FANWORK > Fanfiction > Elaine Sutherland - Lao Ma's Kuß Teil 3

Disclaimer: Siehe Teil 1

Lao Ma's Kuß

Von Elaine Sutherland
Übersetzung von Xenina


Es gab so vieles, was ich Dir zeigen wollte. Du versuchtest es zu verbergen, aber ich konnte sehen, dass Du das Königreich von Lao mit Ehrfurcht betrachtetest. Dein Leben war so chaotisch gewesen, Du hast keine Muße gehabt und wahrscheinlich niemals darauf geachtet, wie ein Staat organisiert ist. Du hast Dein Leben lang gejagt, Vieh gehütet oder gestohlen und nicht einmal begriffen, dass Reis- und Getreidefelder nötig sind um ein Volk zu ernähren.
Die Seidenfarmen, auf denen die Puppen gepflegt und die Seidenfäden aufgewickelt werden, belustigten Dich sehr und Du tipptest mit den Fingerspitzen an die Kokons.
Von den Gießereien, in denen wir geschmolzenes Eisen in feuchte Sandmulden zu Töpfen und anderen Gegenständen gossen, warst Du mehr beeindruckt als nötig. Wir nennen es Gusseisen und Du sagtest, dass es den Griechen, die für fast alles Bronze verwendeten, unbekannt war.
Aber richtig fing Dein Gesicht erst zu leuchten an als Du die Klingen sahst, die in der Schmiede gehämmert wurden. Das Eisen war härter als jenes, welches ihr im Westen hattet und die Schneide blieb länger scharf als bei Euren Klingen. Ich weiß, dass die offensichtliche Gier in Deinem Gesicht nicht all unseren schönen Eisentöpfen und Schaufeln galt, sondern einer Sammlung von gutem chinesischem Stahl. Wäre ich nicht sicher gewesen, dass Du sie bald an einigen armen chinesischen Köpfen ausprobiert hättest, ich hätte Dir eine solche Klinge geschenkt.

An einem anderen Tag nahm ich Dich mit in den Norden. Auf halbem Wege unterbrachen wir unsere Reise so dass ich Dir unsere Gefängnisse zeigen konnte, die in Lao weniger schlimme Orte waren als anderswo. Im Namen des gütigen Laotse hatte ich angeordnet, dass sie trocken zu sein haben, hatte Hinrichtungen durch Folter abgeschafft und das Abtrennen von Händen und Füßen bei Diebstahl. Jedoch schienst Du von all dem weniger beeindruckt zu sein als erschrocken von dem hölzernen Joch, welches die Verbrecher getragen hatten und auf das ihre Vergehen geschrieben worden waren. Ich versicherte Dir, dass auch dieses in Lao abgeschafft worden war aber aus irgendeinem Grund konntest Du Deine Augen nicht davon abwenden.

Als die Tage warm und hell wurden, zeigte Lao Ma mir das Königreich von Lao.
Sie war stolz auf ihr Land und ihr Volk und hatte große Hoffnungen für sie. Auf den kürzeren Reisen, so wie denen zu den Getreidefeldern, lief ich mit den anderen Frauen neben Lao Ma's Sänfte her. Aber wegen meines verkrüppelten Gangs kamen wir weder weit noch schnell voran, auch konnte ich nicht bequem mit ihr sprechen und so waren wir auf den längeren Reisen beide beritten. Lao Ma's Rang als Frau des Regenten verlangte eine Eskorte von Kavalleristen, die mich normalerweise nicht beunruhigt hätten. Aber sie trugen Hellebarden und diese erinnerten mich unangenehm an die bewaffnete Eskorte zu meiner beinahe vollzogenen Hinrichtung in den nahe gelegenen Wäldern. Ein weiterer dieser kleinen Teufelskreise, von denen das Leben voll zu sein schien.

Lao Ma zeigte mir die Gewerbe ihres Königreiches. Im Osten lag die Seidenfarm mit ihren Maulbeerhainen und der Stadt der Seidenweber. Im Westen waren die Steinschnitzer und die Gießerei, wo ich eine neue Art Eisen sah, welches in Hochöfen erhitzt und zu Axtblättern und Schwertern geschmiedet wurde. Solche Klingen waren härter und dünner als ich es jemals gesehen hatte, noch nicht einmal in Griechenland und ich war entschlossen, eine in meinen Besitz zu bringen, koste es, was es wolle.

