1.19 Menschenopfer
Altared States

~ Besetzung ~
Lucy Lawless (Xena)Renee O'Connor (Gabrielle)
David Ackroyd (Anteus)
David de Lautour (Ikus)
Karl Urban (Maell)
Sean Ashton-Peach (Zealot #1)
Jack Dacey (muskelbepackter Zealot)
Peter Ford (Zealot Wache)
Graham Smith (älterer Zealot)
Teresa Woodham (Zora)
Stab:
Drehbuch: Chris Mannheim
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Michael Levine
Erstausstrahlung:
USA 22.04.1996
BRD 16.03.1997
~ Zusammenfassung ~
Just in dem Augenblick, da Xena Gabrielle in einem See beibringt, Fische mit bloßen Händen zu fangen, werden sie Zeuge, wie der Junge Ikus auf der Flucht vor einer Horde junger Männer in selbigen See gejagt wird. Als Xena erfährt, dass diese Männer (und sein Vater) den Jungen ihrem monotheistischen Gott opfern wollen, beschließt sie einzugreifen. Es stellt sich in der Folge heraus, dass dem Vater - Anteus - angeblich von seinem Gott befohlen wurde, Ikus zu opfern. In Wirklichkeit steckt jedoch Ikus' älterer Bruder Maell dahinter, der sich über die Bevorzugung des jüngeren Bruders so sehr ärgert, dass er - in dem Glauben, er sei der einzig wahre Nachfolger seines Vaters als Führer der Gemeinschaft - den Bruder auf diese Weise ausschalten will. Er setzt seinen Vater unter Drogen, um ihn so leichter beeinflussen zu können: Und in der Tat glaubt Anteus schon bald, eine Stimme zu hören, die ihm befiehlt, Ikus zu töten. Xena kommt diesem Plan auf die Schliche, nachdem Gabrielle nach Verzehr des Nußbrotes, das Maell für seinen Vater gebacken hat, vollkommen "high" wird. Xena setzt Maell außer Gefecht (der sich daraufhin das Leben nimmt) und will Ikus zu Hilfe eilen, der bereits auf dem Opfertisch liegt. Am Ende ist es jedoch nicht Xena, die das Unheil verhindert, sondern der eine, wahre Gott dieser Glaubensgemeinschaft, der Anteus im letzten Moment von der Bluttat abhält.
~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~
Altared States - geänderter Zustände
Altared ist eine Mischung aus altered (geändert) und Altar. Auch eine Anspielung auf den Begriff alternate state of consciousness, was im Deutschen als Trance oder veränderter Bewusstseinszustand bezeichnet wird.
Disclaimer
No Unabating or Severely Punishing Deities were harmed during the production of this motion picture.
Keine unvermindert bestehenden oder streng bestrafenden Gottheiten wurden während der Produktion dieses Films verletzt.
~ Kommentar ~
Subtext und Theologie: Xena und die Akedat Jizhak
Schon die ersten Minuten dieser Episode zeigen, dass diese Folge anders ist als die vorherigen. Die Musik ist viel symphonischer, dass Xena Thema ist fast versteckt in einem breiten Orchesterklang. Selbst die sonst etwas harsch klingenden bulgarischen Gesänge sind in ein weiches orchestrales Umfeld eingebettet. Man nähert sich, dem Thema angemessen, den bombastischen Klängen der alten Bibelfilme. Auch optisch ergibt sich ein Unterschied in der Bildgestaltung, die anstatt wie üblich den etwas etwas rauen Xena Stil mit vielen abrupten Schnitten, eine epische Kinematographie zeigt, wie man sie aus den Hercules Filmen oder aus den besagten Monumentalschinken kennt. Dazu kommen das Spiel mit Weitwinkelperspektiven, Schärfentiefe, Zeitlupen, sowie eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen statt der üblichen kurzen Einblendung des immer Gleichen Grüns. Wir befinden uns nicht mehr in der griechischen Mythologie sondern sind bei einem biblischen Thema angelangt. Schon die Namen der Figuren sind in Anlehnung an das Alte Testament gewählt: Anteus = Abraham, Ikus = Isaak, Maell = Ismael, Zora = Sara. Es geht um die Opferung Isaaks (Gen. 22), oder wie es in der jüdischen Tradition heißt: Akedat Jizhak - die Bindung Isaaks. Der Ausdruck Bindung kommt daher, dass Isaak, der zu diesem Zeitpunkt angeblich schon 36 Jahre alt war, von Abraham auf einen Holzscheit gebunden wurde, da es sich um ein Brandopfer handelte. Da er aber am Ende nicht geopfert wurde heißt es eben Bindung und nicht Opferung.
