FANWORK > Fanfiction > Anne Azel - P.N.G. Encounter Teil 4

Disclaimer: Die Charaktere von Xena und Gabrielle sind Eigentum von Universal und Renaissance Pictures. Es sind keine Copyrightverletzungen beabsichtigt.
Dank: Ich bin erfreut, dass so vielen von euch die Serie zu gefallen scheint. Eure Kommentare sind sehr freundlich und sehr willkommen. Besonderen Dank an Lisa, meine Betareaderin. So, wie die Geschichten angelegt sind, ist es am besten, man liest sie in der richtigen Reihenfolge.
Warnung: Diese Geschichten gehört zu den 'alternativen' FF. Bitte lest sie nicht, wenn ihr nicht das entsprechende Alter habt oder wenn solches Material an eurem Ende der Welt nicht legal ist.
Wichtige Warnung: Diese Geschichte basiert auf Ereignissen, die wahr sind und die Umgebung und die traditionelle Kultur der Stämme des Hochlandes von P.N.G. beschreiben. Einige Beschreibungen in dieser Geschichte sind graphisch und brutal. Einige Leser könnten der Meinung sein, dass die traditionellen Szenen beunruhigend sind, da sie nicht fiktiv sind, sondern reale Ereignisse wie rituelles Töten und Mord enthalten.

Anmerkung von jany_: Folgende Geschichte ist geistiges Eigentum von Anne Azel. Copyright zur Übersetzung liegt bei jany_. Kopien zur privaten Lektüre stehen frei, solange sämtliche Disclaimer erhalten bleiben. Veröffentlichung jeglicher Art, wie z.B. im Netz, erfordern jedoch die Zustimmung der Übersetzerin.
Feedback: ist jederzeit unter jany_@online.de willkommen.
Copyright © 2006 jany_

P.N.G Encounter

By
Anne Azel

a_azel@hotmail.com

Übersetzung von jany_

Teil 4
Jess kroch zu Mary ins Bett und seufzte zufrieden, da sich die kleinere sofort an ihren langen Körper kuschelte. Sie war an diesem Abend sehr müde und doch wusste sie, dass noch viele Fragen offen waren auf die Mary eine Antwort wollte. Sie versuchte sich zu entspannen. 'Lass Mary entscheiden, ob wir drüber reden oder nicht', dachte sie.
"Jess?"
'Oh Junge! Das ging schnell! Du solltest das in Ordnung bringen. Es ist wichtig', ermahnte sie sich.
Laut antwortete sie: "Hmmm?"
"Ich bin ein sehr großes emotionales Risiko eingegangen, als ich dich wieder an mich heran gelassen habe. Verstehst du das?", fragte Mary sanft, in ihrer Stimme lagen Traurigkeit und Sorge. Jess streichelte Mary's Rücken beruhigend und dachte darüber nach, was sie antworten sollte.
"Jess?!"
"Ich weiß, was ich bin und warum du nicht mit mir zusammen sein solltest!", antwortete Jess etwas gereizter, als sie klingen wollte. Sie spürte, wie sich Mary ein wenig zurückzog.
'Oh shit!'
"Ich... Ich möchte.... mit dir zusammen sein. I wollte es schon immer, aber...", stammelte Jess. Sie spürte, wie sie sich verkrampfte und anfing zu schwitzen, während sie nach den richtigen Worten suchte.
"Hey, ich bin hier", antwortete Mary, bevor sie sich streckte und einen Kuss hinter Jess' Ohr platzierte. "Ich muss es nur verstehen Jess, das ist alles. Erzähl es mir einfach auf deinen eigene Art, ok meine Kriegerin?"
Jess spürte das unkontrollierbare Verlangen in Richtung Tür zu stürmen. Dennoch nahm sie einen unregelmäßigen Atemzug und begann. "Mein Vater.... er mochte schnelle Autos und Frauen. Meine Eltern wurden in einem Autounfall getötet, weil er zu schnell gefahren ist. Bart hat mich aufgezogen, aber er wollte in seinem Alter noch kein Enkelkind. Er war ok, weißt du. Er hat mir viel über Pferde bei gebracht und er hat mich Bücher lesen lassen und solche Sachen. Aber wenn er betrunken war, konnte er gemein werden. Ich hätte ihn töten können, Mary. Schon als ich klein war, war ich stark und eine gute Kämpferin, aber es wäre nicht richtig gewesen einen alten Mann zu schlagen, der mir ein Dach über dem Kopf und Essen gegeben hatte. Also habe ich mich einfach von ihm schlagen lassen. Ich habe mir geschworen, dass ich sobald ich alt genug war zur Armee gehen würde und das habe ich getan."
Mary sagte nichts. Sie rieb nur sanft ihre Hand in langsamen Achten über Jess Bauch.
Jess entspannte sich ein wenig.
"Es ist schwer für mich an Liebe zu glauben. Ich habe sie nie gekannt", gestand sie unbeholfen und Mary küsste ihre Schulter.
"Ich liebe dich, Jess", antwortete sie einfach.
"Ich weiß das jetzt. E... es hat mir eine Menge bedeutet, dass du mir zugetraut hast das Payback zu handhaben. Ich weiß nicht, warum es mir so wichtig war, dass du mir vertraust das zu tun was zu tun ist, aber es war es. Ich wollte einfach nur in der Lage sein deiner Loyalität und Liebe gerecht zu werden. Mich zu binden ist neu für mich."
Jess nahm Mary fest in den Arm, küsste ihren Kopf und atmete den süßen Duft eines heißen Sommertages ein, der ein Teil von Mary zu sein schien. 'Sie ist wie Süße und Licht', dachte Jess.
"Du riechst gut", sagte sie und lächelte, als Mary glücklich kicherte.
Der Klang ermutigte Jess fortzufahren, "Die Gastgeber.... ich weiß wo sie sind", enthüllte sie, woraufhin Mary sich aufrichtete und Jess im schwachen Licht des Mondes mit wachsendem Interesse ansah.
"Ihr Grab befindet sich in der Türkei. Ich kann sie fühlen. Ich fühle wie mich das Grab ruft. Ich habe auch einige andere gesehen."
"Was!?", rief Mary überrascht und vergaß, dass sie nicht dazwischen reden wollte.
"Sie sehen fast so aus, wie wir", fuhr Jess fort, "Nicht identisch oder so aber wenn wir neben einander stehen würden wüsstest du, dass wir eng miteinander verwand sind. Sie schienen so glücklich mit einander zu sein, aber ich weiß, dass die Liebe der Gastgeber.... nun, ich weiß, dass es bei ihnen nicht funktioniert hat. Ich glaube es war ein richtig schlimmes Ende. Ich weiß nicht...", stammelte Jess unruhig.
Sie wünschte sich, dass sich Mary wieder an ihre Seite kuscheln würde. Es war einfacher zu reden, wenn Mary nah bei ihr war.
Für einige Minuten wurde die Dunkelheit von Stille beherrscht. 'Vielleicht reicht das', hoffte Jess, ihr Herz schlug ein wenig zu schnell. "Red weiter", drängte Mary sanft, erstaunt von dem, was sie von ihrer Geliebten lernte.
Jess hielt es nicht mehr aus. Sie reichte hinauf und streichelte Mary's Schläfe. Mary schien zu verstehen. Sie drehte ihren Kopf und küsste die leicht zitternde Hand. Dann legte sie sich wieder hin und ließ ihren Kopf wieder bequem unter Jess Kinn ruhen. Jess seufzte erleichtert und umarmte sie fest.
"Ich... Ich habe Angst. Die Andere in der Türkei, sie ist gelähmt und ich denke die anderen sind es auch alle. Manchmal empfange ich Gefühle und Teile von Erinnerungen und Träumen. Weißt du?", fragte sie besorgt.
"Ein wenig", gestand Mary. "Ich denke meine Gastgeberin hatte ein Kind und deine hat es gehasst. Ich habe diesen sich wiederholenden Traum... er macht mir Angst."
"Ich mache dir Angst!?", fragte Jess, ihre Stimme bebte auf Grund der aufgestauten Emotionen.
"Nein. Nicht einmal meine Gastgeberin hatte Angst vor dir, nur vor dem, was du tun könntest. Ich denke, dass meine Erinnerungen nicht so stark sind, wie deine. Außer dem einen verwirrten Albtraum fühle ich nur wenig von den Anderen oder unserer Vergangenheit", erklärte Mary, während sie Jess Bauch erneut streichelte.
Sie spürte wie Jess nickte.
"Das Grab.... es... nun... es lebt irgendwie. Es strahlt Energie aus, aber wenn man es berührt ist es eiskalt. Es stehen nicht die richtigen Namen darauf. Die andern haben ihn scheinbar ändern lassen oder so, da ihre Namen auf dem Grab stehen: Jamie und Gunnul Dedeman.
Ich denke ich kenne noch einen weiteren Namen von deinen Anderen. Ich habe ihr Bild in einer Zeitung gesehen, als ich im Mittleren Osten stationiert war. Sie ist ein großes Tier unter den Archäologen. Sie heißt Malone. Ich dachte zuerst, dass du es wärst, dass du geheiratet hättest, aber du warst es nicht.
Für lange Zeit herrschte Stille und Jess überlegte, wie sie das allerschlimmste beichten sollte, während Mary die von Jess enthüllten Informationen verdaute.
"Mary, ich glaube nicht, dass das mit deinem Fuß passiert wäre, wenn wir uns nicht wieder begegnet wären", verkündete die Ärztin unverblümt.
Marys Hand hielt inne, dann begann sie erneut ihre beruhigenden Bewegungen. "Warum denkst du das?", fragte sie.
Jess leckte sich über ihre Lippen. "Es war einer der Gründe, warum ich gegangen bin. Ich habe vermutet, dass deine Anderen alle gelähmt sind, aber du warst es nicht. Ich dachte, dass es vielleicht nicht passieren würde, wenn ich nicht da wäre. Ich denke, dass es ein Muster gibt, dem wir alle folgen. Es ist uns vom Schicksal bestimmt, weißt du?", versuchte Jess mühsam zu erklären.
Mary drehte sich auf den Rücken, wobei sie sich versicherte, dass sie weiterhin Jess' Hand hielt. Sie wusste, dass dies alles sehr schwer war für Jess und dass sie es nur tat, um ihr zu zeigen, wie sehr sie sie liebte. Mary drückte die Hand liebevoll. "Was denkst du warum das alles passiert?", fragte sie.
Diesmal herrschte die Stille noch länger. "In mir ist Finsternis. Ich muss sie kontrollieren. Ich könnte... Ich habe einige wirklich.... Ich denke, dass ich dich immer verletzt habe. Aber das wollte ich nicht!! Wirklich!", flehte Jess, als sie sich aufsetzte und besorgt durch die Dunkelheit zu Mary blickte.
Mary reichte herauf und zog ihre Kriegerin herunter, so dass deren Kopf zwischen ihren Brüsten lag.
"Es mag bedeuten, dass du mich verletzt hast. Es könnte auch bedeuten, dass etwas an unserer Beziehung zerrt oder, dass sie irgendwann kaputt war. Vielleicht heißt es aber auch gar nichts", flüsterte Mary Jess Haar sanft streichelnd.
"Ich würde das alles gerne besser verstehen Jess, aber ich beschäftige mich ehr mit uns im hier und jetzt. Weißt du, was ich denke?", fragte sie und wuschelte Jess Haar spielerisch.
Jess lehnte sich zurück und schüttelte ihr Haar aus dem Gesicht. "Was?"
