FANWORK > Fanfiction > Melissa Good - T'was The Night Before Christmas

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Anmerkung von SDerkins: Meine Ideen stammen oftmals aus bizarren Träumen. Ich sollte vor dem Schlafen wohl wirklich nichts Scharfes essen. Kommentare sind unter Sderkins61@yahoo.com willkommen, Hassbriefe jedoch nicht. © 2003 SDerkins
Anmerkung von jany_: Folgende Geschichte ist geistiges Eigentum von SDerkins. Copyright zur Übersetzung liegt bei jany_.
Feedback: ist jederzeit unter jany_@online.de willkommen.
Copyright © 2008 jany_

Now What?

By
SDerkins

Übersetzung von jany_

Einleitung
(Juni)
Ihr Arm war eingeschlafen. Lona schnitt eine Grimasse und drehte sich auf die Seite, um ihren Arm unter ihrem Kopfkissen hervorzuziehen. Grelles Licht schien ihr unverschämt in die Augen und zwang sie wach zu werden. Gott, hasste sie es aufzuwachen, bevor ihr Wecker klingelte. Wie spät war es eigentlich? Sie wollte den Blick zu ihrem altertümlichen Digitalwecker wenden und erstarrte.
Dies war doch nicht ihr Zimmer? Suchend um sich blickend drehte sie sich im Bett herum und versuchte etwas.... irgend etwas zu finden, das ihr bekannt vorkam. Der Raum erinnerte sie an eine Gefängniszelle. Lediglich die Gitterstäbe fehlten. Eine kleine Toilette und ein Tisch befanden sich in der Ecke. Sonst war der Raum leer. Sie warf ihre Decke ab und stand irritiert auf. Keine Fenster, keine Tür und die Wände waren in crème gehalten.
"Hallo? Ist hier jemand?" quiekte ihre sonst kräftige Stimme furchterfüllt. Nicht ein Geräusch. "Hallo?" Beobachtete oder lauschte ihr irgendjemand? Lona wusste, dass Kameras in diesen Tagen unheimlich klein sein konnten. Vielleicht befand sich eine Kamera im Zimmer.
Lona rannte zu einer Wand und ihre Handflächen glitten in einer schnellen Bewegung darüber hinweg, in der Hoffnung eine Art Naht zu finden, hinter der sich eine Tür oder eine Konsole verbarg. Jede Wand und Oberfläche wurde nun von ihr abgesucht. Sie inspizierte den Boden und die Decke über ihrem Bett, soweit sie diese erreichen konnte. Ein schwaches Zischen offenbarte ein winziges Gitter, aus dem eine leichte Brise kam. Eine schnelle Inspektion der Öffnung erwies sich als nutzlos. Das Gitter war fest angebracht und die Öffnung zu klein, als dass sie auch nur ihren Arm hätte hindurch schieben könne. Wenn es denn zu entfernen gewesen wäre.
Sie schlug frustriert gegen die Wand, bevor sie anfing im Zimmer auf und ab zu gehen und jeden Zentimeter erneut abzusuchen. Schließlich erschöpft, fiel sie ins Bett und weinte, während sie sich fragte, warum sie gefangen gehalten wurde. Dann versank sie in unruhigen Schlaf.
Beim Erwachen hoffte sie, dass es sich nur um einen schlechter Traum gehandelt hatte, doch als sie sich erneut umblickte, musste sie erkennen, dass es harte Realität war.
Lona rollte sich zu einem Ball zusammen und versteckte sich unter der Decke. Sie weigerte sich das Bett zu verlassen. Wenn irgendwelche Mistkerle sie als Versuchskaninchen benutzen wollten, konnten sie sich zum Teufel scheren. Sie würde einfach genau hier liegen bleiben.
Einige Stunden später, wurde sie von ihrem Körper verraten. Ihre Blase winselte um Gnade und sie musste aufstehen. Sie eilte zu der seltsamen Metalltoilette hinüber und zog rasch ihre Schlafanzughose über ihre Hüften, bevor sie erleichtert aufseufzte. Mit einem Blick stellte sie fest, dass sich im Zimmer etwas verändert hatte.
In einer Ecke stand nun eine Art Maschine. Nachdem sie sich erleichtert hatte, ging sie langsam auf das dunkle Metallobjekt zu. Es erinnerte sie an ein Trainingsgerät. Nachdem sie es untersucht hatte, fand sie ihren ersten Eindruck bestätigt. Sie drehte sich um und setzte sich. Aufblickend fand sie die Haltegriffe und zog sie zu sich herunter. Einige Züge später erwies sich ihre Theorie als richtig.
Lona schnaubte und stand auf. Training war nicht ihre Stärke. Der Beweis dafür war ihre Fülligkeit. Die Psychopaten, die sie hier eingesperrt hatten, konnten sich ihre Maschine in den Arsch schieben. Sie würde doch nicht zu deren Vergnügen zu einem Anhänger der Fitnessbewegung werden.
Etwas fiel ihr ins Auge. Eine kleine Bewegung am Rande ihres Sichtfeldes. Ein Tablett befand sich auf dem Tisch neben der Toilette. Sie hatte an dieser Stelle vorher nichts gefunden, was einer Öffnung gleichkam. Dennoch stand das Tablett nun dort. Sie ging hinüber und stellte fest, dass sich in der Mitte eine kuppelförmige Abdeckhaube mit einem kleinen Knopf auf deren Spitze befand. Als sie diese hochhob, waberten ihr Dämpfe und Gerüche entgegen. Einige der seltsamsten Lebensmittel, die sie je gesehen hatte, befanden sich auf einem Teller. Ein paar vorsichtige Bissen später wusste sie, dass sie zumindest nicht von einem ehrgeizigen Koch gefangen gehalten wurde. Nachdem sie sich satt gegessen hatte, tigerte sie erneut gelangweilt durch den Raum. Es gab nichts in diesem Zimmer außer diesem verdammten Trainingsgerät.
Verärgert hob sie die Haube auf und warf sie gegen die Wand.
"Was wollt ihr von mir?", schrie sie, aber es antwortete ihr nur Stille.

Teil 1
(März)
John Haber, Kapitän des Patrouillenschiffes Brittany schlürfte seinen morgendlichen Kaffee und besah sich die Auswahlmöglichkeiten im Computermenü. Nachdem er sich zu den 'lokalen kriminellen Aktivitäten' geklickt hatte, blieb er bei den letzten Berichten hängen. Da er dort nichts Neues entdecken konnte, klickte er sich weiter die Liste hinunter und fuhr mit dem lesen fort.
"Irgendwas interessantes Liebster?", fragte seine Frau, als sie sich zu ihm an den schmalen Tisch gesellte.
"Mmmm, nur, dass Vegra ein weiteres Opfer frei gelassen hat. Diesmal ein Künstler aus dem 14. Jahrhundert. Wahrscheinlich sind ihm die Musiker zu langweilig geworden", sagte er angewidert.
"Oh Gott, war der auch verstümmelt wie die anderen?"
"Ja, seine Hände waren abgeschnitten. Der arme Bursche. Sie versuchen die Leute zu integrieren, aber es klappt nur selten. Die meisten von ihnen begehen innerhalb von sechs Monaten Selbstmord. Ich würde wahrscheinlich das gleiche tun, wenn ich alles verlieren würde, was mir etwas bedeutet."
"Wie viele sind es nun John?"
"Bis jetzt sechs. Vier haben sich dafür entschieden, ihr Elend selbst zu beenden. Nummer fünf ist fraglich. Sie behalten ihn im Auge und hoffen auf das Beste." Er persönlich dachte, dass es unwahrscheinlich war, dass sich einer von ihnen würde anpassen können. Die meisten waren fünf bis zwölf Jahrhunderte in der Zeit zurück und kaum fähig, die grundlegendsten Dinge des Lebens zu lernen. Ein normaler vierjähriger war in der Entwicklung weiter. Sie waren allein, ohne Freunde und Familie, die sie unterstützen konnten und verstümmelt, so dass ihnen selbst ihre Kunst genommen worden war. Wo war da der Sinn weiter zu leben?
Janet wischte die Mitleidstränen weg und schenkte ihrem Gatten ein feuchtes Lächeln. "Eines Tages werden sie ihn fassen und dann muss niemand anderes mehr leiden." Sie küsste seine Wange und ging in ihr Büro. John seufzte. Janet war so leicht zu berühren. Aber das war wohl das, was sie zu einer guten Ärztin machte. Er stellte seine leere Tasse auf den Tisch und schaltete den Bildschirm aus. Es war Zeit an die Arbeit zu gehen.

(April)
John stand in seinem Büro, von welchem er die Brücke des Schiffes überblickte. Sein Büro hatte Wände, deren obere Hälfte durchsichtig war, während die untere Hälfte aus milchigem Hartplastik bestand. Es bot ihm etwas Privatsphäre, ohne zu verhindern, dass er mitbekam, was um ihn herum geschah. John setzte sich an seinen Tisch aus Obsidian. Dieser glänzte wie poliertes Glas und er musste feststellen, dass der getrimmte Bart seines Spiegelbildes in letzter Zeit wesentlich silberner wirkte. Er grunzte leise und beobachtete für einen Moment die Streifen reflektierenden Sternenlichtes, welche über die dunkle Oberfläche glitten. Dann begann er an dem endlosen Berg von Berichten zu arbeiten.
Das sachte Grollen des fahrenden Schiffes überdeckte im Wesentlichen leise Geräusche, hinderte Flüsterlaute daran sich auszubreiten und störenden Lärm daran gehört zu werden. Besatzungsmitglieder kümmerten sich still um ihre Aufgaben; sie protokollierten die Sternbewegungen, überwachten den Verkehr und lauschten dem konstanten Fluss von Stimmen, die sich in den Weiten des Weltalls unterhielten. In einem Radius von 150 km gab es keine Privatsphäre. Die Übertragungssignale von Schiffen waren dafür zu abhöranfällig. Dessen bewusst hatten die Reisenden vor langer Zeit gelernt, nicht über Dinge zu sprechen, die sie nicht mit anderen teilen wollten.
Durch Zuhilfenahme der neuesten Spitzentechnologie belauschten Patrouillen den Nachrichtenverkehr, um möglichen Ärger aufzudecken. Manchmal konnte ein argloser Kommentar beim Lösen eines Verbrechens oder dem Verhindern von Katastrophen helfen und wenn es auch niemand öffentlich zugeben würde, half es gegen die Langeweile der Crewmitglieder.
"Oho, Travers lässt es drauf ankommen. Seine Frau wird ihn früher oder später erwischen", johlte Patterson.
"Nein, sie ist viel zu sehr mit ihrem neuen Assistenten beschäftigt, um es zu bemerken", entgegnete der Fähnrich.
"Der Sohn des Diplomaten? Da sollte sie besser aufpassen. Es gehen Gerüchte um, dass sein Vater versucht ihn mit einem Mädchen aus Hespera zu verheiraten."
"Aua, so ein unscheinbares Ding. Er wäre besser dran, wenn er..."
"Shhh", Patterson hob die Hand, um den Fähnrich zum Schweigen zu bringen. Er horchte für einige Minuten aufmerksam, während er an Knöpfen drehte, um ein klareres Signal zu bekommen. Nach längerem hinhören drehte er sich in seinem Stuhl herum.
"Kapitän, ich empfange einen Hilferuf. Er ist so schwach, dass ich ihn kaum hören kann."
"Ursprung?", fragte John, als er aus seinem Büro trat und sich neben Patterson über die Konsole beugte.
"Peilung 180.334. Es gibt kein Rufzeichen das kenntlich macht, zu welchem Schiff es gehört."
"Vielleicht gehört es zu einem Schmugglerschiff. Hier draußen gibt es viel illegalen Verkehr." Er wandte sich zur Brückenbesatzung, "Steuermann korrigieren sie den Kurs, um das Schiff abfangen zu können." Er drehte sich zu seinem ersten Offizier um. "Wir werden das überprüfen. Halten sie Ausschau nach allem was ungewöhnlich ist. Es könnte eine Falle sein."
"Jawohl", antwortete diese, bereits damit beschäftigt die Scannereinstellungen ihrer Station zu studieren. Nachdem sie nun drei Jahre unter diesem Mann gedient hatte, konnte Kommandantin Lewis praktisch seine Gedanken lesen.
Das Schiff brauchte vier Stunden, um die Entfernung zurückzulegen. Einige der Crewmitglieder wurden abgelöst, so dass ausgeruhte Augen das Gebiet absuchen konnten. John richtete die Kamera des Schiffs auf ein kleines Shuttle und untersuchte es nach Identifikationsmarkierungen. Da er keine finden konnte, fragte er Lewis mit einem Blick nach ihrer Meinung.
"Keine Treibstoffspuren, keine Trümmer, aber ich kann ein schwaches Lebenszeichen erkennen, wahrscheinlich ein Mensch. Ich würde sagen, das Lebenserhaltungssystem hat seine Grenze erreicht."
Haber dachte für einige Sekunden über die Möglichkeiten nach, bevor er seine Befehle herausdonnerte. "Hängt es an einen Enterhaken und bringt es in Laderaum drei. Haltet medizinisches Personal außerhalb der Sicherheitstür bereit, bis der Laderaum gesichert ist. Ich möchte, dass, wer auch immer da drin ist, bewacht wird, bis wir Antworten haben."
Eine Reihe von Bestätigungen hallte durch die Brücke.
***************
"Okay, was hast du herausgefunden Janet?", fragte John ungeduldig.
"Es handelt sich um ein weiteres Opfer Vegras", sagte sie, immer noch damit beschäftigt Informationen in ihren Laborcomputer einzugeben.
"Woran erkennst du das? Ist sie aufgewacht?"
"Nein, sie steht immer noch unter dem Einfluss der Drogen, die ihr gegeben wurden. Aber es gibt nichts eindeutigeres als die Tätowierung über ihrem Auge. Die Laborbefunde bestätigen anhand ihrer Impfungen, dass sie Ende des 20. Jahrhunderts geboren wurde. Frühere Raucherin, keine größeren Operationen, keine Kinder, etwa 40 Jahre alt. Sie ist in großartiger Verfassung. Ich denke sie könnte dich im Armdrücken schlagen", stichelte sie.
Der Kapitän hob die Augenbraue und schaute in den Untersuchungsraum. Er sah einen der Arme außerhalb der Decke ruhen. Selbst in entspanntem Zustand war er beeindruckend. Es gab keine Zweifel. Sie würde ihn kräftemäßig definitiv vernichtend schlagen. Wahrscheinlich eine dieser Bodybuilderinnen von denen er mal gelesen hatte.
"Du hast gesagt, dass sie keine Verstümmelung davon getragen hat. Ist es möglich, dass Vegra etwas mit ihrem Hirn angestellt hat, das sich erst erkennen lässt, wenn sie wach ist?", fragte er leise.
"Ich bin mir nicht sicher, aber es ist unwahrscheinlich. Alle Gehirnströme scheinen normal. Ihr Blut, Nervensystem und Knochenstruktur sehen wie gewohnt aus. Wenn er Änderungen vorgenommen hat, kann ich sie nicht finden. Ihr genetischer Code ist seltsam, aber das ist bei allen Leuten so, die vor 2019 geboren wurden. Nichts beunruhigendes, solange sie nicht in ihrem Alter noch Kinder bekommen möchte... dann sollte sie sorgfältiger untersucht werden. Es gibt eine Menge erbliche Gene, die seit Jahrhunderten nicht mehr existieren und wir wollen ja nicht, dass sie diese wieder einschleppt. Anderenfalls sehe ich keine Probleme. Wir müssen nur darauf warten, dass sie aufwacht."
"Ich hasse warten", grummelte er.
"Ich weiß, ich beschwere mich schon seit Jahren genau darüber", kicherte sie.
***********
Lona bemühte sich zu erwachen, aber sie konnte die verräterischen Zeichen einer Betäubung spüren. Ihr Körper schien von ihrer Seele losgelöst und sträubte sich ihr zu gehorchen. Sie konnte am Rande ihres Bewusstseins Stimmen hören, aber keine Worte verstehen. Sie wollte ihre Augen öffnen, sie wollte es wirklich, aber sie waren einfach zu schwer. Vielleicht ein wenig später...
"Können sie mich hören gnädige Frau?", fragte eine männliche Stimme. Lona zwang sich ihre Augen zu öffnen und versuchte sie auf das Gesicht über ihr zu fokussieren. Ein freundlich aussehender Mann um die 30 lächelte sie an. Sie blinzelte ein paar mal kurz hintereinander um ihn besser zu erkennen. Der Mann hatte freundliche Gesichtszüge, ein durchschnittliches Aussehen, kurze braune Haare und trug einen fauliggrünen Anzug, der sie an Krankenhauskleidung erinnerte.
Ausgetrocknet und durstig, schaffte sie es nach Wasser zu fragen. Daraufhin wurde ihr eine Kunststofftasse in die Hand gegeben. Dankbar schluckte sie das lauwarme Wasser. Lona wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr Mund mit Watte gefüllt.
"Möchten sie noch mehr?", fragte der Mann. Lona nickte und gab ihm die Tasse zurück. Da kam eine Frau herübergelaufen, ein höfliches Lächeln kräuselte ihre Lippen. Lona schätzte sie in etwa gleich alt. Sie war der Typ Frau, der Lona dazu brachte sich unzulänglich zu fühlen. Jedes kastanienbraune Haar war an der richtigen Stelle, durch einen Französischen Knoten aus dem Gesicht gehalten. Außerdem war sie schlank und sah wahrscheinlich nie unordentlich aus. Ihre grünlichen Augen blickten zu dem Mann, der neben ihr stand.
Schon etwas älter hatte sein schokobraunes Haar die ersten grauen Ansätze. Der ernste Ausdruck betonte seine klassischen römischen Gesichtszüge. Blaue Augen bohrten sich intensiv in ihre braunen, als suchten sie nach etwas unbekanntem. Lona wurde von seinem Blick befreit, als er seine Augen auf das Gerät in seiner Hand richtete.
Die Frau sprach zuerst. "Hallo, mein Name ist Janet Haber, und dies ist mein Ehemann John, der Kapitän dieses Schiffes. Ich bin Ärztin. Denken sie, sie können uns einige Fragen beantworten?" Lona nickte und wollte ebenfalls einige Fragen loswerden.
"Können sie uns ihren Namen nennen?"
"Lona Peterson. Wo bin ich? Und was meinen sie mit Schiff? Bin ich auf einem Frachter?", fragte sie den Mann, der anfing auf einige Knöpfe zu drücken.
"Wir werden ihre Fragen gerne beantworten Lona. Aber lassen sie mich vorher selbst einige stellen in Ordnung?" Lona nickte widerwillig.
"Welches Jahr haben wir?"
"2002. Ich weiß nicht welcher Tag. Ich habe meine Uhr nicht dabei."
"Das ist o.k. Liebes, nur noch ein paar Fragen." Janet stellte einige banale Fragen; Alter, Geburtsort und so weiter. Währenddessen wurde Lona immer unruhiger.
"Hören Sie, ich weiß, dass Krankhäuser diesen ganzen Papierkram ausfüllen müssen, aber das ist mir gerade ziemlich egal. Ich möchte wissen, was los ist. Wo zum Teufel bin ich?"