Aber am meisten beeindruckend war die scheinbar endlose Große Mauer im Norden. Selbst aus großer Entfernung konnten wir sie sich über die Bergspitzen winden sehen. Als wir näher kamen, wurden Bau und Wirkungsweise erkennbar. Backsteintürme oder Kommandoposten mit Sicht aufeinander waren mit Erdwällen verbunden, die so hoch waren, wie ein Bogenschuß reichte. Von und zu den Kommandoposten gingen Botschaften und Protokolle wurden geführt. Es gab gut bewachte Tore an denen Wächter Pässe kontrollierten und den Verkehr in beide Richtungen wegen Schmuggel überwachten.
Ich musste lachen als Lao Ma mir erzählte, dass die Mauer gebaut worden war um Leute wie Borias und mich draußen zu halten, denn schließlich hatten wir in einem Land viel weiter im Westen gelebt und die Mauer niemals gesehen.
Planmäßig oder im Notfall verständigten sich die Türme mit Rauchzeichen oder farbigen Flaggen. Die Wachttürme hatten mehrere Stockwerke: die obersten waren für die Beobachtung von feindlichen Bewegungen bestimmt und die tiefer gelegenen zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und Kriegsgerät. In einigen Teilen der Türme wurden Bögen für die Soldaten oder Ziegel zum Unterhalt der Mauer hergestellt oder Wachhunde gehalten.
Im tiefsten Winter leisteten Rekruten oder freigelassene Häftlinge Garnisonsdienst, aber bei wärmerem Wetter waren es meist Veteranen und Söldner, die mit Steuergeldern oder Zahlungen von jenen, die sich selbst vom Militärdienst freigekauft hatten, entlohnt wurden. Was für eine komplizierte Organisation! Aber ich vermute, das alles machte Sinn.

Wir kletterten auf die Mauer und blickten über das gewaltige Panorama von China. Der Himmel war klar, abgesehen von ein paar fernen Gewitterwolken, die wie ein blaugrauer, horizontal schwebender Akzent über der grünen Weite lagen.
Über die Landschaft flogen Reihen von Gänsen, als wäre ein chinesisches Gedicht an den Himmel gemalt worden.
Lao Ma, in ihrem roten Mantel und mit ihrer mit Pelz eingefassten Kappe, stand ein Stückchen vor mir. Sie wies auf die Königreiche Lao und Ming und die anderen Fürstentümer weiter weg und dann wendete sie sich mir zu, um mich anzusehen. Der Wind hatte ihre Wangen leicht gerötet und Haarsträhnen unter ihrer Kappe hervorgezerrt. Nach einem kurzen Moment fühlte ich, wie ihre Fingerspitzen mich berührten und sie sagte:

" Bleib' bei mir, Xena. Sei meine Kriegerprinzessin und regiere dieses Land mit mir zusammen."

Ich blickte über ihre Schulter auf das Land Chin und dann auf sie. Sie war China und China war Lao Ma. Lange Zeit schaute ich und schwankte. Und dann bat ich sie, hinter mich zu treten, so daß ich das Land ohne sie sehen konnte, ohne verlockt zu sein. Denn die Schönheit von beiden zusammen war zuviel für mich und ich fürchtete, mich selbst im Geheimnis beider zu verlieren und nie wieder nach Hause zu gehen.

* * *

Wir hätten Jahre in dieser Unentschlossenheit verbringen können, die eine im Kampf um die Seele der anderen. Du würdest Dich mir nicht ergeben, mich aber auch nicht verlassen obgleich das bis dahin einfach genug gewesen wäre, auf Tai Feng oder einem der anderen Pferde. Aber das Schicksal hängt manchmal an einem Faden - oder dem Wurf eines Würfels.

