone nickte unglücklich und ging, um sich um andere Arbeiten zu kümmern. Jess beschäftigt sich damit, die Vorräte zu überprüfen und zu versuchen, ihre Augen nicht zur Hütte auf der anderen Seite des Lagers wandern zu lassen. Ihre Erinnerungen wanderten wieder zu den Wochenenden zurück, an den Giovani sie mit ins Haus genommen hatte. Jess Knie hatte nachgegeben und die kleine Frau hatte versucht, sie aufzufangen und sie waren in einem verhedderten Haufen auf dem Fußboden geendet.
Sie hatten sich genau da auf dem verdammten Teppich geliebt, jede von ihnen unsicher und zaghaft in ihren ersten Versuchen an einer sexuelle Beziehung. Am Ende hatte Instinkt und Begierde sie in ein Paradies sinnlichen Vergnügens getragen.
Sie hatte das Wochenende zusammen verbracht. Jess in einem Zustand der bitteren Verwunderung über den Luxus und die Liebe, die Mary für selbstverständlich hielt, Mary fasziniert von der dunklen Rauheit der Kriegerin. Sie hatten nicht nur ihre Körper, sondern auch ein gehütetes Geheimnis geteilt. Sie hatten beide die selben sich wiederholenden Träume, die selben nebligen Erinnerungen. Es war Mary gewesen, die sie die "Gastgeber" genannt hatte. Jene zwei weit entfernten Frauen, die in einer vergangenen Zeit gelebt, gekämpft und geliebt hatten. Und an irgendeinem Punkt ihrer Unterhaltung waren der Rest, wie sie, zu den "Anderen" geworden. Mary hatte auf einem emotionalen Hoch sprudelnd viel geredet. Jess redete wenig, das Ergebnis war ihr bereits bewusst.
Mary glaubte, dass all die Nachfahren dieser bemerkenswerten zwei dazu bestimmt waren, einander und die selbe intensive Liebe zu finden. Jess nahm ihr die Illusion nicht. Aber sie wusste, dass ihr Bewusstsein wesentlich größer war. Sie wusste, dass Mary's Vorfahren ihre vor langer Zeit verraten hatten. Wenn sich die Geschichte wiederholen würde, würde sie nicht bleiben, um sich von diesem Kind verraten und verletzen zu lassen. Sonntag Nacht liebten sie sich noch ein weiteres Mal. Während Mary immer noch schlief, verschwand Jess aus Mary's Leben und aus der Welt, in der sie ums Überleben gekämpft hatte. Nun war Mary Giovani wieder über sie her gefallen.
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An die nächsten Tage konnte Mary sich kaum erinnern. Jess oder Mone kamen periodisch mit einer Nadel vorbei und sie driftete in eine verschwommene Welt von Halbschlaf. Gelegentlich drangen Empfindungen von sanften, fähigen Händen, die sich um ihre Bedürfnisse kümmerten in ihre Träume. Sie war froh, sich ausruhen zu können. Gefühlsmäßig war sie nicht bereit sich mit dem Absturz, ihrer Verstümmelung oder Jess Visirakis auseinander zu setzen.
Eines Morgens kämpfte sie sich schließlich durch den Nebel und wachte mit einem betäubenden Kopfschmerz auf. Die Hütte war heiß und stickig. Mit Schwierigkeiten setzte sie sich auf und wappnete sich, die Decke zurück zu schlagen, um ihren Fuß anzusehen. Es gab nichts zu sehen, nur einen weißen Verband, der sorgfältig um den Stummel ihres Fußes herumgewickelt war. Die Erkenntnis, dass ihre Zehen wirklich nicht mehr da waren, ließ sie sich elend fühlen. Sie konnte sie immer noch pulsieren fühlen, als wären sie noch da.
Sie saß dort für eine lange Weile und versuchte damit klar zu kommen. Dann zwang sie sich, hinunterzureichen und den amputierten Bereich zu berühren. Das bist nur du, Mary. Lass dich davon nicht erschrecken. Du kannst damit umgehen. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass jemand einen groben, handgeschnitzten Stock neben ihr Bett gestellt hatte. Sie nickte. Zeit aufzustehen. Mit Hilfe des Stockes kam sie auf ihre Füße, überrascht, dass ihre Balance miserabel war. Langsam humpelte sie unter Schmerzen zu einer Schüssel mit Wasser hinüber. Das Wasser war warm und eindeutig erst vor kurzem dort hingestellt worden. Es musste die Bewegung desjenigen gewesen sein, der es gebracht hatte, die sie geweckt hatten. Sie legte die Decke, die sie um ihren Körper gewickelt hatte ab und begann, den Schlaf wegzuwaschen.
"Fühlst du dich besser", fragte Jess am Türrahmen lehnend. Mary zog sich die Decke wieder um ihren Körper.
"Raus hier", befahl sie, "ich wasche mich. Hast du keine Manieren? Du hättest anklopfen sollen!"
Jess hob eine Augenbraue, ihr Gesicht zu einer steinernen Maske erstarrt. "Dies ist meine Hütte und ich komme und gehe wann ich will. Ich bin deine Ärztin, zumindest vorläufig und du wäschst dich mit Wasser, das von meinem Assistenten Mone gebracht wurde, damit ich deine Wunden reinigen kann", antwortete die Kriegerin. Jess drückte sich vom Türpfosten ab und drehte sich halb herum. "Mone?", rief sie.