Doch erst ein wenig zum Hintergrund: Nachdem Gott mit Abraham den Bund schloss, stellte sich die Frage nach den Nachkommen. Da Abraham und seine Frau Sara schon in fortgeschrittenem Alter waren, zeugte Abraham entsprechend dem Leviratsgesetz mit der ägyptischen Magd Hagar seinen erstgeborenen Sohn Ismael. Ungefähr 13 Jahre später wird Sara verkündet, dass sie im hohen Alter doch noch einen eigenen Sohn bekommen wird. Dieser wird dann Isaak genannt. Da dies der leibliche Sohn Abrahams und damit sein wahrer Erbe ist, werden Hagar und Ismael in die Wüste geschickt. Viele Jahre später fordert Gott eines Tages (Gen. 22) "Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde." Nach den Vorbereitungen und längerem Zögern will Abraham seinen Sohn opfern, doch im letzten Moment hört er eine Stimme sagen: "Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen." Da sieht Abraham einen Widder in einem Gestrüpp und opfert das Tier anstelle seines Sohnes.
Dass ein Gott von einem Vater verlangt zum Beweis des Glaubens seinen Sohn zu opfern, erscheint uns (und Xena) als ziemlich grausam und damit gehört der Text in der Genesis 22 zu den problematischsten des Alten Testaments. Wir haben versucht uns bei den Theologen etwas kundig zu machen und um es gleich vorweg zu nehmen: Die Passage ist umstritten. So sehr, dass man als Laie vor einer über zweitausendjährigen Interpretationsgeschichte im Spannungsfeld dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam) aufgrund der Fülle der Meinungen und Gegensätze nur kapitulieren kann. Das hält uns natürlich nicht davon ab trotzdem einen etwas laienhaften Kommentar abzugeben.
Schon die Beschreibung der originalen Geschichte führt einen mitten in theologische Diskussionen. Für Gott werden unterschiedliche Namen gebraucht: Der Gott der das Opfer fordert ist "Elohim", der der die Rettung verkündet "JHWH". Ob diese Unterscheidung bewusst getroffen wurde, oder durch die Bearbeitung verschiedener Autoren kommt ist umstritten, aber an diesen Feinheiten hängt auch die Interpretation. Die lateinischen Vulgata spricht von einem Engel Gottes, der die Opferung und die Rettung Isaaks verkündigt, im hebräischen Tanach ist von einem Boten Gottes die Rede, wobei Bote Gottes auch "Sprachrohr" von Gott im Sinne von Gott selbst bedeuten kann.
Weit verbreitet ist die Deutung der Geschichte als Abkehr vom heidnischen Menschenopfer. Denn das Alte Testament steht zwischen den alten heidnischen Religionen und dem neuen monotheistischen Glauben. Nach dieser Interpretation waren Menschenopfer zu dieser Zeit angeblich nichts Ungewöhnliches bei den Heiden. Diese Interpretation treiben einige noch weiter: Um an die heidnischen Gebräuche anzuknüpfen und den Glaubenswechsel zu vereinfachen verlangt Gott ein Menschenopfer, wandelt es aber später um in ein Tieropfer. Die Botschaft: Wir wissen eure Gebräuche zu schätzen, aber im neuen Glauben ist ein Menschenopfer nicht mehr notwendig.
Allerdings gibt es gegen diese Interpretation auch Einwände. Denn Menschenopfer waren zumindest unter den Jahwisten generell nicht üblich, ein Verbot deshalb unnötig. Und um die Heiden machte man sich noch nicht allzu viele Gedanken. Außerdem wird in dieser Textstelle weder das Menschenopfer an sich abgelehnt, noch ein Tieropfer gefordert. Dies macht Abraham aus eigenem Entschluss. Da hätte Gott durch eine eindeutige wortwörtliche Stellungnahme gegen Menschenopfer den Theologen das Leben einfacher machen können.
Eher strenger ist die Auslegung als tatsächliche Prüfung Abrahams der als Vorbild für den wahren Gläubigen dient. Dies kommt auch im Glaubensbekenntnis von Anteus zum Ausdruck: "That faith is just for those times when it's convenient to believe? That, that when it gets hard and it hurts to keep faith, you let go until it gets easy again? What's the good in sparing his life if I rob him of the very thing that makes it worth living?
Abraham ist im moralischen Dilemma. Tötet er Isaak verstößt er gegen das Gebot "Du sollst nicht töten", töte er ihn nicht verstößt er gegen den Willen Gottes. Der Philosoph Sören Kierkegaard hat darüber die Abhandlung "Furcht und Zittern" geschrieben, was im Titel schon andeutet, dass der gute Mann durch die Bibellektüre erhebliche persönliche Probleme bekommen hat.
Eine weitere Interpretation sagt, dass aus dem Zusammenhang für den Leser klar ist, dass dies nur eine Prüfung ist, dass aber Gott niemals die Absicht hatte Isaak tatsächlich opfern zu lassen. Das ist für den Leser zwar beruhigend, jedoch wissen das Abraham und Isaak in der Geschichte nicht. Zu diesem Ansatz zitieren wir Sgt. Steiner aus dem Film "Steiner - das Eiserne Kreuz (1977)", der auf die Frage nach seinem Glauben antwortet: "Ich glaube Gott ist ein Sadist, aber wahrscheinlich weiß er es nicht mal". Insofern geht der Schuss bei dieser Lesart eher nach hinten los.