"Ich denke, dass wir der Vergangenheit mehr Gutes tun können als sie uns Schlechtes", sagte sie bestimmt.
"Wenn wir zusammen durchs Leben gehen, könnte es Probleme geben", warnte Jess sie.
"Dafür hat man Freunde und Geliebte, Jess. Um sich gegenseitig zu helfen", antworte Mary zuversichtlich.
Jess lächelte. Mary spürte es mehr in ihrem Herzen, als dass sie es in der Dunkelheit sehen konnte.
"Okay Freundin." Sie kuschelten sich wieder ein und die freundliche Umarmung verwandelte sich langsam in die zarten Berührungen eines Liebespaares.
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Es war tiefe Nacht und Mary erhitzte Wasser auf dem Propangasofen, um es mit Kakao und Milchpulver zu mischen. Sie bereitete sich und Jess heiße Schokolade, während Jess damit beschäftigt war, das Feuer im Ofen wieder in Gang zu bringen, da Mary es nicht schaffte, egal wie sehr sie es versuchte. Normalerweise brachte sie Mone dazu es zu tun, wenn Jess nicht in der Nähe war.
Sie hatten sich geliebt und zusammengekuschelt geschlafen, bevor sie der Hunger und das Bedürfnis zusammen zu sein, jetzt wo die Barrieren gefallen waren, geweckt und hinaus in die Nacht getrieben hatten, um einen Mitternachtssnack zu besorgen.
Mary brachte die heiße Schokolade herüber und schlüpfte an Jess Seite woraufhin Jess ihren langen Arm um ihre Geliebte legte. "Jess, wegen dem, was Mone heute Abend gesagt hat..., bist du in Gefahr?"
Jess seufzte und überlegte, wobei sie ihre langen Beine streckte und die Knöchel verschränkte. "Etwas, glaube ich. Ich weiß, wer Kalla getötet hat und wer jetzt versucht mich zu töten. Ich denke auch, dass ich das Motiv für den Mord kenne. Was ich nicht verstehe, ist warum sie es auf mich abgesehen haben. Vielleicht lese ich es auch alles verkehrt", murmelte Jess, während sie sich nach vorn beugte, einen Stock aufhob und ihn ins Feuer warf.
"Du weißt, wer Kalla getötet hat?!", rief Mary überrascht und drehte sich zu Jess, bevor sie sie irritiert ansah. "Und du hast es Mone und mir nicht erzählt! Jess!"
"Hey! Warte! Ich habe es auch erst gestern raus gefunden. Aber dann wurde ich angegriffen.... und ich weiß nicht, aber es macht irgendwie einfach keinen Sinn!", stellte Jess klar.
"Was macht keinen Sinn?! Sag schon!", verlangte die ungeduldige Blonde.
"Nein", Jess blickte lächelnd ins Feuer.
"Warum nicht?", fragte Mary sich zurücklehnend, um in das klassische Profil ihrer starken Geliebten zu sehen. Geliebte. Sie mochte das. Der Klang dieses Wortes schickte Schauer von Erregung durch ihren Körper.
"Weil ich denke, dass es dir wirklich Spaß machen würde, mich dazu zu bringen es zu sagen!", sagte Jess und sprang auf, bevor sie davon ging. Mary war nur einige Schritte hinter ihr und ihr Lachen halte unheimlich durch das darunter liegende nachtdunkle Tal, als die beiden Frauen wie Kinder spielerisch um die Gebäude rannten.
Jess wich Marys Griff erneut aus, immer darauf bedacht, das sie das Spiel nicht zu kompliziert für die verkrüppelte Frau machte. Sie wurde langsamer und drehte sich, als sie an die richtige Stelle kam. Lachend griff Mary Jess an und die beiden rollten, bis sie im weichen Moos liegen blieben.
Sie lagen unter einem alten Gummibaum und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Der Mond färbe das Tal unter ihnen silbern und eine warme Briese ließ die Blätter, die sie mit einer Reihe unterschiedlichster Schatten bedeckten, über ihnen rascheln.
"Ich hab vor, dich zum singen zu bringen, Kriegerin", murmelte Mary sanft, während sie Jess' Nachthemd langsam auszog. 'Mach langsam, Mary', dachte sie. Dieser Phantasie nachzugehen, war wie einen wilden schwarzen Panter zu streicheln. Es führte zu einem berauschenden Stoß von Aufregung und Angst vor der Explosivität der Situation.
Jess erlaubte Mary das Shirt zu öffnen und von ihren Schultern zu streifen. Es rutschte herunter und sammelte sich um ihre nackten Hüften, während sie dort saß und Mary beobachtete. 'Ich habe damit angefangen', dachte sie. 'Ich habe bis jetzt noch mit keinem Lover diese Rolle eingenommen. Normalerweise hätte ich es für bedrohlich und ernsthaft abstoßend gehalten, aber dieses Spiel mit Mary war irgendwie anders, körperlich aufregend und dennoch etwas Angst einflößend.'
Mary drückte Jess leicht nach hinten und folgte ihr, so dass sie neben ihr lag und Jess immer die Möglichkeit hatte zu fliehen. "Ich werde Dinge mit deinem Körper tun, die dich wünschen lassen, deine Seele mit mir zu teilen", flüsterte Mary, bevor sie Jess' Hand hoch hob und die sanfte Unterseite ihres Daumes küsste. Jess sah fasziniert zu, wie die samtige Spitze von Marys Zunge die sensible Haut zwischen Daumen und Zeigefinger kitzelte.
'Oh Junge, ich stecke in Schwierigkeiten', dachte Jess, als sie spürte, wie heiße Leidenschaft begann durch ihren Körper zu strömen.
Mary spürte das Beben, das durch das Verlagen ausgelöst wurde, welches durch Jess' Körper ran und lächelte, während sie einen von Jess' langen Fingern in ihren Mund saugte und ihn mit ihrer Zunge streichelte. Dann zog sie sich langsam zurück, wobei sie den Finger sachte über ihre Zunge und Lippen gleiten ließ. Ihr Blick traf den ihrer Geliebten und Jess sah die verführerische Herausforderung in den halb geschlossenen Augen. Mary glitt Jess Körper hinauf und drückte die Beine der großen Frau weit auseinander, bevor sie ihre eigenen Hüften über Jess Becken positionierte. Die ältere Frau streckte sich Mary vor Verlangen entgegen und Mary lehnte sich hinunter, um das sensible, blasse Fleisch unter dem Kinn der gefangenen Kriegerin zu küssen.
"Ich liebe dich, Jess. Und ich werde dir das jetzt zeigen. Ich werde dich nicht durch Gewalt festhalten, sondern allein durch meine Liebe. Ergib dich Kriegerin, ergib dich meiner Liebe so wie ich mich deiner ergeben habe", flüsterte Mary, die Jess' pochenden Puls unter ihren Lippen spürte, während sie die sanfte Haut streichelte. Ihre Hand hatte nun ein Handgelenk losgelassen und war langsam eine Unterseite von Jess' Arm entlang über die Schulter und letztendlich Jess Seite hinunter gewandert. Der Körper unter ihr zuckte vor Erregung.
"Shhhh, langsam", sagte Mary, vorsichtig nach vorn rutschend, um auf Jess hinunter zu blicken. Federleicht beugte sie sich nach unten und ließ ihre Lippen die von Jess berühren und die Welt explodierte in einem heißen Ball der Begierde. Ihre Lippen schmeckten einander hungrig und sie erkundeten ihre Münder, in denen sie den süßen Geschmack von dem vernahmen, was noch kommen sollte. Jess' Kopf folgte Marys, als sich die kleinere Frau zurücklehnte. Ihre Lippen suchten weiterhin eifrig Kontakt miteinander.
Aber Mary hatte noch andere Pläne für ihre Geliebte und sie bewegte sich weiter nach unten, um spielerisch an der Unterseite von Jess' Brust zu knabbern, während ihre Hand noch weiter runter strich, über eine Hüfte glitt und dann das Muskelspiel von Jess' starkem Oberschenkel unter sich spürte.
Ihre Hand glitt über ein Knie und bewegte sich dann nach oben, um die empfindliche Innenseite von Jess Oberschenkel zu streicheln. Ihre Lippen flüsterten gegen Jess' Nippel: "Ich bin der Hüter deines Reiches, meine Kriegerin. Ich bin die jenige, die dein Herz hat. Alles, was ich je von dir fordern werde, ist die süße Kapitulation deines Herzen."
Dann färbte der Sonnenaufgang die Umgebung rosa und sie machten sich schläfrig auf den weg zu ihrer Hütte, einander umarmend, eins für immer.
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"Touy! Du denkst es ist Touy!", lächelte die kleinere Frau, als sie am nächsten Morgen in Jess' Umarmung lag. "Wao! Ich hatte recht!"
Als Antwort küsste die stille Kriegerin das goldene Haar. Jess war unheimlich glücklich. Letzte Nacht hatte sie eine Welt betreten, von der sie gedacht hatte, dass sie nie dort hin könnte. Sie war keine einsame Kriegerin mehr, nein, nun war sie Teil eines Paares, einer Gemeinschaft. Gemeinschaft, sie mochte das Wort. Vielleicht könnten sie eine kleine Ranch in Australien kaufen. Ob Mary das gefallen würde?
"Jess?"
"Ahhh", kam die erschreckte Antwort, als Jess bemerkte, dass sie geträumt hatte.
"Ich habe gefragt, warum du denkst, dass es Touy ist", sagte Mary, bevor sie Jess' immer noch geschwollenen Lippen küsste. "Wo warst du?"
"Würdest du gern auf einer Ranch wohnen, Mary? Wir könnten ein Stück Land kaufen, welches wir mit der Zeit vergrößern könnten. Ich könnte mich nach einer Gemeinschaftspraxis umsehn", fragte Jess ernst.
Mary setzte sich auf und sah Jess verwundert an. "War das gerade ein Antrag, Jess?", fragte sie und ihre Stimme zitterte vor Emotionen.
Sofort formte sich eine eisige Kugel in Jess' Magen. "I... Ich dachte... Ich meine, ich denke ich hätte... willst du bei mir bleiben, Mary? Meine Gefährtin sein?", stammelte die unsichere Kriegerin, die in Marys Augen nach einer Antwort suchte.
Die Augen tanzten vor Freude: "Oh Jess, ja!"
Jess zog Mary fester in die Umarmung und bemerkte, wie ihr Herz wieder anfing zu schlagen. "Habe ich dir gerade einen Antrag gemacht?", fragte sie mit einem schwachen Lachen.
"Hmmmm, und du solltest wissen Kriegerin, dass ich zu der Sorte gehöre, die sich für immer binden", kicherte Mary.
"Gut", flüsterte Jess und schluckte den Klumpen herunter, der in ihrem Hals steckte, bevor sie ihre Wange an Marys Haar rieb.
Der Seher beobachtete, wie die zwei Frauen sich liebten und dann nackt zurück zu ihrer Hütte gingen.
Europäer sahen aus wie Geister, so farblos. Er vermutete, dass sie so aussahen, weil sie die Magie kannten, die sie befähigte mit der Geisterwelt Kontakt aufzunehmen. Dieses Band war, was ihnen erlaubte an die Fracht zu gelangen. Für den Seher war ihre weiße Haut das Zeichen für den Verrat des älteren Bruders zu Beginn der Zeit.
Er wusste, dass es Frauen gab, die andere Frauen mochten. Dies lag daran, dass ihre Mütter mit anderen Kriegern geschlafen hatten und nicht nur mit ihrem Ehemann! Es gab auch Männer, die Männer statt Frauen mochten. Sie hatten zu lange an der Brust ihrer Mutter gelegen.