"Ja, Doktor Jess?", kam aus der Ferne eine Antwort.
"Bring bitte eine andere Schüssel mit Wasser", forderte Jess, bevor sie sich wieder Mary zuwandte. "Was das verlassen der Hütte angeht, das wäre eine gefährliche Entscheidung deinerseits. Du solltest wissen, dass sogar die kleinste Wunde sich infizieren und zu einem tropischen Geschwür werden kann, was an deinem Fleisch zehrt, wenn es nicht behandelt wird." Mary wusste das. Sie war schlau genug, zu merken, dass sie Jess so nahe bei sich würde dulden müssen, obwohl es sie veranlasste mit sehr starken, widersprüchlichen Emotionen zu reagieren. Sie straffte ihr Kinn und hinkte ihren Stock zur Hilfe nehmend hinüber zur Kante des Betts und setzte sich, während sie versuchte ihre Schmerzen nicht zu zeigen.
Ein stämmiger, dunkelhäutiger Papuaneer kam leise herein und stellte eine andere Schüssel mit Wasser auf den Tisch.
"Giovani, dies ist mein Kollege, Mone. Mone, dies ist eine alte... Freundin... Mary Giovani, die hereinschaut, um mich am Valentinstag zu besuchen!" Mone lachte und stieß Jess in die Rippen, während er etwas in der Handelssprache von Pidgin zu ihr sagte, was zu schnell war, als das Mary es hätte verstehen können. Sie biss frustriert die Zähne zusammen und lächelte Mone ein 'Hallo' zu.
Er verschwand stark grinsend und Jess wandte sich Mary zu. "Leg dich hin und keine falsche Bescheidenheit, ich habe einen Job zu erledigen und es gibt nichts an dir, was ich in den letzten Tagen nicht gesehen habe." Mary gehorchte, schloss ihre Augen und sah weg. Also war es Jess gewesen, die all ihre persönlichen Bedürfnisse befriedigt hatte. Das ganze war ein einziger schrecklicher Alptraum!
Jess arbeitete schnell und sanft und kontrollierte jede Wunde auf Zeichen einer Infektion bevor sie eine frische Schicht der antibiotischen Creme strich und die Wunden mit frischen Verbänden bedeckte. Mary wusste sehr gut, dass ihr Körper auf Jess' Berührungen antwortete, als sie die schlimme Wunde auf ihrer linken Brust reinigte. Ihr Körper war angespannt und ihr Gesicht heiß vor Verlegenheit und Ärger.
Während Jess arbeitete, erzählte sie ihr mit weicher, zuversichtlicher Stimme, was sie tat und was Mary die nächsten Tage tun sollte, um sich selbst zu behandeln. Als Jess fertig war, war Mary überrascht festzustellen, dass sich ihr Körper nach Kriegerins Berührung sehnte. 'Bekomm dich in den Griff, Mary!', warnte sie sich. Du musst Hirnhautentzündung haben! Dies ist Kriegerin! Die Schlampe, die dir deine Jungfräulichkeit genommen hat und dann in die Nacht hinaus verschwunden ist ohne auch nur 'Auf Wiedersehen' zu sagen.
"Du kannst dich jetzt entspannen. Ich bin fertig. Ich habe mir meine Hände gewaschen, so dass ich nicht denke, dass eine meiner ordinären Berührungen auf dich übergeht", endete Jess sarkastisch.
"Du hast wirklich lausige Manieren, Visirakis!", schnappte sie, während sie die Decke hoch zog und die Ärztin anstarrte. Jess war hinreißend. Über die Jahre hatte ihr Körper sich ausgefüllt und die einmal vorhanden gewesene Hagerkeit war durch glatte, kräftige Muskeln unter einer tiefgoldenen Bräunung ersetzt worden. Sie bewegte sich mit einer Anmut und Kraft, die faszinierend waren. Und jene nicht wirklich menschlichen Augen, die von innen heraus zu glühen schienen... Mary gab sich einen geistigen Klapps, als sie plötzlich merkte, dass Jess wartete und sie ihren Körper begaffen ließ.
Jess hob eine Augenbraue und sprach langsam: "Es hat sich bis jetzt noch nie jemand über meine Manieren beschwert." Mary wollte mit einer scharfen Erwiderung antworten, als Jess ihre Finger auf ihre Lippen legte, um sie zum Schweigen zu bringen. Die warme Samtheit der Lippen der Journalistin sandte einen heißen Ball von Begierde hinunter zu Jess' Lenden. Sie zog ihre Finger weg, den warmen Atem unbewusst in ihnen kräuselnd.
"Bevor dieses Maschinengewähr von einem Mund wieder losgeht, einige Fakten. Ein Teil des Lagers ist letzte Woche in einem Erdrutsch verloren gegangen und wir haben keine Fernmeldehütte mehr. Wir haben kein Funkgerät, so dass wir nicht Bescheid sagen können, dass du hier bist. Wenn ein Suchflugzeug vorbeikommt, werden wir eine Leuchtrakete abfeuern, ansonsten musst du auf das Versorgungsflugzeug warten, das in etwa acht Wochen kommt. Du kannst dir die Zeit damit vertreiben, um die Klinik herum mit zu helfen. Ich bin sicher, dass es die erste Kostprobe von wirklicher Arbeit für das arme, kleine, reiche Kind sein wird. Es wird dir beibringen Spritztouren durch unbekannte Gebiete zu machen!", Jess lächelte bitter und stand von der Kante von Mary's Bett auf, wo sie gesessen hatte. Sie bemerkte, dass die Anziehung, die sie als Mädchen gefühlt hatte, immer noch da war. Die beste Art, mit dieser Situation umzugehen war, die Luft so frostig wie möglich zu halten.