"Gnädige Frau, bitte beruhigen Sie sich. Ich weiß, dass das alles für sie sehr verwirrend ist, aber wir haben unsere Gründe diese Fragen zu stellen." Janet beobachtete, wie sich ihre Patientin zurücklehnte und mit zusammengebissenen Zähnen verärgert wegschaute.
"Janet ich glaube Frau Peterson ist eine, die aus der Hüfte schießt und deine Herangehensweise frustriert sie. Lass uns zum Punkt kommen." Seine blauen Augen trafen auf Lonas braune.
"Nun, sie wurden von einem Mann namens Vegra gefangen gehalten. Er ist brillant, genial, einfallsreich und vollständig verrückt. Wir wissen, dass er sie festgehalten hat, da er jeden seiner Gefangenen mit der gleichen Tätowierung markiert." Er deutete auf seine eigene Schläfe, um ihr zu zeigen, wo sie sich befand. "Bis jetzt waren seine Opfer immer männliche Genies. Meist Künstler und Musiker. Er-"
"Warum solche Leute?", warf Lona ein, während sie sich im Stillen fragte, ob dies hier ein Albtraum war.
"Wir haben nur eine Theorie. Wir wissen nichts über ihn, wie er aussieht, woher er stammt usw. Genau genommen sind wir uns nicht einmal sicher, ob er männlich ist. Alles was wir wissen ist, dass jedes seiner Opfer das Talent hatte sich kreativ auszudrücken und in der Vergangenheit lebte."
"In der Vergangenheit? Wie meinen Sie das?"
"Frau Peterson, wir schreiben das Jahr 2411", informierte er sie sanft.
"Was? A-a-aber wie...?", ihre Stimme versagte.
"Er geht in der Zeit zurück, entführt sein Opfer, fertig eine Kopie von ihm an, bei der sogar die Gedanken und Gefühle die selben sind. Dann schickt er einen von beiden wieder zurück in die Vergangenheit, ohne dass dieser die leiseste Ahnung hat, was geschehen ist. Er mag ein Verrückter sein, aber er ist kein Narr. Die Zeitachse ist sehr, sehr zerbrechlich. Selbst er würde es nicht riskieren sie zu verändern."
"Sie meinen ich bin eine... eine Kopie? Ich bin nicht Lona Peterson? Ich bin ein Klon oder so etwas?", fragte sie.
Sie klammerte sich mit äußerster Not an ihren Verstand, tat ihr bestes, um nicht in die Panik zu verfallen, die ihr Herz veranlasste sich einen Weg aus ihrer Brust zu bahnen.
"Wir wissen es nicht Frau Peterson. Sie könnten sowohl die eine als auch die andere sein, es gibt keine Möglichkeit das festzustellen. Aber wenn es Ihnen die Sache erleichtert: sie sind in jedem bedeutenden Punkt Lona Peterson. Wir wünschten nur, dass wir wüssten, warum er sie in unsere Zeit gebracht hat. Sie scheinen überhaupt nicht in sein Muster zu passen."
"I-in wie fern bin ich anders?" Konnte dieser Albtraum noch schlimmer werden? Lona fühlte sich schwindelig und der Raum schien wärmer.
Kapitän Haber lehnte sich mit der Hüfte gegen den Untersuchungstisch und seufzte. "Nun, wie wir bereits sagten, sind sie kein Mann und auch nicht künstlerisch veranlagt. Unsere Aufzeichnungen bestätigen dies", er hielt seinen Computer kurz hoch. "Und sie wurden auch nicht verstümmelt, wie die anderen." Der Kapitän fuhr fort, ohne zu bemerken, dass die Patientin bleich wurde: "Den Künstlern schneidet er in der Regel die Hände ab und die Musiker lässt er gerne taub werden..." Er bemerkte, dass seine Zuhörerin bewusstlos war.
"Verdammt John, schau sie dir an. Eine, die aus der Hüfte schießt. So ein Unsinn! Männer!"
***********
Janet führte Lona durch ein Labyrinth von Korridoren zu dem Quartier, das für sie vorbereitet worden war. Patrouillenschiffe waren normalerweise mit zwei Mann pro Raum belegt, aber der Kapitän war der Meinung, dass der Gast seine Privatsphäre brauchte. Die Mannschaft war umverteilt worden, so dass sie in der Lage waren ihr ein kleines Zimmer mit einem Portalfenster zu geben.
Lona ging durch die unheimliche Tür in ihr Zimmer. Die Eingänge der Zukunft waren eine Art undurchsichtiges Kraftfeld, welches ausschließlich Personen durchließ. Es machte sie nervös, aber alles war besser als überhaupt kein Ausgang. Die Ärztin erklärte ihr kurz das Zimmer und zeigte ihr den kleinen Kleiderschrank, welcher nicht markierte Uniformen und Unterwäsche enthielt.
"Ich befürchte, dass das Zimmer etwas spartanisch eingerichtet ist, aber es gibt mehrere Gemeinschaftsräume, in denen Kontakt geknüpft werden kann. Die Kantine für ihr Deck befindet sich, wenn sie das Zimmer verlassen links hinter der 4. Tür. Die mit dem roten Türrahmen. Wir haben sogar eine Turnhalle in der trainiert werden kann. Sie scheinen der sportliche Typ zu sein."
Lona lachte kurz auf. "Doktor, das einzige was es in meinem Gefängnis gab, waren Trainingsgeräte. Allein die Langeweile hat mich dazu getrieben sie zu nutzen." Sie hatte nicht viel von ihrer Gefangenschaft erzählt, nur die bloßen Fakten genannt.
"Das würde ihren Körperbau... erklären. Sie sind ziemlich muskulös." Janet dachte bei sich, dass Lonas Muskulatur besser entwickelt war, als die der meisten Männer. Die Menschen tendierten heute dazu, nur so viel zu trainieren wie nötig war, um gesund zu bleiben, aber nicht ein bisschen mehr.
"Gibt es auf diesem Schiff eine Bibliothek? Ich vermisse es sehr zu lesen."
"Auf dem Computer in ihrem Zimmer." Sie ließ Lona an einem kleinen Tisch platz nehmen und erklärte ihr über die Schulter die Bedienelemente. "Drücken sie einfach auf den Knopf für Freizeitaktivitäten und folgen sie dem Menü."
Janet richtete sich auf. "Fühlen sie sich danach heute Abend in der Kantine zu essen? Ich könnte Ihnen auch ein Tablett bringen", bot sie an.
Lonas erste Reaktion war, sich in ihrem Zimmer zu verstecken. Aber dann erkannte sie, dass sie sich nie hinaus trauen würde, wenn sie dies tat. Obwohl sie ihre Freiheit erlangt hatte, fühlte sich die Zeitreisende unwohl bei dem Gedanken auf dem Schiff umherzuwandern.
"Nein, ich werde klar kommen Janet. Wir haben einen langen Tag hinter uns. Warum gehen sie nicht und verbringen etwas Zeit mit ihrem Mann?"
Die Ärztin sah sie für einen Moment prüfend an, nicht sicher, ob Lona allein gelassen werden konnte. Dennoch respektierte sie ihren Wunsch. "In Ordnung, aber wenn sie mich aus irgendeinem Grund brauchen, benutzen sie den Computer. Es gibt ein Kommunikationsmenü. Geben sie einfach Raum 1241 ein okay?"
Lona nickte und scheuchte die Frau aus dem Zimmer. Sie war alleine. Nervös sah sie sich die Möglichkeiten auf dem Bildschirm an. Als sie wie empfohlen unter Freizeitaktivitäten nachsah, entdeckte sie Musik. Sie klickte und besah sich die verschiedenen Richtungen, bevor sie Musik aus ihrer Zeit auswählte. Ein ihr bekanntes Lied fing an zu spielen. Lona stand vom Tisch auf und legte sich auf das harte Bett.
****************************
Ihr Magen knurrte. Auf die Frage nach der Zeit antwortete der Computer mit 21:35. Es war spät und sie entschied, dass die Kantine mittlerweile fast leer sein sollte. Ihren Mut zusammennehmend stand Lona auf und verließ ihr Quartier. Sie brauchte nur einen Moment um den Raum zu finden und als sie ihn betrat, zitterte sie bereits vor Angst.
Sie sah sich um und versuchte herauszufinden, wie man an Essen kam.
"Brauchen sie Hilfe?" Lona wirbelte herum und traf auf ihren ersten Alien. Etwas größer als sie selbst, hatte der Humanoid dunkelfarbige Korallenhaut, große bräunliche Augen und struppiges blondes Haar, das wie eine Pferdemähne abstand. Lona hatte keine Ahnung, ob er weiblich oder männlich war.
"Brauchen sie Hilfe?", wiederholte er. Lona konnte nur stumm nicken.
"Haben sie irgendwas bestimmtes im Sinn oder wollen sie einfach nur dieses schlichte Essen, das die Menschen sonst zu sich nehmen?", fragte der Alien spitzbübisch. Wurde sie nun von ihm gehänselt oder beleidigt? Lona entschied für sich, dass er sie wohl aufzog.
"Was halten sie denn für ein geeignetes Essen?", fragte sie lächelnd.
"Haben sie Lust etwas von meinem einheimischen Essen zu probieren? Ich koche es liebend gerne, aber da ich der einzige meiner Art hier an Bord bin, kann ich es selten teilen. Personen ihrer Art halten es für ziemlich würzig."
"Klar, ich werde es probieren. Ich mag Tex- Mex."
"Von diesem Begriff habe ich noch nie gehört, aber ich nehme an das ist würzig?", fragte der Humanoid, als er den Tresen umrundete und zwei Teller aus dem Schrank nahm.
"Ja, das ist mexikanisches Essen mit texanischem Flair. Texaner lieben ihr essen feurig scharf."
"Ich denke, ich werde es im Computer nachschlagen. Vielleicht sind Rezepte dabei, die ich probieren könnte." Der Alien gab ihr einen Teller und deutete auf einen kleinen Tisch neben dem Eingang. Lona nahm ihn und setzte sich.
"Mein Name ist Lona. Wenn wir zusammen essen, sollten wir wenigstens unsere Namen kennen", sagte sie höflich.
Der Alien machte eine leichte Verbeugung, bevor er sich setzte. "Allen", antwortete er höflich, "Mein wirklicher Name ist für die meisten zu schwierig, also habe ich einen menschlichen Namen angenommen."
"Und sie sind männlich?"
"Ja, obwohl sie die Erste sind die nachfragt", lachte der Alien. "Die meisten gehen davon aus, dass ich männlich sein muss, da Allen ein Männername ist. Ich habe ihn gewählt, weil ich den Klang mochte. Meine zweite Wahl war Eileen."
Lona kicherte: "Dann hätten alle angenommen, dass sie weiblich sind." Sie ergriff die Gabel und schaufelte etwas Essen auf. Tapfer steckte sie es in den Mund und begann zu kauen. Es hatte einen ungewöhnlichen Geschmack, war aber nicht übel. Nach einigen Sekunden breitete sich Hitze aus. Sie keuchte und ihre Augen begannen zu tränen.
"Oh Mann, ist das scharf!", schniefte sie. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und nahm ohne zu zögern einen weiteren Bissen. Allen hatte ein großes Grinsen im Gesicht. Er war sehr beeindruckt von diesem Menschen. Sie leerte ihren Teller und fragte, ob sie noch etwas Nachschub haben könnte. Endlich satt, lehnte sich die Frau zurück und lächelte.
"Das war wunderbar, danke sehr. Es hat mich an die chinesische Küche erinnert. Einige der Gerichte sind ziemlich scharf. Es gibt kleine getrocknete Paprikaschoten, die einem das Gefühl geben, der Kopf würde explodieren, wenn man hinein beißt."
"Oh, wie heißt das Gericht? Ich werde das auch nachschlagen. Ich liebe es zu experimentieren."
Lona nannte ihm den Namen und schlug noch einige andere beliebte Gerichte vor. Sie bemerkte nicht, wie ein Mann mittleren Alters den Raum betrat und sah auch seinen bösen Blick nicht. Sie zuckte auf ihrem Stuhl zusammen, als er mit der Hand auf ihren Tisch schlug.
"Gnädige Frau, ich weiß nicht, wer sie sind, aber nehmen sie meinen Rat an. Bleiben sie fern von diesem widerlichen Wesen. Er bedeutet nichts als Ärger." Der Mann wartete nicht einmal auf eine Reaktion, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und den Raum verließ. Lona saß für einige Sekunden verblüfft da, bevor sie ihren Blick zu dem Alien wandte.
"Um was zum Geier ging es da gerade Allen?"
Der Alien sah aus wie ein geprügelter Hund, wahrscheinlich überzeugt, dass sie sich kurzerhand den anderen anschließen und ihm ihre Gesellschaft verweigern würde. "Es ist eine lange Geschichte. Vielleicht sollten sie tun, was er sagt und mich meiden. Ich bin daran gewöhnt anders zu sein und deswegen gemieden zu werden."
"Das ist nicht die Antwort auf meine Frage Allen. Der Mann hasst sie offensichtlich aus irgendeinem Grund. Ich würde gerne wissen, in was ich da involviert bin."
"Es ist nichts, was ich persönlich gemacht habe Lona, sondern etwas, das mein Volk getan hat. Unsere beiden Rassen haben für mehrere Generationen miteinander im Krieg gelegen. Es gibt trotz eines Abkommens immer noch eine Menge Feindseligkeiten zwischen uns. Es ist auch nicht sehr hilfreich, dass meine Leute das sind, was ihr Kannibalen nennt. Wenn ein sehr tapferer und geschickter Krieger im Kampf gefallen ist, haben wir sein Herz gegessen, um seine Stärke zu bekommen. Danach haben wir unsere Körper mit seinem Blut bemalt."
Lona spürte Mitleid für das Wesen, welches ihr gegenübersaß. Sie wusste, wie es war für etwas gehasst zu werden, das man nicht ändern konnte. So etwas würde sie keinem antun. Jeder sollte für seine eigenen Taten beurteilt werden.
"Auf der Erde gab es früher Kulturen, in denen so ziemlich das gleiche getan wurde. Von daher dürfen Menschen sich wohl nicht erlauben, über ihren Glauben empört zu sein. Sie sollten sich daher kein Urteil erlauben. Und was den vergangenen Krieg angeht. Ich habe ihn nicht miterlebt, also habe ich auch keine vorgefasste Meinung über ihr Volk. Soweit es mich betrifft, werde ich sie respektieren, solange sie mir Respekt entgegenbringen. Wenn Arschlöcher, wie dieser Mann das nicht mögen, können sie mich am Arsch lecken."
Allen starrte sie an, erstaunt über ihre Bereitwilligkeit, sich mit ihm abzugeben. Bestenfalls wurde er auf der Brittany toleriert. Niemand hatte ihn für seine Vergangenheit je so vehement verteidigt. Überwältigt von Gefühlen, die er nicht einmal einordnen konnte, hielt er der Frau seine Hand hin und bot ihr seine Freundschaft an. Lona ergriff sie ernst, froh darüber einen Freund gefunden zu haben.
*************
Es entstand eine innige Freundschaft, während sie immer mehr Zeit miteinander verbrachten. Allen war der persönliche Koch der Offiziere auf dem Schiff. Protokollarisch war es verboten, dass alle Offiziere gleichzeitig aßen, so dass versehentliche oder vorsätzliche Vergiftungen verhindert werden konnten. Da in Schichten gegessen wurde, verbrachte Allen viel Zeit mit Kochen und Planen. Der Koch war wie ein hingebungsvoller Diener. Er kannte die Vorlieben jeder Person und wusste sogar, wie viel Salz jeder einzelne auf sein Essen tat.
Der Mensch begann ihm beim Kochen zu helfen. Erst ein wenig, dann nach und nach mehr, nachdem Allen ihren Fähigkeiten vertrauen schenkte. Durch die Arbeit, die ihm abgenommen wurde, hatte er jetzt viel mehr Freizeit. Zeit die er genoss. Er mochte es, Lona in die Turnhalle zu begleiten, wo sie trotz ihres Gewitzels ihr Training fortsetzte. Der Alien verbrachte diese Zeit mit seiner Lieblingswaffe dem Jahth, welches, bis auf einen leicht gebogenen Haken am einen Ende, einem japanischen Bo ähnelte. Er gab der Frau auch ein paar Stunden Unterricht, an denen sie Gefallen fand.
Lona verbrachte einige Stunden am Tag mit Lesen, um sich über die Vergangenheit zu informieren. Schließlich waren über 400 Jahre vergangen. Sie sprang von Datei zu Datei, folgte Verweisen, Zeitachsen und allem, was ihr ins Auge fiel. Fotos von berühmten Personen ihrer Zeit, als sie gealtert waren, Sehenswürdigkeiten, Kriege, Erfindungen, die ersten Weltraumkolonien, selbst Kinderbücher wurden betrachtet. Es gab nur ein Gebiet, welches Lona nicht erkunden wollte.
Die Dunkelhaarige sträubte sich hartnäckig dagegen, nach ihrer eigenen Vergangenheit und der ihrer Familie zu suchen. Sie wollte nicht wissen, wann oder wie ihre Leute gestorben waren. Sie wollte nicht wissen, ob ihr zweites Ich glücklich geworden war. Lona bezweifelte dies jedoch. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gespürt, dass sie dazu bestimmt war, allein zu sein. Selbst ihr Name bedeutete Einsamkeit. Lona seufzte und schob die deprimierenden Gedanken von sich. Sie klickte eine Fußnote an und folgte dem Pfad zur Geschichte der Genetik.
Es hatte große Errungenschaften auf diesem Gebiet gegeben, nachdem die Gene etwa 70 Jahre nach ihrer Entführung erforscht waren. Die meisten erblichen Defekte und Degenerationen waren in den darauf folgenden Generationen ausgerottet worden. Sie warf einen Blick auf die Liste ausgestorbener genetischer Eigenschaften und wurde kreidebleich. Nun wusste sie, warum Vegra sie in die Zukunft gebracht hatte. John hatte recht, er war unheimlich grausam.
***********
"Was ist los mein Freund? Du schleppst schon seit ein paar Tagen etwas mit dir rum." fragte Allen, als er ihr dabei zusah, wie sie ein Gewicht stemmte.
"Nichts, es ist rein gar nichts", leugnete sie knirschend.
"Dann muss ich annehmen, dass ich etwas getan habe, was dich verärgert hat Lona", flüsterte er schmerzerfüllt. Lona hörte den weinerlichen Ton und legte die Gewichte schnell bei Seite.
"Nein du hast nichts getan Allen. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beunruhigen. Ich..." Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte, aber sie spürte, dass sie mit ihm reden musste. "Ich habe etwas über die Geschichte meines Volkes gelesen, versucht die Lücken zu füllen, weißt du?" Er nickte leicht und sie fuhr fort. "Ich bin auf eine Information gestoßen, die mich deprimiert hat. Etwas, das mir meinen Traum zerstört hat", gestand sie, ihre Augen in die Ferne gerichtet.
"Deinen Traum? Wie das?", fragte er besorgt, als er sich neben sie setzte.
"Den Traum, einen besonderen Menschen zu finden, mit dem ich mein Leben verbringen kann. Der wurde mir genommen. Ich weiß nun, dass es nicht mehr möglich sein wird. Das war der fehlende Teil des Puzzles. Keiner wusste, warum Vegra mich hier her gebracht hat."
"Lona ich verstehe dich nicht. Die Galaxie ist voll von menschlichen Männern. Es sollte einen passenden geben-"
"Allen, das ist genau das Problem. Ich interessiere mich nicht für Männer, sondern für Frauen."