Das Alles könnte natürlich auch eine reine literarische Intention haben. Schließlich sind unsere Zeitungen auch voll von Schauergeschichten mit einer mehr oder weniger guten Moral und kaum ein Actionfilm kommt ohne die "Rettung in letzter Sekunde" aus. Ob die Opferung nur eine Erzähltechnik ist um dem Leser die Größe des Glaubens von Abraham und Isaak zu demonstrieren oder ob die Verfasser anderes im Sinn hatten wird noch längere Zeit die Gelehrten beschäftigen.
Christliche Interpreten sehen die Opferung zuweilen auch als Vorwegnahme der Kreuzigung Jesu, in der Gott seinen Sohn geopfert hat, in diesem Fall endgültig. Feministischen Meinungen gibt es wie immer natürlich auch zu diesem Thema: Danach ist es die Fürbitte und Sorge der Mutter Sara, die Gott dazu veranlasst hat dem männlichen Opfertreiben ein Ende zu setzen.
Zuletzt erwähnen wir noch eine der jüdischen Interpretationen, denn davon findet sich in der Episode einiges wieder. Dabei steht nicht Abraham, sondern Isaak im Zentrum der Handlung und es ist in erster Linie eine Prüfung für Isaak und nicht für Abraham. Isaak zeigt Demut vor Gott und ist bereit sein Leben dem Glauben zu opfern. Der Ausdruck Bindung Isaaks, die Akedat Jizhak, betont dass Isaak eben nicht geopfert wurde sondern von Gott gerettet wird. Gott hat ihn von seinem Leiden erlöst indem er Abraham gestoppt hat. Deshalb steht die Geschichte sinnbildlich für das Leiden des jüdischen Volkes, das in höchster Not von Gott gerettet wird.
Teilweise folgt die Episode dieser Richtung, da am Ende Ikus seinen zögernden Vater Anteus auf den Opferberg führt und es ist auch Ikus der die Opfervorbereitungen trifft.
Deutlich setzt sich Abraham ab von den Glaubensfanatikern, die im Original "Zealots" oder auf Deutsch Zeloten genannt werden. Der Ausdruck Zelot leitet sich von dem israelitischen Hohepriester Pinhas "dem Eiferer" ab. Gott hat den Israeliten verboten mit den Moabiterinnen "Unzucht" zu treiben und an Opferfesten für den Gott Baal-Peor teilzunehmen. Da sie es doch tun droht er mit dem Zorn Gottes. Da kommt Pinchas und tötet einen Israelit und seine "fremdländische" Frau mit seinem Speer (4.Buch Mose, Num 25). Pinhas wird für diese Tat von Gott belohnt und ihm wird ewiges Priestertum zuteil. Auf diese Stelle beriefen sich die Zeloten, die sich im römischen Reich als Widerstandskämpfer sahen. In jüngerer Zeit diente in den USA diese Bibelstelle einigen christlichen Fundamentalisten als Beleg gegen die Mischehe und gegen Homosexuelle. Beide Themen, Mischehe und "Subtext" kommen auch in dieser Episode vor und so hat sie durchaus aktuelle Bezüge.
Das Thema Mischehe wird ganz leicht angedeutet, den Zora ist wie ihre Gang zum Hestia Tempel zeigt keine reinrassige Zelotin. Bei ihr findet sich der Übergang zwischen alten Göttern und neuem Gott wieder. Der Tempel der Hestia ist angesichts der Konkurrenz des monotheistischen Gottes schon verfallen. Außerdem sieht es in ihre Küche mit ihren Tiegeln, bunten Glasflaschen und den vielen Kräutern aus wie bei einer "Kräuterhexe", Sinnbild für heidnische Religionen.
Die Droge die Gabrielle abbekommt, ist in der Originalfassung "Henbane". Auf Deutsch heißt das Schwarze Bilsenkraut auch "Hexenkraut", dass in diesem Fall aber bezeichnenderweise von Maell gemixt wird. Henbane ist die etymologische Wurzel des Wortes Pilsener, da die Samen der Pflanze in der Zeit vor dem Reinheitsgebot ins Bier gemischt wurden um die Wirkung zu verstärken. Im Prinzip ist Gabrielle also stockbesoffen. Gabrielle hat in dieser Episode die Funktion des Comicus um angesichts des ernsten Themas nicht in eine allzu elegische Bibelthematik abzugleiten.