Aber diese große Frau, bei ihr war es, weil das Timp des älteren Bruders in ihr lebte. Er hatte es sehr oft gespürt. Die Energie die von der Ärztin wie Wärme von einem Feuer abstrahlte, wenn sie verärgert war.
Ihr Timp zu fangen würde nicht einfach werden. Die drei Krieger, die er geschickt hatte, hatten kläglich versagt. Touys Magie war nicht mehr stark genug, seit die Ärztin die Krankheit auf ihn los gelassen hatte, die ihn betäubte und an seinem Körper zehrte. Aber der Seher hatte schon einen neuen Plan. Einen der ihm die Ärztin auf seiner Türschwelle servieren würde. Die Anhänger des wahren Feuers würden nicht noch einmal versagen!
Die zwei Frauen zogen sich an, immer wieder inne haltend, um sich zu streicheln oder einander festzuhalten.
"Mone wird sich wundern, wo ich bleibe! Ich bin erstaunt, dass er noch nicht hier war, um zu sehen, was los ist", seufzte Jess, und löste sich widerwillig aus Marys Umarmung.
Mary kicherte und küsste ihre Kriegerin auf die Wange. "Mone ist nicht doof, Jess! Er weiß ganz genau was vor sich geht!" Sie biss sich amüsiert auf die Lippe, als ein rötlicher Ton langsam den Hals der Kriegerin herauf kroch.
"Großartig! Das ist genau was ich brauchen, ein großer, grinsender Papuaner, der mich den ganzen Tag ärgert", stöhnte Jess, während sie zusammen zur Küche herüber gingen. Mone hatte einen Pott Kaffee auf dem Ofen stehen lassen und Jess goss sich welchen ein, während Mary Bananen für den Haferbrei schnitt, der vor sich hin köchelte. Sie aßen in kameradschaftlicher Stille und genossen das erste Frühstück, welches sie als Paar teilten. Dann lehnte sich Jess über den Tisch und küsste Mary sanft. "Wir sehen uns später Süße", murmelte sie.
"Hmmm", seufzte Mary. "Ich werde hier sauber machen und dann später in der Klinik vorbei kommen, um zu helfen." Jess nickte und Mary beobachtete, wie ihre Geliebte zur Klinik herüber ging. Mone traf sie an der Tür mit einem großen Grinsen auf seinem Gesicht und klopfte ihr auf die Schulter. 'Vorsicht Mone!', dachte Mary. Auch wenn die Liebe sie etwas erweicht hatte, war die Kriegerin immer noch jemand, bei dem man vorsichtig sein musste!
Die nächsten Tage vergingen in einer angenehmen Routine. Jess stand immer noch zeitig auf und lief, aber dann würde sie schnell duschen und zurück ins Bett ihrer Geliebten kehren. Sie überließ Mone die morgendliche Runde und frühstückte mit Mary. Sie sprachen viel über Zukunftspläne und Träume und flüsterten sich Worte der Liebe zu, beide erfreut die andere zu umwerben. Die Tage in der Klinik waren arbeitsreich. Jess und Mone hatte ihre regelmäßigen Leprapatienten und generellen Behandlungen der Dorfbewohner und die Verletzten des Stammeskrieges, welche zum Check-up kamen. Mary hatte ihr neues Sortiersystem vervollständigt und hatte begonnen die medizinischen Vorräte und das Labor zu ordnen.
Am späten Nachmittag, nachdem sie ihren Kaffee mit Mone getrunken hatte, ließ Mary Jess in ihrem Büro oder im Labor arbeiten und Mone putzte die Klinik, während sie den Bergrücken herunter ging, wo die Dörflerinnen sich trafen, um ihr Gemüse zu tauschen. Mary hatte nun genug Pidgin gelernt, so dass sie einen guten Preis erzielte. Außerdem hatte sie gelernt, vorsichtig zu sein. Sie wusste, dass sie nie über die kleinen Haufen von Lebensmitteln steigen durfte, die die Frauen auf dem Boden vor sich errichtet hatten. Dies zu tun würde die Produkte verunreinigen und sie müssten weggeschmissen werden. Noch schlimmer wäre es, wenn eine Frau über ein Baby oder die Beine eines auf dem Boden spielenden Kindes stieg. Die Hochländer würden es als Mord betrachten. Man hätte sie sofort attackiert und aus Rache getötet. Mary wanderte, das mitgebrachte belem tragend, über den kleinen überfüllten Markt. Diese von den Dorfbewohnern gefertigten Netztaschen waren robust und langlebig und es schien als würden sie nie voll werden, egal wie viel man in sie hinein stopfte. Die Frauen trugen lange Strippen, die vor der Stirn zusammengeknotet wurden und die auf dem Rücken hängenden Taschen hielten. Auf diese Weise trugen sie schwere Lasten, so wie die Süßkartoffeln, die sie aus ihren Gärten brachten und die sie veranlassten unter der schweren Last nach vorn gebeugt zu laufen.
In der traditionellen Hochlandgesellschaft verrichteten die Frauen die täglichen Arbeiten. Die Männer würden ungefähr alle 5 Jahre neue Gärten für ihre sich verändernden landwirtschaftlichen Verfahren räumen, während sie sich sonst mit der Politik und den religiösen Zeremonien des Dorfes beschäftigten und sich bekriegten. Und obwohl es sich um eine matrilineale Gesellschaft handelte wurden die Hochlandkulturen extrem von Männern dominiert.
Jess hatte erklärt, dass die Männer am meisten Wert waren, dann folgten die Jungen und Schweine und letztendlich Frauen und Mädchen.
Mary folgte ihren Tabus, da es sich um ihr Land und ihre Bräuche handelte, aber sie hoffte, dass sich mit der verbesserten schulischen Situation auch der Glaube mit der Zeit ändern würde.
Eines Nachts schnitt Mary Jess' Haar, darauf bedacht, jede einzelne Strähne ins Feuer zu werfen, so dass sie nicht für einen bösen Zauber gegen ihre Geliebte genutzt werden konnten.
Jess hatte sie deswegen geneckt, aber Mary hatte trotzdem alles verbrannt und erklärt, dass sich Mone sonst Sorgen machen würde. In ihrem Herzen jedoch wusste sie, dass sie einfach nicht riskieren wollte, dass ihrer Geliebten etwas zustieß. Es war das erste mal seit langem, dass sie wirklich glücklich war und sich vollkommen fühlte und sie hatte vor es für den Rest ihres Lebens zu bleiben.
Als sie eines Tages zurück ins Lager kam, war sie erschüttert Schmerzensschreie aus der Klinik kommen zu hören. Sie ließ das Belem auf dem Küchentisch fallen und humpelte eilig zur Klinik, um zu sehen, ob sie helfen konnte. Mone war über einen Dorfbewohner gebeugt, der vor Schmerzen tobend auf einer Trage lag. Der Mann hatte ein seltsames Grinsen auf seinem Gesicht und aus seinem Mund quoll Schaum.
Während Mone den Mann festhielt, saß Jess im Labor und betrachtete einen Objektträger unter dem Mikroskop.
"Verdammt, es ist wirklich Kurukuru Mone!", rief sie, richtete sich auf und kam wieder ins Behandlungszimmer. "Mary hilf mir ihn festzubinden. Mone, wenn wir ihn festgeschnallt haben, solltest du besser mit seiner Familie reden. Wir müssen das melden und herausfinden, was hier vor sich geht", ordnete die Ärztin an, während sie die Gurte herausholte.
Zusammen mit Mary legte sie die Gurte über die Brust und die Beine des Mannes und schnallte ihn fest, während die anderen Dorfbewohner besorgt und interessiert durch die Tür oder die Fenster schauten. "Was stimmt nicht mit ihm, Jess?", fragte Mary als Mone sich mit einem Seufzer aufrichtete und hinaus ging, um mit der Familie des Mannes zu reden.
"Er befindet sich im letzten Stadium einer Krankheit, die hier unter dem Namen Kurukuru oder Lachkrankheit bekannt ist", erklärte sie, während sie versuchte den Blutdruck zu messen. "Das komische Lachen kommt durch Kiefersperre. Seine Muskeln verkrampfen sich so sehr, dass es zu Kieferbruch kommen kann."
"Oh Jess, gibt es irgendwas, was du für ihn tun kannst? Er muss ja höllisch leiden!"
"Ja, es ist eine höllische Art zu sterben. Nein, ich kann ihm nicht anders helfen, als seinen Schmerz zu lindern." Die große Ärztin war damit beschäftigt eine Spritze aufzuziehen. "Halt ihn fest", befahl sie und Mary musste ihren ganzen Körper einsetzten, um den Arm lange genug ruhig halten zu können, so dass Jess die Spritze geben konnte.
Einige Minuten später beruhigte sich der Mann und entwickelte einen starrenden Blick. Mit diesem komischen Grinsen sah er ziemlich geisteskrank aus. Jess seufzte, lehnte sich gegen den Tresen und besah sich den Mann. "Die Lachkrankheit wird durch ein Virus ausgelöst, welches die Gehirnzellen angreift", erklärte Jess. "Die einzige Möglichkeit diese Krankheit zu bekommen besteht darin, das Gehirn von jemandem zu essen, der sie bereits hat."
"Kannibalismus?!", fragte Mary geschockt.
Jess nickte. "Es gab hier in der Gegend schon seit Jahren keinen solchen Fall mehr. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache, Mary."
"Warum, Jess?", fragte die kleinere Frau, während sie die Stirn des kranken Mannes mit einem feuchten Tuch abwischte.
"Kallas Leber fehlte. Anfangs dachte ich, dass sie für irgend eine Art Timp Ritual genommen wurde. Ich habe von Gerüchten gehört, die besagten, dass im letzten Jahr andere Dorfbewohner verschwunden sind. Und Touy sprach davon, dass der "ältere Bruder" bald zurückkehren wird. Ich denke wir haben es hier mit einem gefährlichen Frachtkult zu tun - einem, der sich auf Kannibalismus gründet."
Mary schauderte angewidert, bevor sich ihr Gesicht vor Furcht verhärtete und sie zu Jess hinüber ging. "Mein Gott Jess, sie haben versucht dich zu töten! Du glaubst doch nicht, dass sie geplant haben..."
Jess zog Mary in ihre Arme: "Ja, ich denke, dass ich die nächste auf dem Speiseplan bin. Ich weiß nur nicht wieso!"
"Jess wir müssen von hier verschwinden!", rief die verängstigte, sich an ihrer Geliebten festklammernd. "Ich habe dich doch grad erst wieder bekommen. Ich will dich nicht schon wieder verlieren! Ich kann das nicht!"
Jess hielt ihre Partnerin fest und bewegte sich langsam vor und zurück, während sie Marys Kopf küsste. "Hey, es ist ok! Mach dir keine Sorgen. Du wirst sehen, alles wird gut. Komm. Wir müssen uns um diesen Mann kümmern. Lass uns ihm seinen letzten Stunden so angenehm wie möglich bereiten."
Mary nickte und nach einer weiteren festen Umarmung machte sie sich wieder daran, das Fieber davon abzuhalten wieder zu steigen.
Jess entnahm etwas Blut, um noch weitere Objektträger für ihre Akten zu präparieren und kehrte hin und wieder zurück ins Krankenzimmer, um nach den Werten des Mannes zu gucken und ihm eine weitere Spritze zu verabreichen.
Der Seher lächelte. Sie hatten etliche Anhängern des wahren Lichtes an diese Krankheit verloren.