"Huh? Das verstehe ich nicht. Ist das nicht sehr rückschrittlich?"
"In der Vergangenheit nicht wirklich. Zu meiner Zeit gab es viele, die wie ich waren. Wir waren nicht die beliebtesten Menschen, aber uns ging es gut. Nur, ich vermute die Menschen haben entschieden Gott zu spielen. Nachdem die menschliche DNA entschlüsselt wurde, haben sie angefangen weniger wünschenswerte Eigenschaften und schädliche Gene herauszufiltern. Eines dieser Gene war dafür verantwortlich, dass Leute wie ich geboren wurden."
Allens Augen weiteten sich verständnisvoll. "Und nun wirst du nie eine menschliche Frau finden, mit der du dein Leben teilen kannst. Du wirst...", er beendete den Gedanken nicht, dass die Einsamkeit nun immer ein Teil von ihr sein würde, da es keine Hoffnung mehr gab. Jetzt verstand er ihren Ärger und die Lustlosigkeit. Ihre Vergangenheit war verschwunden, ihre Familie und Freunde tot und die Hoffnung ihr Leben mit jemandem zu teilen, würde nie in Erfüllung gehen. Er schämte sich. Sein kleines Problem mit unhöflichen Leuten schien im Vergleich dazu so trivial.
"Wenn du mich entschuldigst. Ich brauche etwas Zeit für mich alleine", murmelte Lona und verließ den Raum.
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"Sie scheint sich ziemlich zurückgezogen zu haben John. Ich mache mir Sorgen um sie. Entweder bleibt sie in ihrem Zimmer oder hebt Gewichte. Sie trifft sich nicht mit anderen Leuten und loggt sich auch nicht am Computer ein. Sie sitzt einfach nur in ihrem Zimmer und grübelt. Es scheint, als hätte sie eine Wand zwischen sich und allen anderen errichtet."
"Und was soll ich da jetzt tun Janet? Wir sind ein Patrouillenschiff. Wir haben keinen Psychologen dabei. Ich kann ihr nicht befehlen zu lächeln und sich mit den anderen zu verstehen. Behalte sie einfach im Auge, bis wir die Basis erreicht haben. Sie werden sich dann darum kümmern."
"John sie muss sich von ihren Problemen ablenken. Was auch immer sie beschäftigt, zerfrisst sie förmlich. Sie verbringt nicht mal mehr Zeit mit Allen. Ich habe ihn gefragt, was nicht stimmt und er hat einfach nur den Kopf geschüttelt. Ich fürchte sie könnte..."
"Selbstmord begehen?", beendete er für sie. Sie nickte traurig. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ sich einige Gedanken durch den Kopf gehen.
"Nun, es ist gegen die Vorschriften, aber..."
"Was?", spornte sie ihn an.
"Wir schicken ein Versorgungsschiff hinüber zur Hydra 2 Basis. Dort werden ethnografische Studien über einen der Kontinente betrieben. Es gibt nicht viel zu tun, aber sie würde das Schiff für eine Weile verlassen und mal einen anderen Planeten als die Erde sehen. Ich bezweifle, dass sie genug Geld zum Reisen haben wird, sobald sie auf einem Schiff Richtung Heimat ist."
"Ich wusste, dass es einen Grund dafür gibt, dass ich dich liebe. Du bist so ein Softy."
"Wiederhol das und ich lege dich in Ketten", stichelte er.
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Lona lehnte sich zurück und versuchte nicht mit den Augen zu rollen, als der Pilot erneut die Regeln und Notfallmaßnahmen durchging. Der junge Mann war regelrecht pedantisch wenn man bedachte, dass es sich lediglich um einen neunstündigen Rundflug handelte. Schließlich startete Fähnrich Rutledge die Triebwerke und legte den Schalter um, der die Türen des Laderaumes öffnete.
Ihr Magen zog sich zusammen, als sich die weite Dunkelheit, die nur von den entfernten Lichtern der Sterne gemildert wurde, hinter den Metallwänden offenbarte. Sie betete, dass die Tablette gegen Reisekrankheit wirkte und krallte sich an ihrer Armlehne fest, als das Shuttle vorwärts schoss und die Sicherheit des Patrouillenschiffes verließ.
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"Kapitän Haber. Hydra 2 Basis berichtet, dass das Versorgungsschiff nicht wie geplant gelandet ist und dass sie keine Antwort auf ihre Rufe erhalten."
John fluchte leise. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ein vermisstes Shuttle mit einem Zivilisten an Bord. Wenn er Glück hatte, würden sie ihn in etwa 20 Jahren aus dem Gefängnis entlassen.
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Schmerz holte sie in die Gegendwart zurück. 'Scheiße, hat jemand die Nummer von diesem Lkw?' Behutsam bewegte sie ihren Körper, um zu überprüfen, wie schlimm es sie erwischt hatte. Nach einigen Minuten entschied sie, dass sie bis auf die fürchterlichen Kopfschmerzen und unzähligen Beulen und Kratzern nicht ernsthaft verletzt war. Einen tiefen Atemzug nehmend, erhob sich Lona ohne Umstände auf ihre Hände und Knie. Einer ihrer Füße versank dabei in etwas Wasser. Sie blinzelte und bemerkte eine Briese und Sonnenlicht, welches neben ihr über den Boden tanzte. Sie holte tief Luft und war froh, dass die Atmosphäre sauerstoffhaltig zu sein schien.
Langsam drehte sie ihren Kopf und sah sich nach Fähnrich Rutledge um. Ihr Herz sank angesichts der Zerstörung. Ein Großteil des Shuttles war gebrochen und zerrissen. Der Vorderteil des Schiffes, wo der Fähnrich gesessen hatte, fehlte. Lona hatte seekrank im hinteren Teil in einer Koje gesessen, als er ihr zu geschrien hatte, dass sie sich festhalten sollte. Der Zusammenstoß dauerte nur Sekunden, aber der Horror schien ewig zu dauern.
Lona krabbelte aus dem Wrack und sah sich um. Trümmerteile lagen in der Gegend verstreut. Nachdem sie sich überall umgeblickt hatte, ging sie langsam die Absturzspur entlang. Sie fürchtete sich vor dem, was sie finden würde und hoffte, dass sie sich irrte und der Pilot lebte. Sie wollte nicht schon wieder alleine sein.
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"Ihre Hoheit, die Späher aus dem Bezirk Pova berichten, dass etwas aus dem Weltall in der Nähe des S'le See abgestürzt ist."
"Ein Asteroid?", fragte die junge Frau.
"Nein meine Königin. Augenzeugen berichten, dass es aussah wie...", der Bote schien sich davor zu scheuen den Satz zu beenden. "Es heißt, dass es wie ein Raumschiff aussah."

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Als Lona die Überreste des Piloten fand, revoltierten ihre Magenwände und sie musste sich übergeben, bis sich absolut nichts mehr in ihrem Magen befand.
Doch der Würgereiz hörte einfach nicht auf, bis sie beinahe das Bewusstsein verlor. Unwohl fühlend und schwitzend, machte sie sich auf zum nahe gelegenen See. Ein kurzes Stolpern zum sandigen Ufer und sie sank in die Knie. Sie schöpfte mit ihren Händen etwas Wasser, um ihr Gesicht zu kühlen. Dann riskierte sie, sich erneut zu übergeben, indem sie einen Mund voll nahm und schluckte. Sie war etwas benommen und Lona fühlte sich.... falsch an. Sie schien nicht genug zu wiegen. Vielleicht hatte dieser Planet eine geringere Schwerkraft.
Sie beschloss, dass es sie weder so noch so interessierte und setzte sich, bevor sie sich umsah. Es war ein schöner Ort, der sie an den pazifischen Nordwesten erinnerte. Das einzige, was fehlte, war der Nieselregen. Sie beobachtete ein schillerndes Insekt, welches durch den Sand krabbelte. Wenn sie nicht genau hingesehen hätte, hätte sie es gar nicht bemerkt. Der Käfer krabbelte über einen kleinen Stock und noch bevor sie blinzeln konnte, schoss ein dünner Fangarm aus einem Sandhaufen und zog den Käfer davon.
'Gesteh es dir ein Lona. Eine fremde Welt und du hast keine Ahnung, welche Gefahren um dich herum lauern. Fass nichts an, wandere nicht umher. Bleib einfach beim Wrack und bete, dass sie nach dir suchen werden.'
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"Irgendetwas gefunden Leutnant?" Der Kapitän erwartete noch keine Ergebnisse, aber er konnte zumindest hoffen.
"Tatsächlich ja Sir. Die Sensoren zeigen eine Menge Platin auf dem größten Kontinent. Die C'helaner bauen es nicht ab, da es so selten ist. Das muss unser Shuttle sein Sir."
"Hervorragend. Nun erzählen sie mir bitte, dass sie in einer isolierten Gegend gelandet sind, zu der wir hinunter sausen können, um sie einzusammeln."
"Ähhh, nein Sir. Ich fürchte nicht. Sie sind in der Nähe der Hauptstadt abgestürzt. Soweit ich das beurteilen kann, bewegt sich bereits ein großer Suchtrupp in ihre Richtung."
Haber nickte und wandte sich ab. Das war es dann wohl. Rutledge und Peterson waren auf sich allein gestellt. C'hela war ein nicht kartierter Planet. Kontakt war verboten, bis ausgiebige Studien der ansässigen Bevölkerung durchgeführt worden waren und diese einen minimalen technologischen Standard bieten konnten. Die früheren Berichte ließen darauf schließen, dass sich die C'helaner bis in die letzte Hälfte des 19 Jh. der Erdtechnologie entwickelt hatten, bevor der Fortschritt vor etwa 5000 Jahren zum erliegen gekommen war. Sie hatten sich in all den Jahrhunderten nicht verändert. Es war eine matriarchalische Gesellschaft mit einer stabilen Führungsschicht. Keine Kriege, keine Überbevölkerung und wenig Umweltverschmutzung. Jeder Bezirk war selbst versorgend. Handel zwischen den Gemeinden bot Abwechslung. Geld war gänzlich unbekannt. Es war ein Planet der Gegensätze.
Er wurde von einer Königin regiert, aber übersetzte historische Aufzeichnungen sagten, dass diese Position nicht vererbt wurde. Es gab eine gut ausgebildete Armee, aber keine Kriege. Persönliche Zweikämpfe dienten zur Klärung von Angelegenheiten der Ehre. Es gab Sklaven, aber dennoch erinnerte wenig an die damals bekannte Sklaverei auf der Erde. Keiner rebellierte und es gab nur wenige Verbrechen. Jeder, egal ob Sklave oder Adliger, hatte das Recht seinen Fall am offenen Gerichtshof vor der Königin vorzutragen, welcher mehrmals die Woche tagte. Es schien ein angenehmer kleiner Planet, aber John waren vorherige Erstkontakte bekannt. Jedes Mal, wenn sie ungeplant waren, reagierten die Einheimischen mit Furcht und Gewalt. Er hoffte, dass sie dieses mal eine Ausnahme machen würden.
"Mögen sie Frieden finden Frau Peterson", flüsterte er.
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Lona blickte in den Himmel hinauf. Sie hätte schwören können, dass sie das Geräusch eines Helikopters gehört hatte. Wurden die etwa in der heutigen Zeit noch benutzt? 'Ich schätze, statt an die Wand zu starren, hätte ich besser noch etwas mehr Zeit am Computer verbringen sollen.' Sie stand auf und suchte die Augen vor der Sonne schützend den Himmel ab. Tatsächlich näherten sich dort zwei Helikopter. 'Gute oder böse Jungs? Bleiben oder fliehen?'
Es waren Stunden seit dem Absturz vergangen. Wenn der Kapitän sie hätte retten können, wäre er bereits aufgetaucht. Flucht würde bedeuten, die Einheimischen zu meiden und mit wenig Hoffnung auf Rettung, von dem zu leben, was das Land hergab. Zu bleiben könnte bedeuten, dass sie als Versuchskaninchen in irgend einem Labor enden würde. Keine der beiden Optionen gefiel Lona. Dennoch entschied sie abzuwarten. Hinter ihr befand sich ein Pfad, der in den dichten Wald führte. Sie konnte immer noch einen Fluchtversuch unternehmen, wenn die Lage unangenehm werden würde.
'Ich frage mich, wie sie wohl aussehen?' Bilder aus Sci-fi Filmen blitzten in ihren Gedanken auf. Nervöse Schmetterlinge verdrehten ihre Eingeweide, aber sie gab ihr Bestes, entspannt auszusehen. Hände in die Hüften gestützt, während sie geduldig auf die Landung wartete. Sie unterdrückte ein Kichern. Die 'Lass sie niemals sehen, wie du schwitzt' Werbung tauchte in ihrem Gedächtnis auf. 'Jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür, deinen schrägen Sinn für Humor die Kontrolle übernehmen zu lassen... reiß dich zusammen Lona!'
Lona betrachtete die Flugobjekte genauer, während sie sich näherten. Sie ähnelten denen ihrer eigenen Zeit sehr. Der einzige Unterschied lag darin, dass die Rotorblätter größer waren und das Fahrwerk nach dünnen Schwimmkörpern aussah. Seltsame Zeichen auf der Seite ließen sie wissen, dass sie nicht zur Brittany gehörten.
Als die Rotorblätter zum Stillstand kamen, versuchte Lona erfolglos durch das dunkle Glas zu schauen. 'War ja klar, dass sie getöntes Glas haben', dachte sie ironisch. Eine Tür öffnete sich und wurde langsam zur Seite geschoben. Ein weibliches Bein trat heraus, gefolgt von seiner Besitzerin, welche erstaunlich menschlich aussah. Die Frau schob nervös eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, wodurch Lona sehen konnte, dass diese elfenähnlich spitz und lang waren. 'Wie es scheint, bin ich auf dem Planeten der Elfen gestrandet.'
Weitere Frauen stiegen aus dem Flugzeug und umzingelten sie. Alle waren bewaffnet; entweder mit einem kurzen Schwert oder einem glatten Metallknüppel. Eine kurze Geste von einer offensichtlich nervösen Frau ließ sie wissen, dass sie einsteigen sollte. Lona stieg in den Helikopter und setzte sich widerstandslos.
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"Wir haben eine Außerc'helanerin in Gewahrsam Eure Hoheit", brachte die Anführerin der Gruppe quietschend heraus.
Tashalia seufzte und fragte sich, warum das ausgerechnet in ihrer Amtszeit passieren musste. "Fein, bringt sie in die medizinische Einrichtung in Toma. Isoliert sie und alle, die mit ihr in Kontakt gekommen sind. Ich will keine Virusverbreitung riskieren, falls sie infiziert ist. Alle sollen dort bleiben, bis ich mich mit den zuständigen Wissenschaftlern beraten habe."
"Ja Eure Hoheit", meldete sich die königliche Wache ab. Die Königin wählte eine Nummer. Nachdem abgehoben wurde, gab sie einfache Anweisungen.
"Das gilt für jeden", dann legte sie auf.
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Beraterin Daz hörte zu, als der Leutnant die Anweisungen der Königin wiederholte. Sie blickte durch die von einer Seite durchsichtige Scheibe zu der Frau, die ruhig auf dem Feldbett saß, während ihre Augen durch den Raum wanderten. Dann trafen die Augen der Fremden auf ihre eigenen, als ob sie wusste, dass sie beobachtet wurde. Die aristokratische Frau verbarg ein ängstliches Schaudern und sprach die wartende Wachfrau an.
"Ich möchte, dass alle außer den Wachen das Gebäude verlassen. Niemand soll ohne mein Einverständnis in die Nähe dieser Frau kommen. Sagen sie den anwesenden Ärzten, dass sie alle Test durchführen sollen, die in den nächsten sechs Stunden gemacht werden können. Danach werden sie keine weitere Möglichkeit bekommen, ihre Neugier zu befriedigen. Halten sie einen Gefangenentransporter mit zwei Fahrern bereit."
"Beraterin, was ist mit dem letzten Befehl der Königin? Sie-" Die Wache wurde von der Adligen zu Boden gestoßen.
"Sie werden tun, was sie gesagt bekommen, haben sie verstanden?", zischte Beraterin Daz. Die Wache nickte mit dem Kopf und stand auf. Sie verbeugte sich und verließ den Raum.
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'Ich hätte weglaufen sollen', dachte Lona verzagt. Sie war nackt auf einem kalten Metalltisch festgebunden, hatte Schmerzen und blutete an dutzenden Stellen. Die Wissenschaftler hatten jede erdenkliche Probe von jedem Körperteil genommen, selbst von denen, die bis jetzt nur durch ihre frühere Geliebte berührt worden waren. Sie kämpfte gegen die Tränen und weigerte sich Schwäche zu zeigen, besonders gegenüber der in lila gekleideten Frau.
Die große Frau saß auf einem Stuhl im Schatten und beobachtete sie. Lona wusste, dass sie die Verantwortung trug, auch wenn sie kein Wort sagte. Sie starrte die selbstgefällige C'helanerin an, bis die dunkelhaarige Frau aufstand und die anderen entließ. Nachdem der Raum geleert war, schlenderte sie langsam auf die Gefangene zu. Sie ließen sich nicht aus den Augen und waren beide entschlossen dieses Blickduell zu gewinnen.
"P'h dan tey?", fragte die Frau. Lona schüttelte mit dem Kopf, da sie die andere nicht verstand. Die Frau verlor die Geduld, als sie keine Antwort bekam und rammte ihre Faust in Lonas Bauch. Die Fremde schnappte nach Luft, spürte jedoch weniger Schmerzen, als sie erwartet hatte. Die Frau wiederholte ihre Frage. Als Lona aufblickte, hatte der Rebell in ihr die Kontrolle übernommen, da sie es hasste herumgeschubst zu werden. Dies war jener Teil in ihr, der von der Hilflosigkeit, die sie als Vegras Gefangene empfunden hatte, verbittert gewesen war.
Ihre Augen verhärteten sich, als sie der dunkelhaarigen Frau einen trotzigen Blick zusandte. Mit einem leichten Nicken nahm diese die Herausforderung an. Die Beraterin zog den Stecker der Lampe aus der Wand und riss das Kabel aus dem Sockel. Diese fremde Schlampe würde ihr schon noch Antworten liefern.
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Tashalia wusste, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte nicht erklären was, aber sie spürte, dass Beraterin Daz sie über etwas im Unklaren ließ, sie war sehr ausweichend gewesen. Die Frau hatte sich in der Vergangenheit oft Zeit gelassen, wenn es um Veränderungen ging. Sie hatte still jede Reform untergraben und hatte ihre Abneigung gegen die Königin, trotz der Traditionen, welche sie vor sieben Jahren an die Macht gebracht hatten, kaum verborgen. Vorher hatte der Beirat den Planeten regiert, bis die zukünftige Königin alt genug war, ihre Aufgaben zu übernehmen. Tashalia vermutete, dass diese Beraterin sich an ihre Macht gewöhnt hatte und es hasste, sie wieder abgeben zu müssen. Schlussendlich würde sie die Frau wohl herausfordern müssen, bevor ihre Taten für weitere Unstimmigkeiten sorgten.
Die Königin ergriff den Telefonhörer, nachdem sie von ihrem Sekretär darüber informiert wurde, dass die Leiterin der Einrichtung in Toma auf Leitung drei wartete.
"Seid gegrüßt Eure Hoheit, wie kann ich behilflich sein?", kam die höfliche Stimme.