Es war ein regnerischer Tag und wir saßen auf der Terrasse, weil wir nicht in den Garten gehen konnten. Ich liebte den Regen, im Gegensatz zu Dir. Du sagtest, er erinnere Dich an zu viele eisige Tage in der Steppe, an aufgeweichten Filz und schlammbespritzte Stiefel. Mich aber machte es nachdenklich, dem Wasser zuzusehen, wie es in Bächen vom Dach floß um sich in Pfützen im Garten zu sammeln und an solchen Tagen schrieb ich oft in mein Großes Buch. Auch an diesem Tag saßest Du an meiner Seite und schautest mir zu, wie ich den Pinsel in die Tinte tauchte und Verse aufschrieb. Ich liebte es, sie Dir vorzutragen und Du sagtest, dass es Dich erfreut, sie zu hören obgleich ich wusste, dass es mehr der Klang war, der Dich bewegte als ihr Sinn. Für mich aber waren die Worte zu bedenken, denn sie hielten meine Welt zusammen.

Tatsächlich namenlos ist die Quelle der Schöpfung

Das Geheimnis wartet auf die Einsicht

Von Augen, ungetrübt durch Verlangen

Jene, die gefesselt sind von Verlangen

Sehen nur Umrisse und Täuschungen.

Gerne hätte ich die Zeit angehalten und für immer mit Dir so da gesessen. Verse schreibend während Du neben mir sitzt und dem Frühlingsregen zuschaust, mit "Augen, ungetrübt von Verlangen". Nie kamen wir einander in innerem Frieden näher. Aber die Dämonen in Dir würden nicht lange ruhen und bald kamen sie wieder zum Vorschein.

* * *

Ich sah sie ihre Weisheit niederschreiben und dachte: "Diese Frau trägt keine Gedichte vor einem Publikum vor, wie die Griechen es tun, aber auf ihre Weise ist sie eine Bardin. Es gibt ein gemeinsames Band, welches sie alle verbindet - diejenigen die denken und schreiben. Wenn jemand es wert ist, geschätzt und gepflegt zu werden dann diese Hüter der Sprache und Geschichte und unserer besten Gedanken.

Ich bewunderte Lao Ma und liebte es, sie anzusehen aber als der Nachmittag fortschritt, wurde mir langweilig.

"Laß' uns ein Würfelspiel spielen", schlug ich harmlos vor, "und eine Wette abschließen". Lao Ma lachte sanft. "Was hast du zu verlieren, Xena? Alles, was du hast, gehört bereits mir. Und was mich betrifft, so gibt es nichts in meinem Besitz, was ich dir nicht geben würde. Was gibt es da also zu wetten?"

"Es muß ja nicht um Dinge gehen. Wir können um eine Gefälligkeit wetten. Wenn du gewinnst, werde ich einen Tiger für dich jagen. Oder von deinen Feinden Pferde stehlen. Oder deine Feinde entführen und sie dir gefesselt bringen."

"Xena, das ist genau das, was dich als erstes in Schwierigkeiten gebracht hat, erinnerst du dich?"

Ich zuckte mit den Achseln und Du schlugst vor, dass wir einfach nur um eine Gefälligkeit wetten sollen. Der Verlierer müsse die Forderung des Gewinners erfüllen, ohne Rücksicht darauf, wie widerwärtig sie wäre. Ich stimmte den Bedingungen zu und warf die Würfel.

Und verlor.

Ich hatte vergessen, dass Lao Ma Dinge beeinflussen konnte. Was war ich nur für eine Närrin. Es muß für sie ein Kinderspiel gewesen sein, an jenem Tag.

So fragte ich unschuldig:" Welchen Dienst verlangst du also? Den Tiger? Oder die Pferde?"

Ihre Antwort jagte mir einen Schauer über den Rücken.

"Ich verlange, dass du für einen Nachmittag aufhörst, Ming Tzu zu hassen und ihn bedienst."

"Ich dachte da mehr an was persönliches, wie zum Beispiel, deine Füße zu waschen."

"Meine Füße müssen nicht gewaschen werden aber dein Ärger hat es nötig zu ruhen."

Nun ja, ich war diejenige gewesen, die als erste die Wette vorgeschlagen hatte und so stimmte ich zu.

