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Nieder mit dem Subtext - Ein Pamphlet

von Argonaut
Hier meine Meinung zum Subtext. Präziser gesagt, nicht zum Subtext an sich, sondern zur Diskussion über den Subtext.

Jeder beurteilt andere nach seinen persönlichen Neigungen. Und jeder sieht das was er sehen will, auch wenn es nicht viel zu sehen gibt. Auch wenn es keinen Xena Subtext gäbe, hätte manchen schon die Tatsacheausgereicht, dass Xena und Gabrielle alleine reisen, um eine sexuelle Beziehung zu konstruieren. In dem 1954 erschienenen Buch "Seduction of the innocent" konstatierte Frederic Wertham, dass Comics die Jugendkriminalität förderten. Eine Ursache war seiner Meinung nach die Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen wie bei Batman und Robin, sowie Wonder Woman und den Holiday Girls. Die Angewohnheit Beziehungen unter rein sexuellen Gesichtspunkten zu sehen, ist nicht nur bei den erzkonservativen Moralisten ausgeprägt. Ob hetero, homo oder sonst was, ein ganzer Wirtschaftszweig lebt davon, Details aus dem echten oder erdichteten Privatleben von Stars und Sternchen zu veröffentlichen. Wenn eine bekannte Schauspielerin Brötchen kaufen geht, dann ist am Tag danach ein unscharfes Foto zu sehen, dass als Beweis für eine geheime Liebschaft mit dem Bäckermeister gilt. Manch eine ist vielleicht dankbar dafür, dass sie nach dem Ende der künstlerischen Karriere wenigsten so noch in den Schlagzeilen auftaucht.

Sex ist eine feine Sache, wenn man ihn den hat. Und solange keiner zu etwas gezwungen wird, was er nicht möchte - Mensch, Natur und Umwelt keinen Schaden nehmen und die Nachbarn nicht in ihrer wohlverdienten Ruhe gestört werden, solange kann und darf jeder seiner Phantasie freien Lauf lassen. Er sollte nur nicht alle damit belästigen.
Zu früheren Zeiten war das Bekenntnis zur Homosexualität sicherlich mit einigem Mut verbunden und in einigen Regionen ist es das auch heute noch. In unseren Talk-Show gesättigten Breiten hingegen gehört das schon längst zum Medienalltag. Jeder Rosenmontagsumzug hat eine höhere politische Brisanz als die Christopher Street Day Parade. Und wenn der hinterletzte Wichtel (m/w) sich mit pompösem Getue outet, in der irrigen Annahme seine privaten Neigungen seien von globaler Bedeutung, dann ist das nur noch nervig.

Die Frage ob Xena und Gabrielle lesbisch sind, lässt sich einfach beantworten: Jein. Ja, weil ab und an eine sexuelle Symbolik zum tragen kommt; Nein, weil es nur eine Symbolik bleibt und der bestätigende Kontext fehlt. Damit könnte man die Diskussion eigentlich auf sich beruhen lassen, wenn es nicht einige Fans gäbe, deren Liebesleben so öde ist, dass sich ausschließlich um das ihrer bewunderte Serienstars kümmern müssen. In der Serie Akte X bestand ein wesentliches Prinzip darin, das Mulder und Scully eben kein Paar waren. Den während Mulder der Mysteriengläubige war, repräsentierte Scully den kritischen Verstand, was die Spannung in den doppeldeutige Geschichten aufrecht erhielt, bei denen nie klar war: was ist Einbildung und was ist Wahrheit. Einige Fans habe das Erzählprinzip aber so wenig verstanden, dass sie so intensiv den Filmkuss forderten, dass es dafür ein neues Wort gibt: "Shipper", abgeleiten von Relationship.
Darin liegt auch eine Gefahr: Sie lässt menschlichen Beziehungen nur noch die Wahl zwischen Alles oder Nichts. Entweder man geht kühl an seinem Mitmenschen vorbei, oder man legt in gleich flach. Die ganze Gefühlswelt dazwischen geht verloren; das vorsichtige ausloten, das zurückziehen oder in der Schwebe bleiben, ganz zu schweigen vom Bedürfnis nach menschlicher Nähe, dass man nur noch im Bett oder in der Therapiesitzung finden darf. Undenkbar heute ein Freundschaftskult wie im 18. Jh., als die Dichter des Göttinger Hains sich beim Vorlesen ihrer Werke weinend in den Armen lagen, Der Wunsch nach Freundschaft in Schillers Ballade Die Bürgschaft: "Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der dritte" würde in der Fan-Fiktion zur Gruppensexparty ausarten.

Besser wäre es gewesen, die Autoren hätten es beim "Running gag" belassen, so wie die Serie sich über alles und jeden, am meisten über sich selbst lustig macht. Gerade mit dem neuen Autoren Team in der fünften und sechste Staffel hat man die Karte aber zu oft ausgespielt. Damit ist das Xena/Gabrielle Verhältnis dermaßen zementiert, dass sich für die Serie kein dramatisches Potential mehr daraus ergibt. Das sieht man besonders in der Rheingold Trilogie, wo weder Beowulf noch Brunhilda den leisesten Hauch einer Chance haben und dementsprechend fade bleiben.
Deshalb empfehle ich: Lacht mit unseren Heldinnen in den witzigen Episoden, fiebert mit in den dramatischen und weint mit ihnen in den tragischen. Was die beiden machen wenn das Licht ausgeht ist nicht Teil dieser Geschichte und mit Verlaub gesagt, geht keinen was an. Besser ihr kümmert euch mehr um euer eigenes Liebesleben.

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