"Ich möchte etwas über den Zustand der fremden Frau wissen Direktorin. Gibt es unter den Wachen, die mit ihr in Kontakt gekommen sind, Anzeichen für Infektionen?"
"Infektionen? Ich verstehe nicht meine Königin. Beraterin Daz hat uns erzählt, dass ihr befohlen wurde, sie nach ein Paar schnellen Proben an einen sicheren Ort zu bringen. Wir haben dem Fremdling bereits medizinische Proben entnommen. Der Transporter kommt in der T'hm Stunde. Es wurde nichts von einer Krankheit gesagt."
Tashilias Befürchtungen hatten sich bestätigt. Jemand, höchstwahrscheinlich Daz, hatte seine Position missbraucht und ihren Befehl aufgehoben.
"Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme Doktor. Ist Beraterin Daz da? Ich würde gerne mit ihr sprechen, wenn das möglich wäre."
"Es tut mir leid meine Königin. Sie hat gesagt, dass sie noch Besorgungen machen muss, die ihre persönlich Aufmerksamkeit erfordern und dass sie rechtzeitig für den Abtransport der Gefangenen zurück sein wird."
Die Königin bedankte sich bei dem Direktor und sah auf die Uhr. Sie hatte etwas über zwei Stunden, um zu der Einrichtung zu fahren und selbst Nachforschungen anzustellen.
"Jardon, lassen Sie mein Auto vorfahren. Wir werden einen kleinen Ausflug machen", rief sie.
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Ihre Gefolgsleute kamen kurze Zeit später an. Das Auto der Königin war von ihrer persönlichen Garde umgeben. Kommandantin Zeth stieg als erste aus. Sie gestikulierte lautlos, da ihre Leute die Angriffsstrategie bereits kannten. Die Wachen sollten still die Kontrolle über die medizinische Einrichtung übernehmen. Niemand sollte sie verlassen oder mit der Außenwelt kommunizieren. Sie stürmten ohne gesehen zu werden auf ihre Positionen. Die Fahrer brachten die Fahrzeuge hinter das Gebäude und warten dort auf die Anweisungen der Königin.
Tashalia betrat das Gebäude. Zeth gesellte sich eilig zu ihr.
"Keine Anzeichen von Beraterin Daz Ihre Gnaden. Meine Leute haben die Wissenschaftler in einen der hinteren Räume getrieben. Ich habe einer Soldatin befohlen, sich die Kleider der Empfangsdame zu 'leihen'. Sie wartet im vorderen Büro."
"Sehr gut. Wo befindet sich der Fremdling?" Die Königin folgte dem ausgestreckten Zeigefinger der Kommandantin. Eine ihrer Wachen stand neben einer nervösen Wissenschaftlerin. Als sie ihre Königin näher kommen sah, öffnete sie schnell eine luftdichte Tür und trat beiseite. Tashalia winkte beiläufig mit der Hand, woraufhin alle hastig den Raum verließen.
Der Raum war bis auf den Tisch in seiner Mitte dunkel. Unter dem grellen Licht befand sich eine nackte Frau. Ihre Augen waren fest geschlossen, vielleicht schmerzte sie das Licht. Tashalia war sich sicher, dass die Fremde gehört hatte, wie sie den Raum betreten hatte, auch wenn sie keine Reaktion zeigte. Sie trat näher und untersuchte die Frau mit Blicken.
Ihre Haut war blass, wesentlich heller als die ihrer eigenen Leute. Die helle Haut schien das grelle Licht beinahe zu reflektieren, ließ jedoch die Wunden, die den Körper übersäten geradezu hervorstechen. Nachdem sie sich weiter hinüber gebeugt hatte, konnte sie sehen, dass einige der Wunden Einstichstellen waren, an denen Haut und Blut entfernt worden waren. Sie hatte diese, nach dem, was die Direktorin gestanden hatte, erwartet. Die anderen Verletzungen schockierten sie jedoch.
Leuchtende Striemen überzogen den Körper kreuz und quer, dünn aber deutlich hervortretend. Sie war geschlagen worden. Sie folgte der Spur aus Striemen und entdeckte einen dunkeln Bluterguss auf dem Bauch der Frau. War ihr dieser zugefügt worden oder stammte er vom Absturz? Die Königin schaute weg, verärgert und peinlich berührt darüber, wie die Frau behandelt worden war. Würde diese fremde Rasse sie nun für Wilde halten? Sie könnte es Ihnen nicht verübeln. Ihre Augen kehrten mitfühlend zu der Frau zurück und betrachteten zum ersten Mal ihre äußere Erscheinung.
Tashalia bemerkte, wie klein die Fremde war. Sie reichte ihr höchstens bis zur Schulter, wenn überhaupt. Sie war kräftig gebaut, hatte breite Schultern und war sehr muskulös. Die Frau ging wahrscheinlich auf das mittlere Alter zu, obwohl ihr Gesicht noch keine Anzeichen zeigte. Sie hatte starke, ansehnliche Gesichtszüge, welche mit dem Alter nur noch schöner werden würden. Silbrige Streifen in ihrem brauen Haar verliehen ihr ein würdiges Aussehen.
Die Königin von C'hela räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Dunkelbraune Augen öffneten sich und sahen sie an. Nicht sicher, was sie eigentlich wollte, nun da die Frau sie anblickte, ließ sie die Stille wachsen. Sie beobachtete das Gesicht und die Augen der Fremden, während sie selbst studiert wurde. Eine kaum merkliche Veränderung des Ausdrucks, ließ die Königin erröten, als ein anerkennendes Lächeln die Lippen der Außerc'helanerin kräuselte und dunkle Augen langsam über ihren Körper wanderten.
Lona konnte nicht anders, als die exotische Schönheit vor sich völlig verzaubert anzustarren. Die junge Frau, die über ihr aufragte, war wenigstens 1,80 m groß und hatte bezaubernde Kurven. Ihre Haut hatte die Farbe von Café au Lait und ihre gefühlvollen, dunklen Augen blickten schüchtern in Lonas. Mit befangenem Lächeln wandte die junge Frau ihren Blick ab.
Die Königin war nervös. Die Fremde sah sie definitiv interessiert an. Sie machte sich keine Illusionen, was ihr Aussehen anging. Bestenfalls konnte man sie als gewöhnlich bezeichnen. Die plötzliche Erkenntnis, dass jemand sie attraktiv finden könnte, löste ein Gefühl der Verwirrung in ihr aus. Da die Stille nicht ewig andauern konnte und sie erkannte, dass einer den Anfang machen musste, trat die Königin näher heran.
"Dan fey Tashalia", sagte sie leise. Ein verwirrter Blick veranlasste sie dazu, ihre Hand auf ihre Brust zu legen und ihren eigenen Namen zu wiederholen. Nicht viele hatten die Ehre ihren Namen statt ihres Titels zu benutzen. Sie lächelte schüchtern und tippte der Fremden auf die Brust.
"P'h dan tey?"
Die Frau räusperte sich und nannte ihren Namen. "Lona", sagte sie und ihr tiefer Tonfall ließ die Königin erschauern. Die Fremde lächelte und sagte etwas in ihrer eigenen Sprache: "Es freut mich Sie kennen zu lernen Tashalia." Die Königen mochte den sinnlichen Klang, den die Stimme der Fremden ihrem altmodischen Namen verlieh. Ein weiterer Hitzeschwall breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Allein die Stimme der Frau, ließ sie beinahe ohnmächtig werden. Einen flüchtigen Blick auf das attraktive Gesicht werfend, konnte sie sehen, wie sich Lonas Gesichtszüge veränderten.
Die Jägerin, welche versucht hatte, sie mit nur wenigen Blicken und Worten zu verführen, war verschwunden. An ihrer Stelle sah sie nun eine Frau, die sie mit einem schiefen Grinsen verlegen anblickte. Offene, schelmische Augen forderten sie dazu auf, sie für ihre Ungezogenheit zu bestrafen, versprachen jedoch nicht, es nicht wieder zu versuchen. Dieser Wechsel brachte die Königin etwas aus der Fassung. Hinter welcher Wesensart versteckte sich nun die echte Lona? Funkelnde Augen lachten sie an und forderten sie dazu auf es herauszufinden.
Tashalia fragte sich, ob sie der Herausforderung gewachsen war. Sie hatte erkannt, dass sie diese fremde Frau nicht zu fürchten brauchte und entspannte sich. Die Königin rief eine der Forscherinnen ins Zimmer.
"Lösen sie die Fesseln", befahl sie.
"W-was? Ihre Hoheit, wenn sie den Fremdling frei lassen wollen, benötigen sie-"
"Habe ich sie um Rat gebeten Doktor?", fragte sie kalt. "Ich sagte entfernen sie die Fesseln."
"Ja Ihre Hoheit, sofort." Die Ärztin holte einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn nervös ins Schloss. Der Mechanismus gab beim Öffnen ein lautes Klickgeräusch von sich. Nachdem beide Seiten geöffnet waren, stürmte die verängstigte Wissenschaftlerin aus dem Raum. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie die königlichen Wachen, von der Dummheit ihrer Vorgesetzten in Kenntnis setzten würde.
Lona setzte sich vorsichtig auf und rieb ihre Handgelenke, um die Durchblutung anzuregen. Die beiden Frauen schauten sich unbehaglich an. Lona kam sich entblößt vor, da sie splitterfasernackt vor dieser wunderschönen Frau saß. Ihre Augen glitten erneut über den Körper der hoch gewachsenen Grazie, wobei ihr das Wort ägyptisch in den Sinn kam. Sie schnupperte anerkennend an dem Hauch von Parfüm, welches die Frau trug und kämpfte gegen den wilden Drang, die jüngere Frau an sich heranzuziehen, um sich in ihr zu verlieren.
Sie wusste nicht, dass sich ihre Gedanken in ihrem Gesichtsausdruck widerspiegelten. Sie stand auf, hielt inne und wunderte sich, warum Tashalia auf einmal verängstigt aussah. Besorgnis erweckte sofort ihren Beschützerinstinkt. Langsam streckte sie ihre Hand nach vorn und legte sie auf den Oberarm der jungen Frau. Dunkle Augen hoben sich und trafen auf ihre eigenen. Lona sah, wie Angst und Anspannung verschwanden. Der Mensch wusste nicht, dass ihre eigenen Augen Fürsorge widerspiegelten und dass ihre Berührung beruhigend auf die andere wirkte. Aber Tashalia konnte es sehen. Und mit tief verwurzeltem Instinkt, erkannte sie, dass Lona so sanftmütig war, wie ein babytam. Nicht der verschmitzte, aufreizende Teufel hatte die Kontrolle, sondern das warmherzige tam. Diese Erkenntnis ersetzte ihre Angst durch Selbstsicherheit. Lona bemerkte dies jedoch noch nicht...
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Eine der Wachen betrat den Raum mit einem Kleidungsstück, das an einen durchsichtigen Overall erinnerte. Das Material war rau und verbarg ihre Attribute nur mit Mühe und Not, aber es würde schon gehen.
"Lona, shast'", sagte sie sanft, als sie der kleinen Frau andeutete ihr zu folgen.
Diese trat vor und nahm Tashalias Hand, wobei sie nicht sah, wie sich die Augen der Wachen schockiert weiteten. Die Königin befahl ihren Leuten mit einem leichten Kopfschütteln nicht darauf zu reagieren. Die Fremde wusste nicht, dass das Berühren der Königin eine der wenigen Vergehen war, für die in C'hela die Todesstrafe verhängt wurde. Sie drückte die Hand des kleinen Fremdlings beruhigend und spazierte mit ihr aus dem Raum. Ihre Leibgarde folgte ihnen zum Auto, die Waffen fest im Griff.
"Peyd du und einige andere bleiben hier, um das Personal zu befragen. Meine Befehle bezüglich der Fremden wurden NICHT befolgt und ich möchte wissen wer, was und warum sie ignoriert wurden. Ich erwarte einen vollständigen Bericht und alle Beweise gleich morgen früh auf meinem Tisch. Beraterin Daz soll inhaftiert und so lange festgehalten werden, bis die Beweise vom Rat geprüft worden sind."
"Ja Eure Hoheit." Die Wache kehrte in die medizinische Einrichtung zurück.
Lona stieg mit ihrer neuen Freundin in das luxuriöse Auto und setzte sich neben sie. Das Innere war warm und während der Fahrt drangen nur wenig Geräusche herein. Ihre Augen wurden schwer und sie schlief schnell ein, wobei sie überhaupt nicht mitbekam, dass sie Schulter der Königin als Kopfkissen verwendete.
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Lona betrachtete die vor ihr stehende Frau vorsichtig. Sie war genauso gekleidet, wie diese Sadisten in dem Forschungslabor. Sie entfernte sich einige Schritte von ihr und stieß rücklings gegen Tashalia. Die größere Frau legte sanft ihre Hände auf ihre Schultern.
"Ich denke, dass sie nach dem heutigen Tag wohl Angst vor Ärzten hat. Vielleicht sollte ich bleiben, während Sie Lona untersuchen?", schlug sie vor.
Doktor Taob sah zu der vor Nervosität schwitzenden Patientin und stimmte zu. Bei verängstigten Personen konnten schlimme Reaktionen ausgelöst werden, selbst wenn sie wussten, was vor sich ging, was die Fremde jedoch nicht tat. Taob lächelte freundlich und unterrichtete die Monarchin von den Tests, die sie durchführen wollte. Die kompetente Ärztin entschied, dass vorerst nur die grundlegenden Test benötigt wurden. Weitere Untersuchungen könnte man durchführen, wenn der Fremdling ihre Sprache besser verstand und zustimmte. Herz, Lunge und einfache Reflexe wurden getestet, bevor eine Speichelprobe genommen wurde.
Als sie den Puls maß, bemerkte die Ärztin Lonas schwere Knochenstruktur und wurde neugierig. Sie bat Tashalia darum, die Frau auf die Wage zu führen. Sie verschob das große Gewicht um einige Kerben, bevor sie überrascht zu Lona blickte und es noch einige Kerben weiter rückte. Nachdem sie auch die Einstellungen an der kleineren Skala vorgenommen hatte, las sie das Gesamtgewicht ab.
"Sie wiegt 55 stahns", sagte sie ehrfürchtig.
"Das kann nicht stimmen. Ich bin einen ganzen Kopf größer als sie und wiege nur 42 ½ stahns", sagte sie ungläubig.
"Sie muss von einem Planeten mit einer größeren Anziehungskraft kommen. Ihr Gewicht muss dies kompensieren. Ich wette, dass sie auch wesentlich stärker ist als wir. Wollen wir es herausfinden?"
"Im Kraftraum?", schlug sie vor. Sie führten Lona in den Trainingsraum der Residenz. Lona sah sich die Geräte kurz and und konnte sich vorstellen, was sie testen wollten. Sie rutschte unter eine Stange, die auf zwei Pfählen lag und führte problemlos einige schnelle Kniebeugen aus. Sklaven traten auf Befehl der Ärztin näher und verdoppelten das Gewicht. Dies wurde solange wiederholt, bis Lona Probleme hatte ihre Beine durchzustrecken.
Die Ärztin rechnete flink die Eisenplatten zusammen. "102 stahns. Ich bin beeindruckt. Ich würde den Untertanen raten, sie nicht zu erschrecken Eure Hoheit. Ein versehentlicher Schlag könnte ernsthafte Verletzungen zur Folge haben. Stellen Sie sicher, dass man auch diese Tyrannin Jassa darauf hinweist", fügte die Ärztin schroff hinzu.
Tashalia nickte. Es gab nur wenige, die so mit ihr reden konnten, wie Doktor Taob es tat. Es gab jedoch auch niemand sonst, der behaupten konnte, die zukünftige Königin auf die Welt und durch jede Krankheit gebracht zu haben. Ein ironisches Lächeln kräuselte die Lippen der Herrscherin. Die Tatsache, dass sie sich auf Taobs Schuhe übergeben hatte, machte sie sicher in deren Augen nicht unbedingt zu einem göttliches Wesen.
"Noch weitere Vorschläge Doktor? Was können wir ihr zu essen geben? Braucht sie irgendetwas bestimmtes?"
"Ich bin keine Expertin Tashalia. Ich würde vorschlagen, ihr einige kleine Portionen anzubieten und zu sehen, ob sie irgendwelche schädlichen Wirkungen hinterlassen. Ihre Zähne lassen darauf schließen, dass sie ein Allesfresser ist. Ich habe die Wissenschaftler angerufen, die sie vorhin untersuchten und sie haben sie problemlos mit Müsli und Obst gefüttert. Benutzen sie einfach ihren gesunden Verstand. Falls Probleme auftreten sollten, rufen sie mich einfach, in Ordnung?"
Die Königin nickte und bedankte sich. Sie lächelte zu Lona herunter und deutete ihr an ihr zu folgen. Das Rumoren, welches der Fremdling von sich gab, konnte man durch den ganzen Raum hören. Es war scheinbar Zeit die Küche zu plündern.
Tashalia führte sie in ein kleines privates Esszimmer nahe der Küche und deutete auf einen Stuhl. Auf nur den Sklaven bekannte magische Weise, erschien ein Diener binnen Sekunden. Die Monarchin verlangte nach einem Tablett mit gemischten Essensproben. Man würde experimentieren müssen, um zu sehen, was der Fremden schmeckte. Der Diener schenkte Lona ein zittriges Lächeln und verschwand durch die Pendeltüren. Die Königin gesellte sich zu der kleinen Frau an den Tisch, indem sie sich auf den Stuhl neben ihr setzte. Ein anderer Diener betrat den Raum mit einem kleinen Tablett, auf dem sich Besteck und Geschirr befanden. Schnell war der Tisch für zwei gedeckt und der Bedienstete ohne ein weiteres Wort aus dem Raum gehuscht.
Lona ergriff eine Gabel und untersuchte sie kurz, bevor sie eine Frage stellte. Dieser Zeitpunkt war genauso gut für eine kleine Vokabellehre, wie jeder andere. Tashalia tippte die Gabel an und nannte das entsprechende Wort, bevor sie alle anderen auf dem Tisch befindlichen Gegenstände benannte. Lona wiederholte gehorsam jedes Wort. Tashalia sehnte sich nach einer richtigen Unterhaltung. Lonas Stimmte war tief und angenehm anzuhören.
Sie studierte die Frau neben sich und kam zu dem Ergebnis, dass sie auf Grund von erfundenen Geschichten wundersame psychische Kräfte, technisch hoch entwickelte Fähigkeiten und übersinnliches Verhalten erwartet hatte. Aber Lona schien, bis auf diese mickrigen Ohren, wie jeder andere auf ihrem Planeten zu sein, wovon die Königin jedoch nicht im geringsten enttäuscht war. Die fremde Frau war zugänglich und freundlich. Dann erkannte die Königin jedoch, dass sich Lona von ihren Artgenossen unterschied, da sie sich nicht ununterbrochen herausfordernd verhielt.