Am nächsten Tag kam Ming Tzu und ich bediente ihn, obwohl ich ihn verachtete. Für eine kurze Zeit hielt ich jedoch inne und als ich von hinten auf ihn herabsah, sah ich lediglich einen Mann, der sein Königreich nach bestem Können und Wissen regierte und versuchte, seinem Kind das gleiche beizubringen. Ich sah die Flecken und die losen Fäden an seinem Seidenmantel, das graue Haar in seinem Zopf, seine ständigen Bemühungen um das Kind. Das brachte mich dazu, trotz all seiner Beleidigungen mit einem scharfen Messer in der Hand dicht bei ihm zu stehen ohne es in ihn zu stoßen.
Dieses Gefühl verging und so schnell wie es vorbei ging, erinnerte ich mich auf einmal wieder an einen sadistischen Mann, welcher mich nur aus Sport gejagt hatte. Und doch hatte ich für einen kurzen Moment meine Hand beherrscht und meinen Willen in Schach gehalten.
Lao Ma war stolz auf mich und so zufrieden mit ihrem ersten Sieg dass sie beschloß, mich zu belohnen.

Sie sagte: "Ich habe gesehen, wie du mit dir gekämpft hast, aber die Sanftheit und Ruhe haben gewonnen. Obwohl es nur war, weil du das Spiel verloren hast, dientest du Ming Tzu. Was hättest du von mir gefordert, wenn du gewonnen hättest? Dich zu bedienen? Ich will tun, was immer du auch verlangst. Ich bin nicht bange davor, zu dienen oder dir jedes Geschenk zu geben, welches du wünschst." Sie war natürlich nicht auf meine Antwort vorbereitet.

"Ich hätte verlangt, dass du bei mir liegst."

Ich erinnere mich daran, dass Lao Ma in einiger Entfernung von mir stand und sich fürchtete, näher zu kommen, ja selbst mich anzusehen. Sie starrte lediglich in Richtung untergehende Sonne und antwortete: "Das ist eine seltsame Forderung."

"Was ist daran seltsam?" fragte ich. Ich erinnere mich an die vollständige Unterhaltung. Noch jetzt kann ich das Zittern in ihrer Stimme hören.

"Daß du eine Frau begehrst. Du hast Borias angehört."

"Das war etwas anderes, völlig anderes."

"In welcher Weise?"

"Auf tausenderlei Art."

Sie wollte mich immer noch nicht ansehen.

"Ich lag noch niemals bei einer Frau. In meinem Herzen habe ich auch noch nie wirklich einem Mann angehört. Ich war Ming Tzu's Spielzeug. Das war nicht besonders erfreulich. Und dann wurde ich an Laotse verkauft. Das war..... unbedeutend. In keinem Fall war ich willig. Ist es das, was du möchtest?"

"Nein, ich möchte, dass du mich willst."

"Das kannst du nicht bekommen. Dich zu begehren würde das zerstören, woran ich so lange Zeit gearbeitet habe. Du verlangst zu viel, Xena." Nervös strich sie mit ihrer Hand vorne an ihrem Kleid herunter, als würde sie etwas davon abwischen. Es war eine Geste, die ich noch nie von ihr gesehen hatte.

"Dann ziehe ich meine Forderung zurück. Ich habe keine andere. Das Spiel ist vorbei."

Ärgerlich über ihre Zurückweisung ging ich aus dem Raum, wünschte gleichzeitig, sie zu lieben und zu verletzen. Ich war immer noch die Barbarin, selbst in Seide und Pantoffeln.

* * *

Ich ging zu meinem Schlafzimmer und versuchte, mich zu beruhigen. Mit Deiner Forderung hattest Du mir mehr angetan, als Du wissen konntest, obwohl du sie widerrufen hast. Ich würde sagen, dass Du mich bis ins Herz getroffen hast aber tatsächlich war es mein physisches Herz, welches Du mir plötzlich bewusst gemacht hast, denn es schmerzte in meiner Brust.
Du warst nur ein paar Räume entfernt und ich schwöre, dass ich hören konnte, wie Du Dein Haar kämmst und Dein seidenes Nachthemd raschelte. Ich verriegelte meine Tür um Dich auszusperren und zündete alle meine Kerzen an um Deinen Geist fernzuhalten. Im Schlafrock setzte ich mich auf den Boden um zu meditieren. Mit eiserner Entschlossenheit verbannte ich alle Gedanken an Dich aus meinem Bewusstsein, höhlte mein Herz aus und übergab mein Selbst an die Leere der Nacht. Nicht Wollen, nicht Wollen. Ich dachte, ich würde mich befreien, reinigen von aller Lust, so wie ich es in der Vergangenheit oft getan hatte wenn Ming Tzu mich umarmte, oder der schwache Laotse. Ich wartete auf Frieden und das reinigende Kiung.
Als ich jedoch meine Augen öffnete, sah ich die Kerzen ausgehen, eine nach der anderen, bis alle durch meine Qual erloschen waren. Schaudernd saß ich in der Dunkelheit und Tränen rannen über mein Gesicht.