Mary wurde weiß vor Ärger über die Ungerechtigkeit von Jess' Worten. Sie fühlte sich betrogen. Hier richtete eine Frau, auf die ihr Körper und ihre Seele als Teenager vollständig reagiert hatten, auf Grund ihrer sozialen Stellung als Kind über sie! Sie hatte Probleme, die widersprüchlichen Botschaften, die sie bekam, mit einander zu verbinden. Auf der einen Seite hatte Jess ihr Leben riskiert, um sie zu retten und hatte sich zärtlich um sie gekümmert und doch war dort diese zynische andere Seite, die sie mit Schüssen unter der Gürtellinie bombardierte.
Jess kannte sie seit Jahren! Sie hatte nie auf Jess hinuntergesehen! Wie konnte sie es wagen, daran etwas auszusetzen. Jess war einige Klassen über ihr gewesen, hatte immer eine Ehrenrolle gehabt und war immer Außenseiter gewesen. Sie erinnerte sich an ein schmächtiges, wild aussehendes Mädchen, dessen Kleidung immer zu kurz zu sein schien, um ihre Glieder zu bedecken, welches rund um die Ställe ihres Vaters arbeitete. Manchmal hatte sie sie in ihrer Uniform in die Stadt trampen sehen. Dann war sie makellos angezogen, streng und unnahbar. Jess sagte nie viel, aber sie pflegte Mary auf wunderbare Kindheitsabendteuer mitzunehmen, die normalerweise zur Folge hatten, dass sie sehr schmutzig wurde und sich ihre Ellebogen aufschürfte. Mary's Mutter hatte nie gemocht, dass sie mit Jess spielte, aber ihr Vater erlaubte es immer.
In der Schule sah sie nicht viel von Jess. Sie waren nie in der selben Klasse. Winston war eine kleine Highschool in einer ländlichen Gegend gewesen, die sich in ein Anwesen für die Aufstrebenden in der Nähe von Marlbourgh entwickelt hatte. Die meisten der Studenten waren aus ziemlich reichen Familien. Kriegerin fiel als anders auf. Sie trug immer dieselbe Bauernkleidung, die nach Heu roch und redete nie über Dinge, über die die anderen Kinder sprachen. Die Schule war für Jess Kriegsgebiet. In der Schule hatte Jess sie kaum jemals anerkannt. Nur um die Ställe herum, oder auf der Weide entspannte sie sich und wurde ihre Freundin.
Nach den Weihnachtsfeiertagen in einem Jahr hatte Mary Jess in der Schulbibliothek getroffen und um höflich zu sein, gefragt, was sie zu Weihnachten bekommen hatte. Jess hatte sie mit böse angesehen und ihren Kopf geschüttelt, bevor sie gegangen war. Mary war ihr nach gegangen. Irgendwie hatte sie gespürt, dass Kriegerin ihre Verletztheit hinter ihren schlechten Manieren versteckte. Hatte Old Bart Jess etwa nichts zu Weihnachten geschenkt?
Nachdem sie Jess eingeholt hatte, hatte sie sie an der Schulter gepackt und umgedreht. Jess hatte überrascht, verwirrt und so furchtbar verletzlich ausgesehen. Mary hatte sie umarmt und ihr ins Ohr geflüstert: "Es interessiert mich." Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie, wie sich ihre Seelen berührten und sie hatte gewusst, dass sie zu Hause war. Sie fühlte, wie Jess sich in ihren Armen entspannte. Dann waren einige Jungs aus Jess' Klasse vorbei gekommen und hatten dumme Bemerkungen darüber gemacht, dass Mary nicht in der Lage sei, etwas besseres zu finden und Jess hatte sich zurückgezogen. Sie hatte Mary angeknurrt bevor sie gegangen war. "Komm nie wieder in meine Nähe. Hörst du!?"
Und sie hatte es nie wieder getan, obwohl sie immer gespürt hatte, wenn Jess da war. Und Weihnachten ein Jahr darauf hatte sie ihren Vater darum gebeten, den Stall zu dekorieren und hatte ein Geschenk in den hintersten Stand gelegt, von dem sie wusste, dass Jess es dort finden würde. Es war nur eine einfache goldene Kette, aber sie bemerkte, dass Jess sie immer trug. Sie hatte sie an jenem letzten Wochenende getragen.
Jess hatte keine Ahnung, wie schnell sich ihr Leben danach geändert hatte! Und doch spuckte sie hier zynische Bemerkungen, die auf Verletzungen aus ihrer Kindheit beruhten! Es war einfach nicht fair!