C'helaner lebten mit einem personengebundenen Ehrenkodex, wobei sie sich mit jeder Herausforderung und jedem Machtspiel die soziale Hackordnung rauf und runter bewegten. Die Königin stand in der Rangordnung meistens weit über den anderen und galt als tabu, solange es sich nicht um Extremsituationen handelte. Sie musste diese Spielchen nicht spielen und fand das kleinliche Verhalten oftmals irritierend. Neben ihr saß jemand, dessen Gesicht offen und neugierig schien. Sie machte nicht alle für das Verhalten einzelner verantwortlich, sondern beurteilte jede Person für sich selbst. Obschon sie keine gemeinsame Sprache hatten, fühlte sie ihre Achtung für die Frau wachsen. Die Angst, mit der eigenmächtigen Entlassung der Frau etwas törichtes getan zu haben, verschwand. Ihr Instinkt hatte ihr den richtigen Weg gezeigt.
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Tashalia betrat, gefolgt von der kleinlauten Lona, das Ratszimmer. Ohne ihre Beiräte zu begrüßen, warf die Königin ein paar Kopien des Berichtes auf den großen Holztisch. Niemand sagte ein Wort, als sie die Berichte zum lesen durchreichten. Nachdem sich alle zurückgelehnt hatten, erklärte sie: "Daz ist gefährlich. Zufälligerweise trägt Lona keinen Virus in sich, der eine Gefahr für unser Volk hätte darstellen können. Wäre dies der Fall gewesen, hätte Daz Handlung für einen großen Teil unserer Bevölkerung tödlich sein können. Sie hat meine Befehle absichtlich missachtet und dabei ihren äußersten Mangel an Respekt vor meiner Autorität gezeigt. Trotz dieser Taten, ärgere ich mich jedoch mehr über die Tatsache, dass sie Lona wie ein Tier angekettet und geschlagen hat."
"Ihre Hoheit, vielleicht hat Daz eine Gefahr gesehen, die sie nicht erkennen. Schließlich weiß keiner von uns, warum sie überhaupt in der Nähe unseres Planeten war oder?"
"Das stimmt. Vorerst kennt keiner von uns die Fakten. Dennoch hätte Daz mögliche Bedenken vorbringen können und die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen dürfen."
"Ich muss der Königin da zustimmen", fügte ein weiteres Ratsmitglied hinzu. "Eine Beraterin muss nicht nur ihre eigenen Leute beschützen, sondern auch dem Schwur gegenüber ihrer Königin treu bleiben. Zu was ist sie noch im Stande, wenn sie diesen Eid brechen konnte? Ich stimmte zu, dass sie gefährlich ist."
"Gibt es andere Meinungen hierzu?" Da keine geäußert wurden, bat Tashalia zur Abstimmung.
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Beraterin Daz stand im offenen Gerichtshof vor ihr und ihre Arroganz veranlasste die Königin dazu frustriert mit den Zähnen zu knirschen.
"Frau Daz, ihr Kopf ist so hart wie ein Stück Holz. Sie verstehen nicht, warum ich und die Beiräte ihr Verhalten für gefährlich befunden haben. Ich habe angeordnet, dass die Fremde und alle, die mit ihr in Berührung gekommen sind, in Isolation bleiben sollen. Keiner wusste, ob sie gefährliche Keime in sich trug, welche zur Auslöschung der Bevölkerung hätten führen können. Stattdessen haben sie die Soldaten mit anderen in Kontakt kommen lassen und beschlossen, den Fremdling ohne Erlaubnis zu befragen. Sie haben nicht nur meine Anweisungen ignoriert, sondern auch noch schamlos auf eine gefesselte Frau eingeprügelt. Der Rat hat abgestimmt, und sie aus ihrem Amt als Beirätin entlassen. Ich persönlich hätte sie am liebsten eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen. Sie sind glimpflich davon gekommen und jetzt entfernen sie ihr erbärmliches Gesicht aus meinem Gericht. Sie widern mich an."
Daz erblasste angesichts ihres Strafmaßes. Sie war öffentlich degradiert worden und wurde nun nur noch als Bürgerliche betrachtet. Wütend und gedemütigt ergriff sie ihr Schwert und hielt es herausfordernd und aufsässig in die Luft. Die Zuschauer, die sich in der großen Halle befanden, schnappten nach Luft, anfangs noch der Meinung, die Herausforderung wäre an die Königin gerichtet. Aber die degradierte Beraterin blickte zu der Fremdstämmigen.
Lona hörte das kollektive Japsen und fragte sich, was vor sich ging. Die Frau, die sie als Prügelknaben benutzt hatte, hielt ihr Schwert hoch und sah sie hasserfüllt an. Sie blickte fragend zu Tashalia. Die Königin sah unbehaglich zu ihr herüber, bevor sie einen Schwertkampf nachahmte und auf Lona und die feindselige Frau vor ihnen deutete.
Auf gar keinen Fall! Lona hatte noch nie in ihrem Leben ein Schwert in der Hand gehabt. Es sah so aus, als würde Daz sie ohne jeden weiteren Gedanken niedermetzeln. Die Königin blickte sie scharf an, so, als wollte sie ihr etwas mitteilen. Sie verfluchte ihre sprachliche Beschränktheit und dachte angestrengt nach. Die Herausforderung war ausgesprochen. Entweder nahm sie an oder lehnte ab. Würde Tashalia Schwierigkeiten bekommen, wenn sie sich weigerte zu kämpfen? Es gab keine Zweifel, dass Daz bis zum Tode kämpfen würde. Konnte sie wenigstens die Waffen wählen, wenn sie herausgefordert wurde? Es war einen Versuch wert.
Lona drehte sich zu der wartenden Frau um und hielt ihre Fäuste hoch, um ihr zu zeigen, dass sie mit den Händen, statt mit dem Schwert kämpfen wollte. Das war scheinbar ein großer Fehler. Daz veränderte den Griff um ihre Waffe und kam auf sie zu. Sie hatte ihre Reaktion wohl als Zustimmung zu einem ehrenvollen Zweikampf gedeutet. 'SCHEISSE!' Instinkt allein rettete ihr das Leben, als sie sich unter der schwingenden Klinge weg duckte.
Lona lief einige Schritte in einen offenen Bereich des Raumes hinüber, während das Publikum zusah, wie die frühere Beraterin auf die unbewaffnete Herausforderin zustürmte. Lona drehte sich und sah, wie Daz die schwere Waffe mit beiden Händen hob und in ihre Richtung lenkte. Adrenalin durchspülte ihre Adern. Lona verspürte plötzlich eine unglaubliche Wut auf die Frau, die sie da zerstückeln wollte. Diesmal rannte sie nicht weg, sondern schlüpfte unter dem gehobenen Arme hindurch und rammte ihre Faust in den verwundbaren Bauch ihrer Gegnerin.
Das Ergebnis war überraschend. Daz flog einige Meter rückwärts und sackte auf dem polierten Steinboden zu einem Haufen zusammen. Luft kam pfeifend aus ihren Lungen, während sie nach Atem rang. Mit einem einzigen Schlag, war der Kampf vorbei. Wachen umstellten die ehemalige Beraterin und hoben sie vom Boden auf, um sie hinaus zu tragen. Für eine volle Minute herrschte fassungslose Stille. Dann schlug sich eine der Zuschauerinnen mit der Hand gegen das Brustbein. Weitere taten es ihr gleich, bis der ganze Raum von dem Geräusch erfüllt war.
Lonas Augen blickten nach Bestätigung suchend in die von Tashalia. Die Königin nickte leicht und die Fremde sah ein winziges Zwinkern.
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"Gerissene Milz und mehrere gebrochene Rippen. Daz ist damit für eine Weile aus dem Verkehr gezogen", informierte sie Beraterin Neld. "Das war vielleicht ein Schlag. Die Schlange hatte Glück, dass ihre Freundin sie nicht ins Gesicht geschlagen hat. Dabei wäre sie gestorben."
"Doktor Taob sagte mir schon, dass sie stärker ist, als sie aussieht. Arme Lona. Der Kampf hat sie ziemlich erschüttert. Ich würde behaupten, sie fühlt sich schlecht wegen der ganzen Sache."
Neld warf ihren Papierkram auf den Tisch und setzte sich. "Warum sollte sie sich deswegen schlecht fühlen? Es war eine Herausforderung, die angenommen wurde. Sie hat fair gewonnen und Ansehen in der Öffentlichkeit erlangt. Die Nachrichtensender sprechen von kaum etwas anderem. Es haben schon einige versucht, ein Interview mit ihr zu bekommen, aber ihre Pressesprecherin hat sie nur angelacht. Wie wollen sie denn jemanden interviewen, der nicht ein Wort versteht?"
"Von Reportern wurde noch nie behauptet, dass sie die Schlausten seien. Sie wollen sie nur filmen. Ich habe Kameras und Nachrichtenleute vom Gelände verbannt und das ärgert sie. Ich lasse Lona von einer Wache überall hin begleiten. Aber sie scheint damit zufrieden zu sein hier in der Nähe zu bleiben."
"Als ob sie ihr erlauben würden, einfach umherzuwandern", schnaubte Neld.
"Das würde ich tatsächlich tun. Ich halte sie nicht gefangen. Allerdings wäre es wohl eher gefährlich für sie, alleine aufzubrechen, aber sie kann tun und lassen, was sie möchte."
"Meine Königin, ich bin von Anfang an eine ihrer Beraterinnen gewesen und ich muss das jetzt ganz unverblümt sagen. Sie ist nicht von hier. Ihr wisst nicht, woher sie kommt, warum sie zu unserem Planeten gereist ist oder was sie für eine Person ist. Daz mag paranoid sein, aber sie hat nicht ganz Unrecht. Wie können wir jemandem trauen, der so anders ist? Keine von uns kennt ihre Absichten."
"Das spielt keine Rolle. Ich vertraue ihr. Und solange sie mir dieses Vertrauen nicht nimmt, werde ich annehmen, dass sie so ehrlich wie möglich mit uns umgeht."
"Hoheit, Tashalia, glaubt ihr nicht, dass ihr da etwas naiv seid? Ihr habt sie erst gestern ge.... warum lacht ihr?"
Tashalia kicherte und schüttelte den Kopf. "Es tut mir Leid. Ich wollte sie nicht auslachen. Aber seit Jahren erzählen mir alle, dass jede auserwählte Königin befähigt darin war Leute und Ereignisse zu beurteilen, hinter Fassaden und Absichten zu blicken. Und jetzt erklären sie mir, ich soll meine Instinkte ignorieren. Sie sind eine wankelmütige Frau."
Neld seufzte herzhaft und hob geschlagen die Hände. "Fein, ich werde ihrem Urteil vertrauen und hoffen, dass sie nicht enttäuscht werden. Aber stellen sie Lona nicht auf ein Podest. Es ist eine ziemliche Höhe, aus der eine so kleine Person fallen würde."
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"Ihre Hoheit, die fremde Frau ist verschwunden. Wir können sie nirgendwo im Gebäude finden. Die Wachen durchsuchen die Außenanlagen." Die panische Frau stand an der Königin vorbeistarrend, mit steifer Haltung da und betete, dass sie zukünftig nicht am kältesten Ort des Planeten würde arbeiten müssen.
Die Königin blickte nicht einmal von dem gewaltigen Haufen Schreibarbeit auf. "Versucht es mit den Anlagen der Sklaven. Sie hat den Kindern der Bediensteten vorhin beim spielen zugesehen und ist wahrscheinlich davon geschlichen, um sich Ihnen anzuschließen", sagte sie abgelenkt, während sie sich an das entzückte Grinsen auf dem Gesicht der Fremden erinnerte, während diese die Kinder beobachtet hatte.
"Das Sklavenviertel Herrin?", fragte sie ungläubig. Niemand außer den Sklaven geht dort hin.
"Sergeant, wohin kann eine 55 stahn schwere Frau gehen, die stark genug ist, Sie mit einer Hand zu zerquetschen?", fragte sie mit trockenem Humor.
"Uhhh, wo immer sie hin möchte?", spekulierte die Wache. Die königlichen Lippen kräuselten sich, bevor sie die Aufmerksamkeit wieder auf ihre Arbeit richtete. Tashalia bemerkte nicht einmal mehr, wie die Wache ihren Mund einige Male öffnete und schloss, bevor sie den Versuch zu sprechen aufgab. Sie ging unbemerkt aus dem Raum in Richtung Sklavengelände.
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"Die Köchin ist verärgert zu mir gekommen Eure Hoheit", informierte sie der Leiter der Services.
"Darf ich es wagen nach dem Grund zu fragen?"
"Lona. Sie scheint es zu mögen an den Töpfen zu riechen, um herauszufinden, was gekocht wird. Außerdem neigt sie dazu, ihre Meinung zu zeigen. Ihr Gesicht ist ziemlich ausdrucksstark, Euer Gnaden." Der Bedienstete versuchte nicht zu lachen. Es gab nur wenige, die mit der mürrischen Köchin auskamen.
"Unterschreiben sie bitte dies hier Euer Gnaden", sagte ihr Sekretär ohne lange Vorrede.
"Was ist das?"
"Die Bevollmächtigung unserem Gast Kleidung zu kaufen. Sie sitzt splitternackt in ihrem Zimmer."
Tashalia biss sich auf die Zunge, dazu geneigt zu fragen, warum das schlecht sein sollte. "Danke, dass sie mich daran erinnern. Es war mir gänzlich entfallen, dass sie nur die Kleidung hat, die sie am Leib trägt. Kann ihr nicht jemand etwas leihen, bis die neuen Kleider da sind?"
"Jemand hat ihr einen nayst geliehen, aber sie will ihr Zimmer damit nicht verlassen. Sie scheint sich zu schämen, ohne Oberteil herumzulaufen. Vielleicht sollten wir sie einfach nackt lassen. So gerät sie in weniger Schwierigkeiten", stichelte er.
"Euer Ehren-?"
"Nein! Wenn sie erneut in Schwierigkeiten ist, kümmern sie sich selbstständig darum, es sei denn sie sehen Feuer oder Blut", sagte sie mit einem Seufzer. Es war gerade mal später Nachmittag und sie war bereits erschöpft. Jeder Bewohner der Residenz war der Meinung, dass sie ständig über die Taten der fremden Frau benachrichtigt werden musste.
"Eigentlich wollte ich nur fragen, ob sie wünschen, dass Lona Ihnen zum T'zhee-Tee Gesellschaft leistet", sagte ihr Sekretär amüsiert. "Ich denke, dass ihr die Albernheiten ausgegangen sind und sie bald für ein Nickerchen bereit ist."
"Bei den Göttern, sie ist gerade mal einen Tag hier. Wie kann eine so kleine Frau so viele Wege finden Unruhe zu stiften?"
Der Mann zuckte mit den Schultern. Sie war gelangweilt? Sie konnte weder kommunizieren noch lesen und schreiben; vom Nachrichten verstehen ganz zu schweigen. Nur wenn sie in Tashalias Nähe war, schien sie sich damit zufrieden zu geben ruhig zu sein. Der Angestellte vermutete, dass die fremde Frau etwas für die junge Königin übrig hatte. Jardon zog es in Erwägung Ehestifter zu spielen. Tashalia hatte nur noch drei Monate, um selbst eine Gefährtin zu finden, bevor der Beirat ihr eine suchen würde.
Oh, einige wären sicher empört darüber, dass die Königin eine Verbindung mit einem Ausserplanetarier einging, aber Tashalia brauchte eine Frau an ihrer Seite, deren Gemüt so sanft war, wie das eines Mannes. Lona war freundlich und konnte leicht über sich selbst lachen. Die meisten Frauen waren zu sehr damit beschäftigt umher zu stolzieren und sich selbst zu wichtig zu nehmen, als dass sie eine gute Gefährtin für eine entschlossene Herrscherin abgeben würden. Er hatte die Blicke zwischen den beiden gesehen. Die Anziehung war da- sie brauchten nur einen Schubs in die richtige Richtung.
"Also gut, ich werde den Tee im Sonnenzimmer trinken. Sorgen sie dafür, dass Lona sich zu mir gesellt."
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Lona saß auf dem stabilsten Stuhl des Raumes und war trotzdem noch beunruhigt. Keines der Möbel sah stabil genug aus, um ihr Gewicht zu tragen. Sie war überzeugt, dass dieser dumme Stuhl in sich zusammenfallen würde, wenn sie nicht aufpasste. Was sollte sie überhaupt hier? Das Geräusch von Schritten, ließ sie erwartungsvoll die Tür zur Halle anstarren.
Dann verschluckte sie fast ihre Zunge.
Tashalia kam herein und trug nichts weiter, als winzige Sandalen und einen dieser kleinen Sarongs, von denen sie Lona einen hatten geben wollen. Ihre Brüste waren unbedeckt, so dass Lona freien Blick auf die beiden reizenden Hügel mit ihren kleinen Nippeln hatte. Die Nachmittagssonne sprenkelte die Haut und das glänzende, schwarze Haar. Erneut dachte Lona, dass Tashalia mit ihrem dunkeloliven Teint und den Onyx farbenen Augen den Ägyptern ähnelte.
Das seidige, geblümte Material umhüllte ihre weiblichen Hüften. Die Ränder schaukelten bei jedem Schritt und luden dazu ein, den fließenden Gang zu beobachten. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, als sie sich vorstellte, mit der Hand über den glatten Rock zu streifen und ihre Hände auf Tashalias Po zu legen, während sie mit den Lippen den Hals ihrer schönen Freundin erforschte. Begierde wärmte ihr Blut, als sich die junge Frau näherte und Lonas schlummernder Sexualtrieb erwachte vollständig. Er hob seine Hand und schlug vor Tashalia in ein Zimmer mit einem Türschloss und einem Bett zu bringen. 'Komm mal wieder runter Mädchen! Die meisten einheimischen rennen hier halb nackt rum. Nun dreh mal nicht durch.'
"O'ma Lona."
Sie wiederholte die Begrüßung gehorsam und lächelte. Sie hatte gehofft, heute etwas Zeit mit der Königin verbringen zu können. Seit sie das Labor verlassen hatten, waren sie sich nur kurz begegnet. Lona musste zugeben, dass sie einen Großteil des Tages davon geträumt hatte, Tashalia zu küssen. Diese vollen Lippen waren so einladend und dafür gemacht, stundenlang ihre Geschmeidigkeit zu erforschen. Ihre Augen wanderten automatisch zum Mund der Regentin und sie wünschte sich erneut genug Mut zu haben, um den Versuch zu wagen, ihr einen Kuss zu stehlen.
Tashalia setzte sich auf das Sofa und klopfte leicht auf den Platz neben sich. Lona ließ sich behutsam nieder und nahm den sanften Parfümgeruch der Königin war. Ein Diener rollte einen kleinen Tisch herein, auf dem sich eine Kanne und Tassen befanden. 'Cool, das ist wie die englische Teezeit. Ich frage mich ob sie Teegebäck haben?' Der Mann füllte die beiden Tassen und verließ den Raum. Lona ergriff eine dampfende Tasse und nahm einen experimentellen Schluck. Der Tee war süß und erinnerte sie an Brombeeren.
Die Königin ergriff einen kleinen Teller, auf dem sich seltsam geformte Dinge befanden, welche an klebrige Radiergummis erinnerten und hielt sie der fremden Frau hin. Unsicher was das für Dinger waren, zögerte sie den Teller zu nehmen. Die größere Frau lächelte nachsichtig, nahm ein kleines Stück und presste es sanft gegen Lonas Lippen. Angenehme Schauer rannen ihr bei dem Kontakt den Nacken hinunter. Ihre Augen trafen sich und Lona lächelte die jüngere Frau teuflisch an, als sie den Happen mit den Lippen nahm und dabei leicht an den Fingern leckte. Sie kaute die salzige Leckerei beiläufig, während ihre Augen weiterhin auf die der Regentin gerichtet waren.