Als sie letztes Jahr, nachdem sie einige der im Kampf getöteten Feinde gegessen hatten, die ersten Anzeichen gezeigt hatten, hatte der Seher ihnen verboten in die Klinik der Ärztin zu kommen. Er hatte ihnen erklärt, dass die Europäer sie durch Magie krank gemacht hatten, um sie davon abzuhalten dem wahren Weg zu folgen. Vor kurzem waren die Infizierten dann einer nach dem anderen gestorben. Dies war der Letzte. Die Familie durfte ihn erst in die Klinik bringen nachdem er nicht mehr reden konnte. Dies war wichtig, da auch der loyalste Anhänger Geheimnisse preisgeben konnte, wenn der Schmerz zu groß wurde. Sie waren so dicht daran das Geheimnis zu verstehen, das sie in die Lage versetzen würde die Götter zufrieden zu stellen und die Fracht des weißen Mannes zu erlangen. Es war der Seher gewesen, der die Antwort gefunden hatte, als er zur Missionsstation gegangen war und beobachtet hatte, wie die Gläubigen, dass was der Missionar die Kommunion nannte, empfingen. Sie hatten so getan, als würden sie das Blut und Fleisch ihres Gottes, Jesus, essen.
Da hatte der Seher verstanden. Der weiße Mann benutzte Kannibalismus, um seinen Gott zu frieden zu stellen! Das war der Grund dafür, dass er Gesetzte erließ, die sagten, dass Kannibalismus was Schlechtes sei. Sie wollten nicht, dass die Hochländer ihr Geheimnis entdeckten, das sie befähigen würde, die Fracht des älteren Bruders zurückzuholen. Aber das Geheimnis zu kennen bedeutete nicht, dass man auch die Magie kannte, die dazu gehörte. Der Seher und seine Anhänger hatten über die letzten Jahre viele Methoden ausprobiert, aber alle Versuche waren fehlgeschlagen.
Sie hatten es mit den Timps der Krieger versucht, aber keines hatte funktioniert. Dann hatten sie einen christlichen Krieger probiert, aber seine Lebenskraft hatte ihnen auch keine Antwort geliefert. Nein, der einzige, der die Antwort kannte, war der ältere Bruder. Und sein Timp war im Herzen der großen Ärztin gefangen, die alleine eine ganze Armee besiegen konnte! Sie würden nur an das Wissen kommen, welches sie brauchten, um die Fracht wieder zu bekommen, wenn sie sowohl ihr Hirn, als auch ihr Herz und ihre Leber aßen. Bald, sehr bald. Der Plan würde diesmal funktionieren. Es war so einfach, nun da das Timp des älteren Bruders so sehr geschwächt war, nachdem es so lange mit der kleinen Frau, deren Haare wie Feuer waren, zusammen gewesen war.
Der Kurukurupatient hielt nicht lange durch. Er starb einige Stunden später und Jess und Mone taten seinen Körper in einen Leichensack, welchen sie seiner Familie zurückbrachten, damit er betrauert werden konnte. Jetzt saßen alle drei um das Feuer des Ofens und aßen die Suppe, die Mary bereitet hatte. Dennoch hatte niemand wirklich Hunger, es war ein grausamer Tod gewesen. "Hast du etwas von der Familie in Erfahrung bringen können, Mone?", fragte Jess, sich zwingend sich mit dem Thema zu befassen und den Hass einen Patienten zu verlieren hinter sich zu lassen.
"Ein wenig, Doktor Jess. Die Familie hatte Angst zu reden. Sie haben gesagt, dass Torgamonga nun schon seit langem krank war. Sie sagen, dass er seine Krankheit in den Höhlen bekommen hat. Er ist oft dort hin gegangen und kannte den Weg tief ins Innere, sagen sie. Die Geister die dort leben, haben ihn krank gemacht. Sie sagen, dass noch andere mit ihm dort hingegangen sind, um zu zaubern, aber dass die meisten von ihnen auch an der gleichen Krankheit gestorben sind."
Ein Feuer loderte in den eisblauen Augen: "Die Höhlen, huh? Ich wollte sie schon immer einmal erkunden."
Mone sah schockiert aus. "Nein! Nein, du darfst da nicht hingehen! Dort lebt ein sehr böses und starkes Timp, Doktor Jess! Du nicht gehen!"
Jess lachte bitter: "Glaub mir Mone, es gibt keine Seele die so böse oder mächtig ist, wie meine. Ich habe ein Timp in mir, das die Dunkelheit der Zeit durchlebt hat."
Mary reichte herüber und rieb Jess' Arm. Sie mochte es nicht, Jess so zu sehen. Es war als würde sie widerwillig einem Monster nachgeben, das tief in ihr drin lebte. Es erschreckte Mary und faszinierte sie doch zur gleichen Zeit. Aber sie wusste, dass das, was in Jess Kopf und Seele vorging ihre Seelengefährtin sehr verärgerte. Es schien auch Mone zu erschüttern. Er sagte nichts mehr und kurz darauf wünschte er ihnen eine gute Nacht und verschwand.
Mary kuschelte sich an die Seite ihrer Kriegerin und spürte, wie sich ein starker Arm um sie legte und sie dichter heranzog. Die Grillen zirpten in der Dunkelheit der Nacht und von Zeit zu Zeit flackerte das Feuer auf und knackte. Der Geruch von Rauch und nasser Erde durchdrang die Luft. "Ich werde mir die Höhle ansehen gehen müssen", gab Jess zu.
"Nicht ohne mich", sagte Mary.
"Du bleibst mit Mone hier und kümmerst dich um die Klinik, während ich weg bin", antwortete die Ärztin entschlossen.
"Nein, ich werde dich begleiten", erklärte die kleine Frau, während sie in Jess' blaue Augen blickte ohne zu blinzeln, als sie die Kälte in ihnen entdeckte.
"Es könnte gefährlich werden Mary. Letzte Woche, als wir in dem Dorf angegriffen wurden, habe ich begriffen, wie verwundbar du mit dem gelähmten Bein bist. Es hat mir richtig Angst gemacht. Ich werde dich nicht noch einmal einer solchen Gefahr ausliefern!", gestand die Kriegerin unbeholfen ins Feuer blickend.
Mary lehnte sich nach vorn, um Jess anzublicken. Sie drehte das angespannte Gesicht mit einer Hand zu sich, so dass sich ihre Augen erneut trafen. "Jess, ich bin gelähmt. Ich kann nicht sagen, dass es mich nicht stört. Das tut es. Aber ich weiß auch, dass ich wahrscheinlich an einer Infektion gestorben wäre oder zumindest mein Bein verloren hätte, wenn du nicht gewesen wärst. Ich werde für den Rest unseres Lebens gelähmt bleiben und ich habe mich damit abgefunden. Warum kannst du das nicht auch tun? Du musst mich gleichberechtigt behandeln Jess. Ich werde mich von dir nicht zu sehr beschützen lassen. Das wäre uns beiden gegenüber nicht fair! Wo du hin gehst, werde auch ich hingehen, Kriegerin!"
Tränen rannen Jess Gesicht herunter und sie zog Mary näher zu sich heran. "Ok", murmelte sie, ihre Stimme von widersprüchlichen Gefühlen erschüttert. Mary hielt ihre Geliebte fest und strich ihr über den Rücken, die gewalttätige Seele beruhigend, von der sie wusste, dass sie ein Teil der komplexen Person war, die sie liebte.
Später liebten sie sich im Bett. Es war langsam und sanft und jede von ihren gab mehr als sie nahm. Nun lagen sie einander in den Armen und warteten darauf, dass Schlaf von ihnen Besitz ergriff. "Jess, wann werden wir gehen?", fragte Mary.
"Bald, wir sollten nicht zu lang warten. Wer auch immer dahinter steckt, ist sehr mächtig. Anderenfalls hätte ich schon lange gewusst, das etwas vor sich geht. Der, der diesen Kult anführt, kontrolliert nicht nur einen Stamm, sondern viele. Touy sollte solche Macht nicht haben. Vielleicht ist er nur ein Mittelmann für die richtige Kraft, aber ich habe nicht die geringste Idee, wer das sein könnte.
Durch dem gerade stattfindenden Timpkult und dem Streit der Mendari um das Land herrschen ziemlich große Spannungen zwischen den einzelnen Stämmen des Tals. Ich weiß von niemandem, der oder die in der Lage wäre sich problemlos von einem Dorf zum nächsten zu bewegen und seinen Glauben zu verbreiten. Wer auch immer es ist, hat Anschluss zu allen Stämmen oder zumindest zu den meisten von ihnen. Das ist wirklich ungewöhnlich. Ich könnte Touy schwer unterschätzt haben."
"Was werden wir tun, wenn wir sie in der Höhle finden?", fragte Mary.
Jess wand sich unbehaglich, konnte sie darauf vertrauen, dass Mary es verstehen würde? Wenn dieses mal getötet wurde, würde es kein Ritual geben. Mary schien Jess' Zurückhaltung zu spüren.
"Ich weiß, dass du, wenn es brutal werden wird, ebenfalls Gewalt anwenden wirst, Jess. Ich kann körperliche Gewalt nicht ausstehen, aber ich denke, dass ich alt genug bin, um zu verstehen, das man sie manchmal nur mit Hilfe von Gewalt besiegen kann. Was ich wissen will, ist, was wir tun können, um zu vermeiden, dass es dazu kommt", erklärte Mary, während sie langsam Jess' Bauch streichelte und versuchte die sich aufstauende Energie unter Kontrolle zu halten.
Jess war erstaunlich, wenn sie so wurde. Es schien als würde eine Kraft aus ihrem Inneren herausstrahlen und es schien als würden ihre Augen unmenschlich werden und Licht reflektieren. Ihre Haut fühlte sich heiß an, nicht auf Grund eines Fiebers, sondern wegen der rohen Energie, die aus jeder Pore zu kommen schien. Mary fragte sich, wie Jess' Host gewesen sein musste, wenn dies die Kraft war, die ihre Erben in sich trugen. Sie fragte sich, wer die Gastgeber waren und was sie von den Anderen wollten.
Zwei Tage später waren sie bereit. Beide trugen einen Rucksack. In Marys war Kleidung, ein kleiner Campingkocher und gedörrtes Essen und Jess hatte einen Schlafsack, Heizmaterial, Wasserflaschen und Bergarbeiterlampen in ihrem. Nach langem Nachdenken steckte sie ein weiteres Utensil in ihre tiefe Tasche und hoffte, dass sie es nicht brauchen würde. Sie betrauten einen besorgten Mone mit der Leitung des Lagers und gingen den Hauptpfad entlang in Richtung des morgendlichen Lichtes. "Hast du jemals Höhlen erkundet Mary?", fragte Jess während sie gingen. "Nein. Ich war in einigen Höhlen, die für Touristen zugängig waren und es hat mir nichts ausgemacht und ich war ein wenig Bergsteigen", antworte Mary ehrlich.
Jess nickte zustimmend und hob ihren Kopf, um das Licht des frühen Morgens auf ihrem Gesicht zu erhaschen. Je mehr Zeit sie mit Mary verbrachte, desto bewusster wurde ihr, wie gut sie zueinander passten. Sie konnte sich nicht daran erinnern jemals so glücklich gewesen zu sein. 'Bitte nehmt es mir nicht weg', dachte sie und Furcht ergriff ihr Herz. Sie ergriff Marys Hand und hielt sie fest, während die kleinere Frau in ihrem unausgeglichenen Schritt neben ihr auf und ab wackelte.