"Ich denke, du bist verabscheuenswürdig!", schnauzte sie Jess' Rücken an, als die Ärztin am Tisch ihre medizinische Ausrüstung zusammenräumte. Sie hatte gedacht, dass sie als Jugendliche Kriegers Freundin gewesen war. Sie hatte sie als Geliebte angesehen. Es war weder ihre Schuld, dass die anderen Schüler sie so behandelten, noch war sie das verdorbene, reiche Kind das auf Abenteuer aus war, wie Jess es ihr unterstellt hatte. Aber wenn das das Spiel war, welches Jess spielen wollte, war Mary gerade ärgerlich genug, um all das zu sein, was Jess erwartete!
Sie wusste, dass sie Jess nie sagen würde, wie sich ihr Leben geändert hatte! Nie! Sie verstand die seltsame Verbindung, die sie zu dieser aggressiven Frau hinzog, nicht völlig, aber sie wusste, dass sie auch ohne Jess in ihrem Leben ganz gut klar kommen konnte. Sie fühlte nichts als Ekel für Kriegerin. Die Frau war ein umgekehrter Snob. Jess war eindeutig der Meinung, dass alle reichen Leute hohl und zügellos waren, während die armen großzügig und gut waren. Was für eine Idiotin!

Jess räumte ihre Salben ungeschickt weg. 'Verdammt', dachte sie, 'diese Frau hat eine schreckliche Wirkung auf mich.' Sie musste Mary nur ansehen und konnte ihr Verlangen pulsieren fühlen. 'Du solltest Ferien machen, Visirakis', dachte sie frustriert. Sie wusste, dass es wichtig war, eine Wand zwischen ihnen aufrecht zu erhalten und war der Meinung, ihre Sache soweit ziemlich gut gemacht zu haben. Die Luft um sie herum knisterte vor Feindseligkeit. 'Gut', dachte Jess, 'lass sie mich hassen.' Das ist ein Gefühl, mit dem ich eine Menge Übung habe.'
"Und denk ja nicht, dass eine Verliererin wie du mich herum kommandieren kann! Ich werde tun, was ich will, während ich hier festsitze. Und du kannst mir glauben, dass mit dir zu arbeiten, am Ende meiner Liste steht, du Hinterwäldlerin", blaffte Mary beleidigt. In dem Moment, in dem sie die Worte ausgesprochen hatte, wusste sie, dass sie zu weit gegangen war! Jess wirbelte herum und trat mit zwei Schritten an ihr Feldbett, bevor sie sie an ihren Schultern in eine sitzende Position hob. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von Marys entfernt. Mary konnte Jess' rasselnden Atem heiß auf ihrem Gesicht fühlen, als sich eisblaue Augen in ihre bohrten. Dann senkte sie ihre Augen. Die Decke, die ihre einzige Bedeckung gewesen war, war herunter gerutscht und eine weiche, weiße Brust war freigelegt worden.
Aus Kriegerins Kehle brach ein dunkles, tiefes Knurren. Mary versuchte, sich zuzudecken, aber Jess hielt sie zu fest. "Nein", flüsterte sie unsicher und Jess' Augen wanderten hinauf, um ihre zu treffen und herauszufordern. Mary leckte sich nervös über die Lippen, während sie spürte, wie sich ihr Körper mit Erwartung und Erregung füllte, obwohl sich ihr Verstand vor Ärger und Furcht sträubte. "Nein", flüsterte sie wieder, ihre Augen jetzt auf Jess' Lippen fixiert.
Langsam senkte sich Jess Mund zu ihrem. Ärger blitzte in ihren Augen auf und sie heftete Marys Körper mit einer schnellen Bewegung aufs Bett, als sich ihre Münder berührten. Ein tiefes, pulsierende Bedürfnis erhob sich in ihr. Sie kämpfte gegen Jess' Stärke und ihre eigene physische Aufregung, aber ihr Kämpfen erhöhte nur ihre Begierde. Der Druck von Jess' festen Kuss zwang sie, ihren Mund zu öffnen und Jess' Zunge drang erkundend in seine Tiefen.
Gegen ihren Willen erwiderte sie ihn, als die Hitze in ihr anstieg. Der Stress und der Schock des Absturzes wurden von einem primitiven Bedürfnis, sich am Leben zu freuen, verdrängt. Ihre Arme schlüpften unter Jess' Hemd und krallten sich an Jess Rücken fest. Jess' Lippen wanderten ihre Kehle hinunter, als sie leise stöhnte und dann keuchte, als Schauder des Vergnügens durch ihren Körper rollten, als Jess Zunge mit einer ihrer erhärteten Brustwarzen spielte. Sie hätte sich von Jess nehmen lassen und konnte fühlen, dass Kriegers Bedürfnis genauso groß war, wie ihr eigenes. Aber Jess wich mit einem Stöhnen zurück und stand auf bevor sie ohne ein Wort ging.
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Die kleinen, dünnen Hände fummelten an der Holzscheibe herum, als der Seher sie in Kuchenstücke teilte und rot und weiß anmalte. Es würde heute an der Spitze des Hous Tambaran hängen. Das Rot symbolisierte die Sonne und das Weiß den Mond. Die Scheibe stellte den Lauf der Zeit da. Zwanzig Jahre für einen Zyklus und so viel mehr Jahre, seitdem die Brüder getrennt worden waren. Der Seher grinste. Die Anhänger hatten letzte Nacht entschieden, dass sie die Götter wie beauftragt zufrieden stellen mussten. Es war leicht, das Opfer auszusuchen. Alles was jetzt noch übrig war, war die Gelegenheit. Dies würde der letzte Zyklus sein! Bald würde die Ware wieder in ihr Land zurückkehren und sie wären genauso reich und mächtig wie die Europäer.