Tashalia schluckte sichtbar und lief rot an. Lona konnte errötenden Frauen einfach nicht widerstehen. Sie fand es bezaubernd und verdammt sexy. Schamesröte hatte außerdem einen interessante Wirkung auf sie. Sie brachte nicht nur den Wolf in ihr zum Vorscheinen, sondern weckte auch ihren Beschützerinstinkt. Sie wollte die errötende Frauen beschützen - vor sich selbst! Kein Wunder, dass sie kein Glück mit Frauen hatte. Sie verschickte widersprüchliche Signale, welche die Frauen an ihren wirklichen Absichten zweifeln ließen. Lona widerstand dem Drang laut los zu lachen, da sie wusste, dass ihre neue Freundin wahrscheinlich annehmen würde, dass sie über deren Unbehagen lachte. Stattdessen lächelte sie und legte ihre Hand auf Tashalias, um sie leicht mit dem Daumen zu streicheln. Die Königin lächelte und tat ihr Bestes, um nicht noch mehr zu erröten. Sie hätte gerne gewusst, ob Lona nur mit ihr spielte oder sich wirklich zu ihr hingezogen fühlte. 'Manchmal scheint Lona eine ziemliche Aufreißerin zu sein', dachte sie, während sie die vereinten Hände betrachtete.
Die Fremde sah den traurigen Blick über ihr Gesicht wandern und wollte sie trösten. Außerdem wollte sie die junge Frau immer noch küssen. Hin und her gerissen, nahm sie all ihren Mut zusammen und lehnte sich hinüber. Tashalia hob ihr Gesicht und beide sahen sich an. Lona lehnte sich noch näher, sah zu den üppigen Lippen und hoffte, nicht weggestoßen zu werden.
Der Atem beider Frauen ging schneller, vermischte sich und wärmte die Haut der anderen. Ihre Lippen waren nur noch ein winziges Stück von einander entfernt, als ein Klopfen an der Tür sie schuldbewusst zurückzucken ließ.
"Meine Königin, verzeihen sie die Unterbrechung, aber da ist ein Anruf von Beraterin Falton auf Leitung zwei", sagte der Sekretär leise durch die Tür.
"Danke sehr, ich bin gleich da." Tashalia fuhr mit der Hand über Lonas Schulter und entschuldigte sich, in der Hoffnung, dass die Frau wenigstens ihre Gefühle verstehen würde, wenn auch nicht die Worte.
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Lona war bereit einen Trotzanfall zu bekommen. Seitdem sie sich zum Tee getroffen hatten, bot sich einfach keine Gelegenheit mehr mit Tashalia allein zu sein. Jeder verlangte ihre Aufmerksamkeit. Nervöse Energie pulsierte durch ihren Körper und erinnerte sie an die Entzugserscheinungen, welche sie gehabt hatte, als sie mit dem Rauchen aufgehört hatte. 'Jedoch wollte ich Zigaretten nie so sehr, wie ich sie jetzt küssen möchte', dachte sie.
Ein weiterer Diener näherte sich der Königin und fragte nach einer Unterschrift. Nachdem der Mann gegangen war, liefen sie einen Korridor entlang. Mit ihrer Geduld am Ende erblickte Lona einen Wandschrank und ergriff ihre Freundin am Ellenbogen. Sie drängte die größere Frau in den kleinen Raum und schloss die Tür.
Tashalia schnappte nach Luft, als sie gegen die Wand gedrückt wurde. Im trüben Licht war sie nicht in der Lage, Lonas Gesicht zu sehen, aber sie konnte den erregten Atem hören und die eiligen Bewegungen spüren. Der Mensch hielt sie mit sanftem Griff fest und verhinderte damit ihr Entkommen. Voller Panik, dass sie den Fremdling falsch eingeschätzt haben könnte, bereitete sie sich darauf vor zu schreien. Doch Lona streckte sich nur und zog Tashalias Gesicht zu sich herunter. Sie suchte mit ihrem Mund nach Tashalias Lippen. Die Königin versuchte diesen Teufel wegzustoßen, stellte dann aber fest, dass es das tam war, das sie küsste. Warme Lippen strichen sanft und süß ihre eigenen. Die Hände, die sie festhielten entspannten sich und glitten sanft über ihre Arme. Die Königin spürte, wie sie in diesem Kuss versank und begann nun ihrerseits, den Mund der anderen Frau zu erkunden. Sie war nun wieder genauso Herrin der Lage wie Lona. Die Zeit verfloss unbemerkt, während sie sich küssten.
Lona stöhnte, als der Kuss schließlich endete. Sie vergrub ihr Gesicht in Tashalias Nacken und umarmte sie. Eine Hand streichelte ihr Haar und warme Lippen liebkosten ihre Brauen. Lona war zufrieden und wollte für immer so bleiben, aber sie wusste, dass sie sich bewegen mussten. Widerwillig trat sie zurück. Sie hob die Hand ihrer Freundin und küsste ihre Finger, bevor sie die Tür einen Spalt öffnete.
Unbemerkt verließen die beiden den Wandschrank und setzten ihren Weg zum Speisezimmer fort.
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"Ich frage mich, in welchen Schwierigkeiten sie heute wieder steckt?", sinnierte die Königin.
"Wie meinen sie Eure Hoheit?", fragte Neld verwirrt. Sie hatten über kleinere Probleme gesprochen, während sie durch den Garten der Residenz spaziert waren.
"Es tut mir Leid", winkte sie ab und sah ihre Beraterin an. "Ich habe mich nur gefragt, was Lona wohl gerade tut. Es ist schon seit Stunden keiner mehr petzen gekommen. Das macht mich nervös", sagte sie über ihre eigene Paranoia lachend.
Nelds breite Schultern bebten, als sie sich lachend mit einer muskulösen Hand das Kinn rieb. "Meine Mutter hat immer etwas Ähnliches über uns Kinder gesagt. 'Wenn es still ist, ist der Ärger ohrenbetäubend', sagte sie."
"Genau. Ich habe den Drang, nach ihr zu schauen. Es ist lächerlich. Ich bin die Herrscherin eines kompletten Planeten und mache mir Sorgen um einen kleinen Fremdling", gestand Tashalia.
"Meine Königin, sie sollten sich nicht schuldig fühlen, nur weil sie Gefühle für diese Frau haben. Es ist offensichtlich, dass zwischen Ihnen eine Verbindung existiert. Ich habe es gestern beim Abendessen gesehen. Die Luft zwischen Ihnen knisterte förmlich. Ich bin überrascht, dass sie überhaupt etwas gegessen haben." Neld sah zu, wie sich die junge Königin wand.
"Was beunruhigt sie Hoheit? Sie wissen, Sie können es mir ruhig erzählen. Sie werden es später sowieso tun", stichelte sie sanft. Ihre Königin seufzte herzhaft und setzte sich auf eine nahe stehende Bank.
"Neld, was denkst du würde passieren, wenn ich sie als Partnerin nehmen würde?", flüsterte sie, während sie wegschaute.
"Sagen sie mir, dass Sie scherzen Majestät. Sie ist eine Fremde. Sie ist keine Tochter aus noblem Haus, ist nicht reich und hat keine Verbindungen. Sie spricht nicht einmal unsere Sprache. So wenig, wie wir über sie wissen, könnte sie bereits verpartnert sein."
"Das ist mir alles egal", sagte sie schlicht.
"Der Beirat würde dem nicht zustimmen. Ohne diese Zustimmung dürfen sie nicht heiraten. Ich denke, Lona würde lautlos und auf mysteriöse Weise verschwinden. Wollen sie das?", warnte sie.
"Nein. Aber es ändert nichts an meinen Gefühlen für sie. Und ich merke, wie sie in jedem Moment, den ich mit ihr verbringe, stärker werden."
"Das ist lediglich der Reiz des einzigartigen an ihr. Sobald der Beirat einen Partner für sie gewählt hat, wird das vergehen. Sie werden Ihnen nicht verbieten auch weiterhin Freunde zu bleiben."
"Ich will keine heiraten, die ich nicht liebe. Ich möchte um meiner selbst willen begehrt werden, nicht wegen meiner Position oder der Macht, die meine zukünftige Partnerin bekommen würde."
"Sie sind jung und idealistisch. Einen Partner zu finden ist ein Geschäft", erinnerte ihre Beraterin.
"Jeder sollte bei einem Geschäft einen Gewinn erzielen. Wie würde ich davon profitieren, wenn ich eine mir unbekannte heirate Neld? Ich habe all den Reichtum, den ich brauche. Eine Fremde würde mir nichts geben, was mir etwas bedeutet. Und ich habe bis zu meinem 28. Geburtstag das Recht meine eigene Partnerin zu finden", sagte sie trotzig.
Neld war für einige Minuten still, während sie angestrengt nachdachte. Die Gefühle der Königin waren stark und es war ihre Aufgabe, Lösungen für deren Probleme zu finden.
"Es gibt zwei Wege, den Rat zu umgehen, aber beide wären riskant für Lona und nur für sie. Sie müsste sie zuerst einmal vollständig verstehen sonst würde die Bevölkerung sagen, dass sie getäuscht wurde", sagte die Beraterin ernsthaft. Die junge Frau nickte und wartete darauf, dass ihre Freundin fortfuhr.
"Die erste Möglichkeit bestünde darin, dass der Fremdling Sie in aller Öffentlichkeit fragt, ob sie bereit wären, sie zu heiraten und Herausforderinnen so die Gelegenheit gibt hervor zu treten. Falls sich keine meldet oder sie alle Kämpfe gewinnt, gäbe es keine Möglichkeit zur Ablehnung. Die zweite Möglichkeit wäre, dass sie Ihnen ein Kind schenkt."
Tashalia schnappte nach Luft: "Aber das wurde seit über 350 Jahren nicht mehr erfolgreich getan Neld! Wenn wir das riskieren, töte ich sie wahrscheinlich!"
"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass das Risiko bei ihr liegt. Wenn ich sie wäre, würde ich herausfinden, ob Lona sie ebenfalls heiraten möchte und ob sie es darf. Ich würde außerdem eine Lehrerin engagieren, so dass sie unsere Sprache gut genug lernen kann, um zu verstehen, was sie von ihr wollen. Es dauert nicht mehr lange bis sie 28 werden", erinnerte sie die Beraterin. Dann stand die ältere Frau auf und ging davon, um der Königin die Gelegenheit zu geben über ihre Worte nachzudenken.
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Lona wurde zu einem kleinen Raum in der Nähe ihrer Gemächer geführt. Eine Tür wurde geöffnet und ein Diener winkte sie herein. Eine Frau stand mit einem nervösen Lächeln steif neben einem langen, mit Büchern bedeckten Tisch, neben dem sich eine Tafel befand. Sie hatte eine Ahnung, was passieren würde und fragte sich, warum es solange gedauert hatte, bis jemand auf die Idee gekommen war. Lona nickte der Frau zu und der Diener verließ den Raum.
Dann begann die Stunde.
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Lona gähnte und schob das Buch von sich. Ihre Lehrerin, Frau Calshon, war sorgfältig und stur. Sie verbrachte durchschnittlich 10 Stunden jedes Tages damit, ihr die Grundlagen ihrer Sprache beizubringen. Es war eine saubere Sprache, welche nur wenige der Fallen besaß, die die englische Sprache mit sich brachte.
Keine stummen Buchstaben, keine Ausnahmen in der Rechtschreibung und Slang war fast gänzlich unbekannt. Es gab ein Paar Sprichwörter, aber das war alles. Das Alphabet hatte nur 21 Buchstaben und Laute. Wörter wurden genauso buchstabiert, wie man sie aussprach.
Zu Lonas Enttäuschung, gab es auch nur ein Paar erfundene Geschichten. Es schien, als hätten die C'helaner nur wenig Phantasie. Die meisten veröffentlichten Bücher waren Handbücher und Texte. Ihre Lehrerin informierte sie, dass kreative Leute sehr bewundert wurden, egal ob sie adelig waren oder dem einfachen Volk angehörten. Lona fragte sich, ob sie nicht ihre eingestaubten Schreibkünste wieder auf Vordermann bringen und Kurzgeschichten schreiben sollte, um ihren Lebensunterhalt auf C'hela bestreiten zu können.
"Sie sind müde. Ich denke Sie verdienen eine Pause von meinen ständigen Verbesserungen. Sie haben unsere Sprache sehr schnell gelernt. Ich denke, dass Sie diese in ein paar Monaten genauso gut verstehen, wie die Gelehrten. Ich habe die Königin bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass es keinen Grund mehr gibt den Unterricht fortzusetzen. Ich möchte Ihnen für die Zukunft alles Gute wünschen, Frau Lona", sagte die Lehrerin wohlwollend.
Lona bedankte sich bei der Frau für ihre Geduld und lobte sie für Ihre Fähigkeiten als Lehrerin. Mit einem anerkennenden Nicken und einer leichten Verbeugung verließ sie den Raum. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass noch einige Stunden Zeit waren, bevor der Nachmittagstee serviert wurde. Es war zur Gewohnheit geworden diesen täglich mit Tashalia im Sonnenzimmer zu trinken. Dies war die einzige Zeit, zu der sie von niemandem gestört wurden und sie schätzte die kurzen Momente, die sie miteinander verbrachten.
Als ihre Fähigkeit Ideen auszutauschen wuchs, begann sie den trockenen Humor und den starken Willen der Königin zu bewundern. Es stimmte, dass sie fürchterlich stur sein konnte, aber sie war immer bereit, sich die Meinung der anderen anzuhören. Oft diskutierten sie freundschaftlich, anfangs mit einfachen Worten und nachdem ihr Wortschatz gewachsen war auch kompaktere Themen. Sie sprachen über ihre Kindheit. Lona war betrübt über die Lebensgeschichte der Königin.
Sie war, nachdem sie als nächste Königin auserkoren worden war, schon sehr jung von ihren Eltern getrennt worden. Von diesem Moment an, hatte man ihr verboten Kind zu sein. Sie durfte keine Freunde oder engen Beziehungen haben. Sie war dazu bestimmt Königin zu sein und wurde aus diesem Grund von der restlichen Welt abgeschottet. Niemand durfte sie anfassen, nicht einmal ihre persönlichen Dienstmädchen. Sie trugen Handschuhe, so dass sie die Herrscherin nicht mit nackter Haut berührten. Der Mensch war darüber erstaunt und fragte sich oft, warum sie von dieser Regel ausgenommen war. Sie konnte den Grund dafür jedoch erahnen. Tashalia war eine sehr einsame Person und durch ihre Stellung genauso isoliert, wie Lona es aufgrund ihrer fremden Herkunft war.
Zu ihrer Enttäuschung hatte Tashalia sie nicht noch einmal geküsst. Ihre Berührungen waren unschuldig und selten. Lona sehnte sich nach ihnen und lebte für jede einzelne. Die Menschenfrau kam zu dem Schluss, dass Tashalia nichts weiter als Freundschaft von ihr wollte - dass sie sich der freundlichen aber unwilligen Königin eigentlich aufgedrängt hatte. Betrübt über das, was hätte sein können, schob sie die Hoffnung von sich und genoss die Freundschaft. Mit einem tiefen Seufzer, entschloss sich Lona hinaus zugehen, um sich zu sonnen.
Sie kehrte in ihre Gemächer zurück und zog sich aus. Lona hatte ihre grundlegende Scheu nie überwunden, kleidete sich jedoch privat wie alle anderen mit einem einheimischen nayst. Die Bediensteten und Tashalia dachten nicht darüber nach, da sie es gewohnt waren. Sie war jedoch nicht in der Lage dem öffentlichen Gericht halb nackt beizuwohnen, da sie von so vielen Personen lange Zeit einfach nur angestarrt wurde.
Lona trat hinaus und warf ein großes Handtuch über eine Liege. Auf C'hela war jetzt erst später Frühling, dennoch war das Wetter bereits ziemlich warm. Sie freute sich überhaupt nicht auf die Sommerhitze. Nachdem sie entdeckt hatte, dass das Sonnenlicht hier im Gegensatz zu dem auf der Erde fast keine Sonnenbrände verursachte, verbrachte sie an warmen Tagen viel Zeit damit sich zu sonnen, um ihre Bräune langsam aber sicher zu vertiefen. Die Wärme fühlte sich gut an und sie machte oft ein Nickerchen im Garten. Die Tage auf C'hela waren länger, als die auf der Erde, so dass ihr Körper in der Regel am Nachmittag nach einem kurzen Schläfchen verlangte. Lona machte sich keine Sorgen darüber, die Teestunde zu verpassen, da ein Diener sie rechtzeitig wecken würde. Mit einem glücklichen Seufzen schlief sie ein.
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Sie hatte einen angenehmen Traum. Tashalia saß neben ihr und streichelte sanft ihren Rücken, während sie schlief. Ihre warme Hand wanderte in großen Kreisen und liebkoste jede Rundung. Sie tauchte manchmal etwas tiefer, um an ihrem Gesäß entlang zu gleiten. Lona drehte sich im Schlaf und genoss das Gefühl. Ihr Körper bewegte sich sinnlich gegen das Handtuch, als sich ihre Erregung langsam steigerte. Die wandernden Finger bewegten sich aufwärts und kämmten leicht durch ihre Nackenhaare. Schauer ließen ihre Haut kribbeln und Lona begab sich an den Ort, an dem sich Traum und Realität vermischten.
Der Mensch bemerkte die Wärme an ihrer Seite und die Struktur des Handtuchs. Vogelgesang drängte sie weiter Richtung Erwachen und sie drehte sich im Schlaf halb auf den Rücken, wobei sie spürte, wie die Hand langsam ihre Haut entlang glitt und auf ihrem Bauch zur Ruhe kam. Lona fühlte sich total entspannt und war nicht gewillt aufzuwachen. Darum ließ sie die Augen geschlossen. Sie schlummerte erneut ein und ihre sinnlichen Träume kehrten zurück. Eine sanfte Hand fuhr leicht über ihren Bauch, Fingerspitzen wanderten über jeden sich abzeichnenden Muskel. Dann wurde die Berührung kitzelig und ihre eigene Hand griff hinauf, um den Eindringling zu stoppen.
Lona öffnete verschlafen die Augen und entdeckte eine erschreckte Tashalia. Als sie den panischen Blick sah, nahm sie die Hand, die sie ergriffen hatte und zog ihre junge Freundin dichter zu sich heran.
Diesmal gab es keine Dunkelheit, um sich zu verstecken. Tashalia sah das Verlangen in Lonas Augen und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie lehnte sich über die kleinere Frau, und stützte ihre Arme auf beiden Seiten ab.
"Ich möchte dich lieben Tashalia", sagte der Mensch ruhig.
Lona sah, wie dieser Tränen in die Augen schossen.
"Das dürfen wir nicht. Das ginge nur, wenn wir verheiratet wären und das würde der Beirat verbieten."
Betrübt und erstaunt, streichelte sie die Wange der Königin. "Du hast bereits mit ihnen darüber gesprochen?"
Tashalia nickte. "Mit Neld." Die Königin wiederholte, worüber sie gesprochen hatten, wobei sie kaum etwas ausließ.
"Und wie schenke ich dir ein Kind Tashalia? Du hast nie erwähnt, wie es getan wird."
"Das ist egal. Ich könnte es niemals ertragen, die jenige zu sein, die dich tötet. Du hast Daz nur geschlagen, weil sie nicht auf deine Stärke vorbereitet war. Die anderen werden es sein. Du hast keine Erfahrungen als Kämpferin."