Mary sah, wie sich Jess Gesichtsausdruck von Entzücken zu Unsicherheit veränderte und griff nach der Hand ihrer Geliebten, gerade als diese nach ihrer tastete. Mary ließ zu, dass ihre Hand von der großen, kompetenten Faust umschlossen wurde. Jess war so, von außen furchtlos und stark und innen drin unsicher und manchmal sogar hilflos. Ihre große Geliebte war ein komplexes Individuum, welches einige schwerwiegende Probleme aus seiner Vergangenheit auf seinen Schultern mit sich herumtrug.
Als sie den Höhleneingang am frühen Nachmittag endlich erreichten war Mary außer Atem und müde. Jess ordnete einen Halt an und Mary sank dankbar im Schatten eines Gummibaumes zu Boden, während Jess einige Früchte, sowie etwas Käse und Kräcker auspackte. "Sie haben versucht die Spuren zu verwischen, aber dieser Pfad ist schon einmal benutzt worden", stellte Jess fest.
Mary nickte. Jetzt wo sie hier waren, stiegen Anspannung und Angst in ihr auf. "Jess, sei vorsichtig, hörst du?", entglitt es ihr in besorgtem Ton.
Jess unterbrach ihre Wiedereinpackaktion und legte ihre Arme um Mary. "Ich habe noch nie wen gehabt, der mich geliebt hat. Ich werde das nicht wegwerfen indem ich etwas dummes tue. Ich verspreche es. Aber du musst mir auch versprechen, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst!"
"Ich verspreche es. Ich werde genau hinter dir bleiben die ganze Zeit. Ok?", beruhigte Mary Jess, sich nun, da sie in ihren Armen war, wesentlich sicherer fühlend.
"Ok", Jess lächelte und strich Mary eine Locke aus dem Gesicht. Dann beugte sie sich herunter und hob ihren schweren Rucksack auf, welchen sie daraufhin mühelos über ihre Schulter schwang.
Sie hob die zwei Öllampen auf, die sie aus ihrem Rucksack genommen hatte und zeigte Mary, wie man die Kopfvorrichtung trug und das Treibstoffpack an der Hüfte befestigte. Dann zeigte sie ihr, wie man die Lampe anmachte und steckte ein Feuerzeug in eine von Marys Jackentaschen. "Los geht's", sagte sie, als sie fertig war.
Die Höhle war das Resultat einer langsamen Erosion des Kalksteins die von den täglichen Monsunregen verursacht wurde. Sie bildete eine sonderbare Welt entstellter Steingebilde, die plötzlich aus der Dunkelheit ins Licht ragten und wieder verblassten, nachdem das Licht der Lampen über sie hinweggewandert war. Jess wies Mary darauf hin, dass die tief hängende Decke deutliche Anzeichen von Fackelrauch aufwies und Mary konnte den feuchten verbrannten Geruch von Holzfeuer in dem geschlossenen Raum wahrnehmen. Nachdem sie sich durch einen engen niedrigen Gang getastet hatten kamen sie in eine ziemlich große Höhle, von der die Hälfte von einem unterirdischen See ausgefüllt war. Hier wurde die felsige Höhle durch schwaches von oben durch kleine in der Decke befindliche Löcher kommendes Licht erhellt.
Jess half Mary hindurch bevor sie stehen blieben und den Raum inspizierten. Die Stalagmiten und Stalaktiten bildeten seltsame Schatten. Über dem See füllten Baumwurzeln, die im weißen Licht der Lampen wie lange verkrüppelte Finger aussahen die Löcher. Von ihnen tropfte Wasser in den darunter liegenden See. Die andere Hälfte des Höhlenbodens stieg steil zur Decke auf. Nur die schmale Stelle, auf der sie Standen, war wirklich flach.
"Bleib hinter mir", sagte Jess, während sie Mary vorsichtig mit der Hand zurückdrängte. Als sie ihren Kopf drehte, erblickte sie auf der anderen Seite der begrenzten Fläche Mone und zwei Krieger. Weitere Krieger erschienen aus dem Schatten weiter oben auf dem Hang, ihre Speere und Bögen im Anschlag.
"Ich dachte ich hätte dich zurückgelassen, so dass du dich um die Klinik kümmerst", sagte Jess, versucht nicht zu zeigen, dass sie das Erscheinen ihres zuverlässigen Assistenten schockte. Dann setzte sie beiläufig den Rucksack ab, um sich etwas mehr Zeit zu verschaffen. 'Du kannst niemandem trauen', dachte sie angewidert, bevor sie fühlte, wie Mary sanft ihren Rücken rieb. 'Außer Mary', änderte Jess ihren Gedanken. "Ich nehme an, dass wir auf weitere Freunde von dir stoßen würden, wenn wir zurück durch den Tunnel gingen", lächelte Jess.
"Ja, ich mache keinen Fehler dieses Mal", sagte Mone, das lächeln erwidernd.
"Warum, Mone? Warum tust du das?", fragte Mary, ihre Stimme bebte vor Emotionen. Jess griff hinter sich und nahm ihre Hand.
"Mein ganzes Leben habe ich den Reichtum der Europäer gesehen. Ich musste ihre Befehle und Arroganz in meinem eigenen Land ertragen. Ich dachte Mone, du lässt dich gut Ausbilden und dann lernst du die Magie, die dir Hilft an die Fracht zu kommen. Stattdessen habe ich nicht lernen können, was ich wollte und bin nun ein Außenseiter in meinem eigenen Dorf und die Europäische Gesellschaft will mich auch nicht. Also habe ich meine eigene Magie gelernt. Ich habe dich einen ganzen Stamm bekämpfen sehen und da habe ich verstanden. Das Timp des älteren Bruders lebt in dir weiter!"
Mary bewegte sich zu Jess' Seite. "Mone..."
"Sei ruhig Schlampe!", blaffte der Papuaner sie an.
Mary ergriff Jess, bevor die ihren Assistenten angreifen konnte. "Nein, Jess!", warnte sie, wobei sie spürte, wie ihre Kriegerin kämpfte, um die Kontrolle über die Gewalt in ihrem Inneren nicht zu verlieren.
Jess knurrte durch knirschende Zähne: "Gib auf Mone, du hast mich in Aktion gesehen. Ich will nicht, dass jemand verletzt wird."
Mone lachte und gab einigen der weiter oben wartenden Krieger das Signal herunter zu kommen. Im nächsten Moment weiteten sich alle Augen geschockt, als sie Jess mit einer gezündeten Stange Dynamit in der Hand da stehen sahen. Sie hatte es aus ihrer Hosentasche gezogen und an Marys Fackel entzündet.
"Na dann lasst uns spielen!", sagte sie, bevor sie es auf die Bank warf. Dann ergriff sie Mary und stolperte ins Wasser, gerade in dem Moment, in dem eine fürchterliche Explosion einen hellen Feuerball in der Höhle entfachte. Schockwellen hallten von den Wänden wider und Steine fielen rings um Mary und Jess wie Bomben ins Wasser, als sie wieder auftauchten. Jess ergriff Mary und zog sie erneut nach unten.
Wasser füllte ihren Mund und sie versuchte sich gegen Jess' eisernen Griff zur wehr zu setzen. Sie spürte, wie sie in die Tiefe gezogen wurde und versuchte ihren Mund geschlossen zu halten, um nicht noch mehr Wasser hinein zu bekommen. Ihr Kopf dröhnte und ihre Brust fühlte sich an, als würde sie explodieren. Gegen ihren Willen, versuchte sie Luft zu holen und merkte, wie sie ohnmächtig wurde.
Jess schubste Mary durch den Tunnel und ließ zu, dass die Strömung sie ergriff, während sie dicht auf folgte.
Als sie ins Freie brach ergriff sie den schlaffen, sinkenden Körper ihrer Geliebten und zog sie an die Oberfläche. "Mary! Himmel!", fluchte Jess, während sie Wasser trat. Dann presste sie ihren Mund auf Marys und zwang Luft in die mit Wasser gefüllten Lungen.
Jess legte einen Arm um ihre bewusstlose Partnerin und schwamm in die Richtung, von der sie hoffte, dass sie dort auf Land treffen würde. Sobald sie im Wasser stehen konnte, begann sie wieder mit der Beatmung. "Komm schon, komm schon", flüsterte sie fast panisch zwischen den einzelnen Atemzügen.
Mary würgte und hustete und Jess drehte sie auf die Seite, so dass sie das Wasser ausspucken konnte.
Nach einigen Minuten hörte das würgen auf und Mary war wieder in der Lage zu funktionieren. Dann holte sie aus und schlug Jess auf den Arm, wobei sie sich selbst mehr weh tat als der Kriegerin. "Aua! Du hast mich fast ertränkt, du große, dumme Kriegerin!", keuchte sie.
Jess strich ihr Haar zurück. "Hi, ich kann dich nicht sehn, aber du hörst dich definitiv an, wie die Frau, die ich liebe", antworte sie, ihre Lippen zitterten noch immer vor Stress und Angst.
Mary nahm die große Hand in ihre eigene und küsste die Handfläche. "Erzählst du mir was zwischen der Explosion und meinem beinahe Ertrinken geschehen ist?", fragte sie.
"Es war nicht sicher in der Höhle. Wir hätten von herab fallenden Steine getroffen oder begraben werden können. Deshalb habe ich uns nach unten durch einen Unterwassergang in eine andere Höhle gezogen. Ich habe den See schon einmal erkundet, von daher wusste ich ungefähr wo er lag", erklärte Jess und zog Mary in ihre Arme.
"Könntest du mich bitte das nächste mal daran erinnern vorher tief Luft zu holen?", seufzte die kleine Frau und kuschelte sich in der Dunkelheit noch mehr an Jess.
"Du hättest mich nicht gehört", erinnerte sie die Kriegerin praktisch.
"Wissen sie, wo wir sind?", fragte Mary.
"Ich weiß es nicht. Aber sie können uns nicht folgen. Der Tunnel hat sich nach mir geschlossen", antwortete Jess ruhig.
"Oh gut", sagte Mary sich sicherer fühlend, als sie die große Hand streichelte, die sie immer noch hielt.
"Nein, schlecht. Ich kenne den Weg nach draußen noch nicht", offenbarte die ältere Frau. Stille.
"Jess?"
"Hmmm?"
"Es gibt einen, oder?", fragte Mary vorsichtig.
"Es hat einen zu geben", sagte die Kriegerin zuversichtlich, bevor sie fort fuhr, "Es könnte nur sein, dass er nicht von diesem Gang ausgeht."
"Warum musstest du mir das jetzt erzählen?", stöhnte Mary.
Jess' Haltung versteifte sich entrüstet. "Du hast gesagt, wir sollen ehrlich sein in unserer Beziehung!", betonte sie.
Mary lachte.
"Was?!"
"Wir sind in einer Höhle gefangen, die von Kannibalen umzingelt ist und führen einen dummen Streit um Ehrlichkeit!"
"Du hast angefangen!"
Mary beendete ihn auch, indem sie Jess Lippen mit einem von Herzen kommenden Kuss bedeckte. Jess seufzte besänftigt, "Ok, du gewinnst! Hier, ich werde uns langsam auf etwas höher gelegenen Boden ziehen. Ich bin mir nicht sicher, wie das Gelände beschaffen ist, obwohl ich glaube mich an relativ flachen Boden in diesem Raum zu erinnern." Jess tastete sich mit einem Fuß vor und fand sicheren Boden, bevor sie Mary komplett aus dem Wasser zog. "Ok, jetzt werde ich loslassen und gucken, ob eine von uns noch Licht hat", erklärte Jess.
"Meine Lampe ist runter gerutscht. Ich kann sie im Nacken spüren", sagte Mary, "und ich glaube ich habe auch immer noch das Brennstoffpaket."