Wie Du mich gebrochen hast.

Besiegt stand ich auf, entriegelte die Tür und schlich wie ein Mörder auf nackten Füßen durch mein eigenes Haus zurück zu Dir.

Da saßest Du in Deinem blauen Kleid und es schien, als habest Du die ganze Zeit nachgedacht; vielleicht hattest Du Deinen Willen den Flur hinunter geschickt, wie eine sich kräuselnde Fahne Opiumrauchs, um mich zu verführen. Irgendetwas hatte mich ergriffen, ich war hilflos seiner Macht ausgeliefert und stand da wie gefesselt. Ich sagte schwach: "Du hast deine Haarnadel in meinem Zimmer vergessen," und hielt sie Dir hin. Du nahmst die geschnitzte Haarnadel, studiertest einen Moment den Vogelkopf und legtest sie auf den Tisch. In diesem Moment hätte ich vor Furcht und Scham sterben können. Furcht vor dem, was mich ergriffen hatte uns Scham über den Teil von mir, der es zum Vorschein brachte. Denn es war nicht nur mein Körper, den Du entblößtest als Du unser beider Kleidung öffnetest und mich in Deine Arme nahmst.
Ich neigte mich zu Dir, jeder Teil von mir verlangte nach Dir, hatte das Bedürfnis, dass Du.... Ich wußte nicht, was. Aber Du würdest es wissen...... Und ich würde es Dich tun lassen. Du warst so feurig, ich fühlte Deine Hitze wo immer Du mich berührtest. Ich hatte einem Mann ein Kind geboren und einen anderen geheiratet aber kein Mann, nichts hatte mich jemals so berührt. Feuchtigkeit floß an mir herab als ob mein Geschlecht weinen würde, vor Freude, vor Trauer über meine Niederlage, ich weiß es nicht. Wir drehten uns im Kreis, in einem langsamen, schlafwandlerischen Tanz. "Zeig es mir, Xena", flüsterte ich und wartete, zitternd, dass Du mich überwältigst. Aber alles, was Du tatest, war, zurück zu flüstern:" Brauchst Du mich, Lao Ma?"

"Ja, Du weißt, dass ich das tue."

"Sag' mir, was Du brauchst."

"Ich brauche Dich...dass Du tust, was Du begehrst."

Und dann bist Du vor mir zurückgewichen, Du Dämon. "Nein, das ist nicht genug. Du musst mich mehr als brauchen."

Bestürzt ging ich auf Dich zu und Du bist wieder zurückgewichen.

"Was tust Du, Xena?" fragte ich und streckte meine Hand nach Dir aus.

"Ich lehre Dich, Lao Ma. Ich lehre Dich, zu brauchen." Und die Tür schließend gingst Du aus dem Raum. Ärgerlich über Deine Anmaßung trat ich die Tür auf und folgte Dir den Flur hinunter. Du ranntest nicht, denn Du bist natürlich nicht geflohen, Du wolltest mich bloß quälen. Aber ich war rasend vor Demütigung. Ich hatte mich Dir ausgeliefert, hatte meine gesamte Philosophie für Dich weggeworfen und Du wolltest meine Kapitulation nicht einmal annehmen.

"Halt, Xena. Tu' mir das nicht an". Ich glaubte Dich lachen zu hören.

Ich folgte Dir hinaus auf die Terrasse, die nur vom Mond beleuchtet war. Meine Schreibutensilien waren dort und ich stolperte in der Dunkelheit über das Tintenfaß, verschüttete die Tinte über den Fußboden. Sie befleckte das polierte Holz und vernichtete seine ursprüngliche Reinheit. Der Gedanke daran verstärkte meinen Zorn auf Dich. Du hattest meinen Frieden zerstört, mich zu einem gierigen Wolf gemacht und nun gingst Du einfach von mir fort.
Du warst bereits auf der anderen Seite der Terrasse, fingst das blaugraue Mondlicht mit Deinem flatternden Kleid auf. Genug, dachte ich.