"Ich habe nicht nach den Chancen in einem Kampf gefragt. Ich fragte, wie ich dich schwängern kann", sagte Lona fest.
Die c'helanische Herrscherin schüttelte dem Kopf; sie wollte es ihr nicht erzählen. Wie wenige hatten in der Vergangenheit überlebt und wie viele waren gestorben, während das lebenserhaltende Blut aus ihren Wunden strömte. Einige ihrer Vorgängerinnen hatten entsetzt, andere gleichgültig - mit kalten Herzen - zugesehen. Sie wollte zu keiner der beiden Gruppen gehören.
"Tashalia", flüsterte Lona sanft, während sie ihre Wange streichelte, "erzähl es mir." Ihre Stimme war zu weich, zu unwiderstehlich. Die junge Frau merkte, wie die Worte aus ihrem Mund entkamen.
"Ich beiße dich."
"Oh? Du hast scharfe Zähne?", fragte sie sanft, ihr Ton war beinahe neckend. Sie fuhr mit dem Daumen Tashalias volle Unterlippe entlang und sah nach ihren Zähnen. Die Königin schnüffelte.
"Du kannst sie nicht sehen, da sie versteckt sind. Schau genau hin", befahl sie. Die Königin öffnete ihren Mund weit. Nachdem ihre Kiefer ihre Grenze erreicht hatten, konnte Lona zu ihrem Erstaunen zwei nadelartige Reißzähne aus dem Oberkiefer treten sehen, welche sie an Schlangenzähne erinnerten. Tashalia entspannte ihre Kiefer woraufhin die Reißzähne verschwanden.
"Sie sind hohl. Wenn ich dich beiße, entnehmen sie kleine Mengen Blut und Hautzellen. Daraus mischt mein Körper unsere Gene und produziert ein Kind, welches immer weiblich ist", sie hielt inne, sich bewusst, dass die nächste Information ihre neue Gefährtin erschrecken würde. "Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Gebissene absolut still halten muss, da die kleinste Bewegung reichen kann, um die Hauptschlagader zu zerreißen, woraufhin die Person verblutet."
"Das ist alles? Brauchen wir Zeugen?"
"Lona du verstehst das nicht. Ich habe Angst, dass ich dich töten werde. Ich glaube nicht, dass ich mir jemals wieder ins Gesicht sehen könnte, wenn du sterben würdest. Vielleicht war es dumm von mir, das Thema überhaupt zu erwähnen. Ich hätte mich einfach vom Beirat mit einer Fremden verheiraten lassen sollen", beschwerte sie sich.
"Nein, das war nicht dumm von dir. Und ich möchte immer noch wissen, ob wir Zeugen brauchen. Ich möchte, dass du mich beißt. Bevor du mit mir diskutierst, hör mir zu. Ich bin es Leid alleine zu sein. Wie du war ich immer anders und habe mich nie gefühlt, als würde ich irgendwo dazu gehören. Mit einem einfachen Biss könnten wir beide unsere Einsamkeit beenden und gemeinsam glücklich werden. Wenn ich sterbe, sterbe ich. Ich werde dir in keiner Weise die Schuld dafür geben. Ich würde lieber sterben, als jemand anderen töten zu müssen. Außerdem vergisst du, dass ich robuster bin, als ich aussehe. Ich denke, dass ich bewegungslos bleiben kann, während du tust, was du tun musst", sagte Lona grinsend, bevor sie ihren letzten Trumpf ausspielte, "und wir können uns darauf freuen unsere gemeinsame Tochter groß zu ziehen."
Tashalia spürte, wie sich ihre Anspannung etwas löste und ihre Seele bei dem Gedanken an ein Baby mit dieser Frau warm wurde. Sie hatte sich nie erlaubt, von dieser Möglichkeit zu träumen. Jede Königin hatte die Gelegenheit, aber nur wenige wagten es, da sie das Risiko nicht auf sich nehmen wollten.
"Wir brauchen keine Zeugen. Die Male sind genug. Bist du dir sicher?" Lona nickte und küsste sie flüchtig.
Sie holte tief Luft und bedeutete Lona sich zu bewegen. "Setzt dich mir gegenüber und lass mich zwischen deine Beine rutschen. Ich denke, das ist der beste Winkel."
Lona wartete, während sich ihre zukünftige Gefährtin hinkniete und näher rückte. Die Menschenfrau legte ihre Hände leicht um ihre Hüften, um sie fest zu halten.
"Bereit?", fragte die Königin.
Tashalia sah, wie Lona nickte. Der Mensch schloss die Augen und wartete beinahe gelassen. Nervös beugte sie sich näher und erlaubte ihren Instinkten, die Kontrolle zu übernehmen. Ihre Lippen suchten nach der perfekten Position, bevor sie sich weit öffneten. Die Reißzähne glitten aus ihren Ummantelungen und durchstachen die Haut. Zu ihrer Verwunderung, versteifte sich Lona nicht einmal vor Schmerz. Sie saß einfach nur geduldig da, während die Zähne ihre Funktion wahrnahmen und die kostbaren Gewebeproben entnahmen, bevor sie eine Chemikalie frei setzten, um die Wunde zu versiegeln. Die Muskeln, welche die Zähne kontrollierten lockerten ihren Griff und die Zähne zogen sich zurück. Es war vorbei. Etwas abrückend, musste die Königin sicher stellen, dass Lona den Vorgang nicht nur in ihrer Einbildung unbeschadet überstanden hatte.
Die hellhäutige Frau lächelte fröhlich und zog sie dichter heran, um sie glücklich zu küssen. Sie legte ihre Arme um sie und liebkoste ihr reizendes Ohr, wobei sich die Freude zu Begierde wandelte. Lona platzierte kleine Küsse entlang ihres Kiefers, während sie mit den Händen ihren Rücken streichelte. Ihre Gefährtin lächelte schläfrig und gähnte. Belustigt und nachsichtig, vergaß Lona ihre Leidenschaft und gluckste. "Schläfrig Liebling?"
Die Königin nickte, kaum in der Lage wach zu bleiben. Die Zeugung des Kindes machte sie schwach und müde. Sie musste schlafen. Tashalia bekam kaum mit, dass sie hoch gehoben wurde. Sie war vollständig bewusstlos, als Lona sie in ihrem Bett zudeckte und sich zu ihr legte. Ihr Unterbewusstsein übernahm und suchte die Wärme der ihr vertrauten Person. Dann schlief sie.
****************
Das Dienstmädchen betrat das Apartment des Menschen um die gewohnte Zeit, um ihn an den T'zhee-Tee zu erinnern. Da sie die Frau im vorderen Raum nicht entdecken konnte, ging sie durch die geöffnete Tür ins Schlafzimmer. Die Gardinen waren zugezogen, aber das Dienstmädchen konnte sehen, dass ihr Schützling schlief.
Sie trat näher heran und ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Auf einmal erstarrte sie. Der Mensch war nicht alleine. Der Raum war zu dunkel, um zu erkennen, wer es war, aber sie bemerkte ein winziges metallisches Funkeln. Nachdem sie sich so dicht herangebeugt hatte, wie sie sich traute, erkannte sie den Siegelring der Königin. Das Dienstmädchen schlug eine Hand vor den Mund und verschluckte einen überraschten Atemzug.
Dann eilte sie aus dem Raum und rannte von Zimmer zu Zimmer auf der Suche nach dem Butler. Nachdem sie ihn vor der Küche fand, ergriff sie vor lauter Aufregung seinen Ärmel.
"Was ist los Dala?"
"Die Königin!!", japste sie schwer atmend. Sie versuchte wieder zu Atem zu kommen, während der Butler sie besorgt herumdrehte.
"Was ist mit der Königin Dala? Was? Ist sie in Schwierigkeiten?"
Das Dienstmädchen schüttelte mit dem Kopf. "Ich weiß es nicht", weinte sie, während sie tief Luft holte. Dann fuhr sie fort: "Sie ist im Bett des Menschen! Die Königin - sie sieht... angestrengt... erschöpft aus. Ich denke der Mensch hat sie vergewaltigt!"
Die Fähigkeit zu denken hatte ihm seine jetzige Position eingebracht. Er würde nicht in Panik geraten. "Bleib hier und sprich mit niemandem, hast du verstanden?", die Sklavin nickte und setzte sich.
Shamal ging flinken Schrittes davon, da er nicht wollte, dass ihn jemand belauschte. Dann holte er sein chaltz heraus und rief die Sicherheitschefin. Als sie antwortete, bat er sie darum, sich mit ihm vor dem Quartier des Menschen zu treffen.
Palla kam wenige Minuten später an. Sie war eine hoch aufragende Frau, welche Probleme oft durch reine Anwesenheit lösen konnte. Es gab nur wenige, die sich mit so einer furchterregenden Frau anlegen wollten.
"Was ist das Problem?", fragte sie ruhig.
"Die Sklavin, die den Menschen bedient, kam panisch zu mir und erzählte mir, dass die Königin im Bett des Menschen liegt und möglicherweise vergewaltigt wurde. Ich denke, die Sklavin liegt falsch. Dennoch sollten wir es vorsichtshalber untersuchen."
"Ich stimme zu. Vielleicht ist es nicht mehr als ein freundschaftlicher Mittagsschlaf. Schließlich bezeichnet die Königin den Menschen oft als ihr kleines tam. Ich vertraue ihrem Urteilsvermögen, selbst wenn meine Ängste mir zur Vorsicht raten. Ich bin froh, dass sie das mit Diskretion behandelt haben."
Die Sicherheitschefin klopfte ihm freundlich auf den Arm und griff nach dem Türknauf. Sie ging leise in das Zimmer und hörte, wie der Butler schräg hinter ihr folgte. 'Er hat gute Instinkte', dachte sie abwesend.
Die Schlafzimmertür war angelehnt und der Raum dunkel. Selbigen langsam betretend, holte sie eine kleine Taschenlampe aus ihrer Tasche. Als sie prüfend durch die Dunkelheit blickte, konnte sie feststellen, dass sich keine der beiden Schlafenden bewegte. Sie dämpfte das Einschaltgeräusch und richtete den kleinen Lichtstrahl auf die Bettbenutzer. Dichter heran tretend, hielt sie das Licht von deren Augen fern und hoffte, sie möglichst nicht zu wecken.
Nachdem sie die beiden Personen sorgfältig untersucht hatte, trat sie aus dem Raum. Sie verbot dem Butler zu sprechen und drängte ihn, das Zimmer zu verlassen. Vor dem Apartment stieß sie einen erleichterten Atemzug aus.
"Was haben sie gesehen? Geht es der Königin gut?"
"Es geht beiden gut. Es gibt keine Zweifel daran, dass sie erschöpft sind. Aber das sind die meisten frisch verpaarten. Lasst sie einfach schlafen", befahl sie.
Der sonst durch nichts zu erschütternde Butler schrie seine Frage fast heraus, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig bremsen und es bei einem aufgeregten Flüstern belassen. "Was haben sie gesagt? Frisch verpaart?"
Obwohl sie sich innerliche sehr freute, antwortete Palla mit fast gelangweiltem Gesichtsausdruck, während sie davon ging: "Der Mensch hat Bissspuren am Nacken." Sie wandte dem Butler ihren Rücken zu und grinste breit.
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Tashalia erwachte vor ihrer Partnerin und fühlte sich wesentlich besser. Entzückt angesichts der Tatsache, dass sie in Lonas Armen erwacht war, schmiegte sie sich an die Schulter, auf der sie ruhte. Nachdem sie den Geruch ihrer Gefährtin in sich aufgesogen hatte, nahm der Drang zu erforschen Überhand.
Ihr Körper wölbte sich gegen Lonas warmen Leib, als ihre Hand versuchte deren Hüfte dichter an ihre eigene zu ziehen. Die Feststellung, dass ihre Geliebte zu schwer war, um sie zu bewegen frustrierte sie ein wenig. Ein winziges Jammern von sich gebend, wollte sie sich fest an Lona pressen.
Ihre Geliebte nahm einen tiefen Atemzug und bewegte sich im Schlaf. Plötzlich befand sich die Königin genau in der gewünschten Position. Ihre Wertschätzung murmelnd, ließ die junge Frau ihre Hand hinter Lonas kräftigen Körper gleiten und erkundete deren Rücken, bevor sie eine runde Pobacke ergriff und voller Genuss drückte. Die Frau unter ihr bewegte sich ein wenig und brummte im Schlaf.
Diese Reaktion ließ Tashalia schelmisch grinsen. Sie drückte sie erneut und spürte, wie die schlafende Frau ihre Hüfte hob und sich gegen sie presste. Da sie an dem neuen Spiel Gefallen gefunden hatte, drückte und streichelte sie die beiden Rundungen weiter. An einem Punkt streiften ihre Nägel aus Versehen die blasse Haut, woraufhin ihrer schlafenden Geliebten ein Stöhnen entwich, während ihre Umarmung etwas fester wurde.
Sie konnte das schnelle Pochen von Lonas Herz an ihrer eigenen Brust spüren. Tashalia warf einen Blick auf die Frau unter sich und spürte das Verlangen sie zu berühren und zu erkunden. Aber ihr fehlte die Erfahrung und das Selbstbewusstsein fortzufahren. Sie legte ihren Kopf wieder ab und seufzte.
"Hörst du schon auf? Ich habe deine Berührungen sehr genossen", stichelte Lonas tiefe Stimme. Die Königin erstarrte und drückte sich hoch.
"Du warst wach! Du Biest, ich sollte...", sie hielt inne, da sie nicht wusste, womit sie ihr drohen sollte. Lona kicherte, zog sie wieder zu sich herunter und küsste sie sanft, bevor sie sprach: "Hast du genug geschlafen? Du bist förmlich in Ohnmacht gefallen. Du hast mich vorhin ein wenig erschreckt."
"Es geht mir gut. Ich sprudle förmlich über vor Energie." Die Königin verstummte für einen Moment, bevor sie mit ihren Gedanken herausplatzte. "Es tut mir leid, dass ich dich so gequält habe. Es hat mir nur so viel Vergnügen bereitet dich zu berühren, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, wie ich das, was ich begonnen habe, zu Ende führen soll. Selbst für eine Jungfrau bin ich ziemlich unwissend in diesen Dingen. Ich fühle mich ziemlich dumm", gestand sie eilig.
"Shh Liebling. Es ist in Ordnung, wirklich. Wir müssen uns nicht beeilen, nicht wenn wir noch unser ganzes gemeinsames Leben vor uns haben. Zumal ich glaube, dass ich meine Vitamine aufstocken muss, da ich mir eine Geliebte mit Aphrodites Instinkten geholt habe."
"Wessen Instinkte?"
Lona lächelte. "Aphrodite. Sie war in der antiken Sagenwelt die Göttin der Liebe."
"Und du vergleichst mich mit ihr?", fragte Tashalia verwundert.
"Ja, weil du mein Herz gestohlen hast und meine Göttin geworden bist. Du brauchst nicht zu wissen, was du tun musst. Es ist in dir und wartet darauf heraus zu kommen. Vertraue darauf und auf uns. Ich werde nirgendwo hingehen und vergöttere dich bereits. Lieben ist nichts weiter, als sich in einander zu verlieren und zu zeigen, dass man Zuneigung für jemanden empfindet", sagte sie sanft und strich mit den Fingerspitzen über Tashalias Wange.
"Wirst du es mir zeigen?"
Lona antwortete nicht mit Worten, sondern mit einem Kuss. Sie rollte ihre Geliebte unter sich, fand ihre wartenden Lippen und begann sie zu küssen. Der Kuss war behutsam, ähnlich ihrem allerersten.
Tashalia konnte das gleiche schmelzende Gefühl in ihrem Bauch und ihrem Rücken spüren und ihr Körper versuchte sich noch dichter an ihre Gefährtin anzuschmiegen. Ihr Leib bebte, aber sie spürte keine Angst. Das Verlangen begann ihr Blut erneut zu erhitzen und ihre Hände ergriffen Lonas, um sie fester an sich zu ziehen und ihr komplettes Gewicht auf sich zu spüren.
Um die größere Frau nicht zu zerquetschen, schob Lona vorsichtig ein Knie zwischen warme Schenkel und verlagerte einen Teil ihres Gewichts dort hin. Der Kuss wurde wilder, aber nicht weniger sanft. Fingernägel gruben sich leicht in ihren Rücken und kneteten ihn völlig unkontrolliert. Lona stöhnte und unterbrach den Kuss, bevor ihre Lippen nach der sanften Haut unter Tashalias Ohr suchten.
Die Königin keuchte und spürte die Reaktion ihres Körpers. Sie wölbte sich unter ihrer Geliebten und hatte das Verlangen, deren Hüften noch fester an sich zu pressen. Nicht in der Lage sich den gesamten Weg zu erheben, griff sie mit ihren langen Armen hinunter und drückte gegen Lonas äußeren Oberschenkel, um ihr mit stillem Betteln anzudeuten, dass er sich zu dem anderen gesellen sollte. Lona bewegte sich ohne nachzudenken, zu sehr damit beschäftigt an der süßen Haut von Tashalias Nacken und Schulter zu knabbern. Ihr Duft war betörend; ihr Geschmack exotisch und sie konnte einfach nicht genug davon bekommen.
Hände bewegten sich zu ihrem Hintern und drückten zu, während sich Hüften erhoben und auf ihr eigenes erhitztes Zentrum stießen. Vor Vergnügen keuchend, begann die Menschenfrau ihr Becken gegen die feuchte Hitze ihrer Geliebten zu bewegen. Beine schlangen sich um sie und hielten ihre willige Gefangene fest. Mit rasendem Atem liebkoste sie die obere Rundung von Tashalias Brüsten. Die Herrscherin bäumte sich auf, ihre Nippel waren schmerzhaft hart und brauchten Erleichterung.
Die Bewegung machte Lona wahnsinnig. Ihr Mund saugte sich sanft an einer der dunklen Brustspitzen fest. Der Nippel wurde in ihrem Mund schlüpfrig und der Mensch saugte ein wenig härter und zog sanft an ihm. Tashalia schrie vor Vergnügen und ergriff sie bei den Haaren, um sie in Position zu halten. Lona war mehr als bereit zu bleiben; die herrische Reaktion machte sie noch wilder. Sie fühlte ihre Weiblichkeit vor Lust pulsieren, während ihre Hüften sich gegen die Nässe der anderen Frau bewegten. Das wichtigste in diesem Moment war nicht ihre eigene Erfüllung, sondern der Frau in ihren Armen die ultimative Freude zu schenken.
Eine Hand ergriff ihr Handgelenk und zog daran. Die andere Brust wurde gegen ihre Handfläche gepresst. Sie wusste, was ihre Geliebte wollte. Den harten Nippel zwischen die Finger nehmend, drückte sie ihn und veranlasste ihre Gefährtin dazu ihren Namen hinaus zu schreien. Der Körper der Königin wölbte sich noch weiter und ließ Lona wissen, dass sie mehr brauchte. Sie drückte die Warze fester und spürte, wie die junge Königin erstarrte und plötzlich aufschrie. Arme griffen fest nach ihr und verhinderten, dass sie sich bewegte. Es dauerte einige Sekunden, bevor Lona realisierte, dass ihre Geliebte ihren Höhepunkt allzu schnell erreicht hatte.