Jess kroch durch den niedrigen Eingang des zeremoniellen Longhous in die Dunkelheit des kurz vor der Morgendämmerung stehenden Tages. Es war kalt und sie zog sich ihre Jacke an, bevor sie den Reißverschluss zu machte. Bei einer Höhe von 1800 m war die Luft dünn und die Nächte kalt. Es war schwer zu glauben, dass nur 1300 km weiter die heiße geladene Luft des Südpazifiks sanft gegen die Ausläufer des Dschungels bliesen. Hier im Hochland blieb eine vollkommen andere Welt abgelegen in den Nebel der Zeit gehüllt.
Das angsterfüllte Kreischen eines Schweins und ein dumpfes Geräusch, welches über dem Gemurmel der Stimmen der Urwaldbewohner anschwoll, brachten Jess aus ihren Gedanken. Ein Kribbeln der Aufregung lief durch ihren mageren, muskulösen Körper, als sie den moschusartigen Geruch des frischen Blutes wahrnahm. Mit zuversichtlichen Schritten, brachte sie den Abstand, der sie von den orangenen Feuern trennte, die im dunkler Ferne brannten, hinter sich.
Das Schweineschlachten war Teil der Zeremonie für das Entfernen des Dorfschutzgeistes zugunsten eines mächtigeren. Das Dorf brauchte größeren Schutz aus der Geisterwelt, da sie bald versuchen würden, das Timp zu erobern. Jess kam an, als sie das Töten gerade begonnen hatten. Das Kreischen angsterfüllter Schweine und das dumpfe Geräusch von Keulen hallte entlang des dunklen Pfades wider, als sie näher kam.
Um das Feuer herum standen die Männer des Stammes. Ihre Gesichter waren schwarz angemalt und sie trugen nur einen dicken Rindengürtel mit einem Stück gewebten Materials auf der Vorderseite und langen Blättern auf der Rückseite. Einige trugen Steinzeitwaffen, einschließlich großer Steinbeile, deren Holzgriffe in ihren Gürteln steckten. Es war immer noch ziemlich dunkel und Jess sah dies alles beim Licht der Lagerfeuer.
Ein graues, plump aussehendes Schwein wurde von einem Krieger gebracht und im Licht des Feuers hochgehalten. Ein anderer Krieger nahm ein schweres, langes Stück Holz und schlug dem Schwein zwischen die Augen. Der stämmige Körper des Tieres stürzte in die Arme des Kriegers. Als es auf den Boden gesenkt wurde, lief Blut von seiner Schnauze. Schnell schleifte der Schamane das geopferte Schwein herüber zum zeremoniellen Loch, sodass das Blut dort hineintropfen konnte. Jess wusste, dass dieses Loch die Artefakte der Ahnen oder die Steine der Geister eines Stammes beherbergte. Sie wurden aus den Steinhäusern geholt und in das Loch gelegt, so dass das Blut des Schweins über sie hinwegfließen konnte. Dieses Opferblut war ein Tribut an die Geister der toten Männer des Stammes.
Jess sah vom Rand der Dunkelheit aus zu. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Nach einer Weile verschwand ihre hochragende Gestalt im Grau des morgendlichen Nebels. Im sich sammelnden Licht lief sie den roten, schlammigen Pfad entlang, bevor sie stehen blieb und vom Bergrücken aus über das im Nebel liegende Tal zum ansteigenden Grasland schaute, welches mit Kalksteinen gespickt war.
In ihrer Seele spürte sie die alte Dunkelheit. Die Gier nach Blut, die am Rande verlorener Erinnerungen hauste. Momente wie dieser, wenn die alten Gefühle wieder hoch kamen, raubten ihr die Nerven. Wer war sie? Und was war ihre Verbindung zu Mary und den Gastgebern? Was auch immer es war, sie wollte nicht darüber nachdenken, da es schien, als würde es ein Wecken ihrer inneren Dämonen erfordern. Sie seufzte und kehrte um. Die Dorfbewohner erwarteten, dass sie dort war, um ihre mächtige Zauberei des weißen Mannes hinzuzufügen, damit sie das Timp hereinlegen und fangen konnten.
Als alle Schweine geschlachtet worden waren, brach das rot des frühen Morgens durch den Nebel. Die toten Schweine wurden über die Feuer gehalten, um die rauen Haare zu entfernen. Dann wurden sie heruntergeholt und mit rasiermesserscharfen Bambusmessern geschlachtet. Sorgfältig ließen sie das Blut in mit Suppengrün gefüllte Bambuszylinder laufen und die rohen Seiten des Fleisches wurde auf Bananenblätter gelegt. Der Kopf, die Rippen und das Rückrad der unglücklichen Tiere wurden sorgfältig in einem Stück auf Holzpfähle rund um den zeremoniellen Platz aufgehangen. Jeder Dorfbewohner war stolz auf die Anzahl blutiger Kadaver, die er sein Eigen nannte.