"Das ist Lao Ma's Kuß!" sagte ich und warf Dich mit der ganzen Gewalt meines Geistes zu Boden. Ich wollte Dich nicht verletzen; ich wollte Dich nur aufhalten. Ach, vielleicht wollte ich Dich doch ein klein wenig verletzen. Du lagst still, wie ich dachte verdutzt darüber, dass ich so weit ging. Ich kam zu Dir und zwang mich auf Dich, nagelte Dich unter mir fest.

Mein eigener Vers kam um mich zu verfolgen: "wer kann der reißenden Flut widerstehen", dachte ich, als ich Deinen nachgiebigen Mund mit meinem bedeckte und Dich meine Zähne fühlen ließ. Ich hatte keine Vorstellung davon, was ich tun, wie ich meine Lust an Dir stillen sollte, denn bis zu diesem Moment hatte ich nicht einmal gewusst, was Lust ist. Und so biß und kratzte ich nur und drängte mich an Dich, zwang mit meinem Knie Deine Beine auseinander. Vom Zentrum meines Geschlechts fühlte ich Hitze sprühen und alles Übrige von mir verzehren. Oh Xena, meine einstmals erhebende Eingebung war zu einem heißen Pulsieren zwischen meinen Beinen - zwischen Deinen Beinen zusammen geschrumpft. Als Dichterin war ich vernichtet..... denn während ich einst im Geiste brannte, brannte ich jetzt in Dir.
Es war eine Art Vergewaltigung, aber nicht ich war der Vergewaltiger. Denn während ich Dir körperlich Gewalt antat, Dich unterwarf als ich meine Begierde stillte, warst Du es, die mir die Unschuld raubte. Und Du wusstest das, Xena. Denn am Ende, als ich mich selbst in Empfindungen explodieren fühlte von denen ich nie gewusst hatte, dass es sie gibt, vereinigtest Du Dich mit mir und wir paarten uns auf dem Fußboden, in bitterer Vollendung eine in der anderen Arme zusammenbrechend.

Treuloses Weib. Kinderdiebin. Seelendiebin.

Wir lagen eine Weile in zerknitterten Kleidern und mit Tinte befleckt auf dem harten hölzernen Fußboden bis die Leidenschaft sich legte und wir die Abscheulichkeit von dem begriffen, was geschehen war. Da wurdest Du sanft, Xena, und kehrtest zu mir zurück. Als Du erkanntest, wie ich vermute, dass Du totale Macht über mich hast, gabst Du das Kämpfen und die Konfrontation auf und hast mir Deine eigene Kapitulation angeboten. "Es tut mir leid", sagtest Du. "Komm' mit zurück in mein Zimmer, Lao Ma. Bitte. Ich möchte dir zeigen, wie sanft es sein kann." Natürlich ging ich mit; in Deinen Händen war ich wehrlos. Wir liebten uns wieder, auf die von Dir versprochene Weise und versuchten den Akt der Gewalt, den wir beide begangen hatten, umzukehren. Und in den letzten Stunden vor der Dämmerung fielen wir in einen erschöpften Schlaf.