"Ich habe ein Brennstoffpaket, aber die Lampe fühlt sich zerschlagen an. Ich werde versuchen deine an mein Pack anzuschließen. Dann muss ich versuchen, es so weit zu trocknen, dass es sich anzünden lässt."
"Ok, aber ich werde mich an dir festhalten, ja? Diese Dunkelheit ist wirklich gespenstisch", sagte Mary nervös, sich durch die Gegend tastend, bevor sie Jess' Arm ergriff.
"Hier", sagte Jess sanft und verlegte Marys Hand an ihren Knöchel, "Ich brauche diese Hand." Nachdem sie einige Zeit versucht hatte die Teile zusammen zusetzen und zu trocknen ergriff sie zufrieden Marys Anzünder und bekam nach etlichen Versuchen sogar einen Funken zustande. Er flackerte hell für den Bruchteil einer Sekunde und ging aus, wobei er nur noch rote Flecken vor ihren Augen hinterließ. Schließlich gelang es Jess die Lampe zu einem schwachen, flackernden Licht zu bewegen. Nachdem der Docht getrocknet war, wurde die Flamme stärker. Mary seufzte erleichtert und Jess lächelte selbstgefällig.
"Besser Giovani?", fragte sie.
Mary blickte lächelnd zu Jess hinauf. "Du bist meine Heldin. Nur ein Vorschlag, könntest du das nächste mal, wenn wir mit verärgerten Kannibalen zu tun haben nicht eine geeignetere Waffe benutzen? Ich weiß nicht, vielleicht so was wie eine kleine Kanone oder einen Flammenwerfen!"
"Es war die einzig brauchbare Waffe, die ich in der Klinik finden konnte", grinste Jess, "aber ich werde mir den Flammenwerfer fürs nächste mal merken!" Mary belohnte sie mit einem schiefen Blick auf den ein breites Lächeln folgte.
"Schön dich wieder lächeln zu sehen", bemerkte Jess und griff herunter, um die Hand zu bedecken, die sich immer noch an ihren Knöchel klammerte, als wäre es überlebenswichtig.
Mary ließ los und ergriff die Hand. "Es ist ebenso gut dich zu sehen, Visirakis!" Jess lehnte sich hinüber und sie küssten sich sanft, beide schmerzhaft erleichtert den anderen in Sicherheit zu wissen.
Sie wrangen und sortierten gemeinsam die Sachen aus, die noch zu gebrauchen waren und packten sie in Marys kleinen Rucksack. Den großen hatte Jess abgesetzt, sobald sie bemerkt hatte, dass sie in Schwierigkeiten steckten.
Sie hatte genug zu Essen, wenn sie für die nächsten Tage sparsam waren, aber Wasser fehlte, wenn man von dem aus der Höhle absah. "Egal" bemerkte Jess, "Es ist eh am besten, wenn wir dem Fluss folgen sofern es möglich ist. Es könnte sein, dass wir genauso hier raus kommen, wie der Fluss."
"Was wenn wir das nicht können?", fragte Mary während sie den Segeltuchrucksack auswrang.
"Dann kommen wir hier her zurück und tauchen wieder durch den Tunnel und versuchen im Dunkeln einen Durchgang frei zu räumen", murrte Jess, während sie mit den Teilen des Kochers spielte, um sie wieder zusammenzusetzen. Mary runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sie bemerkte, dass Jess ihre Brennstoffvorräte sorgfältig überprüft hatte und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie ohne Licht dastanden.
Einige Zeit später gingen sie los. Sie bewegten sich langsam und blieben dicht bei einander, um das Licht zu teilen, welches von dem Helm auf Jess Kopf kam. Laut Jess' Uhr war es später Abend als sie anhielten und ihr Lager aufschlugen. Mary benutzte den kleinen einflammigen Kocher, um Suppe in der Blechpfanne aufzuwärmen, indem der Kocher sonst verstaut wurde. Sie hatte die anderen Geräte verloren und mussten abwechselnd aus der Pfanne schlürfen. Zu müde um zu reden, aßen sie in Stille und wechselten nur wenige Worte während sie aufräumten und sich bettfertig machten.
Nachdem Jess das Licht gelöscht hatte, war es stockdunkel und die langsame Bewegung des Flusses hallte laut in den Tiefen der Höhle wieder. Mary kuschelte sich so dicht wie möglich an Jess' warmen Körper und Jess wickelte ihn um ihre Geliebte. Es war eine lange Nacht und beide schliefen unruhig, besorgt um die Sicherheit des anderen.
Zwei Tage später kamen sie zu einer Sackgasse. Der Weg war nun sehr schmal und niedrig und sie mussten gebückt durchs Wasser waten. Der unterirdische Fluss war an dieser Stelle nur ungefähr 3 Fuß breit und ungefähr ebenso tief. Er verschwand unter einer niedrigen Kante und man konnte nicht sehn, wie weit er nach diesem Punkt noch ging.
"Wir kehren um", sagte Jess grimmig. "Ich werde versuchen den Tunnel zu räumen, so dass wir wieder in die Haupthöhle kommen", sie blickte Mary an, die bis auf die Rippen durchnässt vor Kälte zitterte. Sie war bleich und hatte Gewicht verloren. "Ich denke wir haben noch genug Brennstoff in der Lampe, um zurück zu gehen, wenn wir vorsichtig sind. Wir werden einen Weg finden, Mary", versuchte sie zu versichern.
Die kleinere Frau bewegte sich vorwärts, legte ihre Arme um Jess und hielt sie fest. Sie konnte die Rippen ihrer Geliebten nun deutlicher spüren und bemerkte das leichte Zittern, das die Kälte verursachte, die sogar Jess warmen Körper abgekühlt hatte. "Ich liebe dich", sagte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte, um die Hoffnung wieder zu steigern.
"Ich dich auch", antwortete die größere Frau und drückte sie fester an sich. Langsam kämpften sie sich zurück durch das Wasser, wobei sie mit dem Rücken des Öfteren an die Decke stießen. Für Mary, die fast einen Fuß kleiner war, war es einfacher, aber sie Sorgte sich um Jess.
Schließlich ließen sie sich erschöpft und kalt nieder, tranken ein wenig lauwarmen Tee und aßen die restlichen Kekse, bevor sie sich aneinander kuschelte und einschliefen. Einige Zeit später erwachte Jess durch die Geräusche fliegender Fledermäuse. Vorsichtig befreite sie sich aus Marys Griff und zündete die Lampe an. Tausende von Fledermäusen flogen stetig an ihr vorbei. "Mary! Mary! Komm schon, wach auf!", schrie Jess und die Fledermäuse reagierten auf ihre Bewegungen mit hohen Quietschtönen.
"Wha... Oh Gott!", schrie Mary und vergrub ihren Kopf in Jess' Brust.
"Komm, wir werden den Fledermäusen nach draußen folgen!", erklärte Jess, während sie an Mary zog, um sie auf die Füße zu bringen.
Vor Furcht und Abscheu zitternd folgte Mary Jess, die sich langsam an der Höhlenwand endlang bewegte, während neben ihr die Fledermäuse flogen. Von Zeit zu Zeit stieß eine gegen sie und Mary biss sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Jess versuchte Mary so gut wie möglich vor den ledrigen Flügeln zu beschützen. Sie knirschte mit den Zähnen. Sie mochte es genauso wenig die Fledermäuse so dicht bei sich zu haben. Dann verschwanden die Tiere durch eine schmale Felsspalte, welche nicht mehr als ein Schatten zu sein schien.
Die zwei Frauen folgten sich durch den schmalen Gang zwängend, wobei sie immer wieder mit den Tieren zusammen stießen. Nachdem sie hindurch waren fanden sie sich in einem Schlot aus Stein wieder. Hoch über ihren war der nächtliche Himmel. Erschöpft, emotional am Ende und erleichtert nach so vielen Tagen unterirdischer Gefangenschaft Licht zu sehen ließen sie sich auf den schlammigen Boden sinken und Mary schluchzte in Jess Armen. "Hey, alles ist ok. Ich hab dich", flüstere Jess, während sie sanft Marys Rücken streichelte.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Jess erwachte und die frische erdige Luft roch. Sie blinzelte auf Grund des intensiven Lichtes, obwohl sie im Schatten der riesigen Felsen um sich saßen. Als sie nach unten auf das leichte Bündel blickte, das sie in ihren Armen hielt, erkannte sie, wie viel Mary durchgemacht hatte.
Grüne Augen öffneten sich und reflektierten für eine Sekunde den blauen Himmel, bevor sie wieder geschlossen wurden.
"Wir haben es geschafft, oder Jess?", kicherte Mary schwach.
"Jep", stimmte die größere Frau zu und umarmte ihre Geliebte. "Alles was wir jetzt noch tun müssen, ist dort hinauf zu kommen."
Mary seufzte und setzte sich auf, um sich umzusehen, wobei sie ihre Augen mit der Hand abschirmte. Sie waren in einer tiefen engen Schlucht, die über ihnen noch ca. 30 Fuß in die Höhe stieg und saßen auf einem schlammigen Boden, der etwas 4 Fuß im Durchmesser war. "Irgendwelche Ideen?", fragte sie.
"Ich werde hoch klettern und losgehen um Hilfe zu holen, so dass wir dich rausholen können", sagte Jess.
Mary blickte zu ihrer geschafften Partnerin hinauf. Sie war bewundernswert, sogar wenn ihre Haare schmutzig und verzottelt waren und sie Dreck im Gesicht hatte.
"Hast du noch bessere Ideen?", fragte sie ernst, während sich eine Augenbraue in die Höhe schob.
Jess lächelte und küsste ihren Kopf. "Entschuldige Liebling, ich denke das ist der einzige Weg."
Mary nickte und lächelte tapfer zurück. "Wie geht's deinem Rücken?", fragte sie.
"Ist ok", antwortete die Kriegerin, während sie wegschaute.
Mary lachte, stand unbeholfen auf und reichte der älteren Frau ihre Hand, bevor sie zusah wie diese mit ihrer Hilfe steif aufstand. "Visirakis, du lügst wie gedruckt!", stellte sie fest und schüttelte ihren Kopf.
Jess errötete unter der Schmutzschicht. "Nun gut, er wird eh weh tun, wenn ich oben ankomme", murmelte die verlegene Kriegerin.
Mary drückte sie ein letztes mal. "Sei vorsichtig!", befahl sie und Jess nickte, als sie ihren Rücken gegen eine Felswand lehnte und ihre Füße gegen die gegenüberlegende stützte.
Langsam arbeitete sie sich nach oben. Mary beobachtete sie und bewunderte Jess' Tapferkeit und Kraft. Oben angekommen platzierte Jess ihre Hände auf der Oberfläche, stieß sich kräftig ab und schob mit ihren Füßen nach. Mary sah, wie ihre Freundin über den Rand verschwand, so dass man nur noch ihre Füße herunter hängen sah. Dann verschwanden die Füße und ihr Kopf tauchte wieder auf.
"Mary ich glaube, dass ich dich mit einer Weinrebe hochziehen kann. Bleib dort!" Der Kopf verschwand.
Die Hände auf die Hüften gestützt schüttelte Mary ihren Kopf, als sie nach oben in den einladenden blauen Himmel blickte. "Was denkst du denn, wohin ich gehen würde, Visirakis?", seufzte sie. Lange Minuten später bahnte sich eine steife Rebe den Weg zu ihr hinunter. Dann tauchte der Kopf erneut auf. "Bind sie dir richtig fest um Mary und dann werde ich dich hochziehen", wies sie die Kriegerin an.