Jess lief die Reihe der gräulichen Überreste entlang, während sie die hässliche Erinnerung an Menschen, die mit ausgestreckten Gliedern an Pfählen hingen zurückkämpfte. Ihr Kiefer verfestigte sich, als sie dort hin zurück ging, wo der Schamane Quen die magischen Worte sang, um den Geist des Timps wieder einzufangen. Sie stoppte ihre Zehen neben einem gebogenen Miniaturgraszaun aus pitpit der einige Füße von dort, wo der Medizinmann arbeitete aufgestellt worden war. Er war eine Warnung an die Frauen zurück zu bleiben, da sie für unsauber gehalten wurden und die Magie zerstören würden.
Quen sah in herausfordernde, blaue Augen hinauf. Er erschauderte angesichts ihrer Kälte. Er grunzte und nickte mit dem Kopf, als sie über die Barriere in die Welt der Männer und der Zauberei trat. Sie hockte sich neben das Loch und reichte mit ihren langen, starken Fingern hinein, um die heiligen Steinartefakte, die immer noch warm waren und von denen das Blut tropfte, hinauszuholen. Sie wickelte sie sorgfältig in Bananenblätter ein und steckte sie in eine wartende Netztasche, die 'Belem' genannt wurde. Der Schamane ignorierte sie. Er wollte die Kraft nutzen, die von dieser fremden weißen Frau ausging, aber er war nicht bereit, die Gesundheit seiner Seele zu riskieren, indem er mit einer Frau redete oder sie anerkannte.
Der Schamane bedeckte das Loch mit Holz, bevor er es unter Schmutz verbarg. Wenn sie die Zauberrei richtig verrichtet hatten, war das alte Timp jetzt in dem Loch gefangen. Wenn die Zeichen richtig waren, würde in einigen Monaten ein 'Singsing' stattfinden. Dies war die Zeit der Feste und Tänze. Jess stand auf und schwang das Belem über ihre Schultern. Sie drehte sich ohne ein Wort um und ging davon. Die Dorfbewohner wichen ängstlich über den zeremoniellen Boden zurück, wissend, dass sie jetzt die Kraft der Geister ihrer Ahnen in der Tasche trugen. Jess merkte, dass die Frauen das Fleisch und die Bambuszylinder mit den Kräutern und dem Blut in einzelne Bananenblätter bündelten. Sie wusste, dass diese in unterirdischen Gruben auf heißen Steinen gekocht werden würden. Diese zeremonielle Art zu kochen, wurde 'Mumu' genannt. Jess drehte ihren Rücken und stiefelte launisch den engen, gewundenen Pfad hinunter, der sie zur Klinik zurückführen würde.
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Mary hatte Jess nicht mehr gesehen, seit sie sie am Morgen davor verlassen hatte. Mone tat, obwohl er wie immer freundlich und hilfreich war, sehr geheimnisvoll im Bezug darauf, wohin Jess gegangen war. Mary hatte die letzten beiden Tage damit verbracht zu lernen, auf ihrem schmerzenden, verkrüppelten Fuß zu hoppeln und sich mit ihrer vorübergehenden Lage vertraut zu machen.
Das Lager bestand aus einer Lichtung mit Gebäuden. Im Norden stieg das Land steil an und wurde von zwei groben Gebäuden begrenzt. Eines davon beherbergte die Krankenstation und das Sprechzimmer, während das andere Jess' Büro und das Lager mit den Siedlungs- und Krankenhausvorräten enthielt. Zwischen diesen beiden Gebäuden führte ein Weg durch den Busch zu der kleinen Lichtung auf welche Marys Flugszeug vor einigen Tagen gestürzt war.
Im Westen war ein Anbau, in dem die einheimischen Frauen Mahlzeiten für die kranken Verwandten kochten, die im Lager bleiben mussten. Es gab auch eine überdachte Veranda, welche Jess' und Mones Ess- und Küchenbereich darstellte. Es gab einen mit Propan betriebenen Ofen und einen Kühlschrank - beide von zweifelhafter Herkunft. Außerdem gab es einige Regale aus Brettern und Holzstämmen und sechs Klappgartenstühle, die um zwei Zinnkartenspieltische standen. Abgewaschen wurde in einem Zinnkübel und das heiße Wasser musste auf einem Holzofen erwärmt werden. Frisches Wasser war zumindest praktisch, da es aus einer Quelle 350 Meter hinter der Küche sprudelte. Auf dieser Seite stand auch ein Gebäude zum Waschen mit einem Zinnkübel zum Wäsche waschen, einem Eimer, der als Spüle diente und einer behelfsmäßigen Dusche, welche aus einem an einem Haken festgemachten Eimer mit Löchern im Boden bestand. Des weiteren gab es einen geschlossenen Schuppen, der für die Nahrungsvorräte genutzt wurde.
Im Osten standen Mones und Jess' Schlafhütten. Etwas dahinter standen einige Nebengebäude. Außerdem gab es ein langes, flaches Gebäude, welches Mone 'Longhouse' nannte. Es war nur etwa 1,5 m hoch und 3 m breit, während es 9 m lang war. Es gab eine Reihe niedriger Eingänge, die nur passiert werden konnten, wenn man auf Händen und Knien hindurch kroch. Innen drinnen war das Longhouse in Abschnitte unterteilt, von denen jeder eine eigene von Steinen umringte Feuerstelle hatten. Es gab kein Entkommen vor den Rauch, der das Longhouse schnell füllte und allmählich durch das Grasdach drang, so das es von außen aussah, als stünde es in Flammen. Mone erklärte, dass der Rauch helfen sollte das Dach trocken zu halten und die Verwesung zu verlangsamen und dass es in mit Rauch gefüllten Hütten weniger Fliegen gab. Das Longhouse wurde als Gastquartier für die Verwandten genutzt, welche bleiben mussten, während ein Stammesmitglied in der Klinik behandelt wurde.