Ich wachte vor Dir auf als das Tageslicht den Raum zu füllen begann. Ich sah Deine scharfen Gesichtszüge endlich beruhigt und kam zu dem Schluß, dass der kostbare Moment gekommen war. Ich weckte Dich und widerstand Deinen Bemühungen, wieder Liebe zu machen. Ich benötigte die Zufriedenheit die Du fühltest, denn durch sie warst Du dem Tao näher als je zuvor. Ich fürchtete, sie würde nicht lange andauern; solch ein Gleichgewicht war bei Dir so empfindlich wie das eines Akrobaten hoch oben der von einem anderen gehalten wird.
Ich brachte Dich in den Raum in dem ich oft meditierte und legte Dich auf die Matte. Wir beide rochen noch immer nach Liebe und Sex und es war schwer, Dich nicht zu liebend zu streicheln. Ich strich mit meinen Händen Deine Beine entlang; ich berührte sie nicht, erinnerte mich aber an sie, denn ich hatte sie vor kurzem mit meinen Lippen liebkost. Ich erinnerte mich an Seide und die warme Haut darunter und fühlte die blutgefüllten Muskeln und verkrüppelten Knochen. Jedes Mal, wenn ich mit meinen Hände über sie strich ließ ihr Gebrechen ein wenig nach, die Steifheit wurde geschmeidig, die Starrheit löste sich. Ich schuf Raum für Dich und ließ Dich die Gesundheit Deines Selbst finden während Du sanft und widerstandslos warst. Wieder und wieder berührte ich Dich mit meinem Geist, immer tiefer, ich ging bis ins äußerste Mark Deiner Knochen. Als ich Deine vollkommenen Beine spürte stand ich auf und rief Dich zu mir.

Ich hatte es immer gewusst. Seit dem Tag im Jurtenlager wusste ich dass ein Dämon hinter ihren Augen lauerte und in jener Nacht, im Mondschein auf der Terrasse, ergriff er Besitz von uns beiden. Sie warf mich nieder und besaß mich.

Nahm mich mit einer Raserei, wie ich sie niemals erwartet hätte. Kein Mann hatte mich jemals auf diese Weise genommen; ich hätte ihn getötet. Aber es erregte mich, ihre Begierde zu fühlen, zu spüren wie ihre asiatische Gelassenheit lechzendem tierischem Bedürfnis wich. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen sondern nur den Glanz auf ihrem schwarzen Haar und ich hörte ihr Atmen zwischen zusammen gebissenen Zähnen. Unter ihrem eisernen Griff schlug ich um mich aber sie war außergewöhnlich stark und wo sie mich kratzte quoll Blut hervor.

Aber schließlich war ich es gewesen, die ihre Dämonen herbeigerufen hatte und ich unterwarf mich ihnen.
Lao Ma's Raserei befreite mich von mir selbst, erleichterte die Bürde, die ich seit Cäsar getragen hatte. Zheng Ha hatte Recht. Die Unterwerfung unter Lao Ma schenkte mir den ersten inneren Frieden im Land Chin obwohl sie, wie ich wohl wusste, mit dem Verlust ihres eigenen dafür zahlte. Als wir wieder zur Besinnung kamen war ich voll Bedauern über das, was ich getan hatte. Und in der Stille meines Zimmers liebte ich sie erneut, auf die Art, wie griechische Frauen es manchmal tun. Für kurze Zeit, für eine kurze Morgenstunde fühlte ich mich befreit, wie zeitlos im Wasser treibend.

Lao Ma wusste das und verzichtete nicht nur auf Anschuldigungen sondern nutzte den Frieden des Augenblicks um meine gebrochenen Beine zu heilen.

Ich fühlte ihre Hände über mir fließen und es war wie die Rückkehr von Luft nach dem Ersticken. Luft, von der ich nie gemerkt hatte dass ich sie atme. Es war die Nichtigkeit von Normalität, die Ruhe nach dem Schmerz. Das war es, was sie mit dem Verlust der Täuschung, mit dem Finden des "Weges" gemeint hatte.

Ich konnte es kaum glauben und sprang auf die Beine um zu fühlen, ob sie wieder gerade sind.

Es war unglaublich. Ich war geheilt, war ganz, war wieder ich selbst. Mir war schwindelig vor Freude als Lao Ma mich in Seide einwickelte und in die Luft wirbelte. Wir drehten uns in der Luft umeinander und ich berührte sie kaum, steckte nur meine geschnitzte Haarnadel in ihr Haar und doch war das mehr als Liebe; es WAR unsere Liebe. Ich fühlte ihre schmerzliche Glückseligkeit zur gleichen Zeit wie meine. Ihr Gesicht leuchtete wie meins geleuchtet haben muß. So mochte sich die Sonne beim Aufgehen fühlen und der Mond, wenn er hinter nächtlichen Wolken hervorkommt. Es war unsere wahrste Vollendung, die Vollendung des Werkes, das mit Lao Ma's atemspendendem Kuß begonnen hatte.

weiter zu Teil 4