Sie knirschte mit den Zähnen und hielt inne, wobei sie dem Impuls einfach weiter zumachen nicht nachgab. In Lona war immer noch das Verlangen diesen Körper weiter zu erforschen, dessen Essenz zu kosten und zu hören, wie Tashalia ihren Namen schrie, während sie jeden Zentimeter von ihr berührte. Lona nutzte die Zeit, sich ein bisschen zu beruhigen, während ihre Geliebte langsam von ihrem Höhepunkt herunter kam und sich ihr Körper entspannte. Tashalia entließ Lona aus ihrem Klammergriff und ihre Hände glitten genüsslich über deren Rücken. Lippen knabberten an Lonas Ohr.
"Ist Sex immer so?", fragte sie verwundert.
"Wir hatten keinen Sex. Wir haben uns geliebt." Lona liebkoste Tashalias Schulter und kicherte ironisch. "Eigentlich war das technisch gesehen nur ein Quickie. Es war viel zu schnell vorbei. Ich habe davon geträumt, dich für Stunden ohne Ende zu lieben."
"Ich habe dich enttäuscht", sagte Tashalia schniefend.
"Nicht im Geringsten. Ich kann nicht anders, als es für ein Kompliment zu halten, dass du bei deinem ersten Mal solche Freude empfunden hast. Ich würde am liebsten aufs Dach klettern und wie ein siegreicher Krieger brüllen", sagte sie grinsend, während sie in ihrem Kopf Helen Reddys Lied 'I am woman, hear me roar' hören konnte.
Die Königin nahm Lonas großspuriges Grinsen wahr und merkte, wie ihre Ängste verschwanden. Mit einem breiten Lächeln begannen ihre Hände den Rücken ihrer Gefährtin entlang zu wandern.
"Jetzt werde ich dir eine Freude machen", versprach sie.
Lona grinste und schüttelte den Kopf. "Tashalia lass mich dir bitte noch weiter Freude bereiten. Es gibt noch so viel, was ich mit dir erleben möchte", bettelte sie.
"Aber ich möchte dir auch Vergnügen schenken."
"Das tust du, indem du mir mit deinem Körper erzählst, dass ich dich errege und du dich nach meinen Berührungen sehnst. Nichts befriedigt mich mehr als das."
"Bedeutet das, dass ich deinen Körper niemals lieben darf?", fragte die Königin ängstlich.
Lona lachte. "Nein das bedeutet nur, dass ich es liebe deinem Verlangen nachzugeben. Ich bin eine gierige Geliebte, aber du kannst mich später so oft befriedigen, wie du möchtest", grinste sie.
"Biest, ich will dich jetzt berühren, nicht später. Wer ist hier eigentlich die Königin?", schmollte sie.
"Du bist das, aber ich habe das Gefühl, dass dies das letzte Mal sein wird, dass ich meinen Willen bei dir durchsetzen kann. Nach der heutigen Nacht werde ich deine Liebessklavin sein."
Tashalia kicherte bei dem Gedanken und stellte sich Lona als Shan gekleidet vor. Sie erschauderte bei diesem Gedanken sofort erregt.
"Was?", grinste Lona, als sie sah, wie sich der Nippel ihrer Geliebten zusammenzog.
Die Königin errötete. "Ich kann dir das nicht erzählen", sagte sie ihre Augen verbergend.
"Liebling wir können einander alles erzählen. Wenn einer von uns etwas Freude macht, sollten wir es uns sagen. Ich würde nie über deine Fantasien lachen. Wir haben alle welche. An einigen wäre ich gewillt Teil zu haben und an anderen vielleicht nicht, aber du solltest dich nicht davor scheuen sie zu äußern."
"Ich habe mir dich als Shan vorgestellt. Das ist eine Kurtisane", gestand sie. Lona grinste.
"Wie unterscheiden die sich von den anderen? Haben sie etwas bestimmtes an?", fragte Lona neugierig.
"Nun, wenn sie einem einzigen Herren und keinem Bordell gehören, sind ihre Nippel mit kleinen Silberringen gepierct. Unter meinen Leuten gibt es nichts aufreizenderes. Frauen tragen oft Ringimitate, um ihre Gefährten zu erregen. Und sie tragen einen winzig kleinen Lendenschurz", fügte sie errötend hinzu.
"Wäre es skandalös, wenn die Gefährtin der Königin gepiercte Nippel hätte?"
Tashalia erstickte beinahe. Der Gedanke war so reizvoll, dass sie fast das Atmen vergaß. "Du wärst gewillt?", fragte sie geschockt.
"Klar, viele Leute haben das zu meiner Zeit als Körperschmuck getragen. Meine Nippel wären für einige Zeit empfindlich und du müsstest sachte mit ihnen umgehen, aber ich würde es tun, wenn du es möchtest."
Die Monarchin schnappte erstaunt und erfreut nach Luft. Sie konnte nicht glauben, dass sie so eine Geliebte gefunden hatte. Die meisten Frauen wären über ihren Vorschlag verärgert gewesen, da sie ihn erniedrigend gefunden hätten. Ihrer Gefährtin einen Blick zuwerfend, erkannte sie, dass deren Selbstwertgefühl nicht von Fremden abhing, sondern von ihr selbst und den Leuten, die ihr etwas bedeuteten. Sie würde es tun, nicht um Unterwürfigkeit zu zeigen, sondern um ihre Bereitschaft ihr ein Freude zu machen zu demonstrieren. Lächelnd kuschelte sich Tashalia dichter heran.
"Und was findest du sexy Lona?"
"Mmmm nun, du hast bereits das an, was mir gefällt, aber ich habe einen Fetisch", gestand sie.
"Was? Du hast meine Neugier geweckt."
"In meiner Welt waren Männer größer als Frauen und die Aggressiveren. Sie trugen Frackhemden, welche von einer Frau getragen unheimlich sexy aussahen. Ich würde dich gerne am Ende des Tages in unserem Apartment in so einem Hemd entspannen sehen. Es ähnelt den soyas, hat jedoch lange Ärmel und vorne eine Knopfleiste. Die Enden des Hemdes bedeckten kaum den Hintern, reichten vorne jedoch bis zur Hälfte der Oberschenkel", beschrieb sie.
Die Königin lächelte, während sie sich dachte, dass dieser Wunsch zumutbar war. Den Reiz daran verstand sie jedoch nicht. "Abgemacht, ich werde ein Paar davon anfertigen lassen", versprach sie. Lona lächelte und produzierte in ihrer Kehle ein grollendes Geräusch. "Ich hoffe, dass das positiv ist", lachte die Königin.
"Ja, das bedeutet, dass ich begeistert bin", schnurrte sie, während ihre Lippen über eine dunkelhäutige Schulter glitten.
********************
Die Sicherheitschefin näherte sich langsam der Küche, in der Hoffnung den Eindringling zu erwischen. Man konnte die Geräusche von schepperndem Geschirr und klirrendem Besteck hören. Als sie die Tür erreichte, erhob sie ihren Elektroschocker und schaltete das Licht an.
"Halt! Keine Bewegung!", rief sie. Eine Frau schaute ins innere des Kühlschranks, während ihr Hintern herausragte. Gedämpfte Flüche in einer unverständlichen Sprache drangen an ihre Ohren. 'Oh scheiße, das ist Lona', dachte sie, als sie die blasse Haut erkannte.
"Kann man nicht mal einen Imbiss abstauben, ohne halb zu Tode erschreckt zu werden?", stöhnte Lona, als sie sich umdrehte.
"Tut mir Leid, ich habe nur meine Arbeit gemacht", sagte sie mit den Schultern zuckend.
Lona seufzte und legte noch mehr von ihrer Beute auf das Tablett. Sie trug nichts, außer einem kleinen Handtuch, um die Hüfte und ihre Haare waren noch feucht von der Dusche. Palla stellte belustigt fest, dass Lonas Körper mit Beweisen dafür übersäht war, dass Ihre Majestät eine lebhafte und wilde Liebhaberin war. Knutschflecken bedeckte ihre Nippel, den Nacken und den Bauch. Kratzer überzogen ihren Rücken und Hintern und der Mensch lief ein wenig seltsam. Ihr Grinsen verbergend, bot die Sicherheitschefin an, das Tablett ins Zimmer zu tragen.
"Nein, nein, das ist schon okay. Das schaffe ich gerade noch. Tashalia hingegen...", sagte Lona, während sie über sich selbst lachte. "Ich hätte nicht sagen sollen, dass sie mich so oft vernaschen darf, wie sie möchte. Sie wird mich noch umbringen", jammerte sie freundlich.
Palla brach in Gelächter aus, nicht länger in der Lage an sich zu halten. "Weißt du, jetzt verstehe ich, warum die Parzen ihr einen Fremdling mit außergewöhnlicher Stärke geschickt haben. Ein einfacher C'helaner hätte schon die Hochzeitsnacht nicht überlebt", lachte sie. Lona kicherte zustimmend. Sie hob das Tablett an und wünschte Palla eine gute Nacht.
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Die Diener hatten für diesen Abend frei bekommen. Lona spürte, wie ihr Hemd gegen ihre gepiercten Nippel rieb, während sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Ihre Hände lagen flach auf dem robusten Tisch, während sie wartete.
Sie und ihre Gattin hatten ihre Flitterwochen auch nach zwei Monaten noch nicht beendet. Sie sehnten sich nacheinander, als gäbe es kein Morgen. An diesem Abend hatte sie versprochen, jede Fantasie ihrer Gefährtin zu erfüllen. Tashalia hatte gelächelt und sie eines der Frackhemden anziehen lassen. Ihre Stimme war tiefer geworden, als sie Lona von ihrem Wunsch unterricht und deren Handflächen auf dem Tisch platziert hatte.
"Bleib in dieser Position. Ich werde in einer halben Stunde zurück sein. Wenn ich hereinkomme, darfst du dich nicht bewegen oder sprechen. Denk darüber nach, was ich tun werde, wenn ich zurückkehre", sagte sie, während ihr Tonfall versprach, dass Lona am Ende der Nacht um Gnade winseln würde. Lona liebte das.
Genau wie Tashalia es gewollt hatte, spielte ihre Fantasie verrückt. Sie war sexuell so erregt und praktisch bereits am Rande des Höhepunktes, bloß weil sie daran dachte, was geschehen würde. Das Ticken der Uhr machte sie nervös, das qualvolle Warten wurde unerträglich. Schließlich hörten ihre Ohren, wie sich die äußere Tür öffnete. Der Raum war nur durch ein paar Kerzen schwach beleuchtet. Ein Schatten huschte neben ihr über die Wand und Lona zuckte.
Nichts geschah. Lona blieb schwitzend über den Tisch gebeugt, während die Stille sie in den Wahnsinn trieb. Ein Hauch.
"Schließ deine Augen", wurde ihr befohlen. Ihre Augen fest zusammengepresst, betete sie, dass ihre Gefährtin sie nicht allzu lange quälen würde.
Hände griffen um sie und knöpften langsam ihr Hemd auf. Dann reichten sie herauf und streichelten ihre Brüste. Sie wurden sanft liebkost, aber Lona war bereits zu erregt, um es sanft zu mögen. Sie wollte hart genommen werden und zwar bald. Sie stöhnte und schob ihre Brüste gegen die großen Hände, welche sie berührten. Die Hände zogen sich zurück. Ein harter Schlag traf ihren Hintern. Für sie war es auf Grund ihrer Stärke nur ein milder Stich, aber Tashalias Hand schmerzte wahrscheinlich höllisch.
"Steh still."
Lona winselte.
"Spreiz deine Oberschenkel", befahl die Königin, woraufhin Lona schnell gehorchte. Warme Finger berührten sie und stellten fest, dass sie mehr als nur bereit war. Die Finger verschwanden, woraufhin der Mensch frustriert ächzte. Dann berührte etwas kaltes und glattes ihr überhitztes Fleisch. Hände griffen um sie herum und kniffen hart in ihre Brustwarzen. Diese überwältigende Tat ließ sie beinahe überkochen und genau in dem Moment vor Vergnügen schreien, in dem etwas in sie hineinstieß. Hände ergriffen ihre Hüften. Die Stöße wurden härter, während ihr Stöhnen ihrer Geliebten zeigte, wie viel sie ertragen konnte und wie sehr sie es genoss.
Sie war bereit zu explodieren. Ihre Knie wurden weich und sie konnte kaum noch stehen. Sie flehte Tashalia an, es zu beenden und erteilte ihr so die Erlaubnis alles dafür zu tun. Die Stöße wurden härter und schneller, während ihre Körper klatschende Geräusche produzierten. Kurz vor dem Höhepunkt fühlte sie ihre Geliebte nach ihrer Klitoris greifen. Dies genügte, um ihren Orgasmus auszulösen. Tashalias Namen schreiend fühlte sie, wie ihr Körper von gewaltigen Explosionen erschüttert wurde. Ihre Geliebte stieß weiter in sie, selbst fast am Ziel. Die Königin umarmte sie fester, drang noch ein letztes Mal ein und blieb tief in ihr, als ihr Körper auf Lonas Rücken zusammensackte. Lona wurde von ihrer Geliebten auf den Tisch gedrückt, aber es störte sie nicht. Sie versuchte Luft in ihre Lungen zu saugen, während Nachbeben ihren Körper immer noch erzittern ließen.
Langsam erholten sie sich. Tashalia liebkoste ihren schwitzenden Rücken, bevor sie sich langsam aufrichtete und das Spielzeug, das sie benutzt hatten, herauszog. Lona keuchte und stöhnte.
"Wund?"
Lona nickte. So ging es jedes mal, wenn sie es auf diese Art taten. Lona hatte danach immer für einige Tage Schmerzen, aber sie liebte den gelegentlich wilden Sex und war bereit diesen Preis dafür zu zahlen. Tashalia war von Haus aus dominant und musste von Zeit zu Zeit die volle Kontrolle haben. Lona machte das nichts aus, weshalb sie ihrer Gefährtin die Freiheit ließ, sich völlig gehen zu lassen, wenn sie es brauchte. Das funktionierte gut.
Die restliche Zeit, waren ihre Liebesspiele süß und sanft und dauerten oft bis tief in die Nacht. Sie verbrachten viel Zeit damit sich zu küssen und im Bett oder im Garten unter einem schattigen Baum zu kuscheln. Nachmittags konnte man das Liebespaar oft zusammen ein Nickerchen machen sehen, wenn Lonas innere Uhr darauf beharrte, dass es Zeit war schlafen zu gehen. Ein langer Mittagsschlaf ermöglichte es ihr, den restlichen Tag zu überstehen. Außerdem zeigte Tashalia die ersten Anzeichen der Schwangerschaft. Ihr Bauch hatte sehr zu Lonas Freude eine leichte Rundung angenommen.
Sie liebte es, ihre würdevolle Gefährtin zu ärgern, indem sie das Baby mit 'Lanth' ansprach, was auf der Erde so viel wie Kraftprotz bedeutete. Die Königin schlug sie dafür spielerisch auf den Arm und sagte, dass keines ihrer Kinder so genannt werden würde. Lona gluckste und stahl einen Kuss, währen die Personen um sie herum nachsichtig grinsten, erfreut angesichts der offensichtlichen Liebe zwischen ihnen.
Zu Tashalias Überraschung, hatte Lona ihr offenbart, dass sie sich erneut würde beißen lassen, wenn sie noch weitere Kinder haben wollte. Die Idee war furchterregend, wenn auch weniger als beim ersten Mal. Und die Schwangerschaft schien ihr zu bekommen. Sie hatte obwohl das Kind scheinbar etwas schwerer werden würde, als normale Kinder, nicht mit den üblichen Problemen zu kämpfen.
Sie würde darüber nachdenken.

Epilog
Kommandantin Lewis stand auf Zehenspitzen und versuchte herauszufinden, wo die Zeitreisende hingegangen war. Sie strich eine Haarsträhne hinter eines ihrer prothetischen Ohren, welche ihr erlaubten sich optisch anzupassen. Sie war nur noch wenige Schritte entfernt.
"Lona Peterson?"
Lona wirbelte herum. Sie hatte ihren Nachnamen seit dem Absturz nicht mehr gehört. Sie sah eine Frau, die etwas jünger zu sein schien, als sie selbst und ihr irgendwie bekannt vorkam.
"Ich bin Kommandantin Lewis von der Brittany", flüsterte sie. "Gibt es einen Ort, an dem wir reden können?"
Lona nickte, immer noch geschockt einen anderen Menschen zu sehen. Sie führte die Offizierin in ihren privaten Garten.
"Ich bin froh, dass ich sie gefunden habe. Wir sind gerade in diesen Teil des Weltraums zurück gekehrt. Der Kapitän dachte, dass wir Ihnen einen letzten Rettungsversuch schulden. Ich kann sie zu meinem Schiff bringen. Es ist nicht weit von hier versteckt."
"Nein", sagte sie einfach.
"Lona, wollen sie nicht nach Hause zurückkehren?"
"Was gibt es noch für mich auf der Erde? Nichts außer Einsamkeit, Kommandantin. Ich lebe hier in einer Partnerschaft und wir erwarten ein Kind. Sagen sie dem Kapitän, dass ich seinen Versuch zu schätzen weiß. Aber ich brauche keine Rettung."
"Sie sind verheiratet? Die anfänglich abgefangenen Berichte sagten, dass sie eine Gefangene wären."
"Das war ich, aber meine bessere Hälfte hat meine Entlassung angeordnet."
"Wie ist er so?", fragte sie neugierig. Lona lachte und ergriff sie beim Ellbogen. Dann ließ sie die Frau durch ein Fenster schauen. Tashalia ruhte auf ihrem gemeinsamen Bett; ihre Schwangerschaft war offensichtlich im fortgeschrittenen Stadium.
"Eine Frau? Das versteh ich nicht."
"Kommandantin Lewis, Vegra hat mich hier her gebracht, da er wusste, dass ich eine Lesbe bin. Ich liebe Frauen. Er wusste auch, dass solche Menschen nicht mehr geboren werden, so dass ich dazu verdammt gewesen wäre, mein ganzes Leben allein zu verbringen. Darin lag in meinem Fall seine Misshandlung. Wenn ich nicht hier abgestürzt wäre, hätte ich mich wahrscheinlich selbst umgebracht, ehe ich mich einem Leben in Einsamkeit gestellt hätte. Ich liebe Tashalia und wir sind glücklich."
Die Kommandantin verstand das immer noch nicht ganz, aber sie würde versuchen es John zu erklären. Sie blickte ein letztes mal zu der schönen Frau im Zimmer. Sie konnte Lona nicht verübeln, dass sie sich zu ihr hingezogen fühlte. Jeder Mann würde es ihr gleich tun.
"Und wer ist der Vater des Babys? Ein Spender?"
"Nein, das bin ich. Es ist eine lange Geschichte, aber es geschieht genetisch." Lona hielt inne und bat um einen Gefallen: "Könnten sie Allen eine Nachricht überbringen? Sagen sie ihm, dass ich meinen Traum gefunden habe. Er wird es verstehen."
"Ich werde es ihm sagen. Er hat sich Sorgen um sie gemacht. Wir alle haben das getan, aber nun brauchen wird das ja nicht mehr. Versuchen sie hier nicht allzu viel Unruhe zu verursachen Frau Peterson."
Lona brach in schallendes Gelächter aus. "Zu spät", sagte sie der Kommandantin auf die Schulter klopfend, bevor sie davon ging.

Ende