Das Lager fiel nach Süden hin ab und sollte dort eigentlich von der Fernmeldehütte begrenzt sein. Diese war jedoch verloren gegangen, als schwere Regenfälle den Boden aufgeweicht hatten, welcher etwa hundert Meter den Abhang hinunter gerutscht war. Der Verlust der Fernmeldehütte war ein ernsthafter Rückschlag für die kleine Klinik, doch durch das Umstürzen einiger Bäume hatte man jetzt eine spektakuläre Sicht auf das darrunterliegende Tal.
Mone erklärte Mary, dass die Wände der Hütten aus den dicken runden Stämmen der pitpit- Pflanze gemacht wurden, welche zur Familie der Gräser gehörte. Zuerst wurde ein hölzernes Gerüst gebaut und dann wurden die Zwischenräume mit pitpit gefüllt. Diese Graswände wurde zusammengehalten, indem lange, dünne Streifen Rinde hineingewebt wurden. Das Dach bestand aus einer anderen Sorte von Gras, welche 'Kunie' genannt wurde. Es wurde gebündelt und ging über das Dach hinaus, ähnlich wie es bei den europäischen Strohdächer der Fall war. Mary fand, dass Jess' Hütte nachts warm, dafür aber tagsüber heiß und stickig war.
Ihr war klar, dass sie sich ihren Lebensunterhalt erarbeiten konnte, indem sie kochte und die Vorratshütte der Klinik neu ordnete. Soweit sie sehen konnte, lebten Mone und Jess von Schweinefleisch, Bohnen, konserviertem Corned Beef und Reis! Als sie ihn fragte, gab Mone verlegen zu, dass die Frauen aus dem Dorf ihnen manchmal etwas von ihrer Nahrung abgaben.
Jess' kleines Büro war ordentlich und gut organisiert, die Vorratskammer jedoch war ein einziges Durcheinander von Kästen und bestand aus einer Mischung von mehreren Lagersystemen, die von verschiedenen Klinikmitarbeitern eingeführt worden waren.
"Was für medizinische Probleme behandelt ihr hier in der Klinik?", hatte Mary Mone gefragt, als sie gemeinsam in der überdachten Küche gesessen und Tee getrunken hatten, während es um sie herum in Strömen regnete.
"Wunden, gebrochene Knochen, Hautkrankheiten", erklärte Mone, "aber alle größeren Probleme schicken wir mit dem Flugzeug nach Mendi. Dies ist hauptsächlich eine Lepraklinik."
Marys Tasse war auf halben Weg zum Mund zum stehen gekommen und in ihrem Gesicht stand das Entsetzen "Ich wohne in einer Leprakolonie?", fragte sie ungläubig.
Mone lachte und genoss den geschockten Ausdruck auf dem Gesicht der kleinen weißen Frau. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", antwortete er, "oder du musst für den Rest deines Lebens eine Glocke tragen und unsauber schreien, wenn du einen Raum betrittst. Die Angst, die die Europäer vor dieser Krankheit haben, ist unbegründet. Trockene Lepra ist überhaupt nicht ansteckend und nasse bringt nur eine sehr geringe Ansteckungsgefahr mit sich. Diese Krankheit gehört eigentlich zur selben Familie von Erkrankungen wie Arthritis."
"Bist du sicher?", fragte Mary mit einem besorgten Stirnrunzeln.
"Ja, Fräulein Mary", antwortete Mone mit einem Glitzern in seinen Augen.
Nach dem Tee lies der Regen etwas nach und Mone sagte besorgt aussehend, dass er noch Dinge zu erledigen hatte. Mary räumte die Küche auf und versprach sich selbst, dass sie anständig auf- und umräumen würde, wenn sie länger auf ihrem Fuß würde stehen können. Sie bemerkte, dass die wenigen Dorfbewohnerinnen, die sich unter dem Anbau zusammengekuschelt hatten ebenfalls verschwunden waren.
Ihre Krücke nehmend trat sie hinaus ins Lager und bemerkte plötzlich, wie still und ruhig alles geworden war. Normalerweise waren immer einige Leute im Lager, während jetzt keiner zu sehen war.
Ihre wachsende Unruhe mit einem Achselzucken abtuend, machte sie sich auf die Suche nach Mone, der das Gebiet selten zu verlassen schien. Er befand sich an keinem, der von ihm häufig besuchten Orte und Mary wurde zunehmend besorgter. Die Dinge fühlten sich einfach nicht richtig an. Der einzige Ort, an dem sie bis jetzt noch nicht geguckt hatte, war die Station, von der sie wusste, dass sich dort zumindest ein Patient befand. Sie humpelte vorsichtig durch das nasse Lager und betrat die Station. Was sie dort sah, ließ ihr Herz einen entsetzten Satz machen.
Ihr Schrei des Entsetzens halte von den felsigen Wänden des langen, engen Tales wider. Er traf Jess, als sie den Pfad hinaufkam, wie ein Pfeil ins Herz. Sie war schon im vollen Lauf, bevor sie bewusst registriert hatte, dass Mary in Schwierigkeiten war. Jess traf eine erschrockene Mary auf dem Weg am Rande des Lagers. "Ahh", brachte Mary hervor.