Interessant ist die Darstellung von Xena. Sie wird bewusst als Gegenstück zu den fanatischen Gläubigen aufgebaut. Xena benutzt in dieser Episode bis kurz vor Schluss nie ihre Waffen (!), während die Zeloten alle Nase lang ihre Messer ziehen. Sie ist diejenige, die sich um alle kümmern muss und in der Brückenszene ist sie bereit Maell die rettende Hand zu reichen, obwohl er sie kurz vorher töten wollte. Die Heidin hat eine höhere Moral als der Gläubige. Xena wird als freier "Naturmensch" gezeigt: Das Bad im See, die Unterkunft in einer natürlichen Höhle und mehrere Reitszenen in denen Xena durch die blühende Natur galoppiert. Das sind Anklänge an Indianerfilme und irgendwie sieht Anteus auch aus wie ein Indianer der konvertiert wurde. Hingegen herrschen in der Glaubensgemeinschaft strenge Regeln und kriegerische Sitten. Maell bezeichnet Xena als Ungläubige und Abnormität. Frauen die alleine reisen sind ihm sowieso suspekt: "All you have to do is look at her to see she's unnatural, an affront to God. A woman with the strength of ten men? Out in the world alone, save only her scrawny little companion? It's a complete abomination!". Nicht nur seine konservative Auffassungen von Frauen, auch sein Sinn für überzeugende Missionsarbeit weist auf die dunklen Seiten der Religion hin: "But when the truth can help so many, surely, we're honor-bound to spread it in the most aggressive way we can." Unter dieser Glaubensauffassung mussten schon einige Völker leiden. Da darf natürlich eine entsprechend restriktive Einstellung zum Sex nicht fehlen. Die vermeintliche Bedrohung durch die Sexualität kommt schon in der Anfangsszene zum Ausdruck, als Xena nackt aus dem Wasser steigt und man dabei kurz das Knurren eine Raubkatze hört, bevor sie mit den Worten "Didn't your mother ever teach you, it's rude to stare?" zum Kinnhaken ausholt.
Der berühmte Xena Subtext kann als weiterer Gegensatz zu den religiösen Eiferern gesehen werden und damit hat er in dieser Episode, im Gegensatz zu manchen späteren, eine richtige dramaturgische Funktion. Den Xena Subtext kann man in drei Szenen sehen, die im Prinzip drei Stufen darstellen: Aufforderung, Erwiderung und Vereinigung. Die erste Szene ist ganz am Anfang als Xena und Gabrielle im See baden. Xena sagt dann: "Come on, Gabrielle, you've been wanting to do this for ages ". Die zweite Szene ist in der Höhle als Gabrielle sich schon ansatzweise auf den Rücken legt und sagt "You are beautiful". Die dritte Szene spielt im Brunnen in der Xena sagt: "Go ahead, climb up my body". Und nachdem Gabrielle sie umschlungen hat sagt sie: "Now, for the fun part" und fängt an sich stöhnend (vor Anstrengung) zum Höhepunkt (des Brunnens) zu arbeiten. Ein Brunnen ist in der Bibel im Hohelied Salomos ein Symbol für die zögernde und sich dann hingebende Geliebte.
Der Zuschauer, der nicht auf Subtextsuche ist kann das natürlich auch anders sehen. Im See will Gabrielle einfach das Fische fangen lernen. In der Höhle ist sie unter Drogen, redet mit Steinen, dirigiert Stalagmiten und redet sonstigen Unsinn. Der Brunnen ist in hundert anderen Geschichten Symbol für hundert andere Dinge. Und wenn die meisten Menschen in einen Brunnen blicken bekommen sie eher Angst als Lust, denn die dunkle Tiefe verheißt nur Todesgefahr. Und aus dieser Gefahr befreit Xena ihre Freundin. Da können doch nur Sexbesessenen etwas anderes sehen, oder?
Wie sehr diese Episode mit Doppeldeutigkeiten arbeitet kann man auch in der Darstellung der Religion sehen, sozusagen im theologischen Subtext.
Für den Gläubigen ist Abraham ein guter Christ dessen Glaube ausgenutzt wird. Maell benutzt die Religion nur um seine persönlichen Ziele zu verfolgen. Xena ist wie Abraham den christlichen Werte verpflichtet. Gott würde niemals ein Menschenopfer fordern. Er gibt sich zu erkennen um die Opferung zu verhindern und den Betrug zu stoppen der in seinem Namen begangen wird. Xena erkennt mit ihrem Blick zum Himmel den wahren Gott.
Für den Religionskritischen zeigt diese Episode wie gefährlich die monotheistische Religion ist. Xena repräsentiert den Einklang mit der Natur und den alten humanen Geist, während die neuen Gläubigen die aggressiven Eroberer sind, die die alten Tempel zerstören und die Ungläubigen gnadenlos verfolgen. Der Glaube an Gott beruht auf Gier und Machstreben, bestenfalls auf seniler Einfältigkeit und Drogeneinfluß. Das Ende ist ein Zugeständnis an die konservativen US Zuschauer. Xena hätte es auch ohne göttliche Hilfe geschafft, so wie der Mensch aus sich selbst eine natürliche Ethik entwickeln kann und ganz gut ohne Religion auskommt.
So variiert die Episode ein altes Thema neu und enthält viele Bezüge zur biblischen Interpretationsgeschichte wie zu aktuellen Entwicklungen. Die Mehrdeutigkeiten vieler Szenen, nicht nur was den Xena Subtext sondern auch was Glaubensinhalte und Lebensauffassungen betrifft, machen diese Folge zu einer der interessantesten der ersten Staffel.
~ Bildkommentar ~