Mary widersprach nicht. Sie machte eine Schlaufe und verknotete sie zwei mal, bevor sie sie über ihren Kopf und dann ihre Schultern schob. "Ok", rief sie hinauf zu ihrer Freundin, bevor sie zur Oberfläche gezogen wurde.
Jess saß im rauen Gras, ihre Füße fest in den Dreck gestemmt. Ihr Bizeps spannte sich an und sie zog die Rebe Hand für Hand hinauf, bis sie Marys Kopf am Rand des Loches auftauchen sah. Dann lehnte sie sich nach vorn und zog ihre Freundin mit einem Arm in Sicherheit. Mary brach im Gras neben Jess zusammen und ließ die warme tropische Sonne, die nun fast direkt über ihrem Kopf stand auf sich herab strahlen. "Das fühlt sich großartig an!", rief sie und Jess lächelte, leise neben ihr sitzend.
Das musste Liebe sein. Die kleine neben ihr liegende Frau stank und war mit Dreck und Fledermausschmutz beschmiert und dennoch das begehrenswerteste Wesen, das Jess je gesehen hatte. Sie streckte sich bevor sie sich auf ihre Ellbogen stützte und sich nach vorn lehnte, um Mary sanft auf die Lippen zu küssen.
"Hmmmm", antwortete die Blonde, bevor sie Jess Unterlippe mit ihren Zähnen reizte. "Meine Heldin. Meine Kriegerin. Meine Liebe", flüsterte die Journalistin und Jess wurde nur dem Gefühl der heißen Sonne auf ihrem Rücken, einer frischen Briese und dem berauschenden Geruch der Frau unter ihr gewahr. Es brauchte all ihre Selbstbeherrschung bevor sie sich zurückzog und aufsetzte, um die Situation genauer zu betrachten.
"Wir sind nach Norden gegangen. Die Klinik ist auf der anderen Seite der Hügelkette", stellte sie fest, während sie hinunter ins Tal deutete. "Wir sind ungefähr 10 bis 12 Meilen entfernt."
Mary stöhnte: "Das ist ein langer Rückweg."
"Wir gehen nicht zurück. Ich habe wahrscheinlich einige mit dem Dynamit getötet und du kannst dir sicher sein, dass wenn ich es nicht vorher schon war ich jetzt ganz oben auf der Paybackliste stehe. Wir müssen hier verschwinden."
Mary setzte sich alarmiert auf. "Wohin sollen wir gehen?", fragte sie, die große dunkle Frau neben sich beunruhigt anblickend.
"Die Missionarsstation. Sie liegt ungefähr 50 Meilen westlich von hier. Ein viertägiger Marsch, wenn das Gelände nicht zu uneben ist. Lass uns uns erst mal etwas waschen und dann etwas zu Essen stehlen. Dann werden wir los gehen, wobei wir menschlichen Kontakt so weit wie möglich vermeiden sollten."
Einige Zeit später saßen sie nackt in einem klaren, kalten Fluss und schrubbten den Dreck von ihren Körpern, während ihre Klamotten in der Nachmittagssonne trockneten. "Jess?"
"Mmmm?"
"Würdest du zur Missionsstation gehen, wenn ich nicht hier wäre?"
"Warum fragst du das?", fragte die ältere Frau, während sie aufstand und ihrer gelähmten Gefährtin die Hand reichte. Mary akzeptierte die Hilfe und bahnte sich ihren weg über die schlüpfrigen Steine an Land.
"Warum hast du mir nicht geantwortet?", konterte sie, während beide so viel wie möglich Wasser von ihren Körpern schüttelten, bevor sie die unangenehm feuchten Kleider über ihre immer noch nassen Körper streiften.
"Wenn du nicht hier wärst, würde ich Mone verfolgen", antworte Jess, ihre Stimme rau vor Aggression.
Mary blickte ihre geliebte Kriegerin an und untersuchte die eisblauen Augen, die so boshaft kalt wurden, wenn sie sich auf eine Strategie fixierten und doch in der Lage waren die sanften blauen Töne, des Sommerhimmels anzunehmen, wenn sie Jess berührte. Sie nickte. "Dann vergessen wir die Missionsstation und schnappen uns Mone."
"Nein!", schnappte Jess verärgert, in ihren Augen funkelte weißes Feuer.
"Doch!", antwortete die feurige Erdbeerblonde.
"Nein!", sagte Jess und ließ sich nieder, um einen Stiefel zuzubinden.
Mary blickte auf Jess hinunter, die vorgab es nicht zu bemerken. "Sind wir Partner?" Die Hände, die die Senkel banden hielten inne, bevor sie die Aufgabe vollendeten, während Jess nachdachte.
"Ja, wir sind Partner. Aber das ist kein alltägliches Zeug, Mary. Dies ist Kampf", erklärte die Kriegerin, sich aufrichtend und sah hinunter in ernste, grüne Augen.
"Ein weiterer Grund für mich da zu sein", schloss Mary. "Also glaubst du, dass er lebt?"
"Vielleicht. Es ist schwer zu sagen", antwortete Jess, als ihr klar wurde, das die Entscheidung irgendwie ohne ihr Wissen gefallen war. 'Verdammt. Ich steh unterm Pantoffel!', dachte sie erstaunt.
"Können wir ihn fangen?", fragte Mary sich näher bewegend, um ihrer Kriegerin Mut zu machen. Sie konnte den Blick von unbehaglicher Verwirrung in Jess' Augen sehen.
"Das wäre das Beste. Hör zu Mary...", ein zierlicher Finger berührte ihre Lippen und Mary bewegte sich noch dichter und legte den anderen Arm um Jess' Hüfte.
"Ich werde alles tun, was du sagst. Ich muss nur bei dir sein", flehte sie, obwohl sie wusste, dass sie bereits gewonnen hatte. Mary verstand, dass Jess' Ego Grenzen hatte, die nicht übertreten werden durften, zumindest nicht öffentlich! Sie spürte, wie sich der steife Körper entspannte und Jess sie fest in die Arme nahm. 'Hab ich dich, Kriegerin', dachte sie.
Jess seufzte, die Frau spielte mit ihr, wie mit einem Fisch an der Angel und irgendwie störte es sie nicht im Geringsten! Das musste Liebe sein! Sie seufzte und küsste das nasse, süße Haar. "Ich werde dich daran erinnern Giovani, von daher solltest du lieber artig sein!", knurrte sie. Dann schätze sie die Entfernung und ihre Möglichkeiten ab und fuhr fort: "Wir müssen einige Sachen besorgen und dann werden wir los gehen." Mary nickte. Es gab Zeiten in denen man sich erhob und sich holte, was man wollte und dann gab es Zeiten, in denen man kleinlaut folgte.
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"Verzeihung! Entschuldigung."
Die Dorfbewohnerin blickte von ihrem Garten auf und sah die kleine blonde Frau, die zwischen den Hügeln mit den Süßkartoffeln stand. Sie lehnte sich auf den Stock, den sie zum graben benutzte, kratzte eine Stelle unter ihrer herabhängenden linken Brust und lächelte die Europäerin mit sonnengleichem Haar an. Dann legte sich ein unglaublich starker Arm um ihre Kehle, auf den ein plötzlicher Schmerz folgte und sie wurde bewusstlos.
Jess fing den zusammensackenden Körper auf und zog die Dorfbewohnerin in das hohe Gras. "Sie wird bald wieder ok sein, oder?", fragte Mary.
Jess nickte total auf ihre Mission fixiert. "Durch den Druck auf die Halsader wurde der Blutfluss zum Gehirn unterbrochen. Sie wird Kopfschmerzen haben, wenn sie wieder erwacht, aber sonst ist alles in Ordnung. Komm, wir haben nicht viel Zeit."
Jess hob das Belem der Frau auf, welches Süßkartoffeln enthielt und Mary ihren paddelförmigen Grabstock, der auch zum Kämpfen benutzt wurde, bevor sie zu ihrer Hütte herüber gingen. Jess hatte sich schon auf der vorhergehenden Erkundungstour versichert, dass keiner weiter in der Nähe war. Sie nahm die Holzlatten heraus, die die niedrige Tür versperrten und verschwand im inneren der Hütte, während Mary wartend davor stand und guckte, ob sich jemand näherte. Einige Minuten später kehrte Jess mit einer Steinaxt und einem Seil zurück. "Lass uns gehen!", brummte sie und Mary hopste hinter ihr her, um Jess nicht zu bremsen.
Jess ging nicht weit. Sie hielt bei einigen Bananenbäume, die in der Nähe der Hütte wuchsen und brach ein reifendes Bündel ab. Dann ging sie ein Stück weiter und benutzte die Axt, um etwas Rohrzucker zu schneiden. "Hier, ich befürchte, dass das vorerst reichen muss", sagte sie. Sie hatten seit dem Tee und den Keksen am Vortag nicht mehr als Wasser gehabt. Mary zog die harte äußere Rinde mit den Zähnen ab und biss ein Stück vom Mark ab. Der warme, süße Saft ran ihre Kehle hinunter, während sie kaute. Nachdem sie aus dem Fruchtfleisch nichts mehr heraus bekam, spuckte sie es aus und biss erneut ab. Jess tat das gleiche, während sie weiter gingen, darauf bedacht so dicht wie möglich an den Hängen, im hohen Gras im Schatten zu bleiben.
Sehr zu Marys Vergnügen fing Jess in dieser Nacht Fische im Fluss. Sie würden ein hervorragendes Essen liefern, aber mehr noch als das brachten sie schöne Erinnerungen an ihre Kindheit mit sich. Sie teilten einige dieser Erinnerungen, während sie Barsch und geröstete Süßkartoffen aßen, bevor sie die Reste des Zuckerrohrs kauten. Danach verzogen sie sich in eine kleine Höhle und schliefen ein. Als der Mond aufging, rutschte Jess von ihrer Geliebten weg und stand auf. Im mondlicht warf sie einen dunklen Schatten und die Farbe ihrer Augen glich eiskaltem Stahl. Nachdem sie ein Stück vom Camp entfernt war fing sie langsam an zu rennen.
Mary erwachte zum Sonnenlicht und dem wundervollen Gefühl ihrer an ihren Rücken gekuschelten Geliebten. Sie blinzelte und versuchte ihre Gedanken zu klären. Es war überhaupt nicht Jess' Art lange zu schlafen. Sie hoffte, dass sie nicht krank war! Dann fielen ihre Augen auf ein großes Belem, das mit einigen Dingen, einschließlich frischer Kleidung gefüllt war. Sie drehte sich herum und traf auf ernste blaue Augen. "Jess!", seufzte sie.
Die Augen füllten sich mit Lachen. "Wir brauchten einige Dinge und deswegen bin ich zurück zur Klinik gerannt und hab sie geholt."
"War Mone dort?!", fragte Mary, ihre Stimme mit Besorgnis erfüllt.
Jess schüttelte den Kopf. "Nein der Ort war menschenleer. Ich war ehrlich gesagt erstaunt, dass noch keiner der Lagerräume geplündert wurde. Die sind ein ziemlich verlockendes Ziel."
Jess errichtete das Feuer und kochte Kaffe mit dem Pulver, welches sie mitgebracht hatten. Sie frühstückten Bananen, bevor sie wieder aufbrachen. "Weißt du, wo wir hingehen?", fragte Mary, während sie neben Jess her hoppelte ohne sich zu beschweren.
"Ich habe eine ziemlich gute Vorstellung", sagte Jess und bot Mary eine Hand an, um ihr über eine Holzbrücke zu helfen.