Ihr Gesicht war weiß und sie zitterte heftig. Jess wickelte ihre Arme ums sie und hielt sie fest. Ihre eigenen Eingeweide hatten sich vor Ärger und Sorge darüber, was Mary geschehen sein könnte zusammengezogen.
"Shhh, ruhig. Ok, ich hab dich.", murmelte Jess die kleine Frau festhaltend, während sie versuchte sie zu beruhigen.
Plötzlich fuhr Mary weg und stolperte ungeschickt zurück.
"Bleib mir vom Leib, du gottverdammtes Miststück!", schrie Mary hysterisch, mit ihren zitternden Händen gegen Jess' Brust und Gesicht schlagend. "Ich hab deine verdammten Gedankenspielchen satt, hörst du! Fass mich nie wieder an!"
Jess lies die Hiebe für einige Minuten auf sich nieder gehen. Sie hatte es verdient, dachte sie. Dann trat sie einen Schritt näher und griff Marys Schultern fest, bevor sie ihr einen guten Rüttler versetzte. "Sei still, verdammt! Nimm dich zusammen. Was zum Teufel ist los", schnappte sie.
Mary nahm einen tiefen Atemzug und zeigte mit einer wackligen Hand in Richtung Klinik. "Dort drin", würgte sie zwischen mehreren Atemzügen hervor.
Jess blickte in Richtung Klinik und dann hinunter auf Mary. "Bist du in Ordnung?", fragte sie sanft und stoppte ihre Hand, bevor sie Marys Wange berühren konnte. Tränen rollten Marys weißes Gesicht herunter, aber sie nickte.
Jess sah sie mit einem ernsten langen Blick an und stellte Fest, dass Mary nicht physisch verletzt war, bevor sie sich umdrehte, zum Eingang der Klinik joggte und sie vorsichtig betrat. Sie sah, dass der junge Mann, Kalla, der ihr Patient gewesen war, auf einem blutgetränkten Feldbett lag. Ein hölzerner Pfahl war durch das eine Ohr hinein und durch das andere hinaus geschlagen worden... Jess' biss die Zähne zusammen und ihr Mund wurde zu einer verärgerten Linie. Sich vorwärts bewegend, sah sie genauer hin. Da war eine grob geschnittene Wunde an seiner Seite.
Jess ging hinüber zum Versorgungskasten und holte ein Paar Plastikhandschuh heraus, welche sie anzog. Wieder zurückgehend untersuchte sie die Wunden. Die Leber des Jungen war entfernt worden. Den grausamen Anblick mit einem Tuch abdeckend und die Handschuhe in den Müll werfend, ging sie wieder dort hin zurück wo Mary am Rande des Lagers wartete.
"Er ist tot, oder?", fragte Mary mit zittriger, schwacher Stimme.
"Ermordet", Jess runzelte die Stirn und stützte ihre Hände in ihre Hüften und sah sehr frustriert und verärgert aus. "Hast du irgendjemanden gesehen oder irgendetwas gehört?", fragte sie.
Mary schüttelte ihren Kopf, "Es regnete ziemlich heftig. Es war sogar schwierig, zu verstehen, was Mone sagte." Mary sah plötzlich entsetzt aus. "Jess, Mone fehlt! Alle sind gegangen!"
"Ja, ja ich weiß. Die Geister sind los.", antwortete Jess und sah sich mit einem besorgten Stirnrunzeln um. Es gab nichts, was sie in diesem Augeblick für den ermordeten Mann tun konnte. Und die Gemeinschaft war in Gefahr, solange die Opferartefakte, die sie trug nicht in ihre Steinhäuser zurückgebracht wurden.
Sie konnte Mary hier nicht mit einem Mörder in der Nähe alleine lassen und Mary konnte nicht weit gehen.
"Hör zu, ich muss nach etwas sehen. Es dürfte nicht sicher sein, dich hier zu lassen, also musst du mit mir kommen."
"Ich kann nicht weit gehen", protestierte Mary.
"Ich habe vor, dich huckepack zu tragen", erklärte Jess, als ihre blauen Augen das Lager durchsuchten.
"Oh nein, das wirst du nicht tun!", schnappte Mary, ihren Kopf schüttelnd. Ihr erdbeerblondes Haar schlug um ihr Gesicht wie Streifen aus Gold.
Jess' Augen sahen hinunter und hielten ihre mit einem eisigen starren Blick fest. "Du lässt mich dich tragen, oder bleibst hier mit der Leiche und einem potentiellen Mörder zurück", knurrte sie grausam.
Mary schluckte vor Furcht und nickte ihr Verständnis. Jess entfernte die Netztasche von ihren Schultern und gab sie Mary, um sie zu tragen, dann drehte sie sich und ging in die Hocke, der zierlichen Frau erlaubend ihre Arme um Jess' Hals herum zu wickeln. Jess fing Marys Beine mit ihren Ellenbogen und steuerte durch das Lager und auf den Weg, der an der Lichtung vorbei den Berg hinauf führte.
"Wohin gehen wir?", fragte Mary ihr Gesicht in Jess' weichem, würzig riechendem Haar vergraben.
"Zum Zuhause der Geister", antwortete Jess ohne weitere Erklärungen.

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