Der Anfang und das Ende der Episode sind symmetrisch. Am Anfang sieht man von oben nach unten, vom Himmel auf die Erde - am Ende von unten nach oben, von der Erde zum Himmel.

Subtext I: Ist es eine Aufforderung zum Tanz oder eine Lektion im Fische fangen?

Subtext II: Ist es Hingabe oder das Verhalten einer Zugedröhnten die gern mit Stalagmiten redet?

Subtext III: Ist es die Vereinigung der beiden Liebenden oder Rettung vor dem dunklen Abgrund?

Xena der Naturmensch kann reiten, schleichen, spähen. Eigenschaften die man im Western gern den Indianern zuschreibt.

Die Fanatiker. Sie laufen immer mit Schwertern rum und bedrohen jeden der nicht so ist wie sie. Und wer des Glaubens unwillig ist wird beseitigt.

Braucht es zur Ethik einen Glauben? Xena jedenfalls hilft allen und jedem. Und auch dem Bösewicht reicht sie noch die Hand.

Die Mutter am Übergang zwischen den Religionen. Der alte Tempel ist schon verfallen und ihr heilendes heidnisches Kräuterwissen ist bald auch nicht mehr gefragt.

Der Gläubige im Dilemma. Anteus ringt mit sich selbst und mit Gott. Am Ende ist es sein Sohn der ihn führt.

Ikus auf dem Weg zum vermeintlichen oder zum wahren Glauben? Am Anfang ist er der ängstliche Knabe. Am Ende gibt er seinem Vater das Opfermesser in die Hand.

Referenz an eine jahrhunderte alte Kulturgeschichte. Die biblische Erzählung hat zahlreiche alte und neue Künstler inspiriert.

Der neue und der alte Glaube winken sich friedlich zum Abschied. Nur Anteus wirkt geknickt. Vielleicht weil einer seiner Söhne gerade den Bach runter gegangen ist, vielleicht schwant ihm auch welche Opfer der weitere Verlauf der Religionsgeschichte von allen Seiten noch fordern wird.
~ Trivia ~
- Karl Urban (Maell) spielt in weiteren Episoden den Cupid und sehr eindrucksvoll den Julius Caesar. Mit Danielle Cormack (Ephiny) spielte er in dem Neuseeländischen Film "The Price of Milk (2000)". Einige haben in vielleicht auch in Peter Jacksons "Herr der Ringe" als Éomer erkannt.
- Die Filmmusik am Anfang beim "Kampf mit Fischen" ist die gleiche wie beim "Babywerfen" am Ende von X1.04 Die Prophezeiung.
- Der Wasserfall aus der Anfangsszene ist der Hanua Falls im Omana Regional Park in Neuseeland.