"Ich denke, dass sie wohlmöglich auf dem Gipfel sind", sagte sie und hielt an, um auf einen hohen schroffen Felsen zu deuten. "Dort oben befindet sich ein Traumhaus. Es ist sehr alt und heilig."
"Warum dort, wegen seines religiösen Wertes?", fragte Mary, während sie ihr Gepäck auf ihrem Rücken zurecht rückte.
"Das und die Tatsache, dass es dort Höhlen gibt, in denen geheime Versammlungen abgehalten werden können. Außerdem besagt eine Legende, dass der ältere Bruder das Geheimnis der Magie dort oben entdeckt hat", erklärte Jess.
Sie brauchten zwei Tage, um zu dem Gipfel zu gelangen und einen weiteren, um ihn zu erklimmen. Dies musste bei Nacht geschehen, wenn sie nicht entdeckt werden wollten. Der Mond war am verblassen, wodurch die Nacht dunkel und gefährlich wurde. Mary mühte sich mit ihrem ungleichmäßigen Gang über den unebenen Boden zu bewegen und fiel einige Male hin, so dass sich die bereits zahlreich vorhanden Schnitte und blauen Flecke noch vermehrten. Jess hatte die wichtigsten Arzneimittel mitgebracht und Marys Schnitte gesäubert, bevor sie ihr etwas gegen Infektionen gespritzt hatte. Mary hielt Jess mürrische Fürsorge für extrem liebenswert. Jess war hochgradig beschützend und fürsorglich und versuchte ihr Bestes ihr sanftes Herz mit einer schützenden Schicht aus Gleichgültigkeit zu bedecken. Dennoch fühlte sich Mary nie durch Jess' Art beleidigt. Sie wusste, wie sehr sich die ältere Frau bemühte dafür zu sorgen, dass die Beziehung funktionierte, obwohl sie sehr wenig Erfahrung mit emotionalen Bindungen hatte. Wenn Jess "Giovani!" knurrte, leuchteten ihre Augen vor Liebe und Marys Herz schmolz dahin. Gott! Das Knurren ihrer Kriegerin war echt sexy!
"Giovani!", flüsterte Jess. "Schleichen wir uns hier an den Feind an, oder kündigen wir an, dass wir kommen, indem wir Geröll den Abhang hinunter stoßen? Alles ok?"
"Es war nur ein Kieselstein. Ich bin gerutscht und ja es ist alles ok", antworte Mary und erlaubte Jess, ihre Hand zu nehmen und sie auf einen felsigen Vorsprung zu ziehen.
"Du wartest hier, während ich kundschaften gehe. Ich bin gleich zurück", wies Jess sie an.
Mary öffnete ihren Mund, um zu protestieren, hielt aber inne, als sie sah, wie sich Jess Augenbraue hob. "Ok", sagte sie kleinlaut. Die Augenbraue wanderte noch ein weiteres Stück nach oben und Mary lächelte unschuldig. Jess schnaubte sanft und lehnte sich nach vorn, um Mary auf die Wange zu küssen, bevor sie davon ging.
Mary sah sich nach einem Platz zum sitzen um, fand aber keinen. Für eine Weile stand sie da und blickte hinaus in die Nacht. Dann fing sie an die Gegend ein wenig auszukundschaften. Ein Geräusch hörend bewegte sie sich entlang des Vorsprungs und blickte um einen Felsen. Dann entdeckte sie im Mondlicht die Silhouette eines Kriegers, der sich langsam über den unebenen Boden in ihre Richtung bewegte. Sie schnappte nach Luft, zog sich zurück und drehte sich um, woraufhin sie Mone erblickte, der auf dem Pfad stand. "Mone!", sagte sie, nervös versuchend sich wieder zu sammeln. "Jess ist nur um die Ecke gegangen", log sie, während sie hinter sich deutete.
Mone lächelte und hob seine zeremonielle Axt über seinen Kopf, bereit zuzuschlagen. Bevor er dies jedoch tun konnte legte sich ein Arm um seinen Hals und er fing an zu keuchen, als er zu Boden fiel.
"Bin ich froh.... ugh!", grunzte Mary, als Jess sie zur Seite stieß und auf den Krieger traf, der um die Ecke gerannt gekommen war. Jess war nicht mehr im Gleichgewicht, da sie Mary aus dem Weg gestoßen hatte und der Krieger nutzte die Gelegenheit, um Jess gegen die Felswand zu schlagen. Blut tropfte aus einer Wunde über der Augenbraue und sie versuchte sich wacklig gegen den Angreifer zur Wehr zu setzen.
Im nächsten Augenblick war ein dumpfer Schlag zu hören und der Mann, der sie in einem eisernen Griff gehalten hat, fiel auf sie drauf. Jess schubste ihn angewidert von sich und er rutschte zu Boden. Als sie aufblickte, sah sie Mary vor Wut zitternd vor sich stehen und ihren Kampfstock halten.
Jess lächelte und legte ihren Kopf fragend zur Seite, woraufhin Mary plötzlich verlegen guckte. "Niemand ärgert meine Frau!", protestierte sie und Jess lachte, als Mary in ihre Arme flog. Sie verschnürten die Gefangenen und Jess erklärte, dass sie auf einen Wächter gestoßen war und dann zurückgekehrt war, um Mone und den anderen auszuschalten. Es schien so als hätten sie sie überrascht. Sie hatten sich zweifellos sicher gefühlt in dem Glauben, dass Mary und Jess in dem unterirdischen See ertrunken waren.
"Was ist mit den anderen Anhängern?", fragte Mary, als sie versuchte die Blutung an Jess Augenbraue zu stoppen und das Gebiet zu desinfizieren.
"Ich denke, dass sie kein Problem darstellen werden, wenn wir Quen überzeugen können sich gegen die Frachtkultbewegung zu stellen."
"Können wir das tun?", fragte Mary und hielt inne, um Jess in die Augen zu blicken.
Jess zuckte mit den Schultern. "wenn wir es nicht schaffen, können wir uns wohl mit dem Gedanken an ein flaches Grab anfreunden. Vielleicht solltest du zum Lager zurückkehren, während ich das kläre."
"Visirakis, fang gar nicht erst davon an!", antwortete Mary entschlossen und Jess gab sich seufzend geschlagen.
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Am nächsten Morgen gingen sie den Berg hinunter, ihre drei Gefangenen in eine Reihe gebunden mit sich führend.
Bald hallten Trommeln und Kriegsschreie durch das Tal. "Was ist los?", fragte Mary nervös.
"Das lange, schmale Tal hat eine großartige Akustik. Die Häuptlinge lassen Nachrichten ausrufen, welche durch das Tal von einer Stadt zur nächsten wandern, bevor sie wieder weitergereicht werden. Sie erzählen davon, dass wir Mone gefangen genommen haben und nun auf dem Weg zu Quens Dorf sind."
"Sagen sie auch was darüber, was sie davon halten?", fragte Mary, während sie instinktiv näher an Jess herantrat. "Nun, wir leben noch!"
Als sie am Singsinggrund ankamen, trafen sie auf eine große Gruppe verärgerter mit Äxten und Speeren bewaffneter Krieger. Quen stand ruhig da und wartete. Jess ging auf ihn zu und überreichte ihm das Seil. Dann reden sie für eine ganze Weile in Pidgin miteinander. Als Quen Jess anschrie und die Gruppe darauf reagierte, dass sie ihre Waffen hob und Kriegsschreie ausstieß, trag Mary mit erhobenem Stab nach vorn.
"Wirst du dich wohl zurückhalten, Giovanni?", murmelte Jess, den Kampfstock ergreifend und schützend einen Arm um ihren Champion legend.
"Hey, sie haben dich bedroht!", murrte Mary sich befreiend und der Menge einen schmutzigen Blich zuwerfend.
"Woher willst du das wissen?", murrte Jess sich weigernd, Marys Waffe los zu lassen. Plötzlich knurrte Quen etwas und lachte. Die Menge folgte nach kurzem Zögern. Jess lief rot an und ihre Haltung versteifte sich.
'Oh oh', dachte Mary, Jess war sauer! Quen schrie einige Befehle und mehrere Krieger, die aus der Menge heraustraten, führten die Gefangenen davon. Dann drehte Quen seinen Rücken absichtlich zu Jess und ging weg, während die Menge lachte und auf die zwei Frauen zeigte.
Jess sah mit einem positiv tödlichen Blick zu Mary hinunter, bevor sie ihre Lippen wütend zusammenpresste, sich umdrehte und davon ging. Mary folgte ungeschickt hinterher humpelnd. "Was hab ich getan?!", fragte sie frustriert.
Jess drehte sich zu ihr um. "Du... hast... mir... mein... Gesicht... genommen!", spuckte sie, die Hände auf die Hüften gestützt.
"Oh Junge", flüsterte Mary leise, sich nervös auf die Lippe beißend, fragte sie: "Bist du wirklich sauer?"
"Ja!", schnippte Jess, bevor sie sich mit einem Seufzen beruhigte, als sie den besorgten Blick auf dem Gesicht ihrer Geliebten erblickte. "Giovanni, komm her", befahl sie.
Mary trat näher und Jess ergriff sie und warf sie über ihre Schulter.
"Hey!", schrie Mary und dann "Autsch!", als Jess' Hand drei Mal fest auf ihren Hintern herunterfuhr.
Ein iiiiieeeee kam von der Menge, als sie lachten, und auf die zwei Frauen zeigten, während sie ihre Hände vor und zurück schwangen. Jess bewegte sich mit langen Schritten davon, Mary immer noch fest über ihrer Schulter.
"Hey, wofür war das?!", murrte Mary. "Lass mich runter!"
"Du hast wahrscheinlich unsere Haut gerettet, Giovani, weißt du das?", offenbarte Jess, als sie mit ihrer menschlichen Fracht immer noch über ihrer Schulter weiter ging.
"Hab ich das?", rief Mary überrascht, verkehrt herum springend.
"Ja, Quen hatte gerade gedroht, mich als den bösen Geist des älteren Bruders zu töten, als du eingeschritten bist und begonnen hast mich zu beschimpfen", murrte Jess.
"Hab ich nicht..."
"Sei ruhig Giovani. Dann hat Quen gelacht und gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat, da jemand der so schwach vor Liebe ist, nicht den Geist des großen Kriegers in sich tragen kann! Er meinte, dass Mone falsch gelegen haben muss."
"Oh Junge." Stille. "Du hättest es wahrscheinlich vorgezogen zu sterben, oder?", fragte Mary nervös.
"Ja fast", antwortete Jess stetig weitergehend.
"Jess?"
"Hmmmm?"
"Es tut mir leid."
"Ich weiß", antworte Jess sanft und hielt inne, um Mary wieder auf den Boden zu stellen. Sie sah in die sanften grünen Augen, welche von einem wehenden Vorhang goldenen Haares gerahmt wurden. "Sag, wird mein ganzes Leben mit dir so sein?"
Mary lächelte herausfordernd: "Nun, die meiste Zeit werde ich dich die Kriegerin sein lassen, versprochen!" Jess lachte und beugte sich herunter, um die Frau zu küssen, die sie liebte.
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Jess lag in der Sonne und sah hinauf in den blauen Himmel, während sie den beiden Wasserfällen lauschte. Mary lag schlafend neben ihr, nackt und zufrieden. Jess lächelte. Sie hatte eine Freundin in Australien, mit der sie um die Häuser gezogen war, während sie Medizin studiert hatte. Sie wusste, dass Jo eine große Ranch in New South Wales hatte und vielleicht könnte sie sie ja kontaktieren und fragen, ob sie von einer Farm wusste, die zum Verkauf stand